Neuer U-Boot-Film

Begonnen von Gebirgsmarine, 19 September 2011, 22:00:20

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Pam

Moin

also meines Erachtens nach gibt es einen Unterschied ob ich nun das Leben an Bord verfilme oder ob ich eine Rettungsaktion und deren Folgen verfilme.

"Das Boot" kommt für mich in die Kategorie; Das Leben und Handeln einer U-boot Besatzung im II. Weltkrieg

"Laconia-Fall" kommt für mich in die Kategorie; Eine Rettungsaktion einer U-boot Besatzung im II Weltkrieg und die Folgen

Und Aufgrund der div. Kategorien steht eben im Laconia Fall nur die Rettungsaktion und die Folgen im Vordergrund .. alles andere ist dabei dann eigentlich unerheblich.

Ostseegruß v.d. Pam
Populanten von Domizilen mit fragiler, transparenter Außenstruktur sollten sich von der Transformation von gegen Deformierung resistenter Materie distanzieren ;)

Kaffee

auch noch einmal ein einwurf von mir:
ein film über historische dinge erfüllt dann - und nur dann seinen zweck, nämlich dem zuschauer das geschehene fassbar und begreiflich zu machen,
wenn er
1. historisch möglichst genau ist - auch in der optisch-akustischen darstellung (mal ein anderes negativbeispiel in diesem film: feurige explosionen von aussen sichtbar als die torpedos einschlagen - das hatte was von "kobra11"
2. rahmenhandlung und dialoge zumindest versuchen der damaligen situation rechnung zu tragen und eben nicht überzeichnen
(beispiel: die deutsche frau auf einem "feindesschiff" sucht sich nen babysitter, geht zur party, räumt aber vorher nicht die kabine auf - entweder "realer" bodenloser leichtsinn oder dem autor fiel nichts besseres ein um sie "auffliegen" zu lassen)
so ist es nicht mehr als ein unterhaltungsfilm, der vor allem emotionen erzeugt. gut - zugegeben - über emotionen lassen sich gut botschaften verbreiten...
nunja - es kommt sicher auch darauf an, was man von einem film erwartet: unterhaltung mit anspruch und niveau - oder unterhaltung nicht mit sondern trotz historischem hinterrund
meiner meinung nach gibt es schon genug effekthaschende filme in kino und fernsehn.
für ein bestimmtes publikum mag das passen - für andere leute nicht immer

aber immerhin entspannt sich hier eine sachliche diskussion darüber - das zumindest hat der film erreicht - wenn das woanders auch passiert, oder menschen anfangen nachzudenken über sinn und unsiin von krieg, dann ist schon was gewonnen...

meiner meinung nach


gruss
thomas

Hurvinek

Zitat von: Pam am 04 November 2011, 20:05:14
(...)
Das Leben (wenn man überhaupt vom Leben auf einem U-boot sprechen kann) , der Ton auf dem U-boot, das Kumpelhafte Schulterklopfen, die Rauferei bei der Äquatortaufe auf dem Boot oder die Anzahl von Nieten die das Boot zusammen hielten, oder das die Männer teilweise glatt rasiert waren ?
(...)

Hallo Pam!

Ich antworte jetzt auch noch, obwohl die anderen die Kritik an dieser Art von Filmen bereits sehr schön herausgearbeitet haben.

Nein, dass die Männer teilweise glatt rasiert waren, war nicht die Hauptsache dieses Films, da gebe ich Dir natürlich recht. Aber was ich einfach nicht verstehen will: Warum macht man so etwas nicht von vornherein richtig? Warum baut man die Zentrale um ein Drittel grösser als sie im Original war? Warum ignoriert man reihenweise einwandfrei belegbare historische Details?

Ich habe verstanden, dass Du den Film "top" fandest, das freut mich für Dich und ich gönne es Dir von Herzen.

Aber wenn ein Film mir den Eindruck vermittelt, er sei nur oberflächlich und lieblos "dahin gerotzt" worden (und auf mich wirkt er so), dann ist das kein guter Film! Zumal es ja, wie hier schon geschrieben wurde, durchaus Beispiele für historisch wie im Detail stimmige Filme gibt, Walküre, JFK u.a.m. Leider sind die sehr selten...

Den Machern dieses Laconia-Films unterstelle ich eine "Ist doch scheissegal, das merkt von den Deppen doch eh keiner!"-Haltung. Diese Erkenntnis springt einen ja förmlich an! Merkst Du das nicht? Oder ist es nur wichtig, dass der Hauptdarsteller "die Haare schön" hat? Mir jedenfalls reicht das nicht, ich erwarte von solchen Filmen mehr.

