V-Waffen auf deutschen U-Booten

Begonnen von wirbelwind, 03 März 2013, 11:12:37

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wirbelwind

Hallo,
wiedermal Fragen an das Forum. Diesmal geht es um Sonderwaffen / V-Waffen auf deutschen U-Booten im 2.WK. Wie weit war die Entwicklung gediehen, um bspw. V-1/V-2 auf Booten mitfühern und abschießen zu können? Was hat es mit der Elektrokanone, ,,Rheingold", bzw. ,,Thor" auf sich :? Habe leider dazu im Forum nichts gefunden.
MfG Wirbelwind

Urs Heßling

"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

t-geronimo

Ein wenig findest Du  --/>/> hier.
Allerdings wieder mal auf englisch. ;)

Zu einigen Projekten lief auch schon mal was im Forum, aber momentan weiß ich nicht unter welchen Stichworten.
Außer  --/>/> hier und  --/>/> hier.
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

H.Bleichrodt

#3
Hallo,

also was die V2 betrifft so kann ich dir mitteilen das U 511 mit dem Kommandanten Steinhoff in Peenemünde als Versuchsträger eingesetzt war. Das dürfte so Mai 1942 gewesen sein.
Interessant dabei ist, daß sein Bruder in der Versuchsanstalt mit dabei war. Deshalb wohl die Zusammenarbeit mit dem U-Boot. Es gab dort einige Versuche die aber zu keinem (brauchbarem?)Ergebnis geführt haben.

Wahrscheinlich wurde das Ganze wegen des Kosten/Zeitaufwand wieder fallengelassen. Der ein oder andere hier im Forum wird da sicherlich mehr darüber wissen.

Es sei nebenbei bemerkt das Steinhoff im Jahre 45 nach der Gefangennahme(Feindfahrt mit U 873)
in Boston mit Handschellen durch die Stadt geführt wurde, hierbei hat die Menge an Leuten ihn mit Unrat beworfen.

Er nahm sich darauf im Gefängnis das Leben

Alex
Auf Sehrohrtiefe !

H.Bleichrodt

Sorry, man sollte halt "Rote Schrift" lesen können  :-D


Alex
Auf Sehrohrtiefe !

suhren564

Moin,

interessanterweise hatten diese Versuche tragische Konsequenzen für einige U-Boote.
Durch Gefangenenaussagen bzw. Abhören erfuhren die Alliierten von diesen Versuchen und vermuteten im Frühjahr 45 einen Angriff mehrer dtsch. U-Boote gegen das amerik. Festland mit eben diesen Raketen! Dank "Ultra" erfuhren die Alliierten von einer Gruppe U-Boote, die den Schiffsverkehr vor der nordamerikanischen Küste stören sollte und hielt eben diese Boote für Raketenträger. Die Abwehr dieses Angriffs war entsprechend hoch, fast alle diese Boote wurden versenkt, aber keins hatte Raketen an Bord. Der Kmdt. von U 546 (KL Just) wurde sogar in Gefangenschaft mißhandelt, um Beweise für den Raketenangriff zu bekommen!
Gruß Ulf

Nie darf man so tief sinken, von dem Kakao, durch den man euch zieht, auch noch zu trinken.... 
Erich Kästner

Urs Heßling

moin,

Auszug aus der Chronik des Seekriegs, April 1945
Mit den Mitte März etwa gleichzeitig auslaufenden U-Booten U 805, U 518, U 880, U 858, U 1235 und U 546 bildet der B.d.U. am 14.4. im Nordatlantik eine Gruppe »Seewolf«, um mit ihr auf dem Marsch nach Westen die Großkreisroute nach Konvois abzuharken. Die Bewegungen werden von alliierter Seite durch »Ultra« erkannt und zu ihrer Abwehr die Operation »Teardrop« angesetzt: 2 Trägergruppen bilden nördlich der Azoren auf dem erkannten Vormarschkurs Suchstreifen, um dem zunächst vermuteten dt. Versuch des Einsatzes von »V-2«-Raketen aus geschleppten Startbehältern zu begegnen. Im Norden die Task Group 22.2 (Capt. Ruhsenberger) mit dem Geleitträger Mission Bay und den DEs Douglas L. Howard, J. R. Y. Blakely, Hill, Fessenden, Farquhar, Pride, Menges und Mosley, im Süden die Task Group 22.5 (Capt. Craig) mit dem Geleitträger Croatan und den DEs Frost, Huse, Inch, Stanton, Swasey, Carter, Neal A. Scott, Muir und Sutton. Trotz schlechten Wetters werden am 15. und 16.4. von der Task Group 22.5 U 1235 und U 880 mit Radar geortet und nach dem Tauchen von den DEs Stanton und Frost mit »Hedgehog« versenkt. U 805, das von einem Azoren-Flugzeug gesichtet wird, entkommt zweimal längeren Jagden. Am 22.4. versenken Carter und Neal A. Scott dieser Gruppe auch U 518, ehe 2 andere Trägergruppen die ersten beiden ablösen: im Norden Task Group 22.4 (Capt. Purvis) mit dem Geleitträger Core und den DEs Moore, Sloat, Tomich und J. Richard Ward, im Süden die Task Group 22.3 (Capt. Dufek) mit dem Geleitträger Bogue und den DEs Haverfield, Willis, Wilhoite und Swenning, davor ein Suchstreifen (Task Group 22.7) mit den DEs Pillsbury, Keith, Otterstetter, Pope, Flaherty, Chatelain, Frederick C. Davis, Neunzer, Hubbard, Varian, Otter, Hayler, Janssen und Cockrill. Am 24.4. sichtet ein Flugzeug der Bogue U 546. Von den Geleitzerstörern Neunzer, Chatelain, Varian, Janssen, Joseph C. Hubbard, Pillsbury and Keith gejagt, gelingt es Kptlt. Just, zunächst die Frederick C. Davis trotz ausgebrachten »Foxers« mit T-5 zu versenken. Nach fast 6 Stunden wird U 546 zum Auftauchen gezwungen, verfehlt die Flaherty knapp mit einem weiteren T-5 und sinkt dann. Nur U 858 und U 805 gelangen an die amerik. Küste, ebenso wie das einzeln marschierende U 530. Von den nachfolgenden U 889 und U 881 wird letzteres bei dem Versuch, die erneut auslaufende Trägergruppe Mission Bay anzugreifen, am 6.5. durch Farquhar versenkt.

