Vor 70 Jahren: Hailstorm

Begonnen von Big A, 29 Januar 2014, 07:18:06

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Big A

Vor 70 Jahren: Operation ,,Hailstorm"Nach der blutigen Landung auf den Gilbert – Inseln (Codename ,,Galvanic") setzte die USN den Weg in Richtung Japan über den Pazifik mit der Operation Hailstorm, der Landung auf den Marschall-Inseln fort.
Die bei den Gilbert-Inseln gemachten Erfahrungen – und das zeichnete die USN zu der Zeit besonders aus- wurden quasi über Nacht umgesetzt und die gesamte Operation neu geplant.
Die den Japanern aus der Konkursmasse des Deutschen Kaiserreiches als Mandats  zugesprochene Kolonie ( 1914 von ihnen erobert) wurde über viele Jahre hinweg zu einem Stützpunktsystem ausgebaut.
Die Marschall-Inseln bestehen aus zwei Insel-/Atollketten mit ca. 1250 Inseln und 870 Riffen, haben aber bei einer Staatsfläche von ca. 2 mio km² nur rund 180 km² Landfläche.
Während die IJN insbesondere die westlichen – Hawaii zugewandten Inseln befestigte plante die USN die Besetzung der Inneren Marschalls. 
Aus den Erfahrungen bei den Gilberts vorgewarnt bereiteten die Streitkräfte die Bevölkerung in einer groß angelegten Kampagne auf hohe Verluste vor.
Am 29.01.1944 begann die USN mit Angriffen auf die Inseln Majuro, Wotje und Maloelap der äußeren Kette sowie auf Kwajalein in der inneren Kette. Letzteres ist das größte Atoll der Welt und hat eine hervorragend als Ankerplatz geeignete Lagune.
Gemeinsam mit landgestützten Flugzeugen von den Gilbert-Inseln gelang es der TF 58 unter – damals noch – Konteradmiral Marc Mitscher, die japanischen Flugzeuge und Flugplätze vollständig auszuschalten. Selbst nachts wurden die Plätze unter Beschuss gehalten, um die Nachversorgung von Norden her – z.B. den Stützpunkten Eniwetok und Truk – zu verhindern.
Nachdem die Inseln Roi-Namur und Kwajalein  im Norden bzw. Süden des  Kwajalein-Atolls mit der vierfachen Menge im Vergleich zu den Gilbert-Inseln beschossen wurden waren sie sturmreif. Ein Chronist sagte in Abwandlung des bekannten Churchill-Zitats: ,,Never in the history of human conflict has so much been thrown by so many at so few!"
Die US-Streitkräfte bestanden in der Hauptsache aus der erfahrenen 7. Infanterie-Division (aus den Aleuten kommend) und der frischen 4.Marine-Corps Division.
Nach der Besetzung einiger kleiner vorgelagerter Inseln als Basis für die organische Artillerie wurden wichtigsten Inselgruppen Majuro und Kwajalein erobert,  erstere unbesetzt, letztere von etwa 8.500 japanische Soldaten verteidigt.
Erstmals kamen hier auch Kampfschwimmer – die Vorläufer der Seals – zum Einsatz, die die Strände und Anfahrtswege erkundeten.
Die 13.000 auf den äußeren Inseln wie Wotje, Maloelap, Jaluit und Mille befindlichen Japaner wurden umgangen und waren ab diesem Zeitpunkt von der Versorgung aus der Heimat abgeschnitten.
Auch wenn bei den Landungen noch vieles verbesserungswürdig war, so waren sie doch im Vergleich zu den Gilbert-Inseln deutlich professioneller angelegt. Das Zusammenspiel der Schiffsartillerie, der organischen Fliegerkräfte und der Truppe klappte erstaunlich gut.
Natürlich gab es Zwischenfälle, so z.B. als ein vermeintlicher Gefechtsstand auf Namur gesprengt werden sollte, der sich aber als Lager für Torpedoköpfe entpuppte. In der Detonation kamen 20 Marines ums Leben, viele wurden verwundet.
Bis zum 04. Februar waren die Inseln erobert, Kwajalein und Majuro wurden als Militärbasen bzw. Ankerplätze ausgebaut und dienten als Ausgangsbasis für die folgenden Operationen gegen die Marianen.
Auf Grund der schnellen und relativ unblutigen (für die Amerikaner) Eroberung der Inseln wurde der Zeitplan für die Folgeoperationen geändert. Weil man ,,so schön im Schwung" war wurde das NW-gelegene Atoll Eniwetok ebenfalls besetzt.
Die umgangenen Inseln der äußeren Marschalls wurden in der Folge von den US-Streitkräften als ,,Übungsziele" genutzt, neue Fliegerstaffeln erlebten häufig hier ihre Feuertaufe. Die abgeschnittenen Japaner lebten unter fürchterlichen Zuständen, alles wurde gegessen, ob Pflanzen, Seetang, Ratten, Insekten, es gibt glaubwürdige Berichte von Kannibalismus, notdürftig wurde Ackerbau versucht, der aber stets von den Amerikanern vernichtet wurde. Krankheiten taten ein Übriges, mehr als 5.000 Menschen kamen dadurch ums Leben. Nach dem Krieg wurde der überlebende Rest repatriiert.
Die amerikanischen Verluste betrugen etwa 380 Gefallene und 1.600 Verwundete, von den japanischen Kampf- und Garnisonstruppen in Stärke von  ca. 8.550 Mann überlebten nur 100 Japaner sowie ca. 165 koreanische Zwangsarbeiter.
Heute sind die Marschall-Inseln bekannt durch die Nuklearwaffentests auf Eniwetok sowie dem Bikini-Atoll in den 50er Jahren.
Als Republik Marschallinseln sind sie seit 1979 unabhängig, seit 1990 formal  mit Auslaufen eines Schutzauftrags der UN an die USA vollständig souverän.

Quellen:
Potter, Nimitz, Rohwer: Seemacht, Pawlak, 1982,
Potter: Nimitz, Annapolis, 1976
Taylor: The Magnificient Mitscher, Annapolis, 2006
Wheeler: A Special Valor, New York, 1983
Weapons are no good unless there are guts on both sides of the bayonet.
(Gen. Walter Kruger, 6th Army)

Real men don't need experts to tell them whose asses to kick.

Jong

Was bitte sind organische Artillerie und organische Fliegerkräfte - Never heard about  :?


:MG:
Jong

Big A

#2
Im militärischen Sprachgebrauch (aus dem angelsächsischen übernommen) heißt das : aus dem eigenen Verband heraus.
Organische Fliegerkräfte wären demnach die Marineflieger auf den Trägern - im Gegensatz z.B. zu Bombern, die a: der USAAF unterstanden und b: von entfernten Stützpunkten aus angreifen
Organische Artillerie ist die den Kampfverbänden zugewiesene Artielleriekomponente (z.B. ArtBtl als Teil einer Infanteriedivision). im Gegensatz z.B. der Schiffsartillerie, welche der Landungstruppe nicht unterstellt ist.
In beiden Fällen können die Befehlshaber vor Ort unmittelbar auf die Waffensysteme etc. zugreifen.
Genauso wäre "organische Logistik" das, was ein Verband zur Eigenversorgung "mitnimmt", im Gegensatz zur Nachversorgung, welche "zuführt".

Alle Klarheiten beseitigt? :-D

Axel
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