Abwracken von Schiffen in Alang, Indien

Begonnen von t-geronimo, 26 November 2005, 16:53:26

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t-geronimo

Anhand der Historie des britischen Leichten Trägers HMS Vengeance, der unter dem Namen Minas Gerais in der argentinischen Marine noch bis Oktober 2001 Dienst tat, bin ich auf eine Abwrackwerft in Indien gestoßen.



Sieht schon interessant aus, wie dort Schiffe verschrottet werden. Sie werden einfach auf den Strand geschleppt und dann dort von den Arbeitern abgebrochen.

Alang liegt 150 Kilometer nördlich von Bombay und ist der größte Schiffsfriedhof der Welt. An der Küste des Indischen Ozeans liegen auf über zehn Kilometer Länge dicht nebeneinander bis zu 180 Ozeanriesen am Strand. Die Schiffsnamen sind teilweise noch gut lesbar und kommen aus aller Welt.

Wie die Menschen dort arbeiten müssen und was an Giften dort alles in die Umwelt und ins Meer gelangen, kann sich wohl jeder vorstellen.



Ein Motto dort lautet wohl: Ein Tag - ein Schiff - ein Toter!



Hier ein paar Links mit Infos und Bildern:



http://www.hms-vengeance.co.uk/farewell.htm

http://de.wikipedia.org/wiki/Alang

http://www.greenpeace.de/themen/chemie/schiffsabwrackung/artikel/gefahren_bei_der_schiffsabwrackung/









Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

Mario

Ich hab das schonmal im TV gesehen. Die Arbeiter dort arbeiten teilweise barfuß und Schutzbrillen bzw. sonstige Arbeitsschutzmaterialien sind ein absolutes Fremdwort. Ein Toter pro Tag dürfte dort nicht die Ausnahme, sondern die traurige Realität zu sein.

Chrischnix

Alte Schiffe nach Indien
Alte Autos nach Afrika
Alte Bohrinseln und strahlender Müll wird versenkt

Aus den Augen aus dem Sinn!
So einfach ist das für die sogenannten Industrieländer!
Gruß:
Chrischnix

Spee

@Chrischnix,

ähhh, da gehören wir auch dazu!! Ich wäre mit solcher Kritik etwas vorsichtiger. Außerdem, hat sich jemand mal überlegt, was die Arbeiter dort dazu sagen? In dieser Gegend ist Abwracker der einzige Job, der zu bekommen ist. Ansonsten gibt es da nichts. Wovon ernähren sich die Menschen dort, wenn sie keinen Job haben? Es mag vielen zwar nicht in ihren Öko-Fudamentalismus passen, aber das schafft auch kein Brot.
Ist nicht persönlich gemeint, aber hat sich einer der Empörten schon mal Gedanken über die andere Seite gemacht? Schon mal überlegt, daß solche netten "Ich hab' ja gespendet"-Aktionen wie "Live8" völlig kontraproduktiv sind? Denkt mal darüber nach.
Servus

Thomas

Suicide Is Not a War-Winning Strategy

t-geronimo

Uupf, das wäre aber einen seitenlangen extra-Thread wert.

Es kommt nämlich ganz darauf an, was man mit solchen Spenden macht.
Nach dem Motto: Wasser kaufen für die Leute ist Unsinn, aber einen Brunnen schlagen mit dem gleichen Geld macht schon Sinn.

Desweiteren hätte man in der Gegend, wie woanders auch, z.B. den Tourismus ausbauen können (der sicherlich auch Schattenseiten hat) - da hätten auch viele von Leben können. Aber das ist dort nun ein für alle mal vorbei.
Und vor 1988 haben die Menschen auch von anderen Sachen gelebt.


Aber wie gesagt, das würde das Marine-Thema bei weitem sprengen, das sollten wir wenn dann ins off-topic verlegen.

