Zentralen Umladedepots Nr. 3601 in Stettin

Begonnen von Schulz, 19 Februar 2024, 23:36:05

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Schulz

Kürzlich wurden in einem geschlossenen Forum (Stettin/Szczecin), in dem ich Mitglied bin, Fotos des polnischen Fotografen Henryk Hermanowicz aus dem Winter 1946 gezeigt, mit der Einschränkung, dass sie nur zur Ansicht sind und mit der Bitte, sie nicht zu verbreiten.
Ich habe eine persönliche Anfrage an die Experten des Forums des Historischen Marine Archivs, natürlich mit dem oben genannten Vorbehalt, ob sie die auf diesen Fotos abgebildeten Schiffe erkennen können. Die Fotos
(https://www.facebook.com/groups/588961868501633/posts/1490546058343205/) zeigen den Kai namens Dampfschiffs Bollwerk (heute polnisch Boulevard Chrobrego) vor 1945. Von 1945 bis 1946 wurde er von den sowjetischen Militärbehörden als Teil des sogenannten Zentralen Umladedepots Nr. 3601 (Центральная перевалочная база N.K.O. Nr. 3601/ Centralnyaya perevalnajabaza N.K.O. Nr. 3601) für den Umschlag auf Seeschiffe von Kriegseroberungen und Reparationsladungen, die im Hafen von Stettin hauptsächlich auf Berlinkähnen aus dem sowjetisch besetzten Deutschland ankamen.

Schulz


SchlPr11

#2
Hallo,
dank für die interessanten Fotos, die wieder einmal bestätigen - es ist fast alles irgenwie und irgendwan fotografiert und der Nachwelt (mit Einschränkungen) erhalten!
Erstes Bild
Rechts die VALDAI vormals finnisch ORION, 04.07.1946 als Reparation an die UdSSR. Außenbords an Luk I liegt der vormalige Luftwaffenbergungsleichter BP 11/nicht BP 12 und schlägt direkt aus einem Frachtkahn um, schlecht zu erkennen aber deutlich an der pyramidenförmigen Kransäule
Zweiter Dampfer gegenwärtig fraglich
Zweites Bild
Wieder die VALDAI und deutlicher am unteren rechten Rand die genannte Kransäule BP 11/nicht BP 12!. Dieser 1946/47 auch im Einsatz bei der Bergung der CORDELLIERA am Eichstaden in Swinemünde und somit im Revier.
Drittes Bild
Sowjetischer Transporter A. ANDREYEV oder VOLGA Heimathafen Leningrad, erbaut 1935 in den Niederlanden
Bei Betrachtung kann man ermessen, was alleine auf dem Seeweg herausgeschafft wurde. Und wenn man bedenkt, was davon in den Weiten verrottet ist und das dann noch auf die eigentlichen Kriegsschäden draufschlägt...
Mit Kenntnis des Datum der Übergabe der ORION an die Russen, dürfte die Aufnahme aus dem Winter 1946/47 stammen und eher nach 1947 deuten, aufgenommen aus den Bauten der Hakenterrasse - REINHARD

Nachsatz: Der zuerst fälschlich genannte BP 12 überdauerte nach seinem Verlust 1945 am Fliegerhorst Pütnitz noch viele Jahrzehnte als Kranschiff im VEB Mathias-Thesen-Werft Wismar in der DDR und ging nie in das "Siegerland"!!! - REINHARD

