x Tonnen Wasser im Schiff

Begonnen von Teddy Suhren, 05 Januar 2007, 15:22:53

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Teddy Suhren

Hai

Kann mir einer mal kurz erklären wie folgendes berechnet, bestimmt, geschätzt wird:
Nach einem Treffer o.ä. liest man immer das x Tonnen Wasser ins Schiff eingedrungen sind.
Hat man das Gewicht des Wassers zum Gegenfluten gemessen? Wie das?  :?
Woher wußte man das so genau?  :?
Gruß
Jörg

WoWs Nick: Teddy191

Huszar

Insofern man weiss, welche Räume überflutet worden sind, kann man errechnen, wie viel Wasser eingebrochen ist (die Abmessungen der Räume sollten Offizieren bekannt sein, ebenfalls die Dichte des Wassers).

mfg

alex
Reginam occidere nolite timere bonum est si omnes consentiunt ego non contradico
1213, Brief von Erzbischof Johan von Meran an Palatin Bánk von Bor-Kalán

rosenow

Ah,  Thema Wasser, eine Frage.
Kann das Empfinden des Wasserdruckes in 3m Tiefe, in einem 6 Meter tiefen See zu einem 22 Meter tiefen See, unterschiedlich sein?
:KS/:
mit freundlichen Gruß
Michael


,,Macht`s gut und denkt daran!
Es gibt drei Sorten von Menschen:
Die Lebenden.
Die Toten.
Und die, die zur See fahren."
Hein Schonder

Woelfchen

Taucher bin ich zwar nicht.
Aber in 3m Wassertiefe herscht ein um ca. 0,3 Bar höherer druck als in der Luft drumherum.
Egal wie groß oder tief das Gewässer ist.
Ok, Salzwasser ist schwere, da braucht man vielleicht nur 2,99m :-D

Johannes

Edit:
Vielleicht fühlt es sich ja anders an, nicht der Druck, sondern der Rest?
Oder bei einer dicken Brühe bekommt man panik weil man schon in 3 metern tiefe nicht mehr weis wo oben und untern ist?  :/DK:
Fühlt man überhaupt den Druck?

Taucher

#4
So, jetzt wird es Zeit, das sich mal der Fachmann zu Wort meldet  :-D


ZitatAh,  Thema Wasser, eine Frage.
Kann das Empfinden des Wasserdruckes in 3m Tiefe, in einem 6 Meter tiefen See zu einem 22 Meter tiefen See, unterschiedlich sein?
Devinitiv nicht !

ZitatVielleicht fühlt es sich ja anders an, nicht der Druck, sondern der Rest?
klar ist es ein Unterschied, ob ich in einem 5 Meter tiefen Tümpel auf 3 Meter tiefe bin und den Grund sehen kann, oder ob ich im Blauwasser auf offener See in 3 Metern Tiefe schwebe, mit dem Bewusstsein, das ich mehrere Hunder Meter Wasser unter dem Kiel habe !
Nicht körperlich, aber von der Mentalen seite her .
ZitatOder bei einer dicken Brühe bekommt man panik weil man schon in 3 metern tiefe nicht mehr weis wo oben und untern ist? 
Ja, das mit der dicken Brühe geht schon an die Nerven, Du weißt zwar eigentlich immer wo Oben und Unten ist, das fühlt man und man kann auch seinen ausgestossenen Luftblasen hinterherschauen(die gehen immer nach Oben) aber wenn man Null Sicht hat, geht das schon arg auf die Psyche, alleine das Bewusstesein, das man sich Jederzeit in einem Baum, oder einem Fischernetz verfangen kann, ohne das man es sieht, ist nicht gerade sehr beruhigend.
Da muss man ruhig und cool bleiben, sonnst kann es zur Panik kommen, die unter Wasser oft tödlich endet !

ZitatFühlt man überhaupt den Druck?
Ja un nein, bevor du Druckausgleich machst, fühlst Du Den Druck an Deinem Trommelfel (kennst Du aus dem Schwimmbad, wenn Du mal an der Stelle unter dem Sprungturm zum Grund des Beckens getaucht bist )
Nach erfolgtem Druckausgleich ist der Druck weg, bis Du tiefer tauchst, dann musst Du erneut Druckausgleich machen.

In der Tiefe z.B. auf 50 Meter, spürst Du eigentlich keinen Druck, wie gesagt wenn Du Druckausgleich gemacht hast, aber Du merkst, das sich die Luft etwas zäher atmen lässt, weil sie da unten 6 mal so Dicht ist, wie an der Oberfläche.


So, hoffe geholfen zu haben, bei weiteren Fragen bezüglich tauchen, keine Scheu, beantworte sie euch gerne !

Viele Grüße vom Alpenrand
Leo

rosenow

Natürlich Taucher,
hast du ganz klasse gemacht und mir auch wirklich weiter geholfen.
Danke!  :TU:)
mit freundlichen Gruß
Michael


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Die Lebenden.
Die Toten.
Und die, die zur See fahren."
Hein Schonder

Taucher

@Rosenow,

nichts zu danken, dafür bin ich doch da  :-D
Viele Grüße vom Alpenrand
Leo

Ferenc


"Kurze" Anfügung zu den bereits ausführlichen Erklärungen von Taucher.

