Auftrag Bau von 190 Siebelentschiffe in Holland Anfang 1941

[Hans Jehee]

Hallo Zusammen,

Anfang 1941 (Jan/Febr) sind in Holland ca 190 Siebelendschiffe gebaut. Auftraggeber war das Reichsluftfahrtministerium, Berlin, Sonderkommando Siebel. Federführer dieser Auftrag war die Rotterdamsche Scheepsbouw Mij. (RDM). Alle Sachen in Bezug dieser Auftrag, Schriftwechsel, finanzielle Sachen usw., liefen über der RDM.
20 Endschiffe sind in Groningen/Friesland gebaut und 170 auf Großwerften in der Nähe von Rotterdam.
Die meiste sind nicht aufgenommen in die allgemein bekannte Baunummer-Listen.
Durch Untersuchungen in holl. Archiven, wie ,,Het Nationaal Archief" in Den Haag und ,,Het Groninger Archief" sind viele neue Einzelheiten ermittelt über Schiffswerft-Aktivitäten, unter andere über diese Siebelfähre Endschiffe.

Außerdem sind noch viel mehr Endschiffe gebaut hier in Holland. Gib's irgendwo nähere Auskunft über Aufträge/Bestellungen dieser Endschiffe bei verschiedene holl. Werften?

Werften in nördlich Niederlande (Groningen/Friesland):
                                Anzahl:    Bau-Nr.:
Welgelegen, Harlingen              2       ??

Botje Ensing, Groningen.           2       237 und 238

Gideon/Kosten, Groningen           2       175 und 176

Van Diepen, Waterhuizen            3       861 bis 863

Pattje, Waterhuizen                1       185

E.J. Smit & Zn., Westerbroek       5       668 bis 672

J. Smit & Zn., Foxhol              2       86 und 87

Gebr. Suurmeijer, Foxhol           1       115

Bodewes, Martenshoek               2       323 und 324
                                 ---+
Insgesamt:                        20

Bei dieser Werften stimmt alles und kann alles nachgewiesen worden, abgesehen von Werft Welgelegen, Harlingen wo 6 Endschiffe gebaut sind, ohne Hinweis, wenn in welchen Zeitraum.

Werften in der Nähe von Rotterdam:
                                Anzahl:    Bau-Nr.:

Van de Giessen, Krimpen aan Lek   20       680

Gusto, Schiedam                   15       813

Boele, Bolnes                     15       904

Pot, Bolnes                       15       890 bis 904

De Biesbosch, Dordrecht           15       191 bis 205

Rotterdamsche Droogdok Mij.,      30       Auftrag 2675 (kein Bau-Nr.)
                                 ---+
100% nachgewiesen                110

Übrig bleiben 60 Endschiffe, die sind gebaut durch:
Wilton-Feyenoord, Schiedam       20 Auftrag 2127 (ziemlich sicher)
Werf P. Smit Jr., Rotterdam      ?? Auf dieser Werft sind Endschiffe gebaut aber
                                    weiter nichts bekannt
De Hoop, Neder-Hardinxveld       ?? idem (wahrscheinlich 10)

Die technischen Einzelheiten dieser Endschiffe:
Länge                                  5,50 Meter
Breite                                 4,22 Meter
Seitenhöhe                             1,65 Meter
Flugzeugmotor                          750 pk
Umkehreinrichtung            Fabrikat  "Brevo"
Diameter Schraube                       800 Millimeter
Zahl Umdrehungen der Motor             1750 p/Minute max.
Zahl Umdrehungen der Schraube          1100 p/Minute max.

Kann von diesen Einzelheiten der Typ des Endschiffes abgeleitet worden, Ford-, BWM-Endschiff usw.?

Beigefügt eine schwer lesbare Akte von Groningen Archief über diese Siebelendschiffe. Deswegen habe ich Sie dürfen diesen Dateianhang nicht ansehen. diese Akte übergetypt und beigeschlossen.

