Baubericht meiner HMS Victory von Heller in 1:100

Begonnen von Mario, 08 Oktober 2006, 15:40:34

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Mario

Hallo Leute, hier meine Version des wohl berühmtesten Segelkriegsschiffes der Welt. Wer kennt sie nicht, auf ihr siegte und starb der berühmte Admiral Nelson beim Kap Trafalgar im Jahre 1805.
Erbaut wurde dieser Dreidecker um das Jahr 1765 und dürfte damit wohl das älteste aktive Kriegsschiff der Welt sein, da sie bis heute nicht außer Dienst gestellt wurde.

Als das Paket geliefert wurde, staunte ich erstmal nicht schlecht. Ein Riesenteil und auf dem Kartondeckel ein Bild, daß man sich fast ins Wohnzimmer hängen kann. Wunderschön !!!
Die Qualität der Bauteile ist hervorragend. An den beiden großen Bordwandhälften brauchte ich nur einige kleine Stellen entgraten. Die Holzmaserung ist sehr detailliert dargestellt. Auch die Stückpforten sind im Gegensatz zu anderen Bausätzen akurat ausgeschnitten und bedurften keiner Nacharbeit meinerseits.


Zunächst machte ich mich daran, die Bordwände zu pinseln. Für die Unterseiten wählte ich einen braunen Holzton, obwohl das Orginal ja mit Kupferplatten beschlagen ist. (womit wurden damals eigentlich diese Platten angestrichen ???) Optisch sieht es schöner als, als dieses Weiß, welches oftmals von Modellbauern verwendet wird.
Für die Bordwand habe ich Revell No.9 Anthrazit ausgewählt. Ich hatte wenig Lust, vier Wochen zu warten, bis das Schwarz endlich trocken ist. Für die hellen Streifen habe ich bisher noch keine passende Farbe finden können. Das empfohlene Lufthansagelb sieht in Verbindung mit dem Schwarz wahrlich unschön aus. Das Orginal in Portsmouth weißt ja einen leichten Rotstich auf, aber ich bezweifel, daß dies die ursprüngliche Farbe ist. Sicherlich gab es diese Farbe irgendwo recht billig zu kaufen.

Eine langwierige und nervige Arbeit ist der Zusammenbau der Geschütze. Jedes, der 102 Stücke besteht aus zwei Kanonenrohrhälften, zwei Seitenteilen der Lafette, zwei Achsen mit den Rädern und einem Mittelteil, insgesamt also sieben Teile.
Zunächst habe ich die Kanonenrohre zusammengeklebt und gepinselt, anschließend die Seitenteile der Lafetten gepinselt. Nach dem Zusammenbau der Lafetten mußte ich noch einmal nachpinseln, bevor ich die Kanonenrohre montieren konnte.
Für die 60 indentischen Geschütze der beiden untersten Batteriedecks wurden 420 Teile verbaut. Ich war doch etwas enttäuscht, als ich feststellen mußte, das von dieser langwierigen Arbeit kaum was zu sehen ist, nachdem ich die Lafetten in den Rumpf eingeklebt hatte. Da sie unter Deck stehen, sieht man von außen nur die Enden der Geschützrohre.

Nach dem Verkleben der beiden Rumpfhälten konnte ich die Stützstreben für das unterste Deck einkleben und anschließend das erste Deck einbauen. Da die drei unteren Decks aus jeweils zwei Hälften bestehen, geschieht das relativ problemlos.
Das dritte Deck, auf welchem die kleineren Kaliber aufgestellt sind, ist ja bereits z.T. von oben sichtbar. Deshalb erfolgte hier eine andere Farbgebung. Ich habe mich hier für das Ocker entschieden. Da die sichtbaren Decks von Heller aus einem braunen Plastik gefertigt wurden, pinselte ich mit dünner Farbe. Dadurch schimmert der braune Ton etwas durch, dadurch entsteht der Eindruck eines abgenutzten Decks.
Zunächst stand ich vor dem Problem, wo ich die kurzen Kanonen aufstellen sollte. (pro Seite waren es 11 lange und 4 kurze 12 Pfünder) Nach der Montage der Kajütwände ergab sich jedoch, das dort exakt 4 Stückpforte lagen und die Frage war gelöst.
Die hellen Streifen der Bordwand habe ich nun ebenfalls mit Ocker gepinselt.

Gleichzeitig mit dem obersten Deck, sollte auch das vordere Abschlussteil verklebt werden, weil es ansonsten zu Passproblemen kommen könnte. Die beiden runden Ausbuchtungen an diesem Teil passen nicht zur Bordwand, aber ich hoffe, daß dies später durch das Anbringen der Verstrebungen zum Bugspriet überdeckt wird.
In diesem Zusammenhang würde es mich einmal interessieren, welche Funktion diese runden Räume im Bereich des Vorschiffes hatten. Sollte es sich etwa um die Toiletten der einfachen Besatzung gehandelt haben ???

Als nächstes erfolgt dann der Zusammenbau des Hecks und die Montage des Bugspriets und der unteren Masten.
Letztere werden aus je zwei Hälften montiert und anschließend gestrichen. Zunächst erfolgt aber nur die Montage der unteren Mastteile, da vor dem Weiterbau der Masten die Wanten angefertigt werden müssen. Und gerade die Wanten haben es in sich.  :|
Der Rumpf sieht nun schon recht gut aus, der größte Teil des Galions und das Heck sind nun fertig.
Große Probleme bereiten mir die Bemalung der Verzierungshölzer am Heck und an den Galerien. Die Hand, die den Pinsel führt, zittern selbst nach ein/zwei Schnaps (alter Lackierertrick  :-D ) noch zu stark, als das ich mit dem Ergebniss zufrieden gewesen wäre. (Wenn ich noch mehr Versuche riskiere, werd' ich zum Alkoholiker  :-( )


t-geronimo

So, jetzt hat dieser bestimmt sehr interessante Baubericht auch eine eigene Abteilung.

