Das verlorene Meer

Begonnen von Albatros, 07 Juni 2009, 19:37:50

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Albatros

Seit 130 Jahren ist Bolivien ein Binnenstaat. Jetzt träumen Architekten von einem Tunnel zum Ozean

In Bolivien steht es in winzigen Buchstaben auf jedem amtlichen Papier: auf dem Steuerformular, auf dem Bußzettel, im Pass: "Das Meer gehört uns von Rechts wegen, es zurückzugewinnen ist eine Pflicht." Nein, der Andenstaat fordert nicht den ganzen Ozean, aber wenigstens einen Zugang zum Meer. Den hat Bolivien im Krieg gegen Chile vor 130 Jahren verloren. Man kämpfte um Salpeter und Guano, die flüssigen Exkremente der Seevögel, beides vorzügliche Düngemittel. Allein der Vogelmist machte noch 1865 ein Prozent des Importvolumens Großbritanniens aus. Seit dem Salpeterkrieg (1879-1884) stoßen Chile und Peru an der Pazifikküste aufeinander, seither ist Bolivien ein Binnenstaat. Trotz oder wegen dieses nationalen Traumas feiern die Bolivianer jedes Jahr am 23. März den "Tag des Meeres".
Die Forderung der Bolivianer nach einem Zugang zum Meer stößt in Chile auf taube Ohren. Seit über 30 Jahren unterhalten die beiden Länder keine diplomatischen Beziehungen mehr. Jetzt haben drei renommierte chilenische Architekten eine Lösung des leidigen Problems vorgeschlagen: einen 150 Kilometer langen Tunnel vom bolivianischen Hochland unter der chilenischen Wüste Atacama bis zur Pazifikküste. Ein Tunnel für Öl- und Gaspipelines, für Straßen- und Schienenverkehr. Der Tunnel wäre fast dreimal so lang wie der heute mit 54 Kilometern längste Tunnel der Welt, der die japanischen Inseln Hokkaido und Honshu verbindet.
Ein solcher Tunnel wäre leichter zu bauen als einst jener unter dem Ärmelkanal, behaupten die Architekten. Mit dem Aushub, so sehen es ihre Pläne im Detail vor, würde außerhalb der Zwölfmeilenzone in internationalen Gewässern eine künstliche Insel gebaut - ein Hafen für Bolivien. Damit wäre ein weiteres Problem gelöst. Bis heute nämlich unterhält Bolivien eine Kriegsmarine mit 1 800 Matrosen, von denen viele das Meer nie gesehen haben. Ihre Boote und Barkassen dümpeln noch immer 3 810 Meter über dem Meeresspiegel im Titicaca-See oder tausende Kilometer vom Meer entfernt auf den Nebenflüssen des Amazonas.

Nach dem Motto ,,Nichts ist unmöglich". :roll:

Gruß, :MG:

Manfred

Captain Hans

Hallo Manfred

Eine sehr interessante Geschichte. Da ich mal durch Boliven gereist bin kannte ich in etwa den Hinergrund.
Der Tunnel das wär natürlich was.
,Nur wer sich ändert,bleibt sich treu"!!!
,,Nicht was du bist,ist das was dich ehrt,wie du bist,bestimmt den Wert"!!!

Ulrich Rudofsky

#2
@ Manfred & Hans
Absolut eine sehr interessante Geschichte!  Aber wie tief unter dem Festland sind denn die internationalen Wirtschafts und Hoheits-Zonen?   Was wenn die Bolivier eine Menge Gold und Silber usw. finden.  :MLL:

PS: Aber Bolivien könnte Chile nicht einen Hafen mit Areal billiger abkaufen als den Tunnel zu bauen.....?
http://news.bbc.co.uk/2/hi/americas/8049814.stm


ADDENDUM:
"Bolivia has yet to react to the tunnel idea but Manuel Rodríguez Cuadros, a former Peruvian foreign minister and author of a book on the dispute, says the idea, while well intentioned, is 'bizarre' and "a legal absurdity".

"Bolivien hat sich noch nicht über die Tunnel-Idee geäußert, aber Manuel Rodrigues Cuadros, der ehemalige Außenminister und Autor eine Buches über diesen Streit, sagt, daß der Vorschlag gut gemeint ist, aber scheint "bizarr" und ein juristischer Albtraum zu sein". 
http://www.ft.com/cms/s/0/fbfe4d14-40e7-11de-8f18-00144feabdc0.html?nclick_check=1 

Ulrich Rudofsky

Impressum & Datenschutzerklärung