Katapultstart aus dem Hangar

Begonnen von Big A, 05 Juli 2007, 17:34:39

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Big A

Ich habe folgende Frage:
In dem Buch "Hellcat, The F6F in World War II" von Barett Tillman, US Naval Institute Press 1979 findet sich auf Seite 12 ein Foto, auf dem eine Hellact aus dem Hangardeck katapultiert wird. Dazu der Hinweis, dass dieses Verfahren im Krieg selten genutzt wurde.
Gab es auf allen Essex-Trägern diese Katapulte und wie wurden diese betrieben (Dampf? Elektrisch (wohl kaum?)) Welche Flugzeuge wurden so gestartet und wie konnten diese Flugzeuge ausreichend beschleunuigt werden, da j aoffensichtlich bei einem Start aus der Seite offensichtlich der Wind über Deck fehlte.
Weapons are no good unless there are guts on both sides of the bayonet.
(Gen. Walter Kruger, 6th Army)

Real men don't need experts to tell them whose asses to kick.

Mario

Das Verfahren mit dem Katapultstart direkt vom Hangardeck wurde vor dem Krieg als Möglichkeit geplant, schnell alle Flugzeuge in die Luft zu bekommen. Allerdings hat sich dieses Verfahren anscheinend nicht sonderlich bewährt, da schon in der Mitte des Krieges davon abgegangen wurde.
In der Regel starteten die Flugzeuge vom Deck ohne Katapultunterstützung, nur mit eigener Kraft, vom Hangar war dies jedoch nicht möglich, daher die Katapultunterstützung.

Big A

Dass es idR keine Katapulte gab war mir schon klar, mir geht es a: um die Ausrüstung (Art der Katapulte und auf welche Trägern); b: welche Flugzeuge waren dafür geeignet (ich denke, dass es in erster Linie die Jagdflugzeuge warenum schnell eine CAP hochzubekommen, Avengers und Helldiver waren wohl zu schwer) und c: auf welchen Trägern gab es diese Einrichtung :?
Weapons are no good unless there are guts on both sides of the bayonet.
(Gen. Walter Kruger, 6th Army)

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Mario

Im Buch von Stefan Terzibaschitsch stehen dazu einige Angaben. Am Wochenende könnte ich Dir dazu etwas heraussuchen, falls nicht jemand schneller ist. (Und da bin ich mir sicher  :-) )

Peter K.

Amerikanische Trägerkatapulte waren damals mit wenigen Ausnahmen hydraulische Katapulte vom Typ H.
Auf den Einheiten der ESSEX-Klasse kam in der Regel das Katapult vom Typ H Mk.IV zum Einbau.

Die Entwurfsarbeiten für dieses Katapult begannen im November 1939.
Als Flugdeckkatapult HIVB sollte es folgenden Leistungsparamenter aufweisen:

  • Flugzeuge von 3.500 bis 16.000 pds Gewicht
  • mit einer Geschwindigkeit von 90 mph
  • bei einer Beschleunigung von 2,8 g
  • auf einer Strecke von 95 ft starten
  • und nach einer Minute die nächste Maschine starten können
Im November 1942 wurde das HIVB erstmals getestet, der erste Flugzeugstart erfolgte damit im Jänner 1943. Anschließende Erprobungen auf LEXINGTON dauerten bis März 1943.
Das HIVB hatte dann tatsächlich die folgenden Leistungsdaten:

  • Flugzeuge bis 18.000 pds Gewicht
  • mit einer Geschwindigkeit von 90 mph
  • bei einer Beschleunigung von 2,8 g
  • auf einer Strecke von 96 ft 8 in starten
  • und nach 42,8 Sekunden die nächste Maschine starten

Noch Anfang 1940 war vorgesehen, daß jedes Schiff der ESSEX-Klasse zwei Flugdeck- und ein Hangardeckkatapult erhalten sollte. Letzteres sollte voll ausgerüstete VSB starten können.

Im August 1940 wurde die Entwicklung eines Hangardeckkatapults begonnen. Als HIVA sollte es eine Startstrecke von 73,5 ft aufweisen.
Es wurde schließlich im Mai 1943 auf YORKTOWN erprobt und wies dann tatsächlich die folgenden Leistungsdaten auf:

  • Flugzeuge bis 16.000 pds Gewicht
  • mit einer Geschwindigkeit von 85 mph
  • bei einer Beschleunigung von 3,13 g
  • auf einer Strecke von 72 ft 6 in starten
  • und nach 60 Sekunden die nächste Maschine starten

Ursprünglich sollten die Träger der ESSEX-Klasse je ein Flugdeckkatapult HIVB und ein Hangardeckkatapult HIVA erhalten. Offenbar wurden aber nur 6 Einheiten derart  ausgerüstet, denn schon im Mai 1943 wurde befohlen, daß alle Einheiten mit zwei HIVB ausgestatten werden sollen.
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

Ralf

Es gab auch auf den IJN Trägern diese Jägerstartdecks... Ich meine auf Akagi und Kaga vor dem letzten großen Umbau. Diese wurden dann auch vor dem Kriege wieder ausgebaut... Ich denke hier gab die "Platzverschwendung" den Ausschlag...
Gruß
Ralf
___________________________________________
,,Du kannst Dein Leben nicht verlängern und Du kannst es auch nicht verbreitern. Aber Du kannst es vertiefen!"
Gorch Fock

Big A

@Peter K.
Danke für umfassende Antwort :MG:
hilft mir wirklich weiter

Maritime Grüße aus Rostock

Axel
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Peter K.

