31.08.1968 Untergang des TS-Bootes WILLI BÄNSCH der DDR-Volksmarine

Begonnen von 2M3, 31 August 2018, 20:06:33

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2M3

Heute vor 50 Jahren ging in den frühen Morgenstunden das TS-Boot 844 WILLI BÄNSCH (Projekt 183) mit 7 Seemännern nach einem Zusammenstoss mit dem schwedischen Fährschiff DROTTNINGEN verloren.

Dabei fanden Obermaat Reinhard Zobel, Stabsmatrose Gerd Witteck, Stabsmatrose Egon Matthes, Stabsmatrose Rainer Handschug, Stabsmatrose Jürgen Dennies, Stabsmatrose Werner Schiwek und Stabsmatrose Peter Schulz den Seemannstod.

Die überlebenden neun Besatzungsmitglieder wurden gegen 6 Uhr aus einer Rettungsinsel geborgen.

Ein aussagekräftiger Bericht von Ingo Pfeiffer mit Fotos vom Boot und der Besatzung  --/>/> http://www.mkbug.de/Leinen_Los1.pdf

In ehrendem Gedenken

Frank  :MG:
Flottenschule Parow 78-79, Ausbildung Ari-leicht, 25mm 2M3/M110 und 30mm AK-230, 79-82 Ari-Maat 1. MSR Abteilung/1. Flottille Peenemünde auf Proj. 89.2 MSR-lang/Kondor-II

Urs Heßling

#1
moin,

Danke für die Erinnerung top

ein :MG: den Opfern

Allerdings nicht dem Kommandanten .. wie konnte man den nur so "decken" ?  :MS:

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

der erste

Wir gedenken jedes Jahr Ende August der 1968 um Leben gekommenen Kameraden. Der Gedenkstein, der sich in der Flottille befand, wurde von meinen Kameraden 1990 gerettet (er wäre wohl in den Wirren der Vereinigung, wie so vieles, entsorgt worden) und auf dem Friedhof in Dranske aufgestellt. Seit Gründung 1992 kümmert sich die Marinekameradschaft Bug 1992 e.V. um ihn. Seit 1993 führen wir die Ehrung am Grabstein und auf See durch. 4 der überlebenden Kameraden der "Willi Bänsch" sind Mitglied bei uns. In diesem Jahr hatten wir auch wieder Angehörige der toten Kameraden (Schwestern und Brüder) mit vor Ort in Dranske. Seit 2013 sind wir im Museum in Dranske im Besitz der schwedischen Untersuchungsergebnisse zu diesem Seeunfall sowie aller in Deutschland auffindbaren Untersuchungsergebnisse und Berichte. Wer diese einsehen möchte, kann das gern in Dranske tun. Es sind in den letzten Jahren (siehe angeführter Bericht) viele Artikel in den unterschiedlichsten Medien erschienen, mal mehr, mal weniger akribisch recherchiert. Wir werden uns dazu nicht mehr äußern, da höchstwahrscheinlich keine neuen Erkenntnisse mehr zu gewinnen sind. Als Abschluss haben wir eine Broschüre erarbeitet, in der wir alle uns zugänglichen Dokumente zusammengefasst haben. Diese ist Kameradschaftsmitgliedern und den Angehörigen ausgehändigt worden. Öffentlich ist sie nicht erhältlich. Vielleicht noch soviel, den Überlebenden wurden nach dem Seeunfall Erholungsmöglichkeiten und andere Hilfe gewährt. Jedes Jahr zum 01. März (Tag der NVA) war eine Abordnung der VM auf den jeweiligen Friedhöfen und legte ein Gebinde nieder. Alle 5 Jahre fuhr das neue TS Boot 831 "Willi Bänsch" zur Untergangsstelle und führte eine Kranzniederlegung auf See durch.
Wer mehr zu dem Stein wissen möchte, bitte auf das Bild mit dem Stein in der Homepage klicken. http://www.mkbug.de/

Urs Heßling

moin,

Zitat von: 2M3 am 31 August 2018, 20:06:33
Ein aussagekräftiger Bericht von Ingo Pfeiffer mit Fotos vom Boot und der Besatzung  --/>/> http://www.mkbug.de/Leinen_Los1.pdf
Nach nochmaligem Lesen muß ich feststellen : dieser Bericht wirft Fragen auf.
Denn
Es ist davon auszugehen, daß die Drottningen auf dem Weg von Travemünde nach Trelleborg nw Darsser Ort einen Kurs von etwa 030o fuhr.
Wenn der Kdt der Willi Bänsch seinen Kurs auf 240o geändert hatte und dann das Zielobjekt Stb voraus nahm, hätte er die Drottningen hinter deren Heck an seiner Stb-Seite passieren müssen.

