Titanic

Begonnen von juergenwaldmann, 14 April 2016, 19:42:29

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juergenwaldmann

Heute sank die Titanic , wie auf einer Modell - Ausstellung in
unserem Rathaus erinnert wurde .

https://de.wikipedia.org/wiki/RMS_Titanic

Gruss  Jürgen

Benjamin

Die Titanic sank am 15.04.1912. Die Kollision mit dem Eisberg war jedoch am 14.04. gegen 23:40.  :MG:

Die Doktorarbeit eines Kollegen beschäftigt sich mit der Frage, wie verringere ich den auftretenden Schaden einer Kollision wenn der "Letzte Moment" vorbei ist bzw. die Kollision generell unvermeidbar ist. Sehr interessante Fragestellung. Auch bei der Titanic wäre mMn ein Untergang vermeidbar gewesen, wenn man etwa direkt drauf gehalten hätte und / oder das Ausweichmanöver nicht durch Geschwindigkeitsreduktion suboptimiert hätte.(Wobei ich mich hier frage, wie groß denn die Latenz für die reale Geschwindigkeitsreduktion der Titanic war und ob das real überhaupt eine Rolle gespielt hat.)

If there's more than one possible outcome of a job or task, and one of those outcomes will result in disaster or an undesirable consequence, then somebody will do it that way.

mini

Wobei man bedenken muss, dass die Karriere von Murdoch mit großer Wahrscheinlichkeit zu Ende gewesen wäre, hätte er die Titanic frontal auf den Eisberg gesetzt hätte. In Anbetracht der späteren Ereignisse sicherlich die bessere Variante, aber hinterher ist man halt meistens schlauer^^

Das wirklich ironisch-tragische ist ja, dass die Welin Davits der Titanic dafür ausgelegt waren, mehrere Boot zu fieren. Harland & Wolff Kontrukteur Alexander Carlisle hat die Schiffe ja auch mit 48 Booten konzipiert (mit der Option auf max. 64 aufstocken zu können), wurde dann aber von Lord Pirrie und Bruce Ismay zurückgepfiffen, mit dem Hinweis "das Bootsdeck wäre dann zu vollgestellt".

Benjamin

Zitat von: mini am 15 April 2016, 09:54:00
Das wirklich ironisch-tragische ist ja, dass die Welin Davits der Titanic dafür ausgelegt waren, mehrere Boot zu fieren. Harland & Wolff Kontrukteur Alexander Carlisle hat die Schiffe ja auch mit 48 Booten konzipiert (mit der Option auf max. 64 aufstocken zu können), wurde dann aber von Lord Pirrie und Bruce Ismay zurückgepfiffen, mit dem Hinweis "das Bootsdeck wäre dann zu vollgestellt".


1:1 aus Titanic von 1997? :D Wir dürfen hierbei jedoch nciht vergessen, das es sowas wie SOLAS etc noch nicht gab. Vorschrift war damals (aussm Kopf heraus), das Platz für 2/3 der Menschen an Bord in den Rettungsbooten sein muss. Die Titanic entsprach allen Richtlinien in Bezug auf Rettungsboote, Drehkreis, Not-stoppmanöver etc
If there's more than one possible outcome of a job or task, and one of those outcomes will result in disaster or an undesirable consequence, then somebody will do it that way.

mini

Nur weil etwas den Richtlinien entspricht, muss es nicht auch gut sein ;) Vor allem wenn die Richtlinien nicht mit der explosionsartig angestiegenen Schiffsgröße schrittgehalten haben :)


Matrose71

Hallo Benjamin,

nach den seriösen Quellen habe ich das immer so verstanden, dass Murdochs Porting-Around-Manöver völlig OK war (aus seiner damaligen Sicht) und die Maschinen zu diesem Zeitpunkt weder gestoppt noch auf Rückwärtsfahrt hätten sein können, weil einfach die Zeit zu kurz zum reagieren/umsteuern oder stoppen war.

Habe ich da etwas verpasst?
Viele Grüße

Carsten

Urs Heßling

#6
moin,

Zitat von: Benjamin am 15 April 2016, 08:55:12
Auch bei der Titanic wäre mMn ein Untergang vermeidbar gewesen, wenn man etwa direkt drauf gehalten hätte
Das sehe ich auch so, aber eine solche (physikalisch korrekte) Überlegung war für einen Seeoffizier der damaligen und wohl auch der heutigen Zeit einfach unvorstellbar.

Zitat von: Matrose71 am 15 April 2016, 10:18:48
.. immer so verstanden, dass .. die Maschinen zu diesem Zeitpunkt weder gestoppt noch auf Rückwärtsfahrt hätten sein können, weil einfach die Zeit zu kurz zum reagieren/umsteuern oder stoppen war.
Das nehme ich auch an. Selbst wenn die Propeller kurz vor dem Zusammenstoß noch rückwärts zu schlagen begannen, eine Wirkung konnte das nicht haben.