Mit Gruss,
Hurvinek

P.S.
"Pearl Harbour" ist ja wohl so ziemlich das grösste filmische Ärgernis, das jemals gedreht wurde... gleiche Liga wie "Der rote Baron" oder - noch schlimmer - "Flyboys"... und das ist keine Geschmacksfrage!
"Der SOPO fährt, also Fender raus! - Alle!"

Pam

Moin Hurvinek

Zitat von: Hurvinek am 04 November 2011, 22:37:27

Den Machern dieses Laconia-Films unterstelle ich eine "Ist doch scheissegal, das merkt von den Deppen doch eh keiner!"-Haltung. Diese Erkenntnis springt einen ja förmlich an! Merkst Du das nicht? Oder ist es nur wichtig, dass der Hauptdarsteller "die Haare schön" hat? Mir jedenfalls reicht das nicht, ich erwarte von solchen Filmen mehr.

Mit Gruss,
Hurvinek


Ich weiß nicht ob man das so pauschalisieren kann. Denn ich sage mir auch das dieser Vorfall .. so wie er damals passierte nicht komplett und Lückenlos mit seiner Historie in einen Film von 2x90 Minuten passt. Da musste gekürzt, gestrichen und komprimiert werden.

Als Beispiel: Der Funkverkehr von U-156 an Dönitz wurde nicht in der kompletten länge übernommen. Denn dafür hätten dann mehrere Szenen gedreht werden.

Dies gilt für diverse andere Vorgänge und ihren Ablauf auch. Zumal und das ist ja nun auch ein Punkt in diesem Film; es wird ja nun auch die Flucht einer deutschen jungen Frau mit in hinein platziert. Sowie die Erlebnisse eine Italieners, einem Seemann der Handelsmarine und einem Offizier der Laconia. 

Kurz Zusammengefast: Alles in allem hätte der Film (wenn er Historisch komplett richtig verfilmt würde) niemals in eine Fassung von 2x90 Minuten gepasst. Der Film wäre in der Produktion auch teurer geworden und wir Wissen nicht wie hoch das Budget der Produktionsfirma war. Denn es soll ja Firmen geben die Vorlagen haben Filme in den Kosten nicht höher zu Produzieren als Geld vorhanden ist.
Wir wissen auch nicht in wie weit die Briten beim Drehbuch den Rotstift angesetzt haben. Wie ich ja schon schrieb.. es ist lange her, aber weder die Briten noch die Amerikaner hacken sich gegenseitig ein Auge aus.  :wink:
Die beratenden Stellen in Deutschland werden mit Sicherheit das eine oder andere Kritisiert haben.. aber im Grunde lagen die Entscheidungen ja eher auf Britischer Seite wie der Film letztendlich gedreht wurde.

Was mich jetzt an den Film denken lässt der von Amerikanern gedreht wurde als es um die "Enigma" ging. Wenn man da sagt .. der Film ist Historisch falsch obwohl im Abspann stand das es nicht das dargestellt U-boot war sondern in der Realität U-110 mit Lemp. Dann würde ich sagen; "Stimmt dieser Film ist sowas von falsch, falscher geht es gar nicht mehr" Auch wenn die Enge auf dem U-boot in diesem Film richtig dargestellt wurde  :wink:
Wäre dieser Film dennoch ein Film den man getrost in die Tonne hauen könnte.

Zurück zum Thema;
Ich möchte keinen von seiner Meinung über diesen Film abbringen.. was auch gar nicht möglich ist denn dafür haben wir ja alle unsere eigene Meinung.. aber ich für meinen Teil bedenke viele Komponente bei meiner Kritik an diesem Film und vielleicht kommt noch ein kleines bisschen dazu das ich eine Frau bin und schon aus diesem Grund den Film aus einer anderen Sicht sehe..  :-D

Ostseegrüße von der Pam
Populanten von Domizilen mit fragiler, transparenter Außenstruktur sollten sich von der Transformation von gegen Deformierung resistenter Materie distanzieren ;)

Schorsch

#94
Hallo Pam,

es geht doch bei der Erzählung der Vorgänge nicht darum, alles 1:1 zu übernehmen. Eine gewisse Straffung und dramatische Aufbereitung ist durchaus notwendig. Wenn aber dann der Dramaturgie zu viel geopfert wird und auch noch die Schauspielerleistung grottig ist, kommt insgesamt ein Flopp heraus.

