Operation "Herbstgewitter II" Dez. 1943

Begonnen von Frontline, 20 Dezember 2005, 20:24:12

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Frontline

Hallo,

ich suche Informationen über die Operation "Herbstgewitter II" im Dezember 1943 . Dabei handelt es sich um die Besetzung der Insel Korcula durch die SS "Prinz Eugen" und der 118.Jäger-Div. sowie Teilen der Brandenburger . Den groben Ablauf kenne ich bereits , ich suche Infos über die Rolle der Marine bei diesem Unternehmen .

mfg matthias


P.S. Gruß an Hoover

Huszar

Und keine Grüsse an den alten Panzermann/alex???
tsts

:D

mfg

alex
Reginam occidere nolite timere bonum est si omnes consentiunt ego non contradico
1213, Brief von Erzbischof Johan von Meran an Palatin Bánk von Bor-Kalán

Frontline

Natürlich auch Gruß an Alex und frohes Fest an alle .

mfg matthias

Peter K.

Servus MATTHIAS!

Interessieren dich nur die beteiligten EInheiten der Marine oder die gesamte Entstehung und der Ablauf der Operation?

Grüße aus Österreich
Peter K.
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

Peter K.

Servus MATTHIAS!

In recht mühevoller Kleinarbeit hab´ ich ´mal folgendes zusammengestellt:

HERBSTGEWITTER II

Am 08.12.1943 begannen die Planungen für das Unternehmen ,,Herbstgewitter II". Ziel war die Kontrolle über größere dalmatinische Inseln, die - von Partisanen besetzt – den, für die Versorgung wichtigen Küstenweg bedrohten. Dabei war besonders zu berücksichtigen, daß eigene Marinestreitkräfte aufgrund der feindlichen Luftüberlegenheit möglichst kurzzeitig Feindangriffen ausgesetzt sind und daß die Dauer der Operation so angesetzt wird, daß möglichst viele der nur kurzfristig verfügbaren,  eigenen Maschinen eingesetzt werden konnten.
Die Operation wurde vom Generalkommando V. SS-Geb.A.K. des 2. PzAOK im Zusammenwirken mit dem Kommandierenden Admiral Adria, Vizeadmiral Joachim Lietzmann, geführt. Dazu begab sich dieser, ebenso wie der Seekommandant Dalmatien – Kapitän zur See Freiherr von Lamezan -  mit einem Teilstab, auf den Gefechtsstand des V. SS-Geb-A.K nach Mostar. Zu diesem Zeitpunkt sollte die Operation spätestens am 14.12.1943 mit dem Angriff auf Korcula beginnen, anschließend sollten Hvar, Brac und Solta gesäubert werden.
An diesem Tag meldete die Küstenjägerabteilung Brandenburg drei schwere Sturmboote (KJ-1, KJ-2 und KJ-3), zwei Pionierlandungsboote und die bewaffneten Zivilfahrzeuge AVE MARIA, CARINTHIA, CARRY und ISUTH einsatzbereit in Zara. In Überholung befanden sich die schweren Sturmboote KJ-5 und KJ-6, sowie die Partisanen-Prisen DUGI OTOK, PARTISAN, SALI, STARIGRAD und SVETI ANTON. Die Motorjachten der 2. Kompanie lagen zu diesemzeitpunkt vermutlich in Fiume-Susak, die Boote der 3. Kompanie in der Marina-Bucht und in Omis nördlich und südlich von Split, möglicherweise auch in Sibenik.

Am 10.12.1943 errichteten die 2. und vermutlich auch die 4. Kompanie der Küstenjägerabteilung Brandenburg einen Stützpunkt in Split und wurden für die Operation ,,Herbstgewitter II" der 118. Jägerdivision unterstellt.

Bereits am 11.12.1943 liefen aus Pola und Fiume alle einsatzbereiten, aber wahrscheinlich nur einige wenige Hafenschutzboote, darunter möglicherweise NA4, der 11. Sicherungsflottille unter Korvettenkapitän der Reserve Jürgen von Kleist zur Unterstützung der Operation aus. Offenbar behinderte schlechtes Wetter die Verlegung der Einheiten erheblich – die Siebelfähre SF264 strandete am selben Tag bei Ploce und am 12.12.1943 befanden sich die, ebenfalls auf dem Verlegungsmarsch nach Süden befindlichen Siebelfähren und Infanterietransporter der 10. Landungsflottille unter Korvettenkapitän der Reserve Hermann Roth erst in Zara.

