Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII

Begonnen von Matrose71, 09 August 2014, 17:08:26

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fsimon

#360
Hallo Leute,
ich habe die Tabelle mit neuen Erkenntnissen überarbeitet. Das FuMO 22 auf Gneisenau und Scharnhorst war 2x4m nicht 2x6m, wie auf NavWeaps beschrieben. Hans Zurbriggen konnte mir Bilder mit Datum zeigen. Nur das spätere FuMO 26 gab es mit 2x4m, 2x6m, 3x6m Antennen.
Die Radare auf Drehsäulen habe ich in eine extra Tabelle zusammengefasst.
Die Reichweitenberechnungen sind angepasst an die berichteten Entfernungen mit Rücksicht auf die 2x4m, statt 2x6m Antenne auf Gneisenau.
Gruß
Frank

PS: Ich habe Version 2.1 gerade hochgeladen mit einer neuen Fussnote 4 und zwei Kopierfehler korrigiert 21km statt 20 km Tracking Range und Blind Fire range für FuMO 26 und 27 mit 2x4m Antenne und Radattelpeilung.Sie dürfen diesen Dateianhang nicht ansehen.

fsimon

Hans Zurbriggen interpretiert das Buch der GEMA Geschichte dahin gehend, dass gegen Ende des Krieges auch TS60 Dioden auf Seetakt Geräten auf Schiffen verbaut waren.
Hat dazu hier jemand Näheres?
Frank

Leopard2A6EX

#362
Hallo,

Kroge beschreibt die TS60 als Nachfolger der TS6 mit wesentlich höheren Sendeleistungen auf der üblichen Welle g. Meiner Meinung nach deuten die in Trenkle beschriebenen neuen Geräte auch darauf hin: FuMO24>32 FuMO25>33 FuMO26>34. 8KW>125KW.

Kroge dazu weiter: Anfang 43 Entwicklung TS60 abgeschlossen - Mitte 43 Einführung mittels des Sendereinschubes "Gisela". Bei Bedarf konnte so die Leistung auf 125-150KW erhöht werden. Die maxReichweite konnte somit verdoppelt werden - in Kombi mit größeren Antennen. Das trifft ja auf die späteren Anlagen auch zu mit ihren ~6m Matratzen. Bis zu 60km nun. Auch auf den Ubooten führte dies - nun endlich - zu brauchbaren Reichweiten.

Edit: GEMA S.165. Ruf der Marine nach Steigerung Rw im Bereich Seetakt/art war lauter als der der Luftwaffe.

Gruß Frank

fsimon

Hallo Frank,
Danke für deine Einschätzung. Ja, ich interpretiere das auch so, dass zumindest auf den U-Booten TS60 eingesetzt wurden. Bei den großen Überwasser-Einheiten bin ich noch skeptisch.
Bei der Übergabe der Prinz Eugen an die US wird immer noch von FuMO26 mit der großen Antenne vorne und FuMO27 hinten gesprochen. Am Mast wird von FuMO25 gesprochen. Mit TS60 wäre das vordere Radar richtiger Weise ein FuMO34.
Der Ruf der Marine  nach Steigerung der Reichweite war vielleicht in Bezug auf die U-Boote, die in einer verzweifelten Laage waren und dringend frühere Erkennung von Bedrohungen aus der Luft und auch über Wasser brauchten. Ich denke, die U-Boote benötigten sicher die gesamte Produktionskapazität an TS60, zumal die großen Überwassereinheiten auch eine größere Antenne (3x6m) montieren konnten und somit ausreichend Reichweite erzielten.

Gruß
Frank

Leopard2A6EX

Hallo Frank,

das kann natürlich sein. Ich erinnere mich aber an die US Auswertung der PG, wonach das dt. Bedienpersonal wohl von einem verbessertem FuMO26 gesprochen hat. Vielleicht hat man sich gegen Ende des Krieges auch garnicht mehr die Mühe gemacht die Bezeichnungen zu ändern auf den Schiffen - nur wegen ein paar technischer Zusätze.. 🤔

Gruß Frank

fsimon

Hallo Frank,
Das FuMO 26 mit der 3x6m Antenna war schon eine Verbesserung zu dem FuMO 26 mit der 2x4m Antenne. Es hatte 8x8 Dipole, die alle zum Senden und Empfangen genutzt wurden gegenüber nur je 10 zum Senden und 10 zum Empfangen. Es war horizontal statt vertical polarisiert und konnte vermutlich auch Winkel in der Elevation für die Flak genauer messen. Aber du hast Recht, merke ich, dass nur wegen ein paar technischer Zusätze, wie zum Beispiel die große Antenne und die Sende- / Empfangs-Möglichkeit, die Bezeichnung nicht geändert wurde. So wurde sie dann vielleicht auch nicht durch Verwendung der TS60 Dioden geändert.
Allerdings habe ich die Bezeichnung FuMO 34 im Zusammenhang mit TS60 für FuMO 26 schon einmal gesehen.