Wie bei den anderen Bauberichten auch Meinungen, Anregungen usw. bitte in das Feedbackthema hineinschreiben:

http://forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,2865.0.html
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

Mario

Danke, t.g.
Schön, wenn sich ein Admin um mich kümmert.  :wink:

In ein paar Wochen gibt es hier weitere Bilder, wenn ich mir nicht vorher die Hände beim Knoten gebrochen habe.

Mario

ZitatIn ein paar Wochen gibt es hier weitere Bilder, wenn ich mir nicht vorher die Hände beim Knoten gebrochen habe.
Aus Wochen sind nun mehrere Monate geworden, aber es ist ja auch ein großes Projekt.
Nachdem der Rumpf zu größten Teil fertig ist, folgt die Anbringung der Takelage, eine gewaltige Aufgabe, wenn man bedenkt, das laut Bauanleitung bis zu 250m Garn verbaut werden soll. Die Zahl der Knoten sollte wohl in die Tausende gehen.



osf

Modellbau ist ja nicht meine Welt, aber als ich kürzlich mal wieder auf Usedom war, konnte ich folgende Schnappschüsse machen:

Gruß
osf
Sprengt die Erde nicht in die Luft; gute Planeten sind schwer zu finden !

Mario

Nach einigen ergiebigen Bastelwochenenden gibt es heute wieder etwas vom Baufortschritt zu berichten.

Ansicht von vorn mit Sprietstag, den ersten Wanten und dem Vorstag.



Während das Anbringen der Wanten eine mühselige und teilweise recht langweilige Arbeit ist, hat mir das Knüpfen der Stage viel mehr Spass gemacht. Das liegt vor allem daran, daß man schon nach wenigen Minuten ein Ergebniss der Arbeit sehen kann und die Victory nun langsam wie ein Segelschiff aussieht.   :-)  :-)  :-)






Torpedo

Hallo Mario,

ein tolles Modell! Sieht wirklich klasse aus und hat mit der miesen Revell-Viktory, die ich damals vor zwanzig Jahren gebaut habe wenig gemein. Du hast weiter oben nach den Kupferplatten gefragt. Die wurden tatsächlich NICHT gestrichen, sondern sollten ja Bewuchs abhalten (so wie der Kupferhaltige Lack heute noch).

Wie nun machen? Dabei hat mich ein Modellbaukollege kürzlich wieder sprachlos gemacht:

http://www.u-boot-net.de/phpBB/viewtopic.php?t=1836&postdays=0&postorder=asc&start=20

Er hat Plastikteile mit Ferro-Graph-Lack versehen und dann GALVANISIERT!!! Mit Hausmitteln! Wenn ich jetzt mal kühn bin, würde ich an Deiner Stelle (nach ausgiebigen Tests und Korrespondenz mit Dirk [Egbert]) das Unterwasserschiff damit bepinseln, eine Wanne bauen und den Kahn mit einer Kupferschickt versehen!

War nur 'n Vorschlag, aber man ist ja ambitioniert als Modellbauer....

P.S. Frag mal Egberth, ist ein netter Kerl und hilft Dir bestimmt weiter!
Uli "Torpedo"   [WoW Nic: Torpedo_uas]

"Man muss seine Geschichte kennen, um nicht die gleichen Fehler zu wiederholen"

Restaurierungsbericht des SEELÖWE, 20er Jollenkreuzer Baujahr 1943
http://facebook.com/r167seeloewe

Mario

nach tagelanger Arbeit ist die erste Rah, die Großrah am Modell angebracht. Aber schaut selbst ...



Bei dieser Gelegenheit versuche ich mal, die Kompliziertheit der Bedienung einer einzelnen Rah zu erläutern.
Die Großrah hängt an dem Rack, einem starkem Tau, daß über das Eselshaupt geschlungen wird. Mit zwei Taljereeps (Flaschenzug) kann die Rah an Deck abgefiert werden. Um die Rah ständig waagerecht halten zu können, werden Toppnanten verwendet, die am Eselshaupt angeschlagen sind und von dort über einen Block am Rahende wieder zum Mast zurückführen und dann zum Deck gehen, wo sie an einer Nagelbank belegt werden. Um die Rah in den Wind zu drehen werden Brassen benötigt. Die Großbrassen führen nach hinten bis zum Ende des Achterdecks, wo sie durch die Bordwand führen und auf dem Deck belegt werden.
Ein großes Problem beim Modellbauen ist das geringe Gewicht der Bauteile. Dadurch werden diese Taue nicht wie in der Realität straff gespannt. Die Rettung waren in diesem Fall die Schoten und die Halsen. Diese Taue halten beim Segeln die unteren Enden der Untersegel fest. Wird das Segel nicht benötigt und unter Deck verbracht, werden diese Taue mit hoch an die Rah gezogen und bleiben dort in Ruhestellung. Mit Hilfe dieser Taue konnte ich die Großrah nach unten auf Spannung ziehen.


Mario

Nachdem ich wieder einige Tage mit Knoten und Spleißen zugebracht habe und mühsam Fockrah, Blinderah, Gaffelrah und Gaffelbaum aufgeriggt habe, möchte ich Euch ein paar neue Bilder vorführen.



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