Identifizierung eines in der Eckernförder Bucht gestrandeten MARINEFÄHRPRAHMES

Begonnen von longwood, 02 Februar 2011, 14:24:51

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longwood

Hallo Beate,

vielen Dank für Deine Antwort.

Stimmt - es handelt sich um das Buch "Ewakuacja..."; Deinem Tip zufolge werde ich versuchen, es bei der Bayerischen Staatsbibliothek über die Fernleihe auszuleihen.

Auf dem Plan auf Seite 17 der von Dir zitierten Broschüre der Gedenkstätte Stutthof ist auch die Strandungsstelle des MFP F 862 bei Bookniseck zu erkennen.

Leider bin ich kein PC-Fachmann und weiß auch nicht, ob es zulässig und realisierbar ist, im Rahmen dieser Beitragsfolge einen Plan aus Google maps einzustellen mit der Eckernförder Bucht und den Örtlichkeiten Bookniseck, Waabs, Waabshof, Ostseebad Damp und Eckernförde und in diesem Plan die Strandungsstelle zu verzeichnen. Falls es machbar und zulässig ist, danke ich für die "Amtshilfe" im Vorwege...

Mit den genauen navigatorischen Daten der Strandungsstelle könnte - so meine ich - rocco aushelfen.

Gruß - und frohe Festtage

Hans-Hermann H. alias longwwod

longwood

Hallo Thorsten,

vielen Dank für Deine aufmunternden Worte...

Selbstverständlich habe ich keine Einwände, diese von mir gestartete Beitragsfolge in das Historische Marienarchiv zu verschieben; ich möchte aber auch nicht, das diese Folge aus dem Forum "verschwindet" - denn ich bin mir sicher, dass diese Beitragsfolge noch nicht beendet ist.

Wegen des Schreibens hinsichtlich der Schenkung des MFP an den Grafen von Moltke-Kirsten werde ich den Besitzer des Schreibens kontaktieren; aber ich treffe ihn frühestens im Frühsommer / Sommer 2013. Wenn es klappt, wäre es schön...

Gruß - und frohe Festtage

Hans-Hermann H. alias longwood

t-geronimo

Fein. :)

Dann ist das Thema nun in den Bereich Historisches Marinearchiv --> Landungsfahrzeuge verschoben.
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

bettika61

Hallo,
von Heimatgemeinschaft Eckernförde erhielt ich den Text eines neuen Aufsatzes, der vom Museum der Stadt Eckernförde herausgegegeben wurde. Darin wird der Weg des MFP noch deutlicher:

,,Vergessen und verdrängt" das am 5.Mai 1945 vor Booknis gestrandete Häftlingsschiff
von Melanie Lenzen, Kiel
Praktikantin am Museum Eckernförde Februar /März 2013

die ergänzenden Informationen  zusammengefasst:

Am 28.April 1945 sollte der MFP die KZ Häftlinge  nach Hela bringen. Dies misslang ,da sich unter den 500 Häftlingen auch Typhuskranke befanden und die Übernahme auf Hela verweigert wurde . Die Besatzung entschied sich,die Häftlinge nach Westen zu bringen.
Trotz schwerer russischer Luftangriffe  ging es nach Swinemünde. Das Einlaufen war dort nicht mehr möglich . Es ging weiter nach Lübeck, von dort, da die Briten im Anmarsch waren, weiter nach Neustadt. Die großen Schiffe im Hafen waren bereits mit KZ-Häftlingen überfüllt.  Die Fahrt ging weiter  nordwärts entlang der schleswig-holsteinischen Ostseeküste. Bei britischen Angriffen wurde der MFP bombardiert und  schwer geschädigt. Ein in der Nähe befindliches Feuerschiff kam Ihnen zu Hilfe und soll an die 100 Menschen an Bord und dann nach Kiel in Sicherheit gebracht haben.
Rund 50 Menschen die noch auf dem MFP am Leben waren liefen  in der Nacht vom 3. auf dem 4.Mai  vor Booknis auf Grund.

Die Frage meinerseits: welches Feuerschiff kann das gewesen sein,sind die nicht stationär?

Im Urlaub habe ich  in der Regionalschule Gingst den Lehrer getroffen, der mit seinen Schülern in Stutthoff den Weg der Barke Breslau von Lauterbach nach Dänemark recherchiert.
http://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,13721.msg205518.html#msg205518
Er berichtete, das  die polnische Historikerin Elsbieta Grot vom Museum Stutthof plant, die Arbeiten zum Thema Evakuierungstransporte wieder aufzunehmen.

Grüsse
Beate


Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

Rudergänger

Hallo Beate,

im Anhang 2 Fotos von einen Gedenkstein in Lauterbach.

