Gliederung kaiserliche Flotte

Begonnen von Sven L., 06 Januar 2024, 13:58:50

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Sven L.

Gliederung der kaiserlichen Flotte 1901

Nachfolgende Zeichnungen und Texte sind entnommen bei:
Modernes Seekriegswesen, M. Plüddemann, Kontre-Admiral z.D., Seiten 174-184



Gliederung  T o r p e d o b o o t e

   Eine  F l o t t i l l e  ist eine Flotte von kleinen
Fahrzeugen - nicht eine kleine Flotte von grossen -
besonders von Torpedobooten. Sie besteht in letzterem
Falle aus zwei bis drei Torpedobootsdivisionen, jede
zusammengesetzt entweder aus einem Divisionsboot
und sechs kleinen Torpedoboote oder aus vier grossen.



Beschreibung der  F l o t t e n g l i e d e r u n g
  Jedes Schiff erhält eine  t a k t i s c h e  Nummer, welche bestimmend für
seine Position ist. Man wählt die Nummern so, dass die Schiffe jeder Division oder jedes
Geschwaders verschiedene Zehner haben, z.B. die Schiffe der I. Division erhalten die
Nummern 11, 12, 13, 14, der Wiederholer 15, die der II. Division 21, 22, 23, 24, der Wieder-
holer 25. Die beiden ersten Nummern nennt man das erste, die beiden letzten der grossen
Schiffe das zweite Treffen.  Bei einem zweiten Geschwader würden die III. und IV. Division
analoge Nummern erhalten.
  Jedem Geschwader gehören im Ganzen etwa ebenso viel Kreuzer an, als es Linienschiffe
hat, also einschliesslich des Wiederholers etwa 8, dieselben werden in  A uf k l ä r u n g s -
g r u p p e n  vertheilt mit ebenfalls laufenden Nummern.
   Die Torpedobootsdivisionen erhalten Bezeichnungen mit Buchstaben, z.B. 1. Flottille hat
Divisionen A und B, die II. C und D. Die einzelnen Boote erhalten Nummern.
   Je zwei Torpedoboote bilden eine Rotte mit dem ältesten Offizier als Rottenführer. Die
beiden Torpedoboote einer Rotte bleiben stets in enger Fühlung miteinander und werden
selten mit besonderen Aufträgen voneinander getrennt, da ein einzelnes Boot, dem etwas
zustossen sollte, zu wenig Hülfsmittel besitzt.

...

Flotten werden im Allgemeinen an verschiedenen Plätzen operiren, die Geschwader einer
Flotte auf demselben  Gefechtsfelde, jedoch mit getrennten Bewegungen. Die Divisionen
eines Geschwaders bleiben grundsätzlich zusammen vereint, ihre Formationen gehen in der
des Geschwaders auf.

...

Zur Flotte gehören noch die Kreuzer, die Torpedoboote und event. eine Anzahl Begleitschiffe.
   Die Kreuzer haben beim Marsch zunächst den Zweck, den herannahenden oder sich zurück-
ziehenden oder sich seitlich vorbeizudrücken versuchenden Feind zu entdecken und alles Wis-
senswerthe über denselben dem kommandirenden Admiral zu melden. Zu diesem Zweck wer-
den sie, wie früher gezeigt, in Aufklärungsgruppen getheilt, zu deren jeder unter schematisch
normalen Umständen ein großer und zwei kleine Kreuzer gehören, während die vierten Kreuzer
je als Wiederholer in der Nähe ihrer Lienienschiffsdivisionen ihren Platz gefunden haben. Die
Schiffe dieser Aufklärungsgruppen werden derart weit vor und seitlich, auch nach Umständen
achterlich von der Flotte postirt, dass kein Fahrzeug zwischen ihnen ungesehen passiren kann
und dass die Signalverbindung, event. durch Fernsignale oder durch Zwischenkreuzer, mit der
Flotte bestehen bleibt. Die Kreuzergruppen fahren also sozusagen in aufgelöster Ordnung, wo-
bei aber doch der Zusammenhang der einzelnen, einem Führer unterstellten Gruppen gewahrt
bleiben muss.
   Die Torpedoboote werden tagsüber grundsätzlich nicht zum Aufklärungsdienst verwendet, da-
mit ihre knappen Besatzungen sich ruhen können und frisch für den Kampf oder für den Nacht-
dienst bleiben. Die Flottillen erhalten ihren Platz querab oder hinter ihrem Geschwader.

Grüße vom Oberschlickrutscher
Sven


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Solange man seinen Gegner nicht bezwungen hat, läuft man Gefahr, selbst bezwungen zu werden.
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