Meines Wissens gab es eine Serie von Computersimulationen, bei denen das Ergebnis war, daß kein Ausweichmanöver (mit allen denkbaren Kombinationen von Ruder- und Maschinenkommandos) die Kollision vermeiden konnte.

Das entscheidende Versagen liegt mE bei Kapitän Smith nach der Kollision. In den Booten war Platz für knapp 1000 Menschen. Vermutlich hätten die Boote auch mit 150 % = 1500 Menschen "beladen" werden können. Dies hätte Smith mit seiner Autorität als Kapitän durchsetzen müssen. Er hatte 2 Stunden Zeit dazu.

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Benjamin

Zitat von: Matrose71 am 15 April 2016, 10:18:48
Hallo Benjamin,

nach den seriösen Quellen habe ich das immer so verstanden, dass Murdochs Porting-Around-Manöver völlig OK war (aus seiner damaligen Sicht) und die Maschinen zu diesem Zeitpunkt weder gestoppt noch auf Rückwärtsfahrt hätten sein können, weil einfach die Zeit zu kurz zum reagieren/umsteuern oder stoppen war.

Habe ich da etwas verpasst?

Nein - ich sehe es ähnlich wie du, habe jedoch keine Recherche über die Fakten bzgl der Latenz eines Umsteuerungsmanövers bei der Titanic betrieben. Ich schrieb ja extra "Wobei ich mich hier frage, wie groß denn die Latenz für die reale Geschwindigkeitsreduktion der Titanic war und ob das real überhaupt eine Rolle gespielt hat."

In dem Fall habe ich nun eine Antwort bekommen von dir und von Urs. Habt ihr zwei da ggf. auch noch einen Quellenverweis? Urs weiß, das ich mich zwangsläufig aus beruflichen Gründen mit solch einer Thematik befasst habe und das Interesse ist immer noch groß:)
If there's more than one possible outcome of a job or task, and one of those outcomes will result in disaster or an undesirable consequence, then somebody will do it that way.

Urs Heßling

"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Matrose71

Hallo Benjamin,

ich habe mein Wissen aus zwei sehr guten Phoenix Dokumentationen und m.M. nach, dem sehr gut recherchierten Wiki Artikel.

https://de.wikipedia.org/wiki/RMS_Titanic
Viele Grüße

Carsten

Matrose71

Hallo Urs,

ZitatDas entscheidende Versagen liegt mE bei Kapitän Smith nach der Kollision. In den Booten war Platz für knapp 1000 Menschen. Vermutlich hätten die Boote auch mit 150 % = 1500 Menschen "beladen" werden können. Dies hätte Smith mit seiner Autorität als Kapitän durchsetzen müssen. Er hatte 2 Stunden Zeit dazu.

Völlig D'accord, allerdings machte Smith m.M. nach schon früher Fehler.
1. Zu hohe Geschwindigkeit, trotz mehrfacher Eiswarnung.
2. Warum wude der Schrank mit den Ferngläsern für das Krähennest nicht einfach aufgebrochen? So viel Autorität sollte ein Kapitän haben, um das durchzusetzen.
Viele Grüße

Carsten

Benjamin

Zitat von: Matrose71 am 15 April 2016, 12:52:21

Völlig D'accord, allerdings machte Smith m.M. nach schon früher Fehler.
1. Zu hohe Geschwindigkeit, trotz mehrfacher Eiswarnung.


Aber das war mMn damals üblich. Laut deinem Link haben auch Schnelldampfer-Kapitäne der Konkurrenz bestätigt, genauso zu handeln in einer solchen Situation. Das Credo war wohl "Schnell durchs Gefahrengebiet!". Man kann hier imo Smith nicht ankreiden gemäß den Regeln / dem (de facto) Standard seiner Zeit gehandelt zu haben. Nicht jeder ist ein Vordenker  :MG:
If there's more than one possible outcome of a job or task, and one of those outcomes will result in disaster or an undesirable consequence, then somebody will do it that way.

Sven L.

Zitat von: Matrose71 am 15 April 2016, 10:18:48
Hallo Benjamin,

nach den seriösen Quellen habe ich das immer so verstanden, dass Murdochs Porting-Around-Manöver völlig OK war (aus seiner damaligen Sicht) und die Maschinen zu diesem Zeitpunkt weder gestoppt noch auf Rückwärtsfahrt hätten sein können, weil einfach die Zeit zu kurz zum reagieren/umsteuern oder stoppen war.

Habe ich da etwas verpasst?

Zumal eh nur die äußeren Wellen für Rückwärtsfahrt in Frage gekommen wären. Soweit mir bekannt hatte die Abdampfturbine die auf der Mittelwelle arbeitete keine Rückwärtsturbine integriert.
Grüße vom Oberschlickrutscher
Sven


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Solange man seinen Gegner nicht bezwungen hat, läuft man Gefahr, selbst bezwungen zu werden.
Clausewitz - Vom Kriege

Manfred Heinken

Moin zusammen,
heute, vor  110 Jahren, ist die "Titanic" im Atlantic versunken.
Der Liner hat wirklich Geschichte geschrieben.

Manfred Heinken

juergenwaldmann


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