Ein Iranisches Uboot ? Eigenbau ?

Begonnen von Albatros, 05 Juni 2010, 19:48:18

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Albatros

Mag mir mal bitte einer erklären wozu dieser kleine Propeller in der Kortdüse da ist.....

http://www.abload.de/img/20095c65c15cimg6337946xmvc.jpg

:MG:

Manfred

olpe

#1
Hallo,
das sieht sehr stark nach einem ein- und ausfahrbaren Schleichfahrtpropeller aus, der möglicherweise auch noch schwenkbar ist. Durch die Kortdüse erhöht sich die Wirksamkeit des Schubes auch bei kleineren Drehzahlen ...
Solcherart Hilfspropeller unterschiedlicher Konstruktion sind durchaus nicht unüblich und kamen sogar bei Atom-U-Booten zur Anwendung.
Unten einige Bilder von einem U-Boot-Modell des russischen Konstruktionsbüros Malakhit, gezeigt während der IMDS 2005 in St. Petersburg.
(Bilder: OLPE 2005)
Grüsse
OLPE

olpe

#2
Ergänzend sei erwähnt, dass es sich bei dem Bild/Link von @Albatros um ein iranisches Klein-U-Boot (SZ midget submarine) der GHADIR-Klasse handelt. Nach meinem Kenntnisstand wurde das erste Boot dieses Typs in Nordkorea gebaut und 2005 in den Iran überführt, die restlichen fünf entstanden in der iranischen Marinewerft in Bandar Abbas.
TTD:
Deplacement üW: 175 t
Deplacement uW: 260 t
L/B/T: 24m/.../...
Bewaffnung: 2 TR 533mm
Geschwindigkeit üW: 12,5 kn (Diesel)
Geschwindigkeit uW: 6,5 kn (E-Maschine)
Reichweite: 1.500 sm

Siehe auch: http://uskowioniran.blogspot.com/search/label/ghadir-class

Grüsse
OLPE





Albatros

Hallo Olpe,

wenn Du sagst, durchaus nicht unüblich......

welche Aktiven oder nicht mehr im Dienst befindlichen Boote hatten/haben denn solche Propeller ?

:MG:

Manfred

olpe

#4
Zitat von: Albatros am 05 Juni 2010, 21:09:18
welche Aktiven oder nicht mehr im Dienst befindlichen Boote hatten/haben denn solche Propeller ?
Hallo @Albatros,
das ist eine interessante Frage. Bei Antriebsanlagen sind Angaben, Bilder und Daten bei U-Booten und Überwasserschiffen rar. Unten eine kleine Zusammenstellung aus der russischen Hemisphere. Hilfsantriebe können sowohl auf den orginären Antriebsstrang wirken, aber eben auch gesondert angeordnet sein ... als extra Antriebsgondel ausfahrbar  ... zum Zwecke des Senkens der Geräuschsignatur, zur dynamischen Positionierung etc. Auf unserem U-Boot U-461 des Projektes 651 (NATO: SSG der JULIETT-Klasse) in Peenemünde ist die Thematik des Hilfsantriebes (Schleichfahrtmaschine) dahingehend gelöst, dass jeweils in beiden Wellensträngen zuerst der Diesel kommt, dann die Haupt-E-Maschine und danach die E-Schleichfahrtmaschine ... dazwischen jeweils Kupplungen ... 
Bei modernen langsam laufenden E-Maschinen steht das Thema eines gesonderten Hilfsantriebes nicht mehr so deutlich im primären Focus ... die Konstrukteure von Malakhit (siehe oben) sehen das aber ggf. anders ...  :-)
Auf den Bildern zu sehen (Q: forums.airbase.ru, Sammlung OLPE):
- AKULA-Klasse: seitlich ausklappbarer Hilfspropeller
- ALFA-Klasse: Hilfspropeller in das achtere Tiefenruder integriert, aussen
- ALFA-Klasse: Schemata
- GRISHA-III-Klasse: Hilfspropeller hinter dem Ruder, m.E. einfahrbar
- KILO-Klasse: Hilfspropeller innerhalb des Druckkörpers
- MIKE-Klasse: am achteren Tiefenruder angebrachte Propellergondeln
- TYPHOON-Klasse: 2 Hilfspropeller an jeder Bordseite m.E. zur dynamischen Positionshaltung, schlecht zu erkennen ... ich denke, zu sehen ist der vordere Steuerbord-Hilfspropeller
- VICTOR-III-Klasse: Hilfspropeller in das achtere Tiefenruder integriert, innen
Grüsse
OLPE