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

wirbelwind

Hallo,
Asche auf mein Haupt, aber Ihr könnt mir glauben, dass ich im Vorfeld versucht habe, herauszufinden, ob es zu diesen Fragen schon Antworten im Forum gibt. Leider hieß es, als ich U-Boote der Deutschen Kriegsmarine und Vergeltungswaffen / Sonderwaffen eingab, kein Ergebnis. Vielleicht kennt Ihr die entsprechenden Kniffe besser wie ich :? Natürlich Dank an alle für die Hinweise darauf, wie das Zusammenspiel V-Waffen und U-Boote stattfand. Wenn ich Euch richtig verstanden habe, gab es keinen Abschuß einer V-Waffe von einem deutschen U-Boot aus. Allerdings, wenn man so will, eines Vorläufers, der besagten Wurfgranate. Interesannt wäre es doch gewesen, einmal unter Kriegsbedingungen einen Fächer dieser Explosivkörper auf einen großen Geleitzug abzuschießen. Oder was sprach dagegen :? Klar, dieser hätte vorher bekannt sein müssen. (Durch Radar oder Seefliegerkräfte) Gab es denn Vorstellungen in dieser Richtung? Da wäre die Kürze der Reichweite dieser Granaten vielleicht nicht so hinderlich gewesen, wie bei der Bekämpfung von taktischen Zielen.
MfG Wirbelwind

H.Bleichrodt

Hallo,

ZitatInteresannt wäre es doch gewesen, einmal unter Kriegsbedingungen einen Fächer dieser Explosivkörper auf einen großen Geleitzug abzuschießen.

hier gab ein Projekt namens "Ursel"

siehe auch hier:http://www.dubm.de/wunderwaffen.html
( Da gibt es noch mehr Informationen zu U 511  :O/Y )

Alex

Auf Sehrohrtiefe !

wirbelwind

Hallo,
Danke Alex für Deinen Hinweis. Thorsten und Urs haben auch schon darauf hingewiesen. Besonders wohl tragisch die Geschichte mit der Operation ,,Seewolf". Was sich mir immer noch nicht vollständig erschließt, warum die Deutsche KM auf See/See gestützte Abschußkörper verzichtete und warum die Versuche mit U-511 nicht fortgesetzt wurden. Bezüglich ,,Ursel" hält sich das U-Boot-Museum in der Frage weiterer Erprobung der besagten Wurfkörper zurück. Oder  ich habs wiedermal nicht gefunden :?
MfG Wirbelwind

bettika61

Zitat von: wirbelwind am 03 März 2013, 13:02:13
Interesannt wäre es doch gewesen, einmal unter Kriegsbedingungen einen Fächer dieser Explosivkörper auf einen großen Geleitzug abzuschießen. Oder was sprach dagegen :? MfG Wirbelwind
Hallo wirbelwind,
ohne vertieft in der Thematik drin zu sein, versuche ich  mit einer weiteren Quelle die Frage zu bentworten:
Joachim H.Rudek  (Rostock 2002)
"Peenemünde 1942 bis 1945. ,,Die Projekte ,,Ursel" und ,,Schwimmweste" und deren Folgen

