Museumsschiff SAVA in Belgrad, der ehemalige k.u.k. Donaumonitor BODROG

Begonnen von Nikolaus Sifferlinger, 29 Januar 2023, 19:42:05

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Nikolaus Sifferlinger

Sehr geehrtes Forum,

ein weitere Bericht von mir:

Museumsschiff SAVA in Belgrad, der ehemalige k.u.k. Donaumonitor BODROG
Von Nikolaus A. Sifferlinger
Seit November 2021 ist der restaurierte Donaumonitor SAVA in Belgrad, Serbien, als Museumsschiff auf der Save nahe der Festung Kalemagdan verankert. Seit 1. August 2022 ist die SAVA nicht mehr öffentlich zugänglich, liegt aber noch an ihrem Liegeplatz. Der Monitor soll auf einen neuen Liegeplatz kommen.
Die SAVA begann ihre Karriere als österreichisch-ungarischer Donaumonitor BODROG.
BODROG wurde bei der Danubius-Schönischen-Hartmann AG in Budapest gebaut und am 2. August 1904 zur ersten Probefahrt in Dienst gestellt.
Der Erste Weltkrieg begann dann am 29. Juli 1914, wobei die Monitoren BODROG, TEMES und SZAMOS mit der Beschießung der Belgrader Festung Kalemegdan, des Topcider und der Eisenbahnbrücke über die Save den Krieg eröffneten. Daher hat BODROG auch besondere geschichtliche Bedeutung für Belgrad.
1914/15 kam dann BODROG immer wieder gegen Serbien auf der Donau zum Einsatz. 1916 war BODROG im rumänischen Donauabschnitt im Einsatz.
Am 2. Oktober 1916 erhielt BODROG, die gemeinsam mit dem Monitor KÖRÖS die rumänische Pontonbrücke bei Rjahavo angriff, fünf Treffer.
Am 23. November 1916 unterstützte BODROG mit anderen Einheiten der Donauflottille den Donauübergang der Mittelmächte bei Sistow.
Im Dezember 1917 wurde von den Mittelmächten ein Waffenstillstand mit Russland geschlossen. Dieser betraf auch das Schwarze Meer.  Damit wurde auch die Lieferung von Kohle und Getreide aus der Ukraine mit Handelsschiffen wieder möglich. In den Häfen von Odessa, Nikolajew und Sewastopol kam es jedoch zu Unruhen, welche diese Lieferungen behinderten.
Daher wurde am 13. März 1918 Odessa und am 17. März 1918 Nikolajew von deutschen und k.u.k. Truppen besetzt. Der Abtransport der Lebensmittel sollte teilweise auf den Flüssen erfolgen und der Schutz gegen Anschläge durch Einheiten der Donauflottille erfolgen.
Am 1. April 1918 wurde die Flottillenabteilung Wulff bestehend aus den Monitoren BODROG, SZAMOS, BOSNA, den Patrouillenbooten BARSCH und WELS und dem Dampfer ODESSA für den Einsatz im Schwarzen Meer aufgestellt.
Die Seefähigkeit der Flussschiffe war durch den geringen Tiefgang und niederen Freibord natürlich sehr eingeschränkt und die Fahrt am Schwarzen Meer musste entsprechend vorbereitet werden.
Am 12. April 1918 verlegte dann die Flottillenabteilung bei leichter See vom Donaudelta nach Odessa.
BODROG verlegte am 15. Juli 1918 nach NIKOLAJEW und war ab 5. August 1918 in Cherson.
Ende August 1918 wurde die Flottillenabteilung Wulff vom Armeeoberkommando aus dem Schwarzen Meer auf die Donau zurückbeordert, was auch mit der sich verschlechternden Lage an der Balkanfront zu tun hatte.
Am Rückmarsch donauaufwärts kam BODROG am 31. Oktober 1918 bei Visnica im Nebel auf eine Untiefe und musste nach erfolglosen Bergungsversuchen von der Besatzung verlassen werden. Daraufhin wurde BODROG von Serbien übernommen und nach der offiziellen Zuweisung an Jugoslawien am 15. April 1920 als SAVA in Dienst.
Im Zweiten Weltkrieg wurde SAVA am 12. April 1941 auf der Save bei Belgrad versenkt. Von der kroatischen Marine geborgen und wiederhergestellt.
In der Nacht vom 8. auf 9. September 1944 bei Slavonski Brod in der Save erneut selbst versenkt.
Nach dem 2. Weltkrieg von Jugoslawien geborgen und wieder in Dienst gestellt. Bis etwa 1962 im Dienst der jugoslawischen Donauflottille, danach zivil genützt.
2019 wurde der Monitor im Auftrag des serbischen Verteidigungsministeriums als Museumsschiff im Zustand SAVA restauriert.
Es bleibt zu hoffe das dem bald 120 Jahre alten Museumsschiff mit bewegter Geschichte eine gute Zukunft bevorsteht.