Am 14.12.1943 wurde der Beginn der Unternehmung ,,Herbstgewitter II" auf den 16.12.1943 verschoben. Gleichzeitig wurde der Führer der Unterseeboote Mittelmeer, Konteradmiral Kreisch, von der Seekriegsleitung angewiesen, U596 so aus dem bisherigen Operationsgebiet abzuziehen, daß das Boot für wenigstens drei Tage zur Unterstützung von ,,Herbstgewitter II" in der Adria stehen konnte. Außerdem wurde noch U81 mit neuen Zaunkönig-Torpedos für einen derartigen Einsatz vorgesehen.
Am 15.12.1943 mittags wurde NA2, daß sich im selbständigen Einsatz gegen Partisanenboote befand, nordwestlich von Dubrovnik während eines feindlichen Luftangriffes beschädigt und erlitt Personalverluste.

Am 16.12.1943 wurde das Unternehmen ,,Herbstgewitter II" wegen mangelnder Einsatzbereitschaft der Kriegsmarine erneut verschoben, nämlich auf den 20.12.1943.
Man erachtete mindestens zwei Siebelfähren und weitere Kleinfahrzeuge im Absprunghafen an der Nordostküste von Peljesac für die Landung auf Korcula als notwendig, aber an diesem Tag war nur SF264 einsatzbereit! SF192 lag zwar ebenfalls einsatzklar in Dubrovnik,  konnte aber den freien Seeraum nicht erreichen, weil der Peljesack-Kanal von Partisanen beherrscht wurde. In Triest lag SF268, allerdings nicht einsatzbereit. Die, auf dem Anmarsch befindlichen SF193 und SF267 hatten technische Probleme, die die Beteiligung an der Operation zunächst verhinderten - ein Kühlerleck auf SF193 erlaubte erst am 18.12.1943 den Weitermarsch und die Besatzung von SF267 kämpfte mit einem Getriebeschaden, der die Fähre bis 17.12.1943 abends in Zadar festhielt. Im Kriegstagebuch der Seekriegsleitung werden noch zwei weitere Siebelfähren mit unbekanntem Standort erwähnt, davon ist eine als gestrandet vermerkt (möglicherweise Verwechslung mit Strandung von SF264 am 11.12.1943).
Erschwerend kam hinzu, daß ebenfalls am 16.12.1943 ein Motorsegler mit 800 Schwimmwesten und 80 m³ Benzin für die Siebelfähren durch einen feindlichen Luftangriff verloren ging. Als Ersatz sollten zunächst 400 Schwimmwesten von SF267, die allerdings noch mit Getriebeschaden in Zadar lag, nach Süden gebracht werden.

Der Flakkreuzer NIOBE lief in der Nacht vom 17. auf den 18.12.1943 mit den Torpedobooten TA21 und TA22 aus Triest aus, um am 18.12.1943 abends an der Südspitze von Pasman zu stehen und mit Beginn der Landungen nördlich und südöstlich von Korcula zu operieren. Das, ebenfalls für diesen Verband vorgesehene  Torpedoboot TA20 mußte wegen eines Lecks im Vorschiff zunächst in Triest zurückbleiben.
Nach Freivogel lief NIOBE mit TA20 und TA22 aus Pola aus und traf sich mit TA21 bei Pasman.
Ebenfalls am 18.12.1943 erreichten die Schnellboote S36 und S55 - von Salamis kommend – Cattaro, während sich SF267 auf dem Marsch nach Ploce befand und in Trogir die Infanteriegransporter J-08, J-43, J-55 und J-69 einsatzbereit lagen.
Am Abend des 18.12.1943 wurde 20 sm südlich von Split die Landung schwacher Partisanenverbände abgewehrt.
Außerdem ging am 18.12.1943 bei Murter die, mit einer Ladung Benzin auf dem Marsch nach Trogir befindliche Siebelfähre SF193 verloren. Die Ursache ist aus der Quellenlage leider nicht exakt ersichtlich: Laut Gröner erfolgte die Versenkung mit 7 Toten um 22.30 Uhr durch feindliche Jagdbomber, das Kriegstagebuch der Seekriegsleitung vermerkt für 22.00 Uhr den Verlust einer Siebelfähre und eines Infanterietransporter durch die Artillerie einer größeren Überwassereinheit und nach einer Chronik der 10. Landungsflottille sank SF193 mit 6 Toten und 11 Vermißten nach MG-Beschuß durch Partisanen.

