6. MEA auf Hörnum

Begonnen von TD, 03 Juli 2020, 18:41:53

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TD

6. MEA auf Hörnum

Hallo zusammen, 

vorhin fand ich in den "Geheimen Tagesbefehlen für das Jahr
1944" für ie 6.MEA in Hörnum.. (Boote Hoe 1 bis 11)
Die Kommandierungen zeigen un dass die 6. MEA in Hörnum nichts
mit der üblich gegebenen Erklärung Vorpostenflottille, auch im DDK so,
zu tun hat.
Aber was war eine MEA für eine Einheit ? Eine Marineeinatzabteilung ?
Warum an dieser entlegenen Stelle eingesetzt wo es anderswo sicher bessere
Einsatzhäfen gegeben hat und erst Mitte 1944 gegründet.
Ich hänge einmal das Blatt an und wünsche ein schönes Wochenende.

Gruß


Theo

...ärgere dich nicht über deine Fehler und Schwächen, ohne sie wärst du zwar vollkommen, aber kein Mensch mehr !

TW

#1
Hallo Theo,
Ich kann zwar keine  Beweise liefern, habe aber den Verdacht, dass die MEA 6 Hörnum zur Verminung der Küste mit KMA südwärts Sylt eingesetzt werden sollte. Westlich und nordwärts Sylt besorgte diese Aufgabe das Sonderkommando 5.

Hitler befürchtete Mitte 1944 eine Landung der Alliierten auf Jütland oder in Nordfriesland.
Zeitlich würde das jedenfalls passen.
Liebe Grüße, Thomas

TW

#2
Zur Verminung sind die besagten Fischkutter ja ungeeignet.
Vielleicht sollten die Fahrzeuge bei Ebbe im Watt trocken fallen und von den Besatzungen irgendwelche mitgeführten Rommelspargel oder Explosivkörper im Watt versteckt aufgestellt werden.

Eigentlich wären Siebelfaehren für solche Aufgaben besser geeignet.  :/DK:

bettika61

Zitat von: TD am 03 Juli 2020, 18:41:53
6. MEA auf Hörnum

Aber was war eine MEA für eine Einheit ? Eine Marineeinatzabteilung ?

Lieber Theo,
MEA steht für Marineersatzabteilung
http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Gliederungen/Marineersatz-Abteilungen/Gliederung.htm
ZitatDie Marineersatz-Abteilungen wurden zum größten Teil am 1. Januar 1944 aufgestellt. In ihnen wurde der der von der Kriegsmarine frei werdende Ersatz an Marinesoldaten gesammelt und anschließend auf andere Truppenteile verteilt.
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

TW

Hallo Theo,
Bist Du in diesem Zusammenhang schon einmal auf HOE 1 bis 3 gestoßen ?
Mich wurde vor allem das Indienststellungsdatum der drei interessieren.

HOE 10 (STRALSUND) könnte Fischkutter BÜS 36 sein (DDK 8, 283)
HOE 11 (BERTHA)    eventuell Fischkutter BÜS 35 (?)

Beide waren vorher (1942) bei der AST Dänemark,
STRALSUND blieb nach dem Krieg in Hörnum.
Gruß, Thomas

bettika61

Zitat von: TW am 03 Juli 2020, 20:36:37
Zur Verminung sind die besagten Fischkutter ja ungeeignet.
Vielleicht sollten die Fahrzeuge bei Ebbe im Watt trocken fallen und von den Besatzungen irgendwelche mitgeführten Rommelspargel oder Explosivkörper im Watt versteckt aufgestellt werden.

Hallo Thomas,
mit Deiner Vermutung könntest Du richtig liegen.
aus "Die Festung Sylt" von Harald Voigt
ZitatFreie, nach Ansicht des Pionierstabes für die Landungen
feindlicher Lastensegler geeignete Flachen - nördlich von
Blidsel, der Anwachs nordöstlich von Kampen, die Wattwiesen zwischen Keitum und Morsum und das Gebiet der Morsumer Odde sowie die Wattwiesen südlich von Puan Klent -wurden durch Luftlandesperren gesichert
Enthalten ist eine Karte des "von Heerespionieren ausgearbeitete Verteidigungskonzept für Sylt", Stand November 1944, darin sind mehrere Standorte von Einheiten der 5.MEA an der Ostküste und nur einer für die 6.MEA (beim Seeflugplatz Hörnum)enthalten. Die Standorte der 5.u.6.MEA enthalten jeweils in der Nähe den Hinweis "Luftlandesperre".

Was bleibt ist die Frage der Verwendung der zugewiesenen Boote.
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

TW

#6
Die Kutter ersparen den Kommandos, die die Sperren aufstellen müssen, einen langen An- und Abmarsch durchs Watt. Aber irgendwie muss das Sperr-Material ja auch vor Ort gebracht werden, und dafür sind Fischkutter ungeeignet, da zu lütt.

Natürlich gingen der Kriegsmarine allmählich die Schiffe aus. Man griff nach Allem, was man noch kriegen konnte. Trotzdem sind die Kutter für den Transport und das Aussetzen schwerer Eisenlasten oder das Absetzen von Seeminen untauglich.

