Unbekannter Munitionsfrachter nahe Chalkida, Griechenland

Begonnen von Deep Blue Sea, 22 Januar 2024, 16:50:42

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Deep Blue Sea

Moin!
Im September letzten Jahres hatte ich das Vergnügen das Wrack eines Munitionsfrachters aus dem 2. WK im nördlichen Golf von Euböa (Südwestlich von Chalkida und südlich der Ortschaft Paralia Politikon) in einer Tiefe von 35 Metern zu betauchen. Uns wurde es als "Deutsches Kriegsschiff aus Beton" präsentiert. Eines kann ich aber als Schiffbauingenieur selbst bei der dort herrschenden schlechten Sicht schon mal klar sagen - aus Beton war das Schiff definitiv nicht gebaut! Also brauche ich in der Richtung gar nicht erst zu suchen, auch wenn Betonschiffe in Griechenland ein bekanntes Kapitel der Kriegsgeschichte waren.

Daher die Frage für dieses Forum: hat jemand Hinweise auf in eine deutscher Hand befindliche motorisierte Schutte oder ähnliches Binnenschiff, das in der Gegend versenkt wurde? Zur Hilfe hänge ich meine Wrackzeichnung und ein Link zum 3D-Modell des Wracks von Holger Buss.

Welche Besonderheiten hat das Wrack. Es hatte definitiv zwei FlaK-Stellen - eine am Vorschiff und eine über dem Fahrerhaus. Es transportierte jede Menge Artilleriemunition (leider habe ich keine Hinweise darauf welche). Es hat sehr niedrige Aufbauten, die eher für Binnen- und Kanalschiffe üblich sind (man beachte, dass das Ganze unweit der berühmten alten Evripos Brücke liegt, sodass es ein lokaler Frachter sein könnte, der für die Passagen unter dieser niedrigen Brücke optimiert war). Die Aufbauten haben ungewöhnlich schmale Fenster, optimal für den ballistischen Schutz. Also das Schiff war etwas tiefgehender für militärische Fracht angepasst. Das Rudergestänge vom Fahrerhaus zur Ruderachse liegt nicht im Schiffsinneren, sondern oberhalb des achteren Aufbaus und etwas nach BB von der Mittschiffslinie versetzt. Ich vermute sein Ruder war hinterm Heckspiegel und nicht unter der Achterpiek angeordnet. Auch etwas, was eher von Binnenschuten und Bargen bekannt ist.

Nun bin ich gespannt, ob man mit diesen Informationen irgendwas anfangen kann :-)

Grüße, Alex

https://dive3d.eu/models/greece/german-warship/
 Sie dürfen diesen Dateianhang nicht ansehen.
Ignoranti quem portum petat nullus suus ventus est.

Zerstörerfahrer

Moin,

mir würde da das Motorfrachtschiff HAVEL einfallen, eine ehem. Peniche, ex-Name mir bisher unbekannt, aber vermutl. franz. Ursprungs. Diese wurde im Okt. 1944 dort als Blockschiff versenkt, macht auf 35 m zwar nicht viel Sinn, aber in den letzten Rückzugstagen ging da so einiges drunter und drüber.

Grüße
René

Deep Blue Sea

Würde man die "Havel" Samt Artilleriemunition versenken? In der Tiefe klingt es entweder nach einer Selbstversenkung, um das Kriegsmaterial vor den Alliierten zu bewahren oder nach einer Versenkung beim Luftangriff.
Die Leute von der Tauchbasis haben zwar etwas von einer Selbstversenkung in den letzten Tagen erzählt und dass die FlaK-Geschütze von Partisanen abgebaut worden seien (in der Tiefe?!). Aber das würde tatsächlich zu einem Betonschiff ("General Meise IV") in der Nähe passen, welches wohl vom Ufer erreichbar sein sollte. Das würde erklären wie es zur Verwechselung des "German Warship of cement" kam.
Ignoranti quem portum petat nullus suus ventus est.

Deep Blue Sea

Auf einer parallelen Leitung wird vermutet, dass es eine der motorisierten Schuten/ Fluss-Bargen sei, die über Donau ins Schwarze Meer und dann 1944 in die Ägäis kamen.
Ignoranti quem portum petat nullus suus ventus est.

Urs Heßling

moin,

Zitat von: Zerstörerfahrer am 22 Januar 2024, 20:29:06eine ehem. Peniche
eine Peniche scheint mir beim Aussehen des Wracks eine gute Spur zu sein.
Du hattest es noch nicht geschrieben : Welche Maße hat das Wrack ?

Anmerkung : Position in CK 8679 linke Kante

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Deep Blue Sea

Zitat von: Urs Heßling am 23 Januar 2024, 10:24:20moin,
Du hattest es noch nicht geschrieben : Welche Maße hat das Wrack ?
Anmerkung : Position in CK 8679 linke Kante

Ups, vergessen. Sie ist 37,8 x 5,1 m. Tiefgang unbekannt. Unterm Link, den ich gepostet habe gibt es das 3D-Modell zum Drehen und genauer anzuschauen mit allen Details.
Das Planquadrat ist zwar gut, aber das Wrack liegt etwas weiter im Norden. Ich würde sagen etwa 1,5 Seemeilen in der Verlängerung des linken Rands. (Ca. der Südöstliche Ecke von CK8675). Sind die Koordinaten des Planquadrats nach damaligen Kartensystemen oder nach heutigen abgesteckt? So können die Positionen gerne 1-2 Seemeilen "wandern".
Ignoranti quem portum petat nullus suus ventus est.

Zerstörerfahrer

Moin,

die Maße entsprechen denen einer Péniche, auf die kam ich ja auf Grund des Modells. Und ja Artilleriemunition kommt definitiv in Frage, da Schlepper VULKAN noch am 14.10.1944 auf dem Weg nach Chalkis war, um HAVEL und 5 mit Munition beladene Segler abzuschleppen.

Grüße
René

Deep Blue Sea

Zitat von: Zerstörerfahrer am 23 Januar 2024, 19:22:53die Maße entsprechen denen einer Péniche, auf die kam ich ja auf Grund des Modells. Und ja Artilleriemunition kommt definitiv in Frage, da Schlepper VULKAN noch am 14.10.1944 auf dem Weg nach Chalkis war, um HAVEL und 5 mit Munition beladene Segler abzuschleppen.

Moin, ich frage mich noch immer, ob es da einen Positionsversatz gibt. Die Koordinaten aus dem 2. WK sind häufig etwas verschoben, wenn man die 1:1 in WGS84 eintickert.
Ignoranti quem portum petat nullus suus ventus est.

Urs Heßling

moin,

Zitat von: Deep Blue Sea am 22 Januar 2024, 16:50:42... das Wrack eines Munitionsfrachters aus dem 2. WK im nördlichen Golf von Euböa (Südwestlich von Chalkida und südlich der Ortschaft Paralia Politikon)
Zitat von: Deep Blue Sea am 23 Januar 2024, 15:50:01Das Planquadrat ist zwar gut, aber das Wrack liegt etwas weiter im Norden