Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII

Begonnen von Matrose71, 09 August 2014, 17:08:26

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olpe

Hallo,
Zitat von: Leopard2A6EX am 06 April 2023, 00:13:50
Allgemein: eine 'große' radarbauende Kriegspartei fehlt uns noch (bzw Frank in seiner erstklassigen Übersicht): Japan. Tenor: die hatten keine Feuerleitradare. Wenn ich mir die Liste bei Wiki anschaue, finden sich zahlreiche Systeme. Meist Suchgeräte oder Flakleit. Aber weiter unten bei naval types sind doch einige mit 'gunnery assistance' und auch 'fire control' kurz erwähnt. Ok Kleinserien, Prototypen evtl. Hat da jemand genauere Infos von euch?
... die japanische Radarentwicklung ist in der Doktorarbeit (Buch, ohne ISBN) ,,Die Entstehung des Radarverfahrens: zur Geschichte der Radartechnik bis 1945", Dipl.-Ing. Ulrich Kern, Stuttgart 1984, kurz dargelegt. Die Quelle zum Kapitel Japan: u.a. Wilkinson ,,Short Survey of Japanese Radar".

Zitat S. :202 zu den Feuerleitanlagen:
,,Die Radargeräte, die zu Feuerleitzwecken gebaut wurden, zeigen bei beiden Waffengattungen recht deutlich einen ausländischen Einfluß. Die beiden ersten Geräte des Heeres, die eine Wellenlänge von 1,5 in besaßen, ähneln zumindest im Aufbau britischen Radargeräten. Sie erhielten die Bezeichnungen "Tachi-1" und "Tachi-2". "Tachi-3" war dann praktisch ein Nachbau des britischen GL MarkII. Von diesem Standardtyp bei ortsfestem Einsatz wurden bis Kriegsende etwa 150 Stück produziert. Für den mobilen Einsatz wurde in den letzten beiden Kriegsjahren das "Tachi-31" entwickelt, das eine Reichweite von 40 km besaß. Die Peilgenauigkeit lag ungefähr bei einem Grad. Um ein genaueres Gerät zur Verfügung zu haben, wurde versucht, ein deutsches "Würzburg-Gerät" nachzubauen. In Deutschland war man bereits seit langem bereit gewesen, Japan auch modernste Rüstungsgüter zu überlassen - schon um sich für die Rohstofflieferungen erkenntlich zu zeigen. Lieferungen in größter Stückzahl waren aufgrund der Blockade Japans nicht möglich, daher blieb nur der Nachbau der Geräte durch die Japaner. Nach Klärung der patentrechtlichen Fragen, wollte man Japan den Nachbau deutscher Funkmeßgeräte in Lizenz ermöglichen. Erst im Januar 1944 brachte ein Unterseeboot Pläne und die wichtigsten Gerätekomponenten eines Würzburggerätes nach Japan. Der Nachbau erwies sich jedoch als so schwierig, daß das erste dieser Geräte unter der Bezeichnung "Tachi-24" nicht vor August 1945 fertiggestellt werden konnte (41). Parallel zu den Arbeiten des Heeres bemühte sich die Marine, ein eigenes Radargerät zur Feuerleitung zu bauen. Im August 1942 hatte man begonnen, das amerikanischeSCR-268 nachzubauen. Die ersten der insgesamt 80 Geräte, die die Bezeichnung "S 3" erhielten, wurden gegen Ende des folgenden Jahres ausgeliefert. Da sich der Bau des "S3" als recht problematisch erwies, konstruierten die Japaner daraus ein einfacheres Gerät, das unter der Bezeichnung "S 24" zum Standardtyp der Marine wurde, was den ortsfesten Einsatz anbelangte. Einige weitere Geräte mit kürzeren Wellenlängen wurden versuchsweise entwickelt - allerdings ohne nennenswerten Erfolg (42)".
Zitat Ende.