olpe

... die restlichen beiden Bilder ...

Albatros

Interessant, danke Dir für diese Zusammenstellung..... top

:MG:

Manfred

Baunummer 509

Unschätzbar hier solche Experten an Bord zu haben, díe zu nahezu jedem Thema fachlich fundierte Erkenntnisse preisgeben können und das auch tun!  top

Vielen Dank Olpe!

Schorsch

#8
Hallo zusammen,

ich komme nicht umhin, in diesem Thread die Rolle des ungläubigen Thomas zu übernehmen. Bei allen mir vorliegenden Publikationen zum Thema geräuscharmer Antrieb von U-Booten werden Propeller beschrieben, die zur Erzielung einer möglichst lautlosen Fahrt eine ungerade, meistens im Bereich von 5 bis 7 liegende Blattanzahl des Propellers fordern. Weiter sollte die Drehzahl möglichst gering sein, was wiederum für eine entsprechende Antriebsleistung einen möglichst großen Durchmesser der Schraube erfordern würde. Ebenso weist die Mehrzahl der modernen U-Boot-Propeller eine auffällige Flügelrücklage auf, gut zu erkennen z.B. auf dem Foto, das Manfred in seinem Anfangsbeitrag als Ausgangspunkt seiner Frage verlinkt hat.
Alle diese Eigenschaften treffen aber für die von Olpe vorgestellten Beispiele nicht zu. Nach meiner Meinung handelt es sich in der Mehrzahl der vorgestellten Fälle um Hilfsantriebe, die beim Ausfall des Hauptantriebes eine Heimkehr zur Basis sicherstellen sollen. Eine weitere Verwendung liegt Anwendung als Hilfsruder (siehe dazu das Bsp. GRISHA-III-Klasse oder --/>/> hier)

Mit freundlichen Grüßen
Schorsch
'Judea, London. Do or Die.'

"Ubi dubium, ibi libertas." (Wo Zweifel ist, da ist Freiheit.)

Albatros

#9
Hallo Schorsch,

um ehrlich zu sein war/ist mir das mit den kleinen Schleichfahrtpropellern auch Neu gewesen, da aber kein Gegenargument kam, zunächst mal so hin genommen.

Bin halt auch kein Experte für U-Boot-Antriebe..... :O/Y

Ich möchte jetzt aber auch nicht behaupten das Olpe verkehrt liegt, bin gespannt ob sich da weitere mit Meinungen zu melden. 

:MG:

