Literatur über den Seekrieg in Amerika 1861-65

Begonnen von Leutnant Werner, 01 Juli 2007, 21:08:39

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Leutnant Werner

J. Thomas Scharf: History of the Confederates Navy. From its organization to the surrender of its last vessel. The Fairfax press. USA, 1977.
Maurice Melton: The confederate ironclads. Thomas Yoseloff, New York, 1968.
Die Bücher sind mir von Spee geliehen worden. Ich habe sie mit großem Vergnügen gelesen und will den Gegenstand der  Darstellungen in den beiden Werken hier kurz vorstellen.
Der größte Stratege des 19. Jahrhunderts (nein, nicht Napoleon), Generalfeldmarschall Helmuth von Moltke d.Ä., sagte einmal, er sehe keinen Sinn darin, den Amerikanischen Bürgerkrieg zu studieren, denn  dieser sei nur zwischen bewaffneten Banden ausgetragen worden (und nicht zwischen regulären Armeen). Diese Betrachtung ist unzutreffend, und es hätte von Moltke durchaus genutzt, diesen Krieg zu studieren, denn er nahm in jeder Hinsicht viele bedeutsame Entwicklungen im Kriegswesen voraus, z.B. den Stellungskrieg und den Einsatz automatischer Waffen.
Rund vier Jahre dauerte dieser Krieg. Zwar hatte die reguläre Armee der USA vor dem Krieg keine 20.000 Mann, aber es war eine breite Basis, bestehend aus der Militärakademie West Point und Kadettenanstalten wie dem Virginia Military Institute, Befestigungen, Arsenalen und Stützpunkten vorhanden. Auf dieser Basis stellten beide Seiten große Armeen , z.T. über 100 000 Mann stark, auf, die sich in zahlreichen Feldzügen nichts schenkten. Auf dem Höhepunkt des Krieges, im Sommer 1863, hatten beide Seiten eine Professionalität erreicht, die hinter der der großen europäischen Nationen sicher nicht zurückblieb.
Bewegten sich die Konföderierten zu Lande lange auf Augenhöhe mit der materiell stärkeren Union, so kann man das nicht für die Marine sagen. Praktisch alle Einheiten wurden zu Kriegsbeginn von der USN kontrolliert, andere, wie 10 Segellinienschiffe in Norfolk etwa, wurden beim Aufgeben dieses Stützpunktes versenkt.
Die Confederate States Navy entstand aus dem Nichts und was sie erreichte, ist daher umso bemerkenswerter. Die Konföderierten revoltionierten den Seekrieg durch die Einführung von Ankertaumine, Spierentorpedo und U-Boot, wichtiger noch aber war der von beiden Seiten massiv vorangetriebene Bau von Panzerschiffen zum Einsatz an der Küste und in Flüssen. Dabei folgten beide Seiten strikt ihrem Bauschemen. Während die Union Monitore im Dutzend vom Stapel ließ, schaffte es die CSN immerhin, über 20 Panzerfregatten vom Zentralzitadell-Typ auf Stapel zu legen und die meisten davon auch einsatzbereit zu machen.  Auf dem James River , in Savannah und in Charleston hatte man sogar regelrechte Geschwader von mehreren Panzerschiffen  zur Verfügung. Diese Schiffe lieferten sich zahlreiche Gefechte mit den Unionskräften und schlugen sich dabei sehr gut. ,,The marvel in all of this is not that the Confederacy did so poorly with its navy, but that it did so well (Bruce Catton)".
Wenn man an die Seekriegführung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts denkt, fallen einem sofort die Seeschlacht von Lissa, die Beschießung von Alexandria und die Seeschlacht von Foochow zwischen den Franzosen und den Chinesen ein. Was sich in den Küstengewässern der südlichen Vereinigten Staaten während des Bürgerkrieges tat, übersteigt die Bedeutung der vorgenannten Kriegshandlungen bei weitem.
Die vorliegenden Werke von Melton und Sharf schildern mit viel Liebe zum Detail das von Anfang an aussichtslose Unterfangen der Konföderierten, ihr strategisches Ziel, mit modernem Kriegsmaterial die Blockade der Union aufzuheben, zu erreichen.
Zugegeben, diese Panzerschiffe sahen komisch aus, aber sie hatten damals schon, was bis zur Indienststellung der Dreadnought Standard war:  Einen durch eine Dampfmaschine angetriebenen Schraubenantrieb (überwiegend), Gezogene Geschütze z.T. schwersten Kalibers, die konische Granaten verschossen und Panzerplatten.
Es müssen nicht diese Bücher sein – die ja allenfalls noch antiquarisch erhältlich sind – aber es sei jedem hier anempfohlen, sich mit diesem Stück actiongeladener Seekriegsgeschichte auseinanderzusetzen.

Gruß
Lt.

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