LÜTZOW - PETROPAVLOVSK - TALLIN - DNEPR

Begonnen von Scheer, 26 Oktober 2003, 00:26:12

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Jacob und 8 Gäste betrachten dieses Thema.

Scheer

Im August 1933 wurde der deutsch - russische Nichtangrifspakt geschlossen, in dessen Folge die Handelbeziehingen intensiviert wurden. Als Gegenleistung für russische Warenlieferungen verlangten diese unter anderem Baupläne der BISMARCK-Klasse und auch die Lieferung von kompletten Kriegsschiffen.

So sollten SEYDLITZ und LÜTZOW an Russland verkauft werden. Die deutsche Führung war allerdings nur zum Verkauf eines der Kreuzer bereit und so wurde die LÜTZOW als das am wenigsten fortgeschrittene Schiff am 11.02. 1940 an Russland verkauft. Zu diesem Zeitpunkt war die Antriebsanlage noch nicht fertiggestellt und der Kreuzer somit noch fahrunklar. Nur zwei der vier schweren Türme waren eingebaut und nur einer dieser Türme hatte seine Bestückung mit 20,3cm Geschützem erhalten.

Am 15.04 1940 begann unter Schlepperhilfe die Überführung nach Leningrad. Hier sollte sie fertiggestellt werden.

Bei der Fertigstellung sollten 70 deutsche Werftarbeiter untr der Leitung des KAdm (Ing) Feige den Russen zur Seite stehen. Gleichzeitig wurde der Weiterbau durch deutsche Materiallieferungen unterstützt.

Unter dem Eindruck der Vorbereitungen des Russlandfeldzuges wurden diese Lieferungen ab Anfang 1941 gedrosselt und das deutsche Personal nach und nach abgezogen. Am 21.06 1941 verließ der letzte deutsche Berater Leningrad.

Zurück blieb ein unfertiger und nicht fahrbereiter Kreuzer, der mittlerweile den Namen PETROPAVLOVSK erhalten hatte.

Im Zuge der Vorbereitungen zur Verteidigung der Stadt Leningrad ließ die russische Führung den Kreuzer soweit fertigstellen, daß zumindest eine Feuerbereitschaft erreicht wurde. In diesem Zustand griff die Artillerie des Kreuzers im September 1941 in den Abwehrkampf gegen die heranrückenden deutschen Truppen ein. Am 17.September wurde die PETROPAVLOVSK selbst schwer getroffen und bekam aufgrund von Wassereinbruch starke Schlagseite. Bedingt durch den Ausfall der E-Werke und der Pumpen konnte der Wassereinbruch nicht mehr gestoppt werden und der Kreuzer setzte sich auf Grund.

Genau ein Jahr später konnte das Schiff nach provisorischer Abdichtung und unter der Zuhilfenahme bordfremder Pumpen gehoben und zu einem neuen Liegeplatz verholt werden.

Erneut konnte im Januar 1945 eine Feuerbereitschaft hergestellt werden und so griff der nun in TALLINN umbenannte Kreuzer in den Kampf gegen die deutschen Truppen ein. Nach der Zuückschlagung der Wehrmacht verblieb der nunmehr für den Kampfeinsatz wertlos gewordene Kreuzer in Leningrad und wurde als Wohnhulk eingesetzt.

In den späten 50er Jahren wurde das Schiff nochmals in umbenannt. Als DNEPR wurde es nach Kronstadt geschleppt und 1958 abgebrochen.



Quelle: www.deutschekriegsmarine.de

kalli

Eine kleine Ergänzung zum Verbleib der Petropavlovsk (Lützow) aus russischen Quellen hätte ich da noch.
Die Umbenennung in Tallin erfolgte am 01.09.1944.
Die Umbenennung in Dnepr erfolgte am 11.03.1953.
Von da an diente sie als „nicht selbstfahrendes“ Lehrschiff.
Ab Dezember 1956 diente dann die umgebaute Dnepr als schwimmende Kaserne mit der Bezeichnung PKS – 112. Aus dem Schiffsregister ist sie im April 1958 gestrichen worden.
Ein Foto habe ich auch noch. Ich hoffe, dass es auch das richtige Schiff ist-wird jedenfalls als Petropavlovsk bezeichnet.

