Bäderdampfer auf der Ostsee

Begonnen von Zerstörerfahrer, 26 August 2006, 19:54:03

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Zerstörerfahrer

Ich möchte hiermit allen Seefahrtsinteressierten, die sich nicht nur für die Seekriegsgeschichte interessieren, das Buch " Bäderdampfer auf der Ostsee ", Die Reederei Braeunlich und ihre Flotte von Hans F.Braeunlich ans Herz legen.
Für mich als Rüganer hat das Buch natürlich einen höheren Stellenwert, spielten sich die Reedereigeschichte und die Fahrten ihrer Schiffe quasi vor meiner Haustür ab.
Das Buch führt uns durch die Reedereigeschichte, angefangen mit der Gründung 1852 bis zur Löschung aus dem Handelsregister 1995. Abgesehen davon gewährt es Einblicke in politische Situationen und Begebenheiten in schlechten Zeiten, wie z. B. Inflation, Weltwirtschaftskrise, Machtübernahme usw, die mir so doch relativ unbekannt waren, da man sich ja doch zu sehr mit der Kriegsgeschichte beschäftigt hat. Besonders hervorzuheben sind die kleinen Annekdoten von Kapitänen, Hunden und Anlegemanövern, die den Leser zu einem Schmunzeln veranlassen. Ebenso erfährt man viele Details über die Erschaffung der Infrastruktur auf den Inseln Rügen, Usedom und Wollin, sofern sie mit der Reedereigeschichte zu tun haben.
Manchmal sind Bewertungen etwas Reedereigefärbt, aber die vielen historischen Bilder entschädigen einen wieder dafür.
Die Einsätze der Reedereieigenen Schiffe in den Weltkriegen kommt für meinen Geschmack etwas zu kurz, aber trotsdem ist es schon interessant zu lesen, wie aus Fahrgastschiffen, die nur in der Saison in Fahrt waren, Lazarettschiffe, Hilfsminenstreudampfer und U-Bootbegleitschiffe wurden. Über die  " Rugard " hatten wir ja schon mal eine Thread.
Zu erwähnen ist noch, das Wolfgang Müller 2 Karten zum Buch beigesteuert hat.

Aus dem Klappentext :
Das " Weisse Siebengestirn " der Bäderdampfer Rugard, Odin, Hertha, Frigga, Berlin, Stettin und Swinemünde bestimmte bis 1939 das Bild der Grossen Seebrücken von Usedom und Rügen und den Anlaufhäfen der Sassnitz-Linie. In der Erinnerung der Menschen in Vorpommern und in Berlin sowie binnenländische Stammgäste der Ostseebäder leben sie fort.
Das Unternehmen J.F.Braeunlich besass insgesamt 31 Dampfer und ein Motorschiff. Es bereederte auch Albert Ballins Cuxhaven und das Fahrgastmotorschiff Preussen vom " Seedienst Ostpreussen ". Braeunlich war dt. Betreiber der Postdampferlinie Sassnitz-Trelleborg ( 1897 - 1909 ), brachte seine reichen Erfahrungen in die daraus entstandene " Königslinie " der zwischen Deutschland und Schweden verkehrenden Eisenbahntrajekte ein und erschloss Bornholm für die Bädertouristik.
Die Braeunlich-Schiffe mit gelbem Schornstein und schwarzer Kappe waren in Kopenhagen, Kiel und Lübeck-Travemünde ein ebenso vertrauter Anblick wie in Simrishamn, Malmö und sogar Oslo.


Wilfried

Moin René,

danke für Deine Buchvorstellung; ich bin vor Jahren durch Zufall auf dieses Buch und die Reederei gestoßen. Ein Freund von mir bat mich um den Schriftzug "Seedienst Ostpreußen", den er für sein Modell der "Tannenberg" auf den Rumpfseitenwänden adaptieren wollte.
Das Buch liest sich unterhaltsam, fern von irgendwelchen Verklärungen bis zum Schluß. Auch der Neuanfang dieser Reederei ist sehr interessant. Viele der Einheiten tauchen im Laufe des Krieges, sei es als Hilfsminenleger oder später auch noch bei der Evakuierung der Bevölkerung aus dem eingeschlossenen Teil Ostdeutschlands auf.

Ich mag dieses Buch jedem empfehlen, der sich für eine "kleine" deutsche Reederei zwischen den Kriegen interessiert. Hin und wieder ist dieses Druckwerk antiquarisch für kleines Geld zu bekommen.

Mit einem lieben Gruß
der Wilfried
... Tradition pflegen, bedeutet nicht, Asche aufzubewahren sondern Glut am Glühen zu halten ...
http://www.passat-verlag.de
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Zerstörerfahrer

Moin Wilfried,

auch ich stiess durch Zufall auf dieses Buch. In einer von Wolfgang Müller's Broschüren war es im Literaturverzeichnis angegeben. Und als ich dann noch im Lohmann/Hildebrand las, dass die Stettin im Krieg für die Schiffsartillerieschule Sassnitz fuhr, musste ich das Buch einfach haben, um mehr von diesen " Hilfsschiffen " zu erfahren. Ich habs jedenfalls nicht bereut. Es wäre jedenfalls mal eine Abwechslung zwischen den tägl. Kriegsgeschichtsstudien. :-D

kalli

ich kenne das Werk nicht. Aber eine Bemerkung von Zerstörerfahrer aufgreifend ist es bei mir auch so, dass ich Bücher nach dem Literaturverzeichnis interessanter Bücher kaufe.  Sorry war off topic :O/Y

rosenow

Zitat von: kalli am 26 August 2006, 23:06:21
Sorry war off topic :O/Y
Jo dann darf ich auch mal.  :MZ:
Klingt sehr gut, deine Buchvorstellung Zerstörerfahrer aus Rügen, kommt auf meine Weihnachtsbestellungsliste.
mit freundlichen Gruß
Michael


,,Macht`s gut und denkt daran!
Es gibt drei Sorten von Menschen:
Die Lebenden.
Die Toten.
Und die, die zur See fahren."
Hein Schonder

Zerstörerfahrer

Eins hab ich noch vergessen :

Ein Kapitel des Buches handelt über die Situation nach dem 1. WK., als viele Schiffe in den Häfen herumlagen und darauf warteten vom " Shipping Controller " als Reparationsleistung abgeliefert zu werden. Da durch die ganzen Ablieferungen aber in alliierten Häfen langsam ein Überangebot an Tonnage bestand, kam es zu einem wirklichen Kuriosum.
Zitat Schmelzkopf : So kam es in den Jahren 1921 und 1922 zu einem sehr merkwürdigen Schiffshandel : Während die Deutschen die 1919 abgelieferten und nun aufliegenden Schiffe vom " Shipping Controller London " zurückkaufen konnten, mussten sie die 1919 und 1920 gebauten sowie die aus Chile und Argentinien ( aus der dortigen Kriegsinternierung ) zurückgebrachten Schiffe an den " Shipping Controller " abliefern. Die nach dem Juli 1920 fertiggestellten ganz modernen Schiffe hingegen durften die Deutschen behalten.
Zitat Braeunlich : Es war offensichtlich, dass die Augen grösser gewesen sind als der Magen. Man hatte sich an der allzu grossen Tonnage von Reparationsschiffen den Magen verdorben.

Eine Situation, die mir in diesem Ausmass doch nur wenig bekannt war.


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