Es sei denn, man hätte einfach nur Tellerminen im Watt verbuddelt. Tellerminen kann man natürlich auch mit Fischkuttern transportieren. Für das relativ unbewegte Wattenmeer zwischen Sylt und dem Festland sind sie ja vielleicht sogar als Sperren geeignet. Im seewärtig offenen Watt würde der Tidestrom sie sicherlich wegreissen.

Aber sind Tellerminen überhaupt wasserfest?

t-geronimo

Nein, nicht sicher.
Ich habe gerade erst in Stephen E. Ambrose, "D-Day", gelesen, dass in der Normandie tausende Tellerminen aus dem Landkrieg an die Rommel-Spargel und andere Hindernisse gebunden worden sind und die Versager-Quote recht hoch gewesen sein soll.
Etliche haben allerdings trotzdem funktioniert und auch einen Blutzoll gefordert.
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

bettika61

Hallo,
Voigt schreibt , das nach den Unterlagen der Festunspioniere insgesamt 11800 Minen unterschiedlicher Konstruktion verlegt wurden und verweist auf die Quelle "Zahlenangaben nach KTB KüBef DB, monatliche Lageberichte.Es wurden Teller,-Spring- und Schützenminen planmässig oder im Streueinsatz verlegt."

Hat das KTB jemand, vielleicht enthält es noch weitere hier brauchbare  Informationen.?
Grüße
Beate

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bettika61

Zitat von: t-geronimo am 08 Juli 2020, 17:55:12
Nein, nicht sicher.
... dass in der Normandie tausende Tellerminen aus dem Landkrieg an die Rommel-Spargel und andere Hindernisse gebunden worden sind ....
Foto
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

Violoncello

Hallo Thomas,

zu Deinem Hinweis auf die Kutter "HOe 1" bis "HOe 3": Nach Gröner Band 8, S. 276, handelte es sich um die Kriegsfischkutter KFK 517, 518 und 519 (A 31.7.44). Diese bildeten zusammen mit "HOe 4" bis "HOe 11" (letzteres hier: M/bt "Berte") die Hafenschutzgruppe Hoek van Holland (a.a.O S. 512).

Viele Grüße

Violoncello

TW

Hallo Violoncello,
Danke für Deinen Hinweis, aber Hafenschutz Hoek van Holland passt in diesen Zusammenhang nicht. Wir suchen die Fahrzeuge des 6. MEA Hörnum (HOE).
Aber auf die Gleichheit der Kennungen bin ich bisher noch gar nicht aufmerksam geworden.  :MV:
Viele Grüße, Thomas

Violoncello

Hallo, Thomas,

ja, die Problematik ist mir bewusst. Aber es handelte sich nicht nur um die gleichen Kennungen (wenn man die Schreibweise "HOe" und "Hoe" außer acht lässt): Gröner ordnet den Kennungen auch die gleichen Boote zu. Lediglich bei "HOe 11" wird aus der "Bertha" das Motorboot "Berte". Im Gröner finden sich zudem die drei in Theos Dokument fehlenden Kennungen "HOe 1" bis "HOe 3". Vielleicht bietet der Danner Hinweise über die Aufklärung der Geschichte der KFK 517 bis 519!

Viele Grüße

Violoncello

bettika61

ZitatVielleicht bietet der Danner Hinweise über die Aufklärung der Geschichte der KFK 517 bis 519!
aus Danner "Kriegsfischkutter" (2001) S.186
ZitatKFK 517 7.44 MOK Nord HSFl Hoek vam Holland HOE 1; 9.44 SchFl; nach KrEnde GM/SA-Westd.-Schulboot 6.MEA;..

KFK 518 7.44 MOK Nord HSFl Hoek vam Holland HOE 2; 9.44 SchFl; nach KrEnde GM/SA-Westd.-W'haven;
10.45 Schulboot 6.MEA;...

KFK 519 7.44 MOK Nord HSFl Hoek vam Holland HOE 3; 9.44 SchFl; nach KrEnde GM/SA-Westd.;
10.45 Schulboot 6.MEA;...

Stellt sich mir die Frage ,warum erst "nach Kriegsende" Schulboot 6.MEA, existierte die 6.MEA dann noch?
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

Violoncello

Hallo Beate,

die 6. MEA lässt sich nach Lohmann/Hildebrand (Kennziffer 92 S. 9) nur bis zum Ende des Krieges nachweisen. Ihr Kommandeur, Fregattenkapitän Dr. Franz Flesche, ist bereits im Juli 1945 (aus der Kriegsgefangenschaft ?) entlassen worden (Lohmann/Hildebrand Kennziffer 291, S. 76). Die 6. MEA dürfte daher nach Kriegesende nicht mehr bestanden haben.

Sieht man von der zu hinterfragenden Reihenfolge der Zeit- und Zugehörigkeitsangaben im Danner ab, scheint die Annahme nahe zu liegen, dass KFK 517 bis 519 der 6. MEA zur Schulung neuer Besatzungen zugeteilt worden wären.

Viele Grüße

Viloncello

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