Ich wollte eigentlich nur mal zeigen, was so mit Schiffen alles passieren kann.
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

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Spee

@T-G,

ich wollte damit auch nur sagen, daß es für uns, vollgefressen unterm Weihnachtsbaum, recht einfach ist den Zeigefinger zu heben und zu richten.
Naja, Tourismus? Gibt's da auch schon reichlich.
Gut, die Bilder sind interessant und dafür "Danke"  :)  .
Servus

Thomas

Suicide Is Not a War-Winning Strategy

t-geronimo

Richten wollte ich ja auch niemals...
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

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Spee

Servus

Thomas

Suicide Is Not a War-Winning Strategy

Chrischnix

Zitatähhh, da gehören wir auch dazu!! Ich wäre mit solcher Kritik etwas vorsichtiger.
@Spee
Dessen bin ich mir bewußt!!! Das ist ja gerade das traurige.
Die Frage ist doch was der Arbeiter dort bekommt für die Schinderei.
Ausnutzen ist das und sonst nix!
Aber ist schon interessant was die Leute da so alles auf den Strand ziehen!
Gruß:
Chrischnix

t-geronimo

Nebenbei dürfte HMS Vengeance das Schiff sein, das den 2. WK mitgemacht hat (wenn auch nur sehr kurz) und danach noch am längsten in Dienst war. Die Ausstellung als Museumsschiff in GB hat leider nicht geklappt.

Oder kann das noch jemand toppen?
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

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kalli

Noch etwas zum Thema :

Ein Geisterschiff wird in Frankreich zur Staatsaffäre

Paris - Die letzte Fahrt geht nach Indien. Doch erst nach Pressionen der Pariser Staatsführung hat Ägypten dem französischen Flugzeugträger ,,Clemenceau" am Wochenende die Durchfahrt durch den Suez-Kanal erlaubt. Der Streit um dessen geplante Verschrottung auf dem Subkontinent droht nun zur Staatsaffäre zu werden. Seit Freitag drehte der Flugzeugträger ,,Clemenceau" – besser gesagt, was seit seiner Ausmusterung 1997 davon übrig geblieben ist – vor dem Suez-Kanal im Schlepptau seine Runden.

Der einstige Stolz der französische Kriegsmarine ist ein Geisterschiff geworden. Weil der abgetakelte Flugzeugträger noch tonnenweise Asbest enthält, ist über die Entsorgung in der westindischen Werft von Alang im Staat Gujarat Streit entbrannt. Zwei Greenpeace-Aktivisten hatten das Schiff sogar auf seiner Fahrt durchs Mittelmeer für eine kurze Protestaktion geentert. Zusammen mit anderen Umweltorganisationen wirft Greenpeace dem französischen Staat vor, er wolle sein Entsorgungsproblem in unverantwortlicher Weise loswerden und setze dabei die Gesundheit der Arbeiter der indischen Firma Shree Ram Scrap Vessel in fahrlässiger Weise aufs Spiel. Überhaupt sei die letzte Fahrt des ,,Clemenceau" wegen der von Frankreich ratifizierten Basler Konvention über den Giftmüllexport illegal.

Dieser Einwand gab den ägyptischen Behörden zu denken. Sie untersagten einstweilig die Fahrt durch den Suez-Kanal in Richtung Indien und verlangten von der französischen Regierung, sie müsse mit zusätzlichen Dokumenten offiziell bescheinigen, dass keine gefährlichen Gifte transportiert würden. Noch ist nicht bekannt, welche Zusicherungen Paris machte. Doch es brauchte angeblich eine direkte Intervention von Präsident Jacques Chirac bei Ägyptens Staatschef Hosni Mubarak, um das grüne Licht der Suez-Kanalbehörde zu bekommen. Das Verteidigungsministerium hatte argumentiert, es handle sich um ein staatseigenes Kriegsschiff, das den Kanal während seiner 42 Dienstjahre schon zigmal anstandslos durchquert habe.