Die Ähnlichkeit zu angelsächsischen Konstruktionen ist in der Arbeit dahingehend erklärt, das in den eroberten Gebieten (Singapur, Corregidor) den japanischen Truppen Beutetechnik (teils aber vollständig zerstört), aber auch Dokumentation in die Hände fiel ... so das SCR-268 ...

Soweit.
Grüsse
OLPE

Peter K.

#346
Ich kann die entsprechenden Berichte der US Naval Technical Mission to Japan, zugänglich über das Fischer-Tropsch-Archiv, sehr empfehlen, hier vordergründig der Bericht "E-01 Japanese Submarine and Shipborne Radar".

@Olpe: Hast du Zugang zu KERN´s Arbeit? Denn sie scheint nicht so einfach zu bekommen zu sein und sie interessiert mich ...
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

Leopard2A6EX


olpe

Hallo Peter,
Zitat von: Peter K. am 06 April 2023, 17:00:06
... hier vordergründig der Bericht "E-01 Japanese Submarine and Shipborne Radar".
... besten Dank ... :MG: ...  So etwas würde ich mir auch für das Radarequipment auf PG wünschen ... :O/Y ...


Zitat von: Peter K. am 06 April 2023, 17:00:06
@Olpe: Hast du Zugang zu KERN´s Arbeit? Denn sie scheint nicht so einfach zu bekommen zu sein und sie interessiert mich ...
... siehe Hinweise in PN ...

Grüsse
OLPE

Peter K.

ZitatSo etwas würde ich mir auch für das Radarequipment auf PG wünschen ...

Zur Funkmess-Ausrüstung von PRINZ EUGEN aus RM 7/1588 (Unterlagen für die russische Kontrollkommission, begonnen am 26.05.1945) ...
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

fsimon

Interessant, dass sie die 3x6m Antenne auf Prinz Eugen unter FuMO24 statt FuMO26 führen.

olpe

Hallo,
Zitat von: fsimon am 07 April 2023, 09:47:37
Interessant, dass sie die 3x6m Antenne auf Prinz Eugen unter FuMO24 statt FuMO26 führen.
... diese Textstelle in der Tabelle erscheint mir auch etwas ungewöhnlich ... vielleicht ein Fehler beim Ausfüllen oder ein Vertipper?

In Spalte ,,Bemerkungen" der Datei im post #350 von Peter ist der Empfänger ,,Grömitz" aufgeführt. Der ist mir noch nicht untergekommen, gibt es hierzu ggf. weitere Infos?

Grüsse
OLPE

Peter K.

Im Begleitschreiben von 5/Skl an 1/Skl vom 03.06.1945 betreffend aller übergebenen Unterlagen findet sich folgender Satz:

Die Angaben sind nicht vollständig, da sämtliche schriftlichen Unterlagen vernichtet wurden und die Angaben von den Sachbearbeitern der Verbände und Befehlshaber größtenteils aus dem Gedächtnis zusammengestellt wurden.
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

olpe

Hallo,
Zitat von: Peter K. am 08 Mai 2023, 23:49:05
Die Angaben sind nicht vollständig, da sämtliche schriftlichen Unterlagen vernichtet wurden und die Angaben von den Sachbearbeitern der Verbände und Befehlshaber größtenteils aus dem Gedächtnis zusammengestellt wurden.
... vielen Dank, Peter. Nun wird der Text verständlicher. Man kann demnach davon ausgehen, dass die Borddokumentation von PG – speziell der Funkmessanlagen mit deren letzter Konfiguration - den Alliierten nicht in die in die Hände gefallen ist ... Sehr schade, die würden dann ja noch in den Archiven liegen ... 8-) ...