Gruß
Frank

olpe

Hallo,
Zitat von: fsimon am 02 Oktober 2023, 22:15:27... ich habe die Tabelle mit neuen Erkenntnissen überarbeitet ...
... vielen Dank für das update und die Mühe ... top :MG: ...

Zitat von: fsimon am 02 Oktober 2023, 23:17:47Hans Zurbriggen interpretiert das Buch der GEMA Geschichte dahin gehend, dass gegen Ende des Krieges auch TS60 Dioden auf Seetakt Geräten auf Schiffen verbaut waren.
Hat dazu hier jemand Näheres?
... ich habe leider auch nicht viel mehr gefunden, als Frank (@Leopard2A6EX) bereits schrieb.
Ein Bild der TS 60 und einige Daten:
TS 60 Bild
TS 60 Datenblatt

Zitat von: Leopard2A6EX am 03 Oktober 2023, 17:59:20... Ich erinnere mich aber an die US Auswertung der PG, wonach das dt. Bedienpersonal wohl von einem verbessertem FuMO26 gesprochen hat. Vielleicht hat man sich gegen Ende des Krieges auch garnicht mehr die Mühe gemacht die Bezeichnungen zu ändern auf den Schiffen - nur wegen ein paar technischer Zusätze.. 🤔
... ja, das ist sehr wahrscheinlich. Sowohl Trenkle als auch von Kroge wiesen in ihren Büchern darauf hin. Bei Trenkle ist bei einem Gerätebild der PG das FuMO 34 erwähnt (S. 134) und im Werk von David Prichard ,,Durch Raum und Nacht. Radarentwicklung und Einsatz 1904-1945" ebenfalls bei einer PG-Bildunterschrift des Vormarsradars ebenfalls FuMO 34 (S. 210) ...

Soweit.
Grüsse
OLPE

Leopard2A6EX

Auch von mir noch ein dickes Danke an Frank für die aktualisierte Tabelle! Mit dem FUMO26 Größenaufwuchs hast du natürlich recht!

Und danke an Olpe für den Tipp mit dem Prichard - war mir bisher nicht bekannt. Sofort bestellt - ist wohl einer der Letzten..

Gruß Frank

fsimon

Danke Leute!
Olpe, S 134 im Trenkle...in meiner Version ist das noch der Teil Flugzeugradare und kein Bild von PG zu sehen. Welches Buch von Trenkle meinst Du und könntest Du ein Snipping Tool Bild davon hier posten?
Gruß
Frank

olpe

Hallo,
Zitat von: fsimon am 03 Oktober 2023, 16:29:55Ja, ich interpretiere das auch so, dass zumindest auf den U-Booten TS60 eingesetzt wurden. Bei den großen Überwasser-Einheiten bin ich noch skeptisch.
unten noch drei Zitate über die Marineverwendung der TS 60 aus dem Buch: ,,GEMA Berlin" von Harry von Kroge. Fett gekennzeichnet ein vager Hinweis auf die Bordverwendung ... leider ohne weitere konkrete Angaben.