In Wirklichkeit jedoch handelt es sich bei dem Kriegsschiff um ein 27 000 Tonnen schweres Ungetüm um einen ausgehöhlten Rumpf. Für die Umweltschützer ist es wegen der 50 bis 115 Tonnen asbesthaltigen Rückstände schlicht eine ,,schwimmende Mülltonne". Ihr Schicksal ist ungewiss. Denn in Indien hat eine Kommission des obersten Gerichtshofs empfohlen, das Asbest-Wrack zurückzuschicken.
Rudolf Balmer
Quelle : Tagesspiegel vom 16.01.2006

kalli

RÜCKRUF-AKTION

Asbest-Schiff muss umkehren

Seit Wochen irrt der ausgediente Flugzeugträger "Clemenceau" über die Meere. Jetzt hat ein französisches Gericht Präsidenten Chirac dazu verdonnert, das asbestverseuchte Schiff zurückzurufen. Auch ein einstiger französischer Luxusdampfer hat Probleme mit dem Krebs erregenden Material.
Paris - Bereits am Montag hatte Indiens Oberster Gerichtshof der "Clemenceau" die Einfahrt in indische Hoheitsgewässer verweigert. Zwei Tage später entschied auch Frankreichs Präsident Jacques Chirac, den 1997 ausgemusterten Träger wieder nach Frankreich zurückzurufen. Umweltschützer hatten vor dem höchsten französischen Verwaltungsgericht wegen der Asbestbelastung des Schiffes gegen eine Verschrottung in Ausland geklagt.
Wie viel Asbest Frankreichs einstmals größtes Kriegsschiff tatsächlich an Bord hat, ist unbekannt. Zurück in heimischen Gewässern soll es von Experten untersucht werden.
Nachdem die Verschrottungsaktion gescheitert ist, soll die "Clemenceau" innerhalb der nächsten drei Monate nach Frankreich zurückgeschleppt werden. Von dort war sie am 31. Dezember zu ihrer vermeintlich letzten Fahrt aufgebrochen. Verteidigungsministerin Michèle Alliot-Marie teilte gestern in Paris mit, der Flugzeugträger werde den langen Seeweg vom Indischen Ozean über das Kap der guten Hoffnung nehmen. Der kurze Hinweg vom südfranzösischen Toulon aus durch den Suezkanal hatte sich als problematisch erwiesen: Erst nach tagelanger Verzögerung und Zahlung von umgerechnet 1,2 Millionen Euro durfte die Clemenceau den Kanal passieren. Nach ihrer Rückkehr soll soll das Schiff dann im bretonischen Militärhafen Brest ankern.
Was dort allerdings passieren soll, ist noch unklar. Örtliche Politiker haben sich der "Libération" zufolge bereits dagegen ausgesprochen, das Schiff im Hafen langsam verrosten zu lassen. Es gebe sogar Überlegungen, das Schiff einfach im Meer zu versenken.