"Technisch gesehen, waren diese Tests äußerst erfolgreich und gaben wichtige Aufschlüsse für eine eventuelle Verwendung der Raketen von U-Booten aus. Militärisch waren sie jedoch zu diesem Zeitpunkt ohne Bedeutung. Die Tauchtiefe des Bootes lag zwischen 10 bis 15 Meter, die Reichweite der Geschosse bei 4000 Meter. Für die Marine war eine Schussweite von rund 2,15 Seemeilen für einen praktischen Einsatz viel zu gering. Die U-Boote hätten sehr nahe an die Küste heran gehen müssen und wären dadurch sehr gefährdet. Außerdem war das Marinewaffenamt mit dem behelfsmäßigen Werfergestell nicht zufrieden. Schließlich musste so eine Vorrichtung in den schweren Stürmen des Atlantiks bestehen und durfte bei schwerem Seegang nicht zu Beschädigungen am Bootskörper führen. Die Marine gab daher im Ergebnis der Versuche vom Juni 1942 eigene Entwicklungen mit dem Decknamen "Projekt Ursel" in Auftrag. Im Rahmen dieser Arbeiten kam es bei der Firma Rheinmetall-Borsig auch zum Bau größerer, speziell für die U-Boote konzipierter Raketen. Doch auch hier konnte die Reichweite nicht befriedigen..

Zum Projekt Ursel noch eine Quelle, die mich interessierte, weil die CPVA eine Rolle spielt  :-D
Rössler ,,Die Torpedos der deutschen U-Boote": (2005)
"Im Oktober 1942 war von der SKL bei der CPVA ein Forschungsprogramm mit dem Ziel der Schaffung einer U-Rakete aIs Abwehrwaffe für U-Boote gegen U-Jagd Fahrzeuge eingerichtet worden. Es unterstand AWa-2, also nicht dem Torpedobereich. Diese Waffe wurde anfangs als U -Rakete, später mit dem Decknamen URSEL bezeichnet. Es handelte sich dabei um Feststoffraketen die  von der  15-cm-Nebelwerferwaffe (Typ 1) abgeleitet worden war. Die militärischen Forderungen betrugen: Nutzlast 15 kg, Geschwindigkeit 20-30 m/s, Reichweite 250-300 m. Die Entwicklung erfolgte bei der CPVA in Kiel, später in Dänisch-Nienhof an der Eckernförder Bucht. ....
Für ihre Erprobung war 1943 am abgelegenen Toplitzsee am Toten Gebirge in Österreich eine Versuchsstation eingerichtet worden, die unter der Leitung von Dr. Determann(CPVA) stand. Hier erfolgten Mitte 1944 U-Abschußversuche mit der Wasag-Rakete URP....
Eine verbesserte Ausführung sollte zusammen mit dem Zielortungsgerat SP als Heckwaffe bei dem neuen U-Boot Typ XXI eingesetzt werden. Doch kam es nicht mehr dazu


Grüssse
Beate
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

kalli

Zum Thema ist erst kürzlich eine äußerst interessante und sehr inhaltsreiche Abhandlung erschienen.
Und zwar:
Eberhard Rössler und Dieter Thomaier ,,Raketenentwicklung für die deutschen U-Boote", in der Zeitschrift des Arbeitskreises historischer Schiffbau ,,Das Logbuch".

Teil I im Heft 3/2012
http://www.arbeitskreis-historischer-schiffbau.de/logbuch/log-02/lgb-3-12.htm
und Teil II im Heft 4/2012
http://www.arbeitskreis-historischer-schiffbau.de/logbuch/log-02/lgb-4-12.htm

Auf der Grundlage umfassender Quellenauswertung werden unter anderem auch alle hier aufgeworfenen Fragen sachkundig beantwortet, die technischen Einzelheiten umfassend erläutert und mit bildlichen Darstellungen unterlegt. Einfach eine Superarbeit :MG:

chattius

Hallo
In dem Buch "Geheime Kommandosache" von Porezag beschreibt ein Soldat wie er Eisenbahnegewchuetze und V2 ausgerichtet hat. Ich glaube nicht, dass dies von einem Schiff aus moeglich gewesen waere.

Gruss Chattius

wirbelwind

Hallo,
vielen Dank für die bisher zum Thema zusammen getragenen Erkenntnisse. Leider ist es mir noch nicht gelungen, die Links im Logbuch zu öffnen, um das darin veröffentlichte zu lesen. Eine V-2 vom U-Boot aus zu starten, stelle ich mir auch sehr sehr schwer vor. Wie schon an anderer stelle vermerkt, sollte ja die V-2 aus mitgeschleppten Behältern heraus gestartet werden. Die neuen XXI-Boote waren dafür vorgesehen. Andere Forumsmitglieder habeb bereits auf die enormen Schwierigkeiten eines solchen Unternehmens hingewiesen. Trotzdem noch einmal. Lag es nur an der begrenzten Reichweite, warum nicht weiter mit den Wurfkörpern expermentiert wurde? War die Zielgenauigkeit nicht weiter zu verbessern? Schließlich in einer Schußentfernung von ca 2 Seemeilen eine umfangreiche Salve auf einen großen Geleitzug abzugeben, dürfte doch seine Wirkung nicht verfehlen. Oder ist das von mir zu einfach gedacht :?
MfG Wirbelwind

kalli

@wirbelwind,

1. versteife Dich nicht so auf die V2. Es gibt ja auch noch andere Raketen.
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