Literatur:
Georg Pawlik, Heinz Christ, Herbert Winkler, Die k.u.k. Donauflottille 1870-1918, H. Weishaupt Verlag, Graz 1989

Technische Daten als k.u.k. Monitor BODROG
Wasserverdrängung konstruktiv 440 t
Länge über alles: 56,2 m
Breite: 9,5 m
Tiefgang: 1,2 m
Besatzung: 77 Mann
Maschinenleistung 1400 Psi
Fahrgeschwindigkeit instehendem Gewässer rund 13 kn (24 Km/h)
Bewaffung: 2x12cm L/35 in Einzeltürmen; 1x12cm L/10 Haubitze; 2x3,7cm Maschinenkanonen; ab 1915: 1x7cm L/18 Kanone statt der 3,7cm; drei MG


Abbildung 1: Das Museumsschiff SAVA an seinem Liegeplatz in der Save vor der Festung Kalemagdan am 20. September 2022 (Sifferlinger)
Abbildung 2: BODROG mit Minenrechnen und 7cm Geschütz um 1915. Die hohen Masten waren für die Radioantenne wichtig (Sammlung G. Pawlik)
Abbildung 3: Die Geschütztürme der BODROG ab 1915, vergleiche mit dem Museumsschiffszustand von 2022. (Sammlung N. Sifferlinger)
Abbildung 4: Mittelschiff der SAVA am 20. September 2022 (Sifferlinger)
Abbildung 5: BODROG 1918 in Odessa am Schwarzen Meer (Sammlung: N. Sifferlinger)
Abbildung 6: SAVA nach der Bergung um 1945 im Schleppzug zur Werft in Belgrad (Sammlung G. Pawlik)
Abbildung 7: SAVA um 1955 als Teil der jugoslawischen Donauflottille (Sammlung G. Pawlik)
Abbildung 8: Museumsschiff SAVA Steuerbordansicht am 20. September 2022 (Sifferlinger)


Mit besten Grüßen

Nik

Urs Heßling

moin,
schöner Beitrag, tolle Fotos :MG: top

anbei das Modell im Heeresmuseum

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

smutje505


t-geronimo

Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

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juergenwaldmann

Als Modell oft gebaut , leider nicht als Fahrmodell .

https://imgur.com/a/t9F5PB7

Danke für die Fotos !
Jürgen

Ekki

Nach der Leitha der zweite wiederaufgebaute Donaumonitor. K.U.K, wie lieb ich Dich :-D

Peter K.

Herzlichen Dank für diesen schönen Bericht, NIK!  :TU:)
Ich wusste bisher zwar von den Plänen, die BODROG nach ihrer langen zivilen Verwendung als Museumschiff wieder aufzubauen, dass das aber tatsächlich zu einem Abchluss gekommen ist, war mir entgangen.
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

maxim


Mark Alt

Danke Nikolaus für die Infos und Bilder. Ungarisch ist eine merkwürdige und angeblich eine komplizierte Sprache, so ist kein Wunder, dass in der Beschreibung ein kleiner Fehler gibt. Also richtig schreibt man den Namen der Werft wie folgt:

Danubius-Schönichen-Hartmann

:-D :-D :-D

Nebenbei hat das Schiff auf Wikipedia noch keinen deutschen Artikel (einen ungarischen schon  :wink:).

Gruß
Andreas

juergenwaldmann


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