Schulz

Hallo Freunde,
vielen Dank an Reinhard für seine ausführliche Antwort. Sie ermöglichte es mir, im Internet ein wenig mehr Informationen über das weitere Schicksal dieser Schiffe zu finden. Übrigens ein interessanter Punkt, denn der Autor dieser Fotos beschreibt (und hier füge ich hinzu, dass es sich um ein ganzes Album mit Fotos aus der Gegend von Stettin und einige von der speziellen russischen Umschlagbasis im erwähnten Stettiner Hafen handelt), dass sie im Februar 1946 aufgenommen wurden, was mich überrascht, da Reinhard schreibt, dass das Schiff VALDAY ex ORION erst am 4. Juli 1946 als Reparationsleistung an die Russen übergeben wurde.
Nach den verfügbaren Quellen hörte die Verladestelle unter der Hakenterrasse am 13. Dezember 1946 auf zu existieren, und die Kai wurde an diesem Tag an die Polen übergeben. Das russische Zentral Umladedepot Nr. 3601 arbeitete natürlich weiter, aber bereits innerhalb des Hafens auf dem Gelände der beiden von der Sowjetunion ,,kostenlos gepachteten" Freihafenbecken, wo es im Laufe der Zeit durch die neu gegründeten Agenturen des Handelsministeriums der UdSSR im Hafen ersetzt wurde (darunter die im März 1946 erneuerte Deutsch-Russische Transport-Aktiengesellschaft ,,Derutra" mit Sitz in Berlin).
In den Berichten des Vertreters des britischen Generalkonsulats in Stettin, Vizekonsul Joseph Walters, aus dem Jahr 1946 findet man diese Passagen:
,,In den Hafenbecken kann man Stapel von Kisten sehen, die darauf warten, verladen zu werden. Ich habe erfahren, dass 600.000 Tonnen Fracht angehäuft wurden und darauf warten, nach Russland transportiert zu werden. Bei dieser Fracht handelt es sich hauptsächlich um Maschinen und Ausrüstungen deutscher Fabriken aus der sowjetischen Besatzungszone. Diese Fabriken werden vollständig ausgeräumt, auch von Maschinen, die es nicht wert zu sein scheinen, mitgenommen zu werden. Außerdem ist das meiste davon in offenen Waggons Regen und Schnee ausgesetzt. Es ist unwahrscheinlich, dass die Russen die Anlagen fachgerecht demontieren, mir wurde gesagt, dass dies von Soldaten erledigt wird" (und hier möchte ich hinzufügen, dass hauptsächlich deutsche Kriegsgefangene und Polen, die auf betrügerische Weise von den Straßen der Stadt entführt wurden, für diese Arbeit eingesetzt wurden).
Die sowjetischen Behörden übergaben diesen Teil des Hafens erst am 1. Januar 1955 offiziell an die polnischen Behörden.

Übrigens füge ich vier weitere Fotos vom Kai unterhalb der Hakenterrasse bei. Die ersten drei sind vom April 1946 mit dem Schiff DMITRIJ POSHARSKY ex SACHSENWALD, und das vierte zeigt die Feier des Seefestes im Juni 1947. Wie Sie sehen können, ist der gesamte Kai bereits von ,,Trophäen"-Waren geräumt worden. Die Fotos sind gemeinfrei (NAC). Sie dürfen frei vervielfältigt, verändert und verbreitet werden, auch zu kommerziellen Zwecken, ohne um Erlaubnis zu fragen.Sie dürfen diesen Dateianhang nicht ansehen.Sie dürfen diesen Dateianhang nicht ansehen.Sie dürfen diesen Dateianhang nicht ansehen.Sie dürfen diesen Dateianhang nicht ansehen.Sie dürfen diesen Dateianhang nicht ansehen.     

Schulz

Sorry, aber irgendetwas hat bei mir nicht funktioniert. Ich verstehe nicht ganz, warum außerdem so große Bilder reingekommen sind?

SchlPr11

Hallo,
äußerst interessante Gedanken und Fotos, die einen tieferen Blick in die Verhältnisse 1945 möglich machen. Die Rote Armee war noch nicht in Berlin, da wurde Oberschlesien schon ausgeräumt und von Stalins Knechten "besenrein" gemacht. Ähnlich dann Ostdeutschland und entlang der vormaligen deutschen Küste. Polen bekam bestens ein Skelett danach.
Nach etwas Überlegung wird die finnische ORION vor Übergabe an die Russen schon von denen eingesetzt worden sein und nicht brach gelegen haben! Also besser VALDAI ab 04.07.1946, würde ich jetzt formulieren und auf den Winter 1945/46 datieren.
Der Kampnagel-Schwimmkran gehörte nach 1942 zur Rostocker Neptunwerft und wurde wahrscheinlich am 12.06.1945 mit den beiden vormals deutschen Schlepper SASPE aus Danzig und TONI aus Stettin entführt. Wahrscheinlich deshalb, weil die Werft einen zweiten älteren Kran besaß, der am 01.05.1945 noch in der Werft lag und später fehlte...
Der moderne Kran kam später (wann?) nach Warnemünde auf die Warnowwerft nach Warnemünde und dienste hier bis in die 1980er Jahre, dann Volkswerft Stralsund und bei Überführung nach Holland im November 1991 in der Jade gesunken.
Hinter DMITRI POSHARSKIY ein HANSA-A Frachter.
Bitte gerne weitere dieser Bilder zeigen!!!
Tolle Geschichten - REINHARD

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