24.10.1930 Der BADEN - Zwischenfall.

Begonnen von Albatros, 27 Dezember 2010, 16:20:43

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Albatros

Ich habe auf einer CD die sich mit der Geschichte einiger Reedereien unter anderem auch der HAPAG beschäftigt folgenden Eintrag gefunden......

Am 24.10.1930 wird der Dampfer BADEN im Verlauf des brasilianischen Bürgerkriegs infolge eines Irrtums von einem brasilianischen Küstenfort beschossen. 31 Tote, 39 Verwundete.

Leider habe ich bis jetzt nicht näheres dazu finden können, vielleicht ist einem von Euch etwas dazu bekannt.

http://www.akpool.de/images/cards/16_preview/165381.jpg

:MG:

Manfred

Cord

Moin,

selbst bei Arnold Kludas findet sich nur folgendes:

Am 24.Oktober 1930 befindet sich die Baden in Rio de Janeiro als dort eine Revolution ausbrach. Der Kapitän missachtete das Auslaufverbot, um die Baden in Sicherheit zu bringen und wurde fatalerweise von der Küstenartillerie unter Feuer genommen. Dabei kamen 31 Menschen ums Leben und 39 wurden verletzt.

Maritime Grüße
Cord

In den Straßengräben auf dem Weg zum Ruhm, liegen die Überreste derjenigen, denen der Erfolg versagt blieb... (unbekannter Verfasser)

OWZ

 Interessant, aber ist das auf dem Foto die "Baden"? Erkenne dort eher "Leverkusen", "Kulmerland" oder "Duisburg" ...

Gruß

OWZ

Albatros

#3
Zitat von: OWZ am 28 Dezember 2010, 12:56:26
Interessant, aber ist das auf dem Foto die "Baden"? Erkenne dort eher "Leverkusen", "Kulmerland" oder "Duisburg" ...

Gruß

OWZ

Es ist der Dampfer Duisburg, da habe ich mich versehen..... :MV:

:MG:

Manfred

Darius

Hallo Manfred,

googeln mit der entsprechenden Spracheinstellung hat folgende Links gebracht, diese bestätigen die Angaben.

a) Incidente com o navio mercante BADEN
http://www.mar.mil.br/tm/historia.html

b) Forte Duque de Caxias
http://pt.wikipedia.org/wiki/Forte_Duque_de_Caxias

c) O PAQUETE ALEMÃO "BADEN" FOI BOMBARDEADO POR FORÇAS REVOLUCIONÁRIAS Á SAIDA DO PORTO DO RIO DE JANEIRO
http://opilotopraticododouroeleixoes.blogspot.com/2010_02_28_archive.html

:MG:

Darius

Albatros

#5
Hallo Darius, Danke Dir für Deine Suche und die Links, habe selbst jetzt folgendes gefunden,

im Band IV ,,Die Geschichte der Deutschen Passagierschiffahrt" von Kludas auf Seite 145/146 und im Köhlers-Flottenkalender 1985 Seite 198-204 wird der Zwischenfall geschildert.
Demnach hat es sich wohl so zugetragen das die Baden mit 456 Passagieren an Bord den Hafen von Rio de Janeiro so schnell wie möglich wegen der Unruhen an Land
verlassen wollte. Die Baden erhielt die Auslaufgenehmigung mit ziemlich unleserlichen Anweisungen. Es war aber wohl zu entnehmen das die Baden beim passieren des
Forts Santa Cruz sich die Genehmigung zum weiterfahren holen müsse und das eventuelle Signale zu beachten seinen.
Die Baden lief aus, am Fort Lage dippte sie die Flagge und fuhr am Ford Santa Cruz vorbei. Dort war das Flaggensignal GRK gezogen, dies bezog der Kapitän der Baden nicht auf sein Schiff.
Mit voller Kraft passierte die Baden nun das Fort Villegaigon das man mit der Dampfpfeife grüßte.
Wenig später hörte man an Bord zwei Kanonenschüsse ohne aber Pulverdampf und Aufschläge zu sehen.
Auf dem jetzt querab liegenden Fort Copacabana sah man eine nicht zu identifizierende Flagge.
Während man versuchte auf der Baden das Signal zu deuten traf eine schwere Granate den achteren Mast und explodierte.
Durch den Explosionsdruck, die Granatsplitter und den Umstürzenden Mast kamen 31 Menschen ums Leben, es gab außerdem unter den an Deck stehenden Passagieren noch
viele schwer und leicht verletzte Personen.
27 Spanische Passagiere 3 Besatzungsmitglieder und ein Spanischer Praktikant kamen ums Leben.
Die Granate die den Mast getroffen haben soll wird einmal als 15 cm Granate bezeichnet und im Köhler als eine 28 cm Granate.
Der Mast ist in ca. 10 m über Deck abgerissen, wenn`s denn eine 28 cm Granate gewesen sein soll, muss der Explosionsdruck gewaltig gewesen sein.

:MG:

Manfred





Albatros

#6
Insgesamt wurden vier Granaten auf die Baden verschossen, 2 x 75 mm und 2 x 150 oder 280 mm, drei landeten weit hinter der Baden, so dass die Aufschläge gar nicht auf der Brücke der Baden wahr genommen wurden sondern man nur den Knall hörte und die vierte traf unglücklicherweise den achteren Mast in ca. 10 m Höhe. Wenn die Granate also nicht genau ihre Flugbahn in der Schiffsachse gehabt hätte wäre die vierte vor den Bug der Baden als Stoppschuß von dieser wahrgenommen worden. So nahm das Unglück aber seinen Lauf. Die Seeamtsverhandlung in Hamburg kam zum Fazit das 31 Menschen sterben mussten weil der Kapitän der Baden zu arglos verfuhr und die brasilianischen Soldaten ihr Handwerk nicht beherrschten.

Es waren warum auch immer drei Ärzte an Bord der Baden gewesen, ein Portugiesischer, ein Spanischer und ein Deutscher.
Gleich nach der Explosion hatte der Deutsche und der Spanische Arzt mit der Versorgung der Verletzten begonnen. Dem Spanischen Arzt wurde so schlecht das er nicht weiter machen konnte, der Portugiesische Arzt soll sich angeblich ungerührt zurück gezogen haben nach dem er feststellte das kein Portugiese unter den Verletzten war!

Ich habe das Datum mal auf den 24.10. geändert, da sich das Unglück wohl im Oktober zugetragen hat.


:MG:

Manfred

OWZ

 
Zitat... und die vierte traf unglücklicherweise den achteren Mast in ca. 10 m Höhe.

... als Zweimaster wäre die Baden sicherlich verschont geblieben :wink:.

OWZ

Albatros

Welche Unruhen waren die Ursache der unglücklichen Umstände mit der Baden ?
Getúlio Vargas, der ,,Vater der Armen", führte einen Aufstand an und wurde so Präsident.
Im Jahr 1930 trat Vargas bei der Präsidentenwahl an und verlor. Nach der folgenden Rebellion übertrug das Militär am 24. Oktober 1930 Vargas die Macht und machte ihn
zum Präsidenten Brasiliens mit diktatorischen Vollmachten.

Der 24.10.1930, da war die Baden zur falschen Zeit am falschen Ort.

:MG:

Manfred

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