Grüße aus Österreich
Peter K.

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Big A

Ich muss leider nochmal nachhaken, eines will mir  nicht in den Kopf: das unten erwähnte Foto sieht so aus, als würde die Hellcat aus dem Hangardeck an der Seitenwand herausgeschossen. Genau damit habe ich ein Problem: Wenn der Träger Flugoperationen durchführt läuft er mit annähernd Höchstfahrt gegen den Wind um über Deck den optimalen und die Startstrecke verkürzenden relativen Gegenwind zu haben. Wenn aber ein Lfz aus dem Hangar über das Seitendeck gestartet wird so muss das doch einen ziemlichen Seitenwind direkt nach dem Lösen vom Katapult verkraften. Das stelle ich mir zumindest als äußert komliziert vor; für ungeübte Piloten als fast unmöglich. Wier also soll so ein STartvorgang halbwegs unfallfrei abgelaufen sein?
Ziemlich ratlos

Axel
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Peter K.

Hmmm ... vielleicht ist genau DAS der Grund, wieso sich dieses Verfahren so wenig bewährt hat und kaum angewandt wurde. In dieser Hinsicht waren ja die frühen Jägerstartdecks auf den japansichen Trägern noch besser ...
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

Big A

Da stimme ich Dir vorbehaltlos zu :MG:
Wenn man sich allerdings den japanischen Hangarlayout ansieht, gepanzerte, enge Hangars (mit den katastrophalen Folgen bei Midway) so ist schon schwer verständlcih dass man damit experimentiert hat, Katapulte nach vorne heraus zu bauen, die ja wiederum die Integrität der Hangars schwächen mussten....
Jedenfalls finde ich die Idee der Starts über die Seite schon ziemlich abenteuerlich und historisch interessant. Zumal dei dort abgeschossenen Flugzeuge (im Sinne von gestartet) ja für en Fall der Fälle keine Schwimmer hatten auf denen sie zur Not den Start abbrechen konnten!
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ufo

Sieht zwar zugegeben absurd aus so ein Start aber sooo eigenwillig? Viele Katapulte von Grosskampfschiffen waren gar nicht (querschiessende Katapulte) oder wenig (Seitenkatapulte oder Katapulte auf Turmen) schwenkbar. Auch da musste der Pilot damit leben, dass das Schiff ihn bestenfalls so la la in den Wind bringen konnte, weil sonst die Schiffsbewegung (in vielen Faellen plus minus quer zur See) den Vorteil des Gegenwindstartes wieder aufgehoben haette. So viel weniger lichte Hoehe ueber See hat das Hangardeck einer Essex doch nun auch nicht verglichen mit einem Katapult auf den Aufbauten eines kleinen Kreuzers oder auf der Deckebene eines Schlachtschiffes.

Ich denke das Problem war eher, dass ein 'nur' geschossenen Start nicht mal eben nur eine andere Variante eines Deckstartes ist. Also muesste man im Prinzip jeden Jaegerpiloten durch eine extra Ausbildung schleusen bloss um noch dieses extra Katapult nutzen zu koennen.

Viel Platz und Ausbildung verbraucht fuer relativ wenig Gewinn.

Hier:
http://www.its.caltech.edu/~drmiles/cv-12_hanger_deck_cat.html
hat's noch einen Hangarstart von Hornet (nicht DER Hornet, der anderen!). In der Gallery hat es noch ein Photo von innen beim Katapultstart.
Muss schon absurd ausgesehen haben, wenn die da - peng - ein Flugzeug aus dem Bauch gefeuert haben.

Ufo

Big A

@ufo
Das ist schon richtig mit den Katapulten auf anderen Großkampfschiffen, nur waren diese Flugzeuge idR Aufklärer, relativ langsam und mit vglw. großer Tragfläche, brauchten also weniger Geschwindigkeit zum abheben als bspw eine Hellcat.
und danke für den Link, ist echt cool, beim Durchblättern ein paar schöne Photos gefunden
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Peter K.

@UFO
ZitatIn der Gallery hat es noch ein Photo von innen beim Katapultstart.
... dieses zeigt aber wohl keine Hellcat, sondern eine Avenger - wenn ich mich nicht täusche!  :wink:
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

Big A

Zitat... dieses zeigt aber wohl keine Hellcat, sondern eine Avenger - wenn ich mich nicht täusche!
stimmt, es handelt sich um eine TBF-1, Aufnahme vermutlich Mitte 1943, sofern ich das Hoheitsabzeichen richtig erkenne

Das andere Foto zeigt eine F6F-5, erkennbar u.a. am kleinen Glas hinter dem Cockpit, unter dem nach hinten gekurbelten Dach noch sichbar
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