Bei den Landanlagen lief die Sache zumindest bei den britischen Streitkräften anders. Ihnen fielen ganze Funkmessketten funktionsfähig in die Hände. In Dänemark wurden diese nach der Kapitulation zu Testzwecken im Hinblick auf die Wirksamkeit von Störmaßnahmen der Royal Air Force mit deutschen Soldaten bemannt. Ab 25. Juni 1945 begannen die Versuche. Dieses Unternehmen nannte man ,,Post Mortem" und lief über eine Woche. Hier einige Infos:
--/>/> klick FliegerRevue

Hat die US-Navy – neben Befragungen der Besatzungsangehörigen – eigentlich auch Versuche mit der Funkmesstechnik auf PG gemacht? Ist da etwas bekannt?

Soweit.
Grüsse
OLPE

Leopard2A6EX

Hallo Olpe - vielen Dank für deine Infos bzw den Link. Sehr interessant wieder!

Bzgl PE und Tests der FunkmessAnlagen gibt es mehrere Seiten im Internet die aber alle die gleichen Text/Bild Bausteine benutzen. Irgentwo muss es da ne Original Quelle zu geben.

https://wwiiafterwwii.wordpress.com/2015/06/23/uss-prinz-eugen/

Eine davon. Tenor: little was done to test it. Primär stand wohl im Fokus die ganze Elektronik gegen A-Bomben zu testen. Deswegen wohl auch das SCR 584 auf dem hübschen Anhänger vorne drauf.

Peter K.

ZitatPrimär stand wohl im Fokus die ganze Elektronik gegen A-Bomben zu testen. Deswegen wohl auch das SCR-584 auf dem hübschen Anhänger vorne drauf.

Auf welchen Quellen basiert diese Annahme, bitte?

Während die Anbordgabe des mobilen Flak-Feuerleitgerätes SCR-584 der Armee für mich derzeit wenig Sinn macht, ist jene des ebenso mobilen SQ-Gerätes als Navigationshilfe durchaus nachvollziehbar.

Ansonsten sind im Able-Bericht - ich nenne ihn jetzt ´mal so - auf Seite 100 die Auswirkungen des ersten Tests auf die deutschen und amerikanischen Radargeräte an Bord der PG beschrieben.
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

Leopard2A6EX

..auf den Aussagen - zusammen fassend gesehen - in meinem Link zB Peter. Dort und in deinem Able-Bericht steht auch das neben einem SQ auch eben jenes SCR der Army an Bord genommen wurde. Wie gesagt - ich sehe diesen Link nicht als Primärquelle. Es war nur als "Tipp" gedacht bezüglich der dt. Radars unter US Kontrolle. Was dieser Link letztendlich taugt müssen die Fachkräfte hier entscheiden..

olpe

Hallo,
Zitat von: Leopard2A6EX am 10 Mai 2023, 11:51:20
https://wwiiafterwwii.wordpress.com/2015/06/23/uss-prinz-eugen/
... interessante Seite. Nach den wenigen, allerdings nicht sonderlich erhellenden Angaben im Hinblick auf das Radarequipment von PG und deren Leistungsfähigkeit ist zu folgern, dass die U.S.-Navy entweder nur begrenztes Interesse an einer genaueren Untersuchung der Technik hatte – oder keine Zeit. Das Schiff war ja einem anderen Schicksal bestimmt ... Bedauerlich, da bei einer tieferen Untersuchung der Funkmessgeräte durch die USN sicherlich auch die Ergebnisse der Nachwelt erhalten geblieben wären. Das hätte vielleicht die Faktenlage des thread-Themas im Hinblick auf das ,radargelenkte Feuer' vertiefen können.

Soweit.
Grüsse
OLPE

delcyros

Die USN hat PG´s Radargeräte seinerzeit nicht getestet. 

olpe

Hallo,
zum Thema Funkmeß ist der unten stehende link zu einer Auflistung im pdf-Format sicher nicht ganz uninteressant. Es handelt sich um die Geräteliste der Nachrichtenmittel der Kriegsmarine, Ausgabe Juli 1944, allerdings in grober Unterteilung. Ab Blatt 740 stehen die Funkmeßanlagen 
--/>/> Geräteliste KM

Soweit.
Grüsse
OLPE

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