Mit Gruss,

Hans Jehee

[Aquarius]

Hallo Hans,

vielen Dank für diesen Beitrag. Er zeigt sehr schön, wie das Soko Siebel jede Schiffs- oder Stahlbaukapazität in den Niederlanden in sein Fährenprogramm einbezogen hat. Da diese Endschiffe Bestandteile der vom Soko Siebel assemblierten Fähren (1 Tragrost, 14 Pontons, 2 Vorderkaffen, 2 Endschiffe alle mit eigenen Bau- oder Identnummern) wurden, tauchen in den deutschen Kriegstagebüchern oder Bestandsverzeichnissen keine Endschiff-Baunummern mehr auf. Wohin welches Endschiff ging dürfte daher nur selten aufklärbar sein.
Soweit ich es beurteilen kann wurden wohl ausschließlich sogenannte BMW-Endschiffe (in durchaus verschiedenen Versionen) in den Niederlanden gefertigt. Die sogenannten Ford-Endschiffe waren von Pionierbatallionen umgerüstete Vorderkaffen. Ob Niederländische Betriebe beauftragt wurden habe ich bisher nicht erfahren.
Wenn der Motor ein BMW-Flugmotor war, der mit einer Brevo Umkehrkupplung kombiniert wurde, handelt es sich um ein BMW-Endschiff. Ein Büssing-Endschiff hatte Büssing-Dieselmotore. Die Fa. Büssing war in Braunschweig beheimatet. Es kann vermutet werden, dass die Endschiffe bei den Reichswerken "Hermann Göring" in Salzgitter gebaut worden sind. Salzgitter liegt nahe bei Braunschweig und beide Städte waren mit Kanal und Straße gut verbunden. Unterlagen dazu sind mir bisher nicht bekannt.
Die Deutz-Endschiffe hatten Deutz-Dieselmotoren. Ich vermute die Schiffe dazu sind auf Rhein-Werften bei Duisburg gebaut wurden, aber auch hierüber sind mir keine Unterlagen bekannt.

Beste Grüße
Aquarius

[Darius]

Hallo Hans, hallo Aquarius,

danke schön. Sind wirklich gute Ergänzungen bzw. neue Impulse in dem Thema.




Darius

[Aquarius]

Hallo Hans,

und natürlich auch alle anderen Interessierte. Zumindest von 2 der in den Niederlanden produzierten Endschiffe habe ich einen Nachweis über deren Verbleib. A. I. Kilesso schreibt in seinem 1944 in Russland gedrucktem Buch "Hilfs- und Hafenschiffe der Flotte" auf Seite 204/205, auf der er über eine erbeutete Siebelfähre berichtet:  - Die Motoren sind in den Endschiffen der beiden Pontons installiert (Abbildung 52). Kühlwasser und Luft. Abmessungen der Motoren: Länge 1890 mm, Breite 900 mm, Höhe 950 mm. Jeder hat eine Leistung von 750 PS. Der Motor kann mittels Pressluft oder per Hand in Gang gesetzt werden. Hersteller sind BMW, sowie P. Smit Rotterdam{Machinefabriek & Scheepswerf van P. Smit Jr. N.V., Rotterdam, Netherlands}, das Baujahr ist 1942. -
Die Fähre wurde 1942 auf dem Ladoga See erbeutet und gehörte zum E.F.O. siehe: https://www.historisches-marinearchiv.de/projekte/landungsfahrzeuge/siebelfaehre/ausgabe.php?where_value=446

Werf P. Smit Jr., Rotterdam      ?? Auf dieser Werft sind Endschiffe gebaut aber
                                    weiter nichts bekannt

Jetzt ist also doch etwas darüber bekannt.

Zu den verbauten Flugzeugmotoren findet man auf dieser Seite ausführliche Informationen.
[/url]https://de.wikipedia.org/wiki/BMW_VI
Gewählt wurden diese Motoren nicht, weil sie für die Verwendung in Siebelfähren geeignet waren, sondern weil man sehr viele davon auf Lager hatte. Ihre zulässige Betriebsstundenzahl für die Verwendung in Flugzeugen war abgelaufen. Motore waren damals Mangelware und so war die Wiederverwendung ein geschickter Schachzug von Siebel. An Ökologie und Recycling hatte er dabei sicher nicht gedacht.

Schön wäre es Hans, wenn du technische Details oder Unterlagen über die verbauten "Brevo Keerkoppelingen" aus den Niederlanden finden könntest.

Mt besten Grüßen
Aquarius

[Hans Jehee]

Hallo Aquarius,

Siehe mal: https://www.debinnenvaart.nl/binnenvaarttaal/index.php?afbeeldingen2=keerkoppelingen-brevo

Mehr technische Kenntnis habe ich auch nicht von ,,keerkoppelingen".

Mit Gruss

Hans

[Aquarius]

Hallo Hans,

herzlichen Dank für den Link. Kannte ich bisher nicht und hilft mir weiter.

Beste Grüsse
Aquarius

[MarkS]

Hallo Hans und Aquarius,

Vielen dank für die weitere information un scans über die Siebelfähre und endschiffe!

 

Mit freundliche grüssen,

MarkS