Auch die "France" darf nicht verschrottet werden
Auch ein weiteres französisches Schiff hat derzeit Asbest-Probleme: Die Nachrichtenagentur AFP meldete unter Berufung auf das Umweltministerium von Bangladesch, dass dem ehemaligen Überseedampfer "France" heute die Einfahrt in die Hoheitsgewässer des asiatischen Landes untersagt worden sei. Am Tag zuvor hatte die Abwrack-Werft Giri Subedar Ship Breaking Yard angekündigt, den einstigen Meeresgiganten für zwölf Millionen Dollar zu kaufen und zu verschrotten. Das 1960 zu Wasser gelassene Schiff war jahrzehntelang - zuletzt unter dem Namen "Norway" - das größte Passagierschiff der Welt und ist beinahe gleich alt wie die "Clemenceau". An Bord befinden sich vermutlich noch mehrere hundert Tonnen asbesthaltiges Material. Derzeit liegt sie rostend vor Malaysia in der Meerenge von Malakka.
AP :
Flugzeugträger "Clemenceau": "Schande für Frankreich"
Der Rückruf der "Clemenceau" gilt als schwere Blamage für Frankreich und vor allem für Chirac, der international als Vorreiter des Umweltschutzes auftritt. "Die Runden, die der Flugzeugträger vor der indischen Küste dreht, vermitteln ein verheerendes Bild von der französischen Marine und von Frankreich", schrieb die französische Tageszeitung "Le Monde". Frankreich stelle sich überall als Vorreiter des Umweltschutzes dar, und entblöße sich nun mit dem peinlichen Rückzugsmanöver. Frankreichs Lage sei "zumindest erbärmlich, schlimmstenfalls eine Schande". Auch die eher links orientierte "Libération" ließ an dem konservativen Präsidenten kein gutes Haar: Trotz seiner tugendhaften Erklärungen in Sachen Umweltschutz schlage jetzt "das Image von Jacques Chirac im Indischen Ozean leck." Und auch der konservativere "Figaro" spricht von einem "Fiasko".
Die indischen Stahlarbeiter hatten dagegen weit weniger Probleme mit den Gefahren einer Asbest-Entseuchung als die französischen Behörden. Viele reagierten verärgert auf die französische Entscheidung, das Schiff doch nicht in Indien verschrotten zu lassen. Die nationalistische Hindu-Bewegung Shiv Sena kündigte heute tagelange Proteste in der Stadt Bhavnagar an der indischen Westküste an und schloss auch Hungerstreiks nicht aus. "Es ist unfair, uns nicht das tun zu lassen, was wir gut können", beschwerte sich Nationalisten-Vertreter Kishore Bhatt.
Alang, wo die "Clemenceau" abgewrackt werden sollte, gilt als größter Schiffsfriedhof der Welt. Die dortigen Verschrottungsanlagen boomten vor allem in den neunziger Jahren und hatten im Sog des französischen Großauftrages auf tausende neue Arbeitsplätze gehofft. "Ohne dieses Schiff ist das Wiederauferstehen von Alang nicht möglich, es wird endgültig Sterben", sagte Mukesh Patel, der Chef der Shree-Ram-Werft.

Quelle : Spiegel- online vom 17.02.04

t-geronimo

Das nächste Problem wird der ehemalige Luxusliner Norway, der im Moment vor Malaysia vor sich hinrostet und ebenfalls etliche Tonnen Asbest enthält:

http://www.schiffsphoto.de/HTM/newsjan06.htm#Norway_vorerst_nicht_zum_abwracken

Eine weitere Quelle:
"DACCA (AFP). Das Schicksal der "Norway" ist ungeklärt. Wie die Nachrichtenagentur AFP beim Umweltministerium von Bangladesch erfuhr, untersagte die Regierung in Dacca dem Ex-Überseedampfer gestern die Einfahrt in ihre Hoheitsgewässer. Einen Tag zuvor hatte die Abwrack-Werft Giri Subedar Ship Breaking Yard angekündigt, das Schiff zu kaufen und zu verschrotten. Die "Norway" enthält vermutlich noch mehrere hundert Tonnen asbesthaltigen Materials. Derzeit liegt sie rostend vor Malaysia.
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

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Reiner

Das ist schon eine riesen Blamage für die "Grand Nation".
Im übrigen wird uns dieses Problem mit den asbestverseuchten Pötten noch eine lange Zeit beschäftigen denn aus dieser Zeit schwimmen noch sehr viele auf dem Wasser rum.

Gruß
Reiner

Leutnant Werner

Hallo,

ich habe CLEMENCEAU noch Ende vergangenen Oktober in Toulon gesehen.

Habe auch Fotos gemacht, die NUR MIR GEHÖREN, LIEBER SCHEER, aber die Attachment-Funktion ist heute irgendwie nicht zu finden...

Grüßle
Lt.


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