Am 19.12.1943 wurde die Operation ,,Herbstgewitter II" wegen Mangel an ausreichenden Jagdschutz – es waren nur 2 (!!!) Jagdmaschinen einsatzbereit und die Heranführung von 14 weiteren Jagdflugzeuge wurde durch die Wetterlage verhindert – erneut verschoben, vorerst auf unbestimmt Zeit. Dennoch sollten alle Seestreitkräfte weiterhin in Bereitschaft bleiben!
Nach Freivogel wurde jedoch der NIOBE-Verband nach Pola zurückbefohlen und zwar in zwei Gruppen: NIOBE und TA20 als langsamer bzw. TA21 und TA22 als schneller Verband.
Um 13.00 Uhr erfolgte ein ergebnisloser Bombenangriff von 24 Feindflugzeugen auf NIOBE, wobei einer der Angreifer abgeschossen wurde.
Am späten Nachmittag des 19.12.1943 landeten dann stärkere Partisanenverbände mit bis zu fünf Landungsbooten von der Nordküste Brac´s kommend auf dem Festland bei Dugi Rat. Auf diese Feindbewegungen wurde der NIOBE-Verband angesetzt, aber um 19.00 Uhr lief der alte Kreuzer an der Südspitze von Silba, 27 sm nordwestlich von Zara, auf einen Unterwasserfelsen auf. NIOBE saß mit dem Steuerbordvorschiff fest, machte Wasser, konnte aber vorerst gehalten werden. Nachdem TA20 vergeblich versuchte, das Schiff wieder freizuschleppen, wurden aus Fiume und vermutlich auch aus Triest die Schlepper NETTUNO, PARENCO oder PARENZO und CONSTANTE, sowie das Motorschiff MARTHA zur Hilfsleistung angefordert.
S36 und S55 liefen am 19.12.1943 nach Einbruch der Dunkelheit aus Cattaro zum offensivem Torpedoeinsatz im Seeraum Brindisi – Gargano aus, hatten aber keine Feindberührung.

Am 20.12.1943 ab 04.30 Uhr beschossen S36 und S55 wie geplant die Insel Vis und trafen dort auf leichtes Maschinengewehrfeuer. Anschließend operierten die beiden Boote vermutlich weisungsgemäß westlich und südlich von Korcula. Gleichzeitig stand ein eigenes Uboot – wahrscheinlich U596 – im Seeraum Vis – Lastovo.
Ebenfalls am 20.12.1943 wurde der endgültige Beginn der Operation ,,Herbstgewitter II" für den 22.12.1943 festgelegt. An größeren Marineeinheiten standen nach dem Ausfall von NIOBE und auch von TA21 aber nur noch TA 20 und TA22 zur Verfügung.

Am 21.12.1943 brachen S36 und S55 ihren Einsatz gegen Vis und die Partisanenschiffahrt nach einem Maschinenschaden auf einem der Boote vorzeitig ab.
Nach einer Brennstoffergänzung stand TA20 in der Nacht vom 21. auf den 22.12.1943 nördlich von Brac im Einsatz und sollte dann tagsüber auf einer Warteposition bei Trogir stehen.

Die, vermutlich von Partisanen herbeigerufenen britischen Schnellboote MTB298 und MTB276 konnten sich unbemerkt der NIOBE nähern und am 22.12.1943 um 02.05 Uhr trafen sie den Kreuzer mit zwei Torpedos und den längsseits liegenden Schlepper PARENZO mit einem weiteren. NIOBE brach in zwei Teile auseinander, diese blieben jedoch auf dem Unterwasserfelsen liegen. Daher blieben der Kommandant, Kapitänleutnant von Hoffmeyer-Zlottnik, und 20 Mann zur Bewachnung und zum Ausbau der Artillerie zunächst an Bord. Die beiden Torpedotreffer, die nach deutschen Quellen wahrscheinlich von einem feindlichen Uboot abgeschossen worden waren, hatten 17 Tote und 16 Verwundete auf der NIOBE zur Folge. Die restliche Besatzung des Schiffes wurde nach Pola gebracht. PARENZO hingegen sank sofort mit der gesamten Besatzung von 19 Mann.

Am Morgen des 22.12.1943 begann endlich das Unternehmen ,,Herbstgewitter" mit der Landung auf Korcula. Bis 11.00 Uhr waren bereits zwei Wellen bei Raciste bzw. Bei der Stadt Korcula ohne Bootsverluste gelandet, allerdings gingen dann bis zum Abend doch noch zwei eigene Fahrzeuge verloren, während ein drittes beschädigt wurde.
Zur Unterstützung der Landungen stand jedoch keine einzige größere Marineeinheit zur Verfügung, da auch TA22 ausgefallen und TA20 mit nur einer Schraube klar war. Am Nachmittag liefen zwar S36 und S55 aus Cattaro aus, diese kehren aber wegen schlechtem Wetter bald wieder um.

