Wann wurden die ersten Diesel-U-Boote eingesetzt?

Begonnen von rosenow, 10 Mai 2008, 08:47:43

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

rosenow

und wann wurden sie entworfen?
Welche Treibstoff Varianten nutzte man, in den Anfängen, bei den U-Booten?
mit freundlichen Gruß
Michael


,,Macht`s gut und denkt daran!
Es gibt drei Sorten von Menschen:
Die Lebenden.
Die Toten.
Und die, die zur See fahren."
Hein Schonder

Peter Strasser

TI nahm Konstruktion für erstes Dieselboot 1908 auf.

Erstes für deutsche Marine gebaute Diesel-Uboot von Staatswerft:
U19 der KW Danzig
Auftrag:25.11.1910
Kiellegung:20.10.1911
Stapellauf:10.10.1912
Indienststellung:06.07.1913
Diesel:2 MAN-8zyl. 2takt

Erstes für deutsche Marine gebaute Diesel-Uboot von ziviler Werft:
U23 der GW
Auftrag:18.03.1911
Kiellegung:21.12.1911
Stapellauf:12.04.1913
Vorgesehene Ablieferung:20.05.1913
TatsächlicheAblieferung:11.09.1913
Diesel:2 GW-6zyl. 2takt

Davor in Deutschland Petrol-Boote.

Quelle: Eberhard Rössler, Geschichte des deutschen U-Bootbaus; dergl., Die Unterseeboote der Kaiserlichen Marine

Peter K.

... aus einem meiner Manuskript-Fragmente:

...

Etwa gleichzeitig, jedenfalls aber im Jahre 1900, machte die Firmenleitung der MAN erstmals das deutsche Reichsmarineamt (RMA) auf die Möglichkeiten des Dieselmotors aufmerksam – allerdings mit zunächst wenig Erfolg.

Im Mai 1902 besuchten auf Diesel´s Empfehlung zwei Franzosen das MAN-Werk in Augsburg, darunter der bekannte Ubootkonstrukteur Laubeuf. Aber auch zu französischen Aufträgen kam es zunächst nicht.

Im Dezember 1902 begann die MAN in Augsburg dann auf eigenes Risiko mit der Entwicklung eines Motors mit der Bezeichnung SM4x280/300, der schließlich folgende Parameter aufwies:
vier Zylinder
280 mm Zylinderdurchmesser
300 mm Kolbenhub
140 PS Leistung bei 400 Umdrehungen pro Minute
68 kg/PS Leistunsgewicht

...

Am 18. April 1903 bot die MAN ihren SM4x280/300 dem RMA an, das diesen Motor am 11. Juni 1903 als Versuchmotor bestellte und nicht - wie anfänglich geplant - als Antriebsmaschine eines Unterseebootes vorsah.

...

Anfang 1904 fragte die Germaniawerft in Kiel im Zuge der beginnenden Planungen für die russischen Uboote KARP, KARASS und KAMBALA bei der MAN in Augsburg an, ob geeignete Dieselmotoren für diese Boote geliefert werden könnten. Dort befanden sich zu diesem Zeitpunkt Motoren mit einem Leistungsgewicht von 35 bis 48 kg/PS in Bau. Nach einem Besuch des Maschinenbaudirektors Müller in Augsburg präzisierten die Konstrukteure der Werft Anfang März 1904 ihre Vorgestellungen gegenüber der MAN:
nicht umsteuerbarer Viertaktmotor
vier Zylinder
275 mm Zylinderdurchmesser
270 mm Kolbenhub
200 PS Leistung
36 kg/PS Leistungsgewicht

Bereits am 6. April 1904 unterbreitete die MAN der Germaniawerft ein entsprechendes Angebot, das jedoch aufgrund zu langer Lieferzeiten nicht berücksichtigt wurde. Man blieb bei den russischen, für die die Werft am 16. Juni 1904 den offiziellen Auftrag erhielt, und in weiterer Folge auch bei den ersten achtzehn deutschen Unterseebooten bei Petroleummotoren!
Dennoch konstruierte die MAN diesen Motor als SM4x270/300 bis September 1904 in Augsburg mit folgenden Parametern komplett durch:
vier Zylinder
270 mm Zylinderdurchmesser
300 mm Kolbenhub
5,25 kg/cm² Mitteldruck
200 PS Leistung bei 500 Umdrehungen pro Minute

Am 15. Oktober 1904 lieferte die MAN ihren, am 11. Juni 1903 bestellten SM4x280/300 an die Kaiserliche Werft Kiel, möglicherweise aber auch an die Kaiserliche Werft Wilhelmshaven, wo der Motor stationär an Land zu Versuchszwecken aufgestellt wurde und sich dort bewährt hat!

