Schiffbrüchige in besonders harten Überlebenssituationen

Begonnen von Rheinmetall, 07 August 2012, 14:22:30

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Rheinmetall

Moin, moin !

Heute wollte ich mal einen Thread über die Überlebenden von versenkten Handelsschiffen und U-Booten eröffnen, welche besonders harte Umstände erleben mußten.
Die mir bekannten Vorfälle habe ich in den vier folgenden Sachverhalten niedergeschrieben.

Fall 1:
Als am 2. Oktober 1942 das Typ IX-C Boot U 512 (Kptlt. Schulze) von Wasserbomben einer amerikanischen B-18 versenkt wurde, rettete sich der einzigste Überlebende, Matrosengefreiter Franz Machen auf ein kleines Rettungsfloß, welches die Maschine über der Versenkungsstelle abgeworfen hatte.
Machen überlebte unter anderem nur, weil er sich während den 10 Tagen, die er auf dem Floß zubrachte, von Seevögeln ernährte.
Diese griffen ihn als vermeintlich einfache Futterquelle an und konnten von ihm getötet und gegessen werden.

Fall 2:
Eine weitere Gesichte, wo den Überlebenswillen von Schiffbrüchigen zeigt, war die Versenkung der britischen Tulagi (2.281 BRT) am 27. März 1944 durch U 532 (Frgtkpt. Junker).
Der Chef Ingenieur John R.T. Ward und sechs weitere Besatzungsmitglieder, welche sich auf ein Floß retten konnten, trieben von der Versenkungsstelle innerhalb von 59 Tagen eine Strecke von 1.500 Seemeilen weit.
Anschließend landeten sie auf der Insel Alphonse Island (Indischer Ozean), wo sie durch die dortige Bevölkerung wieder aufgepeppelt werden konnten.
Am 16. Juni wurden sie den britischen Behörden überstellt und Ward erhielt für diese Leistung den Order of the British Empire (OBE).

Fall 3:
Am 19.09.1943 wurde der Einzelfahrer "Fort Longueuil" (Kapitän George Cardno Edward) von U 532 (Frgtkpt. Junker) torpediert und sank innerhalb kürzester Zeit südwestlich von Chagos Archipelago.
Die gesamte 49-köpfige Besatzung des Schiffes (Briten, Inder und Kanadier) konnte sich dabei in die Boote retten.
Jedoch überlebten nur die beiden Inder Thakar Miah und Mohamed Aftab auf einem Floß, welches am 01.02.1944 an
die Küste von Sumatra getrieben wurde.
Anschließend gerieten die beiden nachdem sie 134 Tage auf See zugebracht hatten, in japanische Gefangenschaft !

Fall 4:
Am 7. Oktober 1943 nahm U 703 (Oblt.z.S. Brünner) drei Überlebende (zwei Männer und eine Frau) von Hope Island in der Arktischen See an Bord.
Sie waren die letzten Überlebenden von dem sowjetischen Schiff "Dekabrist", welches am 5. November 1942 (also 336 Tage zuvor) durch eine deutschen Ju 88 versenkt wurde.
Die Besatzung des Schiffes konnte sich anschließend auf die besagte Insel retten.
Im Mai 1943 entdeckte eine He 111 die Überlebenden und am 24. Juli 1943 nahm U 354 (Kptlt. Herbschleb) den Kapitän des Schiffes gefangen.
Die restliche Besatzung wurde nach der Abgabe von Lebensmitteln und Vitamintabletten zurück gelassen.
Als U 703 die Insel erreichte, lebten noch drei Leute der Besatzung und wurden von dem Boot aufgenommen.
Die Besatzung des Bootes genoß es zu sehen, wie die Überlebenden nach und nach wieder in die menschliche Zivilisation zurück kehrten, nachdem sie fast ein Jahr lang in dieser unwirtlichen Gegend überlebt haben.

Kennt Ihr noch weitere Geschichten, gerne auch aus der zivilen Schifffahrt ?
Wenn ja, würde es mich freuen, wenn Ihr sie hier nieder schreibt und wir hier vielleicht auch eine nette Diskussion führen könnten.

Rheinmetall

Ab Kapstadt ohne Kreiselkompass - Jürgen Oesten, U 861

Captain Hans

,Nur wer sich ändert,bleibt sich treu"!!!
,,Nicht was du bist,ist das was dich ehrt,wie du bist,bestimmt den Wert"!!!

harold

... jetzt mal nix Er-Gooogeltes, sondern schlicht als Strandlektüre geeignet:

E. A. Poe, "Gordon Pym" (one of his best!); und
Y. Martell, "Schiffbruch mit Tiger" (sehr symbolisch zu dechiffrieren).

Für Freunde der Recherche, auch mal unter "Floß der Medusa" nachgucken.