Scheer


Warjag

Ein Paar Bilder von Lützow (Petropavlovsk, Tallin)
Schöne Grüße,
Dmitrij

Warjag

Schöne Grüße,
Dmitrij

DHEO

irgendwie sehen die Bilder nachretuschiert aus, liege ich da falsch???

grüße

Dirk

Timo

Ich meine auch. Das erste sieht schwer nach Grafik aus. Und das zweite ist mir auch nicht ganz geheuer. Der Bug geht ja noch, aber das Heck?!
Gruß Timo

- Kompliziert werden die Dinge von alleine! -

ufo

Stimmt – die Linien sehen nachgemalt aus. War wohl etwas verwaschen im Heckbereich. Die Reling wirkt jetzt mehr wie ein Weidezaun! Hatten die Lebendproviant an Bord damals?

Mattias Edel hat auf seiner Seite noch ein anders Photo von der Dnepr aus etwas anderem Winkel – entnommen aus Marine Arsenal Band 22.
http://www.geocities.com/Pentagon/Quarters/5768/b_start_d.html
Unter Lützow Bild No. 2 anklicken.
Da hat sie dann auch nicht diese tiefschwarze Massivreling.

Sind die Dampfer nicht eine Augenwaide?!
Diese Linen! Wie von einer Yacht! Die mögen ja als Washington Kreuzer fragwürdig gewesen sein aber diese Rumpfform ist schon schön! (Doch was anderes als so eine County Class mit der Eleganz eines seegehenden Biedermeyer Schreibtisches!)

Ufo

kalli

Ich würde nicht von einer Nachretusche sondern von Retusche sprechen. Wie man besonders am oberen Bild sieht, entstammt es einem Buch ( die Schrift der Rückseite scheint deutlich durch ).
Es handelt sich hierbei um ein im Buchdruck ( oder auch Hochdruck )- Verfahren hergestelltes Buch.
Bei Abbildungen ist es in diesem Druckverfahren erforderlich Klischees herzustellen, die in die Druckform eingepasst werden.
Für die Herstellung eines Klischees benötigt man Vorlagen mit deutlichen Konturen. Besonders bei flauen Fotos wurden deshalb die Bilder nachgearbeitet, also retuschiert. Inwieweit dies dem Betrachter erkennbar ist, lag am Geschick des jeweiligen Retuscheurs. Natürlich kann in diesem ( normalen ) Herstellungsprozess auch manipuliert werden. Der Buchdruck ist inzwischen fast ausgestorben. :(

Spee

@ufo,

klingt ja noch reichlich löblich, wenn du schreibst "Biedermeyer". Das wäre ja heute ein reeler Wert. Ich würde die "County's" eher unter "Gelsenkirchener Barock" klassifizieren.
Servus

Thomas

Suicide Is Not a War-Winning Strategy

Warjag

Hallo, zusammen!

Ich würde auch sagen, dass das Bild nachretuschiert wurde. Im Buch, aus dem ich es gescannt habe, kann man nachretuschierte Fotos ziemlich oft sehen :( Keine Ahnung, warum. Die schlechte Qualität der originellen Fotos? Und dazu ein kleines Quiz :wink: Auch aus diesem Buch. Ein Foto vom Kreuzer, der auch "Petropavlovsk" hieß. Was ist hier ganz falsch?
Schöne Grüße,
Dmitrij

kalli

Der Kreuzer erhielt seinen Namen um 1938 nach Kaganowitsch, unterStalin Generalsekretär der KPdSU, da hätte am Heck ein anderes Fähnchen geweht :D

Wilfried

Tschuldigung,

aber kann einmal einer der Herren Moderatoren aus der LÜTOW
eine "Lützow" machen ... oder hieß das Schiff tatsächlich so? :)

Mit einem lieben Gruß
der Wilfried
... Tradition pflegen, bedeutet nicht, Asche aufzubewahren sondern Glut am Glühen zu halten ...
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Warjag

@Kalli
Du hast gewußt! :D
Genau. Andreas-Kreuz-Fahne hatten russische Schiffe nur bis 1917 und seit 1992.
Aber im ganzen sind die Fotos in diesem Buch (S.S.Beregnoj "Kreuzer und Zerstörer") ganz interessant. Viele unbekannte (für mich) Fotos, besonders von umbauten Schiffen.
Schöne Grüße,
Dmitrij

kalli

@Wilfried,
Danke für den Nasenstüber :D  :oops:
Ist erledigt. :D

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