Frage zum Luftmessungsverfahren in Ubooten (M. Dv. Nr. 381/157; Ausgabe 08/1943)

Begonnen von Argent_Usher, 08 Januar 2025, 21:23:55

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Argent_Usher

In der Tauchvorschrift für Unterseeboote werden 4 stündliche Luftmessungen erwähnt, wer hat dazu genauere Informationen, wie diese Messungen konkret vollzogen wurden?

Tauchvorschrift für Unterseeboote (U-Boots-Tchvschr.)    
Berlin 1943 - Oberkommando der Kriegsmarine
M. Dv. Nr. 381/Ausgabe August 1943

157.  Bei längeren Tauchfahrten sind von 4 Stunden ab stündlich Luftmessungen vorzunehmen. Der O2-Gehalt darf bis 18% abnehmen und der CO2-Gehalt bis 2% steigen.


Meine bisherige Recherche ergab eine Verbindung zur Geschichte der autonomen Tauchgeräte und des Tauchretters (Dräger/Auer) und Allgemein zur Luftreinigung für U-Boote.

"Die Entfernung von CO2 erfolgte durch Einsetzen von Natriumhydratpatronen in spezielle Verteiler, die an der Abluftleitung der Lüftung angebracht waren. Die Messung der CO2-Konzentration erfolgt mithilfe von Luftprobenröhrchen, einem Dräger-Messgerät oder einem Orsat-Testaufbau.

Die Sauerstofferneuerung erfolgt ebenfalls über das Abgassystem des Schiffes. Die Sauerstoffflaschen sind in drei Reihen angeordnet, jede Reihe mit einem separaten Verteiler. Von diesen Verteilern führen Leitungen zur Abgasleitung des Schiffes. Es ist möglich, Sauerstoff direkt in die Torpedoräume oder den Kontrollraum abzulassen."


Zum Orsat-Apparat / Gas Analyzierer habe ich Quellen und Funktionsweise gefunden, leider keine Bilder oder Infos zum Dräger-Messgerät.


Vielen Dank für die Hilfe. Beste Grüße A.U.

Schorsch

Hallo A.U.!

Ich kann zwar zur Beantwortung Deiner Fragen momentan nichts Sachdienliches beitragen. Mir sind aber bei Deinem zweiten Zitat mir einige Ungereimtheiten aufgefallen:

Zitat von: Argent_Usher am 08 Januar 2025, 21:23:55Die Entfernung von CO2 erfolgte durch Einsetzen von Natriumhydratpatronen in spezielle Verteiler, die an der Abluftleitung der Lüftung angebracht waren.
(...)
Die Sauerstofferneuerung erfolgt ebenfalls über das Abgassystem des Schiffes. Die Sauerstoffflaschen sind in drei Reihen angeordnet, jede Reihe mit einem separaten Verteiler. Von diesen Verteilern führen Leitungen zur Abgasleitung des Schiffes. Es ist möglich, Sauerstoff direkt in die Torpedoräume oder den Kontrollraum abzulassen."
Nach meinem Dafürhalten ist z.B. der Begriff ,,Abgas-" bei der Beschreibung im Zusammenhang mit der Sauerstoffanlage der deutschen U-Boote des Zweiten Weltkrieges nicht angebracht, da der Begriff ,,Abgas" für die Verbrennungsgase der Dieselmotoren ,,reserviert" ist (Vgl. z.B. --/>/> hier!). Zutreffender wäre imho die Verwendung des Begriffes ,,Abluft-" gewesen (Vgl. z.B. --/>/> hier!). Interessanterweise kann zudem die aufgestellte Behauptung, dass der Sauerstoff direkt in die fraglichen Räume abgelassen werden könnte, mit den Gegebenheiten, wie sie z.B. im Plan 20 zur Sauerstoffversorgung aus dem Skizzenbuch dargestellt werden, nicht in Übereinstimmung gebracht werden.

Weiter halte ich die Verwendung des Begriffes Nariumhydratpatrone für problematisch, da der Trivialname Natriumhydrat – so denn überhaupt aufzufinden – eher mit Natriumhydrogencarbonat NaHCO3 in Verbindung zu stehen scheint. Zur chemischen Bindung des CO2, um es aus der Raumluft zu entfernen, wurde aber u.a. Natriumhydroxid (bzw. Ätznatron) NaOH verwendet, während NaHCO3 lediglich ein mögliches Reaktionsprodukt der CO2-Bindung darstellt. Zumindest wird im offiziellen Schrifttum der deutschen Kriegsmarine bei den Beschreibungen der Lufterneuerungsanlagen deutscher U-Boote der Begriff Kali- bzw. Alkalipatrone verwendet.

Deshalb noch eine Anschlussfrage von mir: woher stammen eigentlich die von Dir im zweiten Teil Deines Posts präsentierten Ausführungen?

Mit freundlichen Grüßen
Schorsch
'Judea, London. Do or Die.'

"Ubi dubium, ibi libertas." (Wo Zweifel ist, da ist Freiheit.)

Argent_Usher

Zitat von: Schorsch am 09 Januar 2025, 10:19:39Deshalb noch eine Anschlussfrage von mir: woher stammen eigentlich die von Dir im zweiten Teil Deines Posts präsentierten Ausführungen?


Die Quelle:

https://www.uboatarchive.net/Design/DesignStudiesTypeIXC.htm


Eine zweite Quelle benennt ebenfalls die Messgeräte.