:MZ: Freude am Lesen!
4 Ursachen für Irrtum:
- der Mangel an Beweisen;
- die geringe Geschicklichkeit, Beweise zu verwenden;
- ein Willensmangel, von Beweisen Gebrauch zu machen;
- die Anwendung falscher Wahrscheinlichkeitsrechnung.

Schappi1976

Hallo,

auch wenn hier kein U-Boot im Spiel war... :wink:
Nicht zu vergessen, die unglaubliche und abenteuerliche Heimkehr von 50 Mann des Kleinen Kreuzers unter der Führung von KptLt von Mücke.
http://suite101.de/article/erster-weltkrieg-flucht-um-die-halbe-welt-a70307

Gruß Angel
Wenn du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.
Antoine de Saint-Exupéry

Teddy Suhren

Gruß
Jörg

WoWs Nick: Teddy191

AND1

#5
Der letzte Mann der Doggerbank
die wahre Geschichte des Walfängers ,,Owen Chase"   Kapt George Pollard ,,Essex"  von Pottwal gerammt (Welcher Melville zu seinem Roman Moby Dick insperierte) inkl. Kanibalismus Stöckchen ziehen und das Blut des AUSERWÄHLEN TRINKEN...
als die Überlebenden gefunden wurden nagten sie noch an den Knochen ihrer Kameraden

magellan

Schiffbruch mit Tiger ist gut!
Ebenfalls zu empfehlen, allerdings völlig anderes Genre:

Caroline Alexander
Die Endurance Shackletons legendäre Expedition in die Antarktis
Eindrucksvolle Fotos.

VG magellan

harold

Na gut, dann noch was aus der literarischen Ecke:

S. Nadolny, "Die Entdeckung der Langsamkeit".

Bissl Schiffbruch gibts hier auch; ist aber eher ein Text über die immense Ausdauer, mit der ein Mensch seinem Stern folgt.
4 Ursachen für Irrtum:
- der Mangel an Beweisen;
- die geringe Geschicklichkeit, Beweise zu verwenden;
- ein Willensmangel, von Beweisen Gebrauch zu machen;
- die Anwendung falscher Wahrscheinlichkeitsrechnung.

Karsten

Mein Buchtipp zum Thema:

J. Revell Carr: "13 Millionen Tonnen, 2500 Schiffe, 50000 Leben"; Mare-Verlag.
Viele Grüße,

Karsten

Big A

Es gab da mal ein Buch "The Raft" oder "The Boat", welches von einer Avenger-Besatzung berichtete, die wochenlang im Pazifik herumtrieb, nachdem sie wegen des Ausfalls eines Nav-Gerätes irendwo wegen Spritmangels in den Bach mussten.
Sie wurden dann an einer Insel angespült und von den Einheimischen gerettet.
Das Schlauchboot ist heute noch im Museum der US Naval Academy in Anapolis zu sehen

Axel
Weapons are no good unless there are guts on both sides of the bayonet.
(Gen. Walter Kruger, 6th Army)

Real men don't need experts to tell them whose asses to kick.

Urs Heßling

moin,

in der Reihe der SOS-Hefte gab es ein Heft "5 Wochen Todesnot" über Überlebende des Dampfers "City of Cairo", die dann ironischerweise ausgerechnet vom deutschen Blockadebrecher "Rhakotis" aufgenommen wurden.

Als Verfasser zeichnete ein Herr Wilhelm Wolfslast (!) (ein Pseudonym von Fritz-Otto Busch).

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Trimmer

Wenn ich es richtig in Erinnerung habe waren doch da auch mal 4 sowjetische Seeleute 42 Tage Schiffsbrüchig

Gruß -Achim-Trimmer
Auch Erfahrung erhält man nicht umsonst, gerade diese muß man im Leben vielleicht am teuersten bezahlen
( von Karl Hagenbeck)

Rheinmetall

Hab wieder was gefunden:

Am 21.08.1940 wurde der Nitratfrachter "Angelo Saxon" (5596 BRT) vom deutschen Hilfskreuzer "Widder" angegriffen und schließlich mit einem Torpedofangschuß versenkt, nachdem die Besatzung in die Boote gegangen war.
Schiff 21 suchte jedoch nicht nach den Schiffbrüchigen und so erreichte lediglich ein Boot mit den letzten zwei Überlebenden nach 70 Tagen die Bahamas.

Rheinmetall

Ab Kapstadt ohne Kreiselkompass - Jürgen Oesten, U 861

t-geronimo

Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

Urs Heßling

#14
moin,

Literarische Verarbeitung: https://www.schoeffling.de/buecher/jens-rehn/nichts-in-sicht  :MG:

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Impressum & Datenschutzerklärung