...

Ab Anfang 1905 arbeitete man bei der MAN in Augsburg - offenbar wieder auf eigenes Risiko - an einem neuen Entwurf, dem SM4x330/360. Dieser wies folgende Parameter auf:
vier Zylinder
330 mm Zylinderdurchmesser
360 mm Kolbenhub
5,5 kg/cm² Mitteldruck
300 PS Leistung bei 500 Umdrehungen pro Minute
32,2 kg/PS Leistungsgewicht ohne Umsteuereinrichtung (9.650 kg)
32,7 kg/PS Leistungsgewicht mit Umsteuereinrichtung) (9.800 kg)
195 g/PSh Brennstoffverbrauch

Spätestens am 30. Oktober 1905 stellte die französische Marine der MAN in Augsburg einen sicheren Auftrag für den SM4x330/360 in Aussicht und am 10. Jänner 1906 bestellte sie tatsächlich vier dieser Motoren.

Anfang 1906 begann auch die Germaniawerft in Kiel mit der Konstruktion und dem Bau eines Dieselmotors mit folgenden Eckdaten:
Viertaktmotor mit einer besonderen Kurbelversetzung für das Anlassen und Umsteuern in den Zweitaktbetrieb
vier Zylinder
300 PS Leistung
33 kg/PS Leistungsgewicht
180 g/PSh Brennstoffverbrauch

Am 21. September 1906 bestellte die französische Marine bei der MAN in Augsburg für zwei der bereits georderten vier Motore zusätzlich auch Umsteuereinrichtung. Diese beiden Motore waren für das Unterseeboot CIRCÉ (351 t) vorgesehen, während das Schwesterboot CALYPSO (351 t) die nicht umsteuerbaren Motoren erhalten sollte.
Es sei an dieser Stelle vorweggenommen, daß sich diese Maschinen dann im Praxisbetrieb gut bewährt haben!

Am 17. Juli 1907 besichtigten erstmals Vertreter der deutschen Torpedoinspektion (TI) bei der MAN in Augsburg die für die französische Marine in Bau befindlichen Dieselmotore, die dann im August und September 1907 fertiggestellt wurden.
Am 13. September 1907 - die CIRCÉ lief gerade in Toulon vom Stapel und ihr folgte am 22. Oktober 1907 die CALYPSO - wurde den Herren Berling, Lemke und Uthemann von der TI in Augsburg der SM4x330/360 im Dauerbetrieb vorgeführt. Bei dieser Gelegenheit hielten Vertreter der MAN eine Zylinderleistung von 100 PS für möglich, worauf sie aufgefordert wurden, eine Sechszylindermaschine mit maximaler Zylinderleistung anzubieten.

Ende 1907 kam der 300 PS-Viertaktmotor der Germaniawerft in die Erprobung und wurde im März 1908 Vertretern der TI vorgeführt. Diese Besichtigung führte zur Aufforderung, sowohl einen Zweitakt-, als auch einen Viertaktmotor mit jeweils 850 PS Leistung bei 450 Umdrehungen pro Minute anzubieten.

Mitte 1908 erhielt die MAN in Augsburg von der TI nach entsprechender Entwurfsvorlage den Auftrag zum Bau eines Versuchmotors mit sechs Zylindern und maximaler Zylinderleistung.

...
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

rosenow

Vielen Dank ihr beiden!  :TU:)
Wie sah es im 1. WK mit den Diesel aus?
Von U-23 steht etwas im Buch "U-Bootverluste" Paul Kemp Seite 13 ( 20. Juli 1915 versenkt durch britisches U-Boot >U-Bootfalle< )
mit freundlichen Gruß
Michael


,,Macht`s gut und denkt daran!
Es gibt drei Sorten von Menschen:
Die Lebenden.
Die Toten.
Und die, die zur See fahren."
Hein Schonder

Impressum & Datenschutzerklärung