Er muß daher, abweichend vom Text, bei seinem Versuch, an die Drottningen heranzukommen (seemännisch gesprochen: in einer "Hundekurve"), so weit nach Steuerbord gekommen sein, daß er sie an Backbord hatte.
Damit ergab sich für die Drottningen eine drohende Kollisionssituation, der man mit einem Steuerbordmanöver begegnete.
Die wesentlich schneller drehende Willi Bänsch muß in den letzten Sekunden vor der Kollision scharf nach Backbord gedreht haben.
Nur so ist meinem seemännischen Verständnis nach die Tatsache zu erklären, daß der Vorsteven der Drottningen das Boot an dessen Steuerbordseite von Abt. III nach achtern hin aufriß.

@Holger
top :MG:

Betr.: Kontakt mit Überlebenden
Frage : gehörte der Kdt dazu ? und was ist weiter aus ihm (Karriere in der VM) geworden ?

Gruß, Urs
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RonnyM

...was mich als ehemaliger, gerade zu der Zeit, Radarmixer stutzig macht, dass lt. Pfeiffer-Bericht die Fähre mit 16 Knoten geplottet wurde, dann aber von einer rasanten Geschwindigkeit die Rede ist. Die weitere Frage, wie kann ein Radarziel unterhalb von 50 m verschwinden. Leider gibt es keine Hinweise, welcher Bereich geschaltet war.

Auf alle Fälle ist ja das Echo der Fähre bedeutend stärker als das eines Fischkutters. Ich schätze mal die Radarhöhe des Bootes auf 5 - 6 Meter. Also kann das Ziel (Fähre) nicht den Radarhorizont unterlaufen.

Ging mir letzte Nacht durch den Kopf...

Aber meine Hochachtung über die Gestaltung der Gedenkstätte. :MG: top

Grüße Ronny
...keen Tähn im Muul,
over La Paloma fleuten...

der erste

Auf dem TS Boot war die FuM Anlage "Reja" vorhanden. Ich kenne die Anlage selber nicht, kann mich dazu nicht weiter äußern, weiß aber von den anderen Kommandanten, das die Anlage nicht gerade das Non plus Ultra war. Im unmittelbaren Nahbereich des Bootes waren Ziele wohl nicht zu erkennen, alles war sehr grieselig. Auf den TS Booten stand der Kmdt. auf der Brücke außen selber am Ruder und hatte vor sich ein kleines Tochtergerät, der LI fuhr die Maschinenanlage auch direkt von der Brücke außen. Zum Kommandanten selbst gibt es keinen Kontakt. Er war anschließend Kmdt. auf einem neuen TS Boot und zum Ende der Dienstzeit im Ministerium.

Urs Heßling

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Moti1980

Moin

Das ein Radargerät sein geortetes Objekt im unmittelbaren Nahbereich verliert ist auch heute noch normal, da technisch bedingt (Wellenlänge und Radarschatten). Nur sind es heute nicht mehr 50m, sondern weniger als 10m...

Stefan

RonnyM

...da muss ich dir aber widersprechen, lieber Stefan.

Ende Oktober 1966 liefen wir in Eckernförde ein. Es war pottendicker Nebel. Die Sicht unter 20 Meter. Da Freitag Abend und das Wochenende anstand, wollte der Alte unbedingt einlaufen. Also stellte mich der Alte - als einziger Radarmixer an Bord - ans Radargerät, ein KH 14, also Kelvin Huges, kleinster Bereich - 1,5 sm - und die Molenköpfe angesteuert. Ca. 10 Meter vor dem Kai tauchten die Strassenlaternen auf. Da meldete der Alte, er übernimmt.

Das Ganze spielte sich auf dem U-Jäger UW 12 ab.

Nur soviel zur Radartechnik damals...

Grüße Ronny
...keen Tähn im Muul,
over La Paloma fleuten...

Moti1980

Da habe ich mich ein wenig unklar ausgedrückt...

Die 50m beziehe ich nur auf die Radaranlage von dem TS Boot. Ich zweifle absolut nicht an, das andere Radaranlagen aus der Zeit einen geringeren Radarschatten hatten.

Mein rudimentären Wissen über Radaranlagen habe ich über mein Radarpatent erlangt. Ansonsten bin ich ein reiner Bediener, der maximal das Radarbild über das Inland-AIS legt. Mehr benötige ich im Hamburger Hafen nicht :-)
Zu meiner Zeit bei der grauen Flotte war ich ausschließlich in der Maschine tätig.

Stefan

FS Drottningen

I have one of the teaksofas from the bridgedeck on Drottningen If the museum in Dranske wants to purchase it please let me know. The sofa was the L1, just outside the bridge. ddrakenholt@gmail.com

Darius


Urs Heßling

"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

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