Zitate Beginn: Seite 165 - die hatte Frank (@Leopard2A6EX) bereits angerissen:
,,Der Ruf der Marine nach Reichweitenerhöhung ihrer im seetaktischen und seeartilleristischen Bereich eingesetzten Funkmeßgeräte war nachdrücklicher, als der der Luftwaffe. Ihre Anlagen auf der Welle g, deren gittergetasteten Sender mit zwei Dezimetertrioden des neu entwickelten Typs TS6 für eine Ortungsreichweite von günstigstenfalls 30 km ausreichten, erforderten dringend Hochleistungssender. Die Entwicklung des wesentlich leistungsstärkeren Senderohres für Welle g mit der BezeichnungTS60 war Anfang 1943 abgeschlossen, so daß die Produktion beginnen konnte. Da die Röhrenfertigung der GEMA mit der Herstellung ihrer für die laufende Gerätefabrikation und für den Nachschub benötigten Röhren ausgelastet war, übertrug sie Siemens die Herstellung der neuenTS60. Mitte 1943 war die Entwicklung des Sendereinschubes »Gisela" mit diesen Hochleistungsröhren abgeschlossen. Damit konnte nun im Bedarfsfalle die Leistung der Funkmeßgeräte der Welle g auf 125 bis 150 kW erhöht werden. Dies führte in Verbindung mit einer teilweisen Vergrößerung der Antennenanlage überall dort, wo das möglich war, zu Ortungsreichweiten mit Bordanlagen bis zu 60 km, je nach Schiffstyp. Selbst auf U-Booten wurden mit der größeren Leistung bei der geringen Antennenhöhe Reichweiten von 20 km gegen Seeziele erreicht. Da die U-Bootwaffe inzwischen in erheblichem Umfang von überraschenden Angriffen aus der Luft bedroht war, entwickelte die GEMA Anfang 1944 unter der Verwendung des neuen 100 kW-Senders mit Anodentastung auf Welle f das rundum wirkende Warn- und Übersichtsgerät ,,Lessing"."

Seite 176:
,,Es war schwierig, den Militärs von Marine und Luftwaffe klarzumachen, daß die Einführung neuer Funkmeßgeräte wesentlich höherer Reichweite mit Hochleistungssendern erst nach beträchtlicher Entwicklungs- und Erprobungszeit möglich sein würde. Besonders von Willisen, der am Ort des Geschehens im Marinegruppenkommando West saß, war durch die immer größer werdenden Verluste im Seekrieg besonderen Anfechtungen ausgesetzt. Er übernahm es dann auch, daß in seinem Bereich viel schneller, als es ursprünglich beabsichtigt war, die neuen, leistungsstärkeren Sender zum Teil als Laborgeräte in Betrieb genommen wurden. Die neue Lei stungstriodeTS60 war in der Zwischenzeit so ausgereift, daß der damit bestückte Sender für die Welle g sogar schon in kleinen Serien gebaut werden konnte. Lediglich bei den Tastgeräten ließ von Willisen noch improvisieren, um Zeit zu gewinnen und um die Marine zu beschwichtigen. Über seine direkte Betreuung der eingesetzten Geräte würden sich Mängel sofort erkennen und beheben lassen. Der selbstlos einsatzfreudige Montagemeister Henke, der sich in allen Situationen an allen Orten bei der Montage und Betriebserhaltung von GEMA-Funkmeßgeräten bewährt hatte, stand ihm dabei zur Seite. Da sich die seetaktische Anlage ,,Calais" an der Kanalküste vielfach bewährt hatte, wurde auf dem Konzept das,,Boulogne"-Gerät mit verschiedenen Tastgeräten und HF-Impulsleistungen von 150 und 400 kW als Seeziel-Warnanlage ausprobiert. Für dieses Funkmeßgerät, bei dem bewußt auf eine hohe Meßgenauigkeit verzichtet wurde, standen für 150 kW der Sender ,,Gisela" und für 400 kW der Sender ,,Grete" zur Verfügung. Für die Anodentastung in Form einer Funkenstreckentastung wurde zur Erzeugung der Tastspannung von 36 kV eine Kaskadenschaltung von drei Kondensatoren verwendet. Die Kondensatoren wurden in einer Parallelschaltung mit 12 kV geladen und in Serienschaltung über die Funkenstrecke auf die Sendestufe entladen. Die Tastimpulslänge wurde durch die Dauer des Funkenstromes bestimmt und war durch Belastungswiderstände auf etwa 2 gsec. einstellbar. Die Funkenstrecke wurde mit der Halbwelle einer hohen Wechselspannung, die aus dem Netz gewonnen wurde, vorionisiert, aus der sich die Zünd- und Tastfrequenz von 50 Hz ergab."

Seite 180:
,,Die Marine setzte an der Kanalküste, an der holländischen und an der skandinavischen Küste noch elf ,,Paris-Boulogne"-Anlagen mit dem Funkenstreckentastgerät »Keiler" und dem Großsender ,,Gertrud" mitTS60 und 400 kW Leistung ein. Neun Gerätesätze wurden darüber hinaus noch geliefert; sie sind allem Anschein nach nicht mehr zum Einsatz gelangt. In einer verzweifelten Lage unterstützte die GEMA das NVK im Herbst 1944 noch bei der Entwicklung eines seeartilleristischen Funkmeßgerätes mit neuem Hochleistungssender und Radattelpeilung unter der Bezeichnung ,,Dünkirchen". Einige Muster dieses FuMG wurden für die Welle g mit dem Sender ,,Gertrud", 400 kW, und für die Welle c mit dem Sender ,,Grete", 1000 kW, 1944 und Anfang 1945 noch ausgeliefert."