Vielleicht noch zwei Szenen, die ich für jeweils für symptomatisch für die beiden Filme halte, die aber doch nicht verglichen (oder vielmehr ,,nicht gleichsetzt") werden dürfen. Wenn in der Szene vor Gibraltar, nachdem das Boot gebombt wurde, Jürgen Prochnow auf die Bitte des LI, einen Motor abstellen zu dürfen, sein berühmtes: ,,Alles, was drin ist, LI! Alles, was drin ist!" in die Nacht brüllt, geschieht das auf eine Weise, bei der mir als bekennender Erbsenzähler egal ist, dass die 2 cm-Flak achtern ein C 38 ist, aber ein C 30 sein müsste.
Bei der Darstellung der Rettung der Schiffbrüchigen der Laconia durch die GLORIE gibt der ,,Hauptitaliener", von sich, dass er jedem, der es hören will die Geschichte erzählen möchte. In der deutschen Fassung, spricht er davon, dass er ein Buch schreiben möchte. In der englischen Fassung schweigt sich sein Gegenüber dazu aus, in der deutschen Variante kommt der Kommentar: ,,Und ich werde dein Zeuge sein." Pam, mit diesem Pathos und in diesem Duktus habe ich als Achtjähriger Cowboy und Indianer gespielt. Das englische Mädchen, das nach seiner ,,Muttor" (phonetische Schreibweise), fragt, hätte es nicht eher nach ,,Mama" gesucht!? Der zerknirschte ,,Vater", der sich zwischen(!) den Torpedos verstecken wollte...

Wobei, einer Szene der LACONIA-Verfilmung gestehe ich einen gewissen Charme zu: als Lindsay Duncan alias Elisabeth Fullwood zum Dritten Offizier sagt ,,Sie dürfen mich foltern, soviel sie wollen, aber mein Alter werde ich nicht verraten!", da wird doch bewiesen, dass es nicht immer die ganz grobe Kelle sein muss, um Wirkung zu erreichen. (Wobei die Reaktion des Dritten wiederum die eines Blödhammels ist.)

Mit freundlichen Grüßen
Schorsch
'Judea, London. Do or Die.'

"Ubi dubium, ibi libertas." (Wo Zweifel ist, da ist Freiheit.)

Pam

Moin Schorsch,

Ich meine ja nach wie vor das der "Rotstift" der Briten seinen Teil dazu beigetragen haben wird das einiges an Abläufen nicht der Norm entspricht.
Das jetzt nicht auf die Schauspielerische Leistung der Darsteller bezogen.

Es wäre doch mal interessant wie diese Verfilmung aus einer rein Deutschen Produktion verlaufen würde. Ich denke mal wenn dies der Fall wäre dann würde man wahrscheinlich auch den angesetzten "Rotstift" der Briten sehen.
Und da komme ich dann auch mal wieder dazu das "Das Boot" eine reine Deutsche Produktion und "Laconia" als Britisch-Deutsche Produktion nicht in einen Topf geworfen werden kann und darf.
Vielleicht werden wir es ja noch erleben das "Laconia" mal aus der alleinigen Deutschen Sicht verfilmt wird. Was ich doch allerdings stark bezweifle. Aber interessant wäre das auf jeden Fall.
Vielleicht kommen wir ja sogar mal in den Genuß das eine Deutsche Produktionsfirma sich den "Athenia-Fall" annimmt.  :wink: 

Ostseegrüße von der Pam
Populanten von Domizilen mit fragiler, transparenter Außenstruktur sollten sich von der Transformation von gegen Deformierung resistenter Materie distanzieren ;)

Urs Heßling

#96
moin,

nach Anschauen beider Teile komme ich zu folgendem Fazit

Das Grundthema, die bemerkenswerte Handlungsweise Hartensteins für Menschlichkeit im Seekrieg, wurde gut und richtig dargestellt - und das war und ist eindeutig die Hauptsache  top
Die negativen Charaktere der alliierten Seite (polnischer PUO, englischer KzS in Sierra Leone) waren vielleicht/wahrscheinlich übertrieben.

Die eingebaute "Story" mit Franka Potente ... warum nicht ?