Am 23.12.1943 mittags war die Stadt Korcula in deutscher Hand und der weitere Vormarsch wurde nach Südwesten begonnen.
S36und S55 liefen wegen Schlechtwetter nicht aus Cattaro aus.

Am 24.12.1943 war der Ostteil von Korcula gegen starken Widerstand unter deutscher Kontrolle, aber erst am 26.12.1943 befand sich die gesamte Insel in deutscher Hand. Bei 100 eigenen Toten hatte der Gegner über 500 Tote und 300 Verwundete zu beklagen – außerdem machen die Deutschen 212 Gefangene und erbeuteten unter anderem 21 kleine Küstenfahrzeuge, 4 Motorboote und 160 andere Boote.

Quellen:
Kriegstagebuch der Seekriegsleitung, Teil A, Band 52 (Dezember 1943)
Friedrich-Karl Birnbaum/Carlheinz Vorsteher,
Auf verlorenem Posten
ISBN 3-613-01171-9
Walter Lohmann/Hans H. Hildebrand,
Die deutsche Kriegsmarine 1936-1945, Band II
keine ISBN
Erich Gröner,
Die deutschen Kriegsschiffe 1815 – 1945, Band 6, 7 und 8/2
ISBN 3-7637-4805-9, 3-7637-4807-5, 3-7637-4807-5
Dr. Z. Freivogel,
Kriegsmarine in der Adria 1941-1945, Marine-Arsenal Band 40
ISBN 3-7909-0640-9
Randolf Kugler,
Das Landungswesen in Deutschland seit 1900
ISBN 3-926409-52-5
Waldemar Trojca,
Küstenjäger-Abteilung Brandenburg
ISBN 3-92-54-80-78-1
Privatunterlagen

Hoffe, das hilft weiter ...

Schöne Feiertage und LG aus Österreich
Peter K.
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

Stefan

Sehr gute und interessante  Zusammenfassung !!!
Viele Grüße
Stefan

Peter K.

Vielen Dank, STEFAN - war aber auch ne ziemliche Sucherei! ;-)
... mal sehen, ob MATTHIAS was damit anfangen kann!

Grüße aus Österreich
Peter K.
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

Frontline

Hallo Peter,
ich bin jetzt erst aus dem Urlaub zurück , vielen Dank für deine viele Arbeit . Und es hilft mir sehr weiter . Mein Großonkel war bei der 118.Jg.Div. und bekam für den Einsatz auf Korcula das EK II . Ich habe seine Unterlagen gesammelt und mir Auszüge aus dem KTB der Division besorgt. Ich nerve schon alle anderen Foren über Infos darüber , mein Ziel ist es über die Operation "Herbstgewitter II" einen ausführlichen Bericht zu schreiben .
In deiner Quelle befindet sich das Buch über die Küstenjäger der Brandenburger , lohnt sich der Kauf ?

mfg matthias

Peter K.

Hallo MATTHIAS!

So, jetzt bin ICH vom Urlaub zurück - deshalb die späte Antwort!

Trojca´s Buch über die Küstenjäger ist eigentlich als Bildband zu verstehen mit vielen, mir bisher unbekannten Aufnahmen. Der Textteil behandelt in aller Kürze, aber doch ausreichend, die Einsätze der Abteilung.
Insgesamt ist es meiner Meinung nach kein "MUSS", aber durchaus in Ordnung!

Liebe Grüße aus Österreich
Peter K.
Grüße aus Österreich
Peter K.

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Frontline

Hallo Peter,

es ist der Preis der mich immernoch abschreckt (39 Euro), bei manchen Anbietern steht dann auch noch Taschenbuch dahinter , ist das korrekt ?
Und zu guter letzt , finde ich dort brauchbares über Korcula oder wird es nur am Rande bearbeitet ?
mfg matthias
:?:

Peter K.

Servus MATTHIAS!

Ich kenne undhabe nur die fest gebundene Ausgabe!
Textinformationen zum Korcula-Einsatz sind - sehr wenig ausführlich - vorhanden, Fotos hingegen leider nicht!

Grüße
Peter K.
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

Frontline

Danke für die Antwort Peter.

mfg matthias

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