"Die Messung der CO2- und O2-Konzentration erfolgt mit Orsat-Geräten, erstmals nach 4 Stunden Unterwasserfahrt. Darüber hinaus sind CO2-Probenahmeröhrchen vorhanden, um Kohlendioxidgehalte über 1,5 % festzustellen."

https://www.uboatarchive.net/Manual/Manual.htm


@Natriumhydratpatronen/Abgas

Ich vermute bei der Übersetzung sind seinerzeit bereits sprachliche/technische Fehler entstanden, da der Autor/Artikel z.B. Begriff "Abluft" auch benutzt im gleichen Kontext.



Dräger bietet auch in der Gegenwart noch Kurzzeitröhrchen als Methode zur Gasmessung an.
Meine Vermutung ist die genannten "CO2-Probenahmeröhrchen um Kohlendioxidgehalte über 1,5 % festzustellen"
sind ähnlich bzw. identisch.


https://www.draeger-mo.com/en/products/safety-equipment/portable-gas-detection-equipment/drager-tubes/drager-tubes/groups/g+c+p+a+view



Generell ist die Suche zum Luftmessungsverfahren in Ubooten bisher sehr mühsam, was mich generell eher verwundert.

Die Tatsache, dass während der Tauchfahrten eine gute Luftqualität essenziell wichtig war und es an potenziellen Gefahren für dieselbige (z.B. Kohlenmonoxid, Kohlendioxid, Wasserstoff, Chlorgas) es nicht mangelte, findet man sehr wenig Material zum Luftmessungsverfahren (primär suche ich allerdings Online).



Dennoch Danke für die Antwort und deine Zeit. Beste Grüße A.U.


Anm. Ich suche diese Information in erster Linie aus dem Grund, weil ich eine Ubootsimulation "UBOAT" modde*.

(*Veränderung eines bereits veröffentlichten Computerspiels. In engerem Sinne bezeichnet Mod eine bestimmte Kategorie von Computerspielmodifikationen. Die Arbeit an solchen Mods sowie deren Anwendung in Spielen wird als Modding bezeichnet.)



Schorsch

Hallo A.U.!

Danke für die Benennung Deiner Quellen. Leider ist die Luftaufbereitung nur eines der vielen lebensnotwendigen und absolut lebensnotwendigen Systeme an Bord eines U-Bootes. Da hat man als Autor der entsprechenden Leitfäden halt zu schauen, welchem Aspekt man wie viel Raum geben möchte.

Gleich noch eine Frage zu Deinen Modding-Tätigkeiten: beinhaltet das eher das Verändern von einzelnen Parametern, die eher unauffällig im Hintergrund ihre Wirkung entfalten, um die Spielmechanik Deinen Vorstellungen besser anpassen zu können, oder auch das Erstellen z.B. neuer graphischer Elemente, die dann auch deutlich sichtbar im Spiel auftauchen werden?

Mit freundlichen Grüßen
Schorsch
'Judea, London. Do or Die.'

"Ubi dubium, ibi libertas." (Wo Zweifel ist, da ist Freiheit.)

Argent_Usher

Zitat von: Schorsch am 10 Januar 2025, 07:46:53Gleich noch eine Frage zu Deinen Modding-Tätigkeiten: beinhaltet das eher das Verändern von einzelnen Parametern, die eher unauffällig im Hintergrund ihre Wirkung entfalten, um die Spielmechanik Deinen Vorstellungen besser anpassen zu können, oder auch das Erstellen z.B. neuer graphischer Elemente, die dann auch deutlich sichtbar im Spiel auftauschen werden?

Mit freundlichen Grüßen
Schorsch

Wir (Finess/ArgentUsher) haben derzeit zwei Mods zur Simulation "UBOAT" in der Entwicklung, das "Historical graphics pack" und die "Astromod".

Wir versuchen in beiden Mods viele historische Geräte besser als in "Vanilla*" darzustellen (*In Computerspielen wird Vanilla oft verwendet, um die Originalversion zu bezeichnen, die nicht durch Mods, Entwickler-Updates, DLCs oder Patches modifiziert wurde.).

Mitunter machen wir Kompromisse bei einigen Spielelementen aus Spieldesigngründen o. Ä. aber versuchen so häufig wie möglich anhand von historischen Dokumenten oder Originalgegenständen ein möglichst genaues Spielerlebnis nachzustellen.


Beste Grüße und Danke für das Interesse. A.U.


https://steamcommunity.com/profiles/76561198090773172/myworkshopfiles/?appid=494840

Schorsch

Hallo A.U.!

Danke für die Verlinkung Deiner Seite bei steamcommunity. Allerdings erwacht beim Betrachten eines der dort veröffentlichten Bilder bei mir ein altes, tiefsitzendes Trauma: bitte, bitte gebt dieser seit 1981 oftmals zu beobachtenden Unsitte, dass auf den deutschen U-Booten Tiefenmesser eingebaut worden seien, deren Skalen es in puncto Farbigkeit mit einen Osterei oder dem Regenbogen aufnehmen könnten, keinen weiteren Vorschub. Bitte!

Mit freundlichen Grüßen
Schorsch
'Judea, London. Do or Die.'

"Ubi dubium, ibi libertas." (Wo Zweifel ist, da ist Freiheit.)

Argent_Usher

Ich kann verstehen, wenn mitunter ahistorische Spielelemente Menschen triggert, in dem Fall (Tiefenmesser) benutzt die Mod weitestgehend die Vanilla Version des Spieles.
Man sieht daran den deutlichen Einfluss von Filmen auf andere Bereiche, hier Computerspiele. (oder als Beispiel Darstellung der Ubootbeleuchtung (Rot/Blau) sieht man auch im U-505 Museum in Chicago).

Ich habe da generell Verständnis aber ist mir als Diskussion jetzt hier zu sehr Offtopic.


Danke für dein/euer Verständnis und beste Grüße A.U.

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