Atom-U-Boote der U.S. Navy seit 1954

Begonnen von wittigis, 29 Januar 2024, 18:44:59

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Hallo, heute ist mein neues Buch "Atom-U-Boote der U.S. Navy seit 1954" erschienen.
Lutz A. Kowalzick.
Motorbuchverlag, 2024
128 Seiten. Viele (Farb-) Abbildungen.
Alle Atom-U.Boot-Klassen der U.S. Marine in Bild und Text. Alle Boote, Polarfahrten, Logistik, Abrüstungsverträge, Waffen, Museen.
Es soll die z.T. gemeinsam mit Wilhelm M. Donko herausgegebene Reihe zur U.S. Marine ergänzen.

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Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

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Hier eine Rezension des Zeithistorikers Gerd Naumann:

Lutz A. Kowalzick: Atom-U-Boote der U.S. Navy seit 1954. Motorbuch Verlag Stuttgart 2024. – 127 S. Hardcover. (ISBN 978-3-613-04660-3, Preis: 24,90 Euro)
Im Winter 2023/2024 vollendete Lutz A. Kowalzick, dass nun vorliegende, von Wilhelm M. Donko angeregte, typologisch ausgerichtete Sachbuch über die Atom-U-Boote der U.S. Navy. Es ist Kowalzicks erstes Soloprojekt mit potenziell großer Reichweite, dass formal, methodisch, strukturell und qualitativ nahtlos an die gemeinsam mit Wilhelm M. Donko bisher gemeinsam erstellten Dokumentationen anschließt. Zur Einordnung: Inspiriert vom unvollendet gebliebenen Werk des großen deutschen Kenners der U.S. Navy und ,,Marineenthusiasten" Stefan Terzibaschitsch (1926-2008) legte das Autorenpaar Lutz A. Kowalzick und Wilhelm M. Donko 2022 unter der anspruchsvollen Prämisse, ,,jene Schiffe der amerikanischen Marinestreitkräfte zu bearbeiten, über Terzibaschitsch nicht geschrieben hat und über die es bisher noch keine zusammenfassenden Publikationen im deutschsprachigen Raum gibt", ein vielbeachtetes Sachbuch unter dem Titel Patrouillenschiffe der US Navy seit 1939 vor. Anfang 2023 erschien – wieder mit der Absicht des Lückenschlusses - das zweite gemeinsame Werk des habilitierten deutschen Mediziners Kowalzick und des österreichischen Diplomaten Donko. Gegenstand der Darstellung dieses Mal: die Schiffe der U.S. Coast Guard seit 1915. Um das Fazit der Besprechung vorwegzunehmen: Dem Sachbuch über die Atom-U-Boote der U.S. Navi ist zu attestieren, dass es durch die quellenbasierte, umfassende, detaillierte und reich illustrierte Darstellung alle Voraussetzungen erfüllt, um zu einem Standardnachschlagewerk der Marinegeschichte im deutschsprachigen Raum und vielleicht auch darüber hinaus zu werden. Das Desiderat verkörpert nichts Geringeres als eine Bestandsaufnahme aller Atom-U-Boote der U.S. Navy von Beginn an. Nicht epische Breite kennzeichnet die Darstellung Kowalzicks, sondern Präzision und Trennschärfe ebenso wie Stringenz und Prägnanz – die Handschrift des marineaffinen Akademikers. In seinem Vorwort (S. 4) ordnet der Autor die Publikation sachthematisch ein. Er erläutert kurz und prägnant, was den Leser inhaltlich erwartet: ,,Jede Klasse wird in Kurzform inhaltlich abgehandelt, mit einer knappen Beschreibung zur Schiffserkennung und allgemeinen, aber nur rudimentären technischen Angaben. Dazu kommen [...] Fotos zur Schiffserkennung jeder einzelnen Klasse und die listenmäßige Erfassung jedes einzelnen nuklear angetriebenen U-Bootes und U-Schiffes anhand der »SSxN«-Klassifikation." Die Einführung (S.5) dient der Erörterung definitorischer Fragen, zur Begriffsklärung und zur Darstellung des hauptsächlichen, methodischen Ansatzes – die Unterscheidung der U-Boote nach Kategorien und Aufgabenstellungen und ihre Beschreibung in den einzelnen Klassen. Jedem dieser Schiffe hat Kowalzick einen eigenen ,,Steckbrief" mit insgesamt zehn einheitlichen Angaben gewidmet: Klassifikation in der U.S. Navi, Bauwerft(en), Namen, Stapelläufe, Wasserverdrängung, Abmessung, Geschwindigkeit, Antriebsanlage, Verluste durch Unfälle, Außerdienststellung. Die Einführung