Gruß

Harald

bettika61

Hallo,
im HMA steht als Start der  Reise F 862 Hela, das ist nach den o.g. Ergänzungen nicht korrekt.
Das Ziel  der Marschkolonne und des Transportzuges war erst Mikoczewo (Nickelswalde) an der Wechselmündung , von dort wurden die Häftlingen mit MFP nach Hela zum Weitertransport gebracht.

ZitatDie Gefangenen der ersten Häftlingsgruppe wurden in zwei Marschkolonnen
(A + B) eingeteilt. Ein Teil (A) ging zu Fuß. Die andere Kolonne (B) erreichte mit der Nehrungs-Kleinbahn den Hafenanleger von Nickelswalde (Mikoszewo) an der rechten Seite der Mündung der Weichsel (Wisla). Dort warteten beide Marschblöcke (A + B) auf die Einschiffung". (VgL E. GROT, 1984 ?, S. 78 f.;G. MELAMED, 1985, Zeitzeuge; L-T. JAMBERGER, 1985, Zeitzeuge)
Am 28.4.1945 gegen 2.30 Uhr näherten sich Lastkähne, die dann die Zwangsevakuierten
aufnahmen - soweit sie die schmalen Laufstege noch überwinden konnten - und nach HeIa (Hel) transportierten, wo sie morgens gegen 6.00 Uhr eintrafen.
Quelle: Wilhelm Lange ,,Cap Arcona"

Beim F 862 ist daher Mikoczewo (Nickelswalde) der Startort, Hela wurde nicht mehr angelaufen.

Grüsse
Beate
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

longwood

#36
Hallo,

es ist zwar schon etwa 4 Jahre her – aber hoffentlich doch noch nicht (ganz) vergessen...

Am 02. Februar 2011 hatte ich das Thema gestartet und in meiner Antwort 9 vom 22. Dezember 2012 mitgeteilt, dass ein Schreiben existiert, aus dem hervorgeht, dass die damalige britische Militärverwaltung das Wrack des MFP dem Grafen von Moltke-Kirsten zum Zwecke der Schrottgewinnung geschenkt hatte.

In seiner Antwort 28 vom 22. Dezember 2012 schrieb t-geronimo u. a., dass es der Oberhammer wäre, wenn ich dieses Schreiben beschaffen könnte.

Eine Kopie dieses Schreibens habe ich jetzt ,,über Umwege" bekommen; es handelt sich um das Schreiben der ,,Jüdischen Wohlfahrtspflege Schleswig-Holstein" vom 27. Oktober 1949 – gerichtet an das Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten des Landes Schleswig-Holstein.

Diese Schreiben – 2 Seiten – habe ich im Anhang beigefügt.

Entscheidend ist der vorletzte Absatz, den ich nachstehend nochmals wiedergeben möchte...

,,Ich war einige Zeit später nach der Kapitulation bei der ersten jüdischen Hochzeit, die in Eckernförde mit einem englischen Soldaten stattfand, anwesend. Der Leiter der damaligen Militärregierung hat Herrn Grafen von Moltke-Kirsten als Anerkennung für seine lobenswerte Tat das Wrack, vom dem die Menschen gerettet wurden , als Eigentum übergeben."

Ergänzend zum 2. Absatz möchte ich noch anmerken, dass der Traktor mit dem Anhänger, auf dem die kranken KZ-Häftlinge lagen, erst nach Kappeln fuhr mit der Absicht, diese Personen im dortigen Krankenhaus unterzubringen.

Aus vollkommen unverständlichen und nicht mehr nachvollziehbaren Grünen wurden die KZ-Häftlinge jedoch abgewiesen, so dass sie anschließend nach Eckernförde gebracht und medizinisch versorgt wurden.

Ich danke allen Forumsteilnehmerinnen und -teilnehmern, die sich aktiv an diesem Thema beteiligt haben.

Ob es allerdings meinerseits hiermit abgeschlossen ist, ist allerdings fraglich. Es sollen noch einige Privatfotos existieren von der Bergung des Wracks; ich erinnere mich an ein Foto, auf dem zu sehen ist, wie der Rest der Bodengruppe des MFP am Haken des Bergungskranes hängt. Mal sehen, ob ich dieses ,,auftreiben" kann...

Viele Grüße - aus Kronshagen bei der Marinestadt Kiel

Hans-Hermann H. alias longwood

Darius

Hallo Hans-Hermann,

Zitates ist zwar schon etwa 4 Jahre her
aber deswegen heißt das Forum ja auch "Marine-Archiv".

Vielen Dank für Deine Mühe und das Schriftstück.