Bei der Erwähnung der 50 Meter Tiefe fällt mir noch die narkotische Wirkung des Stickstoffes (Tiefenrausch) ein die auf alle Fälle ab 40 Metern, manchmal aber auch schon früher einsetzt.
Ein Symptom des Tiefenrausches ist die Verstärkung des momentanen psychischen Empfindens z.B. Angst vor Dunkelheit/trüben Wassers und ungemütliche Kälte werden massiv verstärkt, ebenso kritikloses Wohlgefühl bei warmen klaren Wasser, man übersieht leicht den Luftverbrauch bzw das vorgesehene Tauchprofil etc.

Solche Symptome in Verbindung mit anderen physikalischen Änderungen ( z.B. die von Taucher genannte zähere Atmung, weil die Atemluft in größerer Tiefe dichter wird, in Folge schneller werdender "Flachatmung"  im Bereich der oberen Einatemreserve, Erhöhung des Co² Spiegels im Blut, was (das Gefühl der) Atemnot erzeugt -Essoufflement
genannt-)  führen meist zu Tauchunfällen.

Der menschliche Körper besteht großteils aus Wasser, dieses lässt sich nicht/kaum komprimieren. Probleme machen bzw man spürt die luftgefüllten (starrwandigen) Hohlräume im mensch. Körper (im Kopf -Mittelohr u alle möglichen Stirn- bzw Nebenhöhlen; nicht was Ihr denkt die bei manchen Personen leere Stelle wo das Gehirn sein sollte) Dort muss durch Be- u. Entlüftung (aktiv od passiv) ein Druckausgleich beim ab- u. auch auftauchen hergestellt werden. 

Die Materie ist sehr komplex und hochinteressant.
Es fällt schwer nur kurze Beiträge zu machen.

Grüße
Ferenc

Teddy Suhren

Zitat von: Huszar am 05 Januar 2007, 16:26:27
die Abmessungen der Räume sollten Offizieren bekannt sein, ebenfalls die Dichte des Wassers.

Ok, wenn er die Räume nicht kennt? Was ist mit den Einbauten in den Räumen?
Ich könnte mir vorstellen das es Musterrechnungen für die einzelnen Räume gab.
Der und der Raum ist vollgelaufen = X Tonnen Wasser.
In dem und dem Raum, Wasser bis da und da hin = X tonnen Wasser x 1/3 (oder so) = soundsoviel Tonnen Wasser.
In Summe sind dann halt die Gesamttonnenzahl.
Oder?
Gruß
Jörg

WoWs Nick: Teddy191

rosenow

#9
Dann schreib doch längere, Ferenc!!!  :TT/(
Du und Taucher, ihr könntet euch ergänzen, vielleicht sind hier ja noch mehr Tauchfreunde.
Also, ich lese mit Begeisterung!
z.B. würde mich auch das Phänomen des Waschschüsseltauchens, ich meine warum kann man in der Badewanne die Luft länger anhalten als im freien Gewässer beim tauchen?
Hängt das mit dem Druckausgleich und Kompression zusammen?

Oh, Entschuldiging Teddy, ich wollte dir nicht in deinem Tread rumfuschen.
solte man bei bedarf trennen, oder?
mit freundlichen Gruß
Michael


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Und die, die zur See fahren."
Hein Schonder

Ferenc


Hallo,
Rosenow hat recht. Es ist eine Themenverfehlung passiert.
Das Interesse an der Berechnung bzw Schätzung eingedrungenen Seewassers hat mich zu dieser Beitragsreihe geführt. Ich gehe auch davon aus, dass die Schätzung des überfluteten Rauminhaltes zu den Mengenangaben führen. Wobei mir diese Beobachtung noch relativ einfach erscheint. Es werden wahrscheinlich auch nur Annäherungswerte sein die genannt werden.
Schwieriger sind aber die Vorhersagen des Untergangzeitraumes. Ich denke vor allem an die Titanic, als nach der Kollision mit dem Eisberg der Konstrukteur Andrews auf der Brücke, nach Erhalt der Schadensmeldungen, die Zeit vorraussagen konnte, die dem Schiff noch verblieb.
Dazu müssen, die bereits eingedrungenen Wassermengen, die Menge die in einer bestimmten Zeit eindringt, die Tragfähigkeit des Schiffes und die Stabilität des Schiffes (kentern), und wahrscheinlich noch einiges mehr als ich weiss, bekannt sein.

Ein weiteres interessantes Beispiel ist SZENT ISTVAN, vor allem in Bezug auf den Verlust der Stabilität, den man auszugleichen versuchte, mit dem Drehen der Geschütztürme sowie der Aufstellung der Mannschaften an Deck (Gewicht der Geschützrohre und der Matrosen als Gegengewicht zum eingedrungenem Wasser).
Über 30 Mann der Maschinenmannschaft hatte man jedoch im Schiff belassen zur Aufrechterhaltung der Elektrizitätserzeugung und diese bildeten den vermeidbar gewesenen!!!  Haupteil der Verluste bei diesem Untergang.
Über den Untergang gibt es sogar einen Film. Der Untergang wurde vom Schwesterschiff TEGETTHOFF mitgefilmt.