Das "Warum nicht korrekt?" gilt aber für viele kleine falsche Szenen auch. Als wirkliches mini-Beispiel: Hartenstein befiehlt Torpedoschuß aus "Rohr eins und drei" (das ist gemäß Buch von Leonce Peillard historisch korrekt). Der Film zeigt aber zwei Schüsse aus den Backbordrohren, also "zwei" und "vier". Warum ? Das "richtige" wäre doch wohl vermutlich genauso einfach gewesen. Dasselbe gilt für Wassersäulen bei Torpedotreffern statt Feuerschein, und, und, und ...  Da hätte es wohl nichts (oder weniger) gekostet, es richtig zu machen.

Ein weiterer (nicht mehr unbedeutender ?) Fehler war, daß die "Rettungsboote" viel zu klein waren. In dem Boot, das (mit Franka Potente) nach Afrika durchkam, waren anfangs fast 70 Menschen. Ist "Rotstift" hier noch OK oder schon falsch ?

Meine Vermutung ist, daß die undisziplinierte Haltung und Bekleidung der Besatzung bewußt so gewählt wurde, um den Eindruck alles "Preußischen" zu vermeiden, und das ist mE ein wirklicher historischer Fehler. Hartenstein konnte meiner Meinung nach diese Ausnahme nur machen, weil er eine disziplinierte Besatzung hatte, die ihm als Kommandanten gehorchte (und nicht deswegen, weil alle "seine Kumpel" sein Handeln für richtig hielten)

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Bekoe

Hallo,

die gravierendsten Filmfehler sind aber eindeutig bei der Darstellung der angreifenden B-24 entstanden. Da stimmt aber rein gar nichts.
Die Maschine ist keine B-24 D, wie man leicht an der Nase erkennen kann, sondern ein späteres Modell - was aber am 16.9.1942 noch
nicht verfügbar war. Die Crew wird gleich einmal halbiert - 5 statt 10 Besatzungsmitglieder und die Bemalung respektive Beschriftung
an der Seite und am Leitwerk ist der Phantasie der Computergrafiker entsprungen. Diese Seriennummer gab es nicht...

Gruss
Bernd

juergenwaldmann

Hallo im Forum ,
gut ist bei dem Kriegsfilm , dass nicht nur ein Thema  ausgesucht wurde , dass ein : " Schwarz ist böse und Weiss ist gut ",
aufzeigt  . Schon oft  sah ich mir Filme aus dem  Weltkrieg an  , die auch als Western mit Indianern und Siedlern hätten
gedreht werden können  . Alleine der Versuch , den Gegner als Menschen zu zeigen , auch wenn das die Deutschen sind ,
das sollte man loben ! Zum Glück wurde das Thema nicht von den Amerikanern verfilmt !
Gruss  Jürgen

Schorsch

Hallo zusammen!

Zitat von: Schorsch am 04 November 2011, 17:19:09
@Trimmer und Bekoe: mir geht es in der Frage um die Brillenträger ähnlich wie unserem Forenmitglied U-48: ich habe einfach noch kein einziges Foto gesehen, auf dem ein Brillenträger auf einem deutschen U-Boot des Zweiten Weltkrieges zu sehen wäre. Ich betrachte deshalb die Angelegenheit als ,,schwebendes Verfahren".

...manchmal kommen einige Puzzleteilchen für ein Gesamtbild unverhofft und nicht immer zeitnah zum angesprochenen Problem. Aber sie kommen, wie zum Beispiel dieses Foto, das während der Untersuchung von U 234 und U 873 entstanden sein soll. (Man beachte insbesondere den Offizier ganz rechts im Bild! Zur Quelle: --/>/> Klick mich!).



Es wäre nun natürlich noch interessant zu wissen, wer der abgebildete Brillenträger war und welche Position er an Bord begleitete.

Mit freundlichen Grüßen und den besten Neujahrswünschen an alle Forenmitglieder!
Schorsch
'Judea, London. Do or Die.'

"Ubi dubium, ibi libertas." (Wo Zweifel ist, da ist Freiheit.)

RonnyM

...tja Schorsch, da mußt du nur deine "Klick mich"-Quelle anschauen und dann weißt du, dass der Brillenträger der Marinestabsarzt Alfred Olschewski ist  :-D

Und als Doktor darf man schon Brille tragen, weil sie beim Nähen gebraucht wird... :O/Y

Grüße Ronny
...keen Tähn im Muul,
over La Paloma fleuten...

Rheinmetall

Moin, moin !

Nur so nebenbei.

Heute jährt sich der Verlust von U 156 und der Tod von Werner Hartenstein samt kompletter Besatzung zum 70. Mal:cry:

Ehre Ihrem Gedenken !

Rheinmetall
Ab Kapstadt ohne Kreiselkompass - Jürgen Oesten, U 861

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