:MG:

Darius

bettika61

Hallo Hans-Hermann,
danke für dranbleiben
Bilder mit Graf Moltke-Kirsten und  Geretteten am 1.Jahrestag der Befreiung am 5.5.1946
haben Eingang ins Yad Vashem Archiv gefunden
http://collections.yadvashem.org/photosarchive/en-us/search.html#q=Graf%20Moltke

Edit es gibt dort vermutlich auch ein Foto des gestrandeten MFP http://collections.yadvashem.org/photosarchive/en-us/4316827.html
ZitatThe ship was attacked by British aircrafts on May 2, 1945 and the crew had to lead the ship to shore. Many of the prisoner passengers on it were killed during the attack
MFP 1946 http://collections.yadvashem.org/photosarchive/en-us/51076.html
Grüsse
Beate
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

t-geronimo

Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
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Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

Karsten

Hans-Hermann, toller Fund. Danke für Deine Ausdauer.

Beate, danke für die Links. Ein Typ D - aber welcher?
Viele Grüße,

Karsten

longwood

Hallo Beate,

vielen Dank für Deine Links – es gibt also weitaus mehr Fotos von dem tragischen Ereignis als ich eigentlich dachte.

In der Dokumentation ,,Matrosenanzug – Davidstern / Bilder jüdischen Lebens in der Provinz"  - erschienen im Jahr 2002 im Wachholtz Verlag Neumünster – ist auch ein Foto von der Person, die das in meiner Antwort  36 veröffentliche Schreiben unterzeichnet hatte, nämlich Heinz Salamon.

Dieses Foto darf ich zwar im hier im Forum nicht darstellen – zitiere aber die Überschrift...

,, Feier der Überlebenden in Eckernförde 1946 mit Heinz Salomon, der aus dem KZ Theresienstadt nach Kiel zurückgekehrt war und sich als Leiter eines jüdischen Hilfskomitees um die Holocaust-Überlebenden in Schleswig-Holstein kümmerte".

Gruß – und ein schönes (Rest-) Wochenende

Hans-Hermann H. alias longwood

PS:  Meine Hochachtung, nicht nur meine, sondern - wie ich vermute - aller Forumsteilnehmer vor dem, was Du alles an Links und Verweisen herausfindest...   ...nicht nur bei diesem Thema!


rocco


bettika61

Hallo,
mein Dank gehört dem Ehepaar  Hans und Elke Molzahn , denen es gelungen ist ,in jahrelangen Recherchen überlebenden Frauen des Transports zu finden . Sie  haben sie vornehmlich in Israel  gefunden, besucht und ein freundschaftliches Verhältnis zu ihnen aufbauen können. Den Ereignissen, den Toten und den Überlebenden wurde damit ein Gesicht verliehen.

Wir müssen uns vor Augen halten, das von über 500 Häftlingen in Booknis nur knapp 50 angekommen sind , von denen noch 22 starben. Nach Kiel sollen mit dem Feuerschiff ca. 100 Häftlinge gebracht worden  sein. Der Rest ist während der Überfahrt  an den Misshandlungen  und  Fliegerangriffen gestorben  oder wurde von der Wachmannschaft ermordet. Von einer Verurteilung der Verantwortlichen hab ich nichts gelesen.

Wie die Zustände  Bord waren, ist für uns unvorstellbar. Im Artikel des Ehepaares Molzahn  im Jahrbuch 2007 des Heimatvereins Eckernförde kommt die damals 14 jährige Luba zu Wort:

Zitat,,Auf dem Kahn sperrte man und zu ca.500 unten in den Schiffsraum ein und schloss die Luke zum Deck. An Bord erhielten wir weder Essen noch trinken. Wer den Durst nicht ertrug , sah sich gezwungen Meerwasser zu trinken...
Eines Morgens, als jemand von uns die Ladeluke vorsichtig einen Spalt öffnete, konnten wir sehen, wie diejenigen, die es in der Enge und dem Gestank der Fäkalien im Schiffsraum nicht mehr ausgehalten und nachts an Deck gekrochen waren über Bord geworfen wurden....
Ein deutscher SS Mann erteilte den Befehl und ein Slawe hat die Menschen ins Meer geschmissen..."

Selbst nach ihrer Rettung in Kiel wieder fuhr den Jüdinnen weitere Demütigung durch einen Uniformierten, der Ihnen wie Tieren zum Fraß  Brotrinde  auf den Fußboden zuwarf, um zu sehen wie sich die Ausgehungerten in Ihrer Verzweiflung drauf stürzten .

Von der Überlebenden Riva Chirurg  ist ihre Lebensgeschichte ,,Bridge of Sorrow-Bridge of Hope" als Buch erschienen.

Grüsse
Beate
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana


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