enthält aber auch eine notwendige, inhaltliche Abgrenzung: ,,Zu jeder Klasse gibt es eine einfache Beschreibung der technischen Grunddaten, die aber bewusst nicht sehr ins Detail geht; die Technik der Schiffe ist kein Schwerpunkt dieses Buches." Die sich anschließenden Ausführungen informieren über die Genese und die strukturellen Eigenheiten des Klassifikationssystems der U.S. Navy (S. 6f.), dessen Wurzeln bis in das Jahr 1920 zurückreichen. Die Darstellung der strukturellen Verortung der Atom-U-Boote im hochkomplexen System auf der Grundlage einer Verordnung des U.S. Marineministers aus dem Jahre 1968 ist sehr hilfreich für die Orientierung im Werk. Seinem deduktiven Ansatz folgend referiert der Autor kenntnisreich im dritten, immer noch zum beschreibenden Hauptteil hinleitenden Abschnitt längsschnittartig die Entwicklung, Geschichte und den Bestand der U.S. Atom-U-Boote (S. 8-17). Eingangs verweist Kowalzick auf den mit der Einführung atomar getriebener U-Boote verbundenem Quantensprung hinsichtlich Einsatzdauer, Unterwassergeschwindigkeit sowie Schutz vor Entdeckung im Vergleich zu konventionell, d.h. diesel-elektrisch angetriebenen Booten. In der ersten Nachkriegsdekade, so erfährt der Leser, wurden in den USA grundlegende technische Lösungen entwickelt, die untrennbar mit dem Namen von U.S.-Vize-Admiral Hyman G. Rickover (1900-1986) verbunden sind. Der als ,,Vater der U.S. Atom-U-Boote" bezeichnete Rickover folgte einem interdisziplinären Ansatz, indem er – in Personalunion - zivile mit militärischen Aspekten der Reaktorforschung und -entwicklung erfolgreich verband. Bemerkenswert ist, dass die Konstrukteure der ersten Prototypen atomar getriebener US-U-Boote das innovative Design des deutschen U-Boot-Typs XXI adaptiert haben, nicht jedoch seinen innovativen, aber noch unausgereiften, Außenluft-unabhängigen Antrieb (AIP). Erst ab 2005, so Kowalzick, wurden mit der deutschen Klasse 212A Boote in Dienst gestellt, die über moderne AIP verfügen, die es auch nicht-nuklear betriebenen U-Booten erlauben, mehrere Wochen unter Schnorchel-Tiefe getaucht zu bleiben. Im Weiteren widmet sich Kowalzick der kompakten Darstellung einer Vielzahl, oftmals miteinander verschränkter Aspekte, die von ihm zudem in größere Zusammenhänge eingeordnet werden. Unter der Überschrift ,,U.S. Atom-U-Boote nach Typen und Klassen (S. 18-80) schließt sich der lexikalische (Haupt-)Teil des Sachbuchs an. Kowalzick unterscheidet hier zwischen Nuklearen strategischen Raketen-U-Booten, Lenkwaffen-Flugkörper-U-Booten, Jagd/Angriffs-U-Booten, Radar-Frühwarn-U-Booten sowie Versuchs-U-Booten. Die Darstellung der einzelnen Klassen erfolgt in Wort und Bild nach einem einheitlichen Raster: Genese, Verwendung, Bewaffnung, Besonderheiten, relevante Vorkommnisse. Die Basisdarstellung wird jeweils ergänzt mit Hinweisen zur Schiffserkennung sowie einem standardisierten Daten-Kasten. Trotz Raster und Standards bleibt hinreichen Raum für spannende Querverweise, beispielsweise auf die Verwicklung von Atom-U-Booten in Ereignisse der jüngeren und jüngsten Zeitgeschichte. Im 5. und letzten Abschnitt seines Sachbuches (S. 108-120) hat Kowalzick ,,weiteres Wissenswertes über U.S. Atom-U-Boote" mitzuteilen. Themen sind die Nordpolar-Einsätze, die Versorgung und Logistik, die Verträge zu den strategischen Nuklearwaffen, die Unfälle von U.S. Atom-U-Booten, Fragen der Bewaffnung sowie abschließend, Atom-U-Boote in Museen.
Der Anhang enthält ein vierseitiges Abkürzungsverzeichnis, einen Bildquellennachweis sowie ein Verzeichnis (Auswahl) der verwendeten Quellen und Literatur. Die Neuerscheinung sollte bei marinegeschichtlich interessierten Lesern ebenso großen Anklang finden wie bei Schiffsmodellbauern und -sammlern, denen eine unschätzbare Orientierungshilfe an die Hand gegeben worden ist.
Gerd Naumann, 04.03.2024

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