Nun zu Rosenows Frage.
In der Badewanne bzw einem Schwimmbad, mit Ruhe und Vorbereitung sowie der Umstand sich nicht zu bewegen (Herzschlag Kreislauf absenken, ohne Bewegung kein für die Muskelarbeit zusätzlicher Sauerstoffverbrauch, Entspannung etc) kann man mit dem vorhandenen Sauerstoff weitaus länger auskommen.
Bei den "Zeittauchmeisterschaften" liegen die Teilnehmer flach an der Wasseroberfläche, die Hände am Beckenrand, das Gesicht unter Wasser und erzielen utopische Zeiten. Deutscher Rekord dürfte bei ca 8 Minuten liegen. TAUCHER weiss sicher genauer darüber Bescheid und kann ausführlicher Antwort geben. Mit  Freitauchen beschäftige ich mich zu wenig.

Grüße
Ferenc
:MG:     

t-geronimo

Zitat von: Taucher am 06 Januar 2007, 11:42:48
...Ja, das mit der dicken Brühe geht schon an die Nerven, Du weißt zwar eigentlich immer wo Oben und Unten ist, das fühlt man und man kann auch seinen ausgestossenen Luftblasen hinterherschauen(die gehen immer nach Oben) aber wenn man Null Sicht hat, geht das schon arg auf die Psyche...

Fühlt man das wirklich?

Ich kenne ähnliche Situationen aus zwei verschiedenen Perspektiven:

1.) Feuerwehr: man geht unter Atemschutz in völlig verqualmte Räume, hat Null Sicht und muß sich trotzdem schnellstmöglich orientieren.
Das geht, aber nur nach einigem Training und wie Taucher schon schrieb, nur wenn man ruhig und konzentriert bleibt und jeder Spur von Panik oder ähnlichem keine Chance läßt. Sonst kanns fatal enden, weil man einfach nicht mehr weiß, wo man ist. Und das ist nur 2-D.

2.) Hubschrauber / Fliegerei
Ich bin mal in einem Rettungshubschrauber hinten drin mitgeflogen, wo man kaum nach draußen sehen konnte, also fast Null Anhaltspunkte bezüglich der eigenen Lage im 3-D-Raum hatte.
Und ich konnte schon nach wenigen Sekunden nicht mehr genau sagen, wo nun oben, unten, rechts, links oder was ich was ist.
Und unser Pilot sagte mir, das dies ein typisches Fehlermoment ist für Menschen, die sich nicht an den Instrumenten orientieren können.
Piloten von Flächenflugzeugen z.B. fliegen normal in eine große Wolke hinein und kommen auf dem Kopf hinaus, wenn sie nicht genug auf ihre Instrumente und v.a. ihren künstlichen Horizont achten, und merken es nicht (oder erst dann, wenns zu spät ist).

Nun ist Tauchen ja auch eine Art von Bewegung im 3-D-Raum (ich weiß es leider nicht besser, da ich es aus medizinischen Gründen nicht darf), ähnlich dem Fliegen.

Ist die Orientierung im Raum wirklich so einfach oder ist das eher auf absolute Profis/Viel-Taucher beschränkt, die eben (fast) immer genügend Übersicht auf Grund ihrer Praxis/Erfahrung bewahren?
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

Huszar

@Teddy Suhren:

Wenn du Schadenberichte liest, wirst du wahrscheinlich nie auf Angaben, wie 1234,5678 Tonnen eingebrochen stossen, es wird immer gerundet, aus der vorherigen Zahl wird dann mehr, als 1000, 1200-1300, weniger, als 1500 Tonnen, usw.

Wenn auf einem Kriegsschiff niemand ist, der über die genauen Abmessungen des Schiffes Bescheid weiss, sollte dieses Schiff schleunigst im nächsten Hafen festmachen, und die Besatzung abgemustert werden.
Wenn du dich tag täglich auf einem Schiff befindest, wirst du die Abmessungen zwangsläufig zumindest schätzungsweise kennen, ein LI und ähnliches sollte es aufs cm genau wissen.

mfg

alex
Reginam occidere nolite timere bonum est si omnes consentiunt ego non contradico
1213, Brief von Erzbischof Johan von Meran an Palatin Bánk von Bor-Kalán

Woelfchen

Vielleicht gab es ja auch dementsprechende Pläne in der Zentrale?
Die Abteilungen mit Rauminhalt.
Dann geht das ganze mit dem Überschlagen schneller und genauer.

Johannes

Langensiepen

#14
Hallo Woelfchen, Genau so ist es.   :-)  Nannte sich mal Lecksicherungsdienst ( neudeutsch Damage Control ) gab ( gibt ) es auch auf jedem anständigen Handelsschiff.
BERND  8-)

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