Manfred

olpe

Zitat von: Schorsch am 06 Juni 2010, 14:38:29
Bei allen mir vorliegenden Publikationen zum Thema geräuscharmer Antrieb von U-Booten werden Propeller beschrieben, die zur Erzielung einer möglichst lautlosen Fahrt eine ungerade, meistens im Bereich von 5 bis 7 liegende Blattanzahl des Propellers fordern. Weiter sollte die Drehzahl möglichst gering sein, was wiederum für eine entsprechende Antriebsleistung einen möglichst großen Durchmesser der Schraube erfordern würde. Ebenso weist die Mehrzahl der modernen U-Boot-Propeller eine auffällige Flügelrücklage auf, gut zu erkennen z.B. auf dem Foto, das Manfred in seinem An-fangsbeitrag als Ausgangspunkt seiner Frage verlinkt hat.
Hallo Schorsch,
thanks für die vertiefenden Gedanken. Bei der genannten Argumentation bezogen auf den Hauptantrieb mit hochentwickelten siebenflunkigen bzw. siebenflügligen überkavitierenden scew-back-Propellern bin ich dicht bei Dir und unterschreibe das oben geschriebene. Die Propeller sind ausgelegt für relativ leise Signaturen, kraftvollen Vortrieb bei höheren Drehzahlen und Kavitationsvermeidung direkt an den Flunken. Beispiel K-141 ,,KURSK" bzw. die russische OSCAR-II-Klasse (Bild).
Der Focus des threads und auch meiner Zeilen lagen im Wesentlichen mehr auf den Hilfsantrieben, deren Entwicklung an Hand russischer bzw. sowjetischer Beispiele und der Verschiedenartigkeit der konstruktiven Umsetzung.
Der Hilfsantrieb diente nach meinem Dafürhalten und Stand der Recherchen primär sowohl zum geräuschminimierten Fahren als auch der dynamischen Positionierung, aber auch zum besseren Manövrieren – je nachdem, was der Auftraggeber wünscht, zu welchen Zweck das Fahrzeug gebaut wurde bzw. was die Projektanten vorsahen ... Bitte dabei immer die Zeitschiene der historischen Entwicklung (der vergangenen 50 – 60 Jahre) betrachten. Zweifelsohne kann ein Schiff/U-Boot unter besonderen Umständen auch bei Ausfall des Hauptantriebes damit in die Basis zurückkehren.
Bei der GRISHA-III-Klasse diente der Hilfsantrieb als leiser, aber ausreichender Antrieb für den Einsatz der U-Bootjagd-Sensorik ... möglicherweise reichte die Fahrt auch zum Schleppen der VDS-Anlage (Antenne).
Im Bild: die Propeller der ,,KURSK" (Q: forums.airbase.ru).
Grüsse
OLPE

Basti552

Also ich würde mal sagen das ist der ersatz für das Ruder.
Auf dem Bild habe ich keines gesehen.

Gruß Sebastian
Wer auf See siegreich sein will, muss stets Angreiffen

olpe

Zitat von: Basti552 am 03 August 2010, 15:53:11
Also ich würde mal sagen das ist der ersatz für das Ruder.
Hallo,
nun, ein normales Ruder ist vorhanden ...
(Q: andocu.tistory.com; img14.abload.de; www.whq-forum.de)
Grüsse
OLPE

AND1

Hat Russland nicht mehrere U-Boote und Torpedos vor Jahren an den Iran geliefert.

olpe

#14
Zitat von: AND1 am 04 August 2010, 01:28:16
Hat Russland nicht mehrere U-Boote und Torpedos vor Jahren an den Iran geliefert.
Hallo,
ja, das ist so ... es handelt sich hierbei um drei Boote des Projektes 877EKM PALTUS (NATO: SS der KILO-I-Klasse):

- "TAREGH" [901]
- "NUH" [902]
- "YUNES" [903]

877EKM: E= Export, K= verbessertes Feuerleitsystem, M= zwei Torpedorohre sind für drahtgelenkte Torpedos ausgestattet

Diese Boote wurden zwischen 1992 und 1996 in der Iranischen Marine Dienst gestellt. Neben dem als normal zu bezeichenden Torpedomix für die Boote (thermodynamische und E-Torpedos, selbsteuernd und drahtgelenkt sowie Minen) hält sich hartnäckig die These, dass auch die schnelle superkavitierende Unterwasser-Torpedorakete "SHKVAL-E" zum Bestand gehört ...
In der Page: Iran: Naval anti-surface warfare capability ist zumindest ein Bild der Waffe beim Test in Überwasserlage zu sehen.

Grüsse
OLPE

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