Zitate Ende.

Soweit.
Grüsse
OLPE

olpe

Hallo Frank (@Leopard2A6EX),
Zitat von: Leopard2A6EX am 03 Oktober 2023, 23:42:33Und danke an Olpe für den Tipp mit dem Prichard - war mir bisher nicht bekannt. Sofort bestellt - ist wohl einer der Letzten..
David Prichard ,,Durch Raum und Nacht. Radarentwicklung und Einsatz 1904-1945":
Hier die Nummer: ISBN 3-613-01454-8
Ich habe das Buch gerade bei mir aus der Fernleihe ... liest sich gut ...

Grüsse
OLPE

olpe

Hallo Frank (@fsimon),
Zitat von: fsimon am 04 Oktober 2023, 08:01:49Olpe, S 134 im Trenkle...in meiner Version ist das noch der Teil Flugzeugradare und kein Bild von PG zu sehen. Welches Buch von Trenkle meinst Du und könntest Du ein Snipping Tool Bild davon hier posten?
ich sende an beide Frank's ( 8-) ) mal eine E-Mail ... ein ,Snipping posten' wäre urheberrechtlich vielleicht nicht ganz so prickelnd ... :| ...

Grüsse
OLPE

Leopard2A6EX

#372
Hallo Olaf - danke für deine Mail! Sehr interessant da auch in meinen Versionen die PG/FuMO34 Seite fehlt bzw der Aufbau anders ist. Buch und WebVersion sind die 1. Auflage des Motorbuch Verlages von 1979. Auch hier ist S134 noch weit im Lw-Bereich.

Erwähnt wird textlich die Umdeklarierung von 24/25/26 zu 32/33/34 aber ohne Kenntnis ob noch eine Verwendung erfolgte. Da scheint deine Version ergänzt worden zu sein.

Interessant die Erwähnung dass wohl versucht wurde, die neusten Versionen nicht unbedingt den Allierten aufzutischen. Das würde sich mit den US Berichten zu PG decken, die meistens den Tenor "little research was done to study it" hatten (wenn recht erinnert). So wurden die dt. Geräte durchweg als unterlegen eingestuft und fertig. Vielleicht ist das einer der Gründe, weshalb die Fähigkeiten dieser Geräte im weltweiten Tenor bis heute als primitiv gelten. Viele Reaktionen in der englisch sprachigen Welt reichen von Gelächter bis Aggression, wenn man erzählt dass die Deutschen wohl auch damit schießen konnten.

Habe noch was auf dem Herzen: Näherungszünder. Angeblich gabs Ende der 30er in Deutschland schon Prototypen davon - in Serie haben aber die Amis sie 1943 gebracht. Hat dazu jemand Infos? (Sollte ins RadarThema passen - ohne funktionierts glaube ich nicht)

Gruß Frank

fsimon

Danke Olpe,
Mail erhalten. Meine Trenkle Ausgabe von 1979 hat das noch nicht. Deine überarbeitete von 1986 hat da offensichtlich weitere Informationen. Prichard scheinbar auch, falls er nicht von Trenkle abgeschrieben hat.Von wann ist das Prichard Buch?
So langsam glaube ich, dass es sich bei der 3x6m Anlage um FuMO 34 handelt.
Gruß
Frank

olpe

Hallo,
Zitat von: Leopard2A6EX am 04 Oktober 2023, 20:40:20Hallo Olaf - danke für deine Mail!
Zitat von: fsimon am 04 Oktober 2023, 21:06:39Danke Olpe, Mail erhalten.
... immer gerne ... :O/Y :MG: ...


Zitat von: fsimon am 04 Oktober 2023, 21:06:39Von wann ist das Prichard Buch?
@David Prichard 1989. Die Originalausgabe ist erschienen bei Patrick Stephens Ltd. GB-London unter dem Titel "The Radar War - Germany's Pioneering Archivement".
Deutsch: 1. Auflage 1992, Motorbuchverlag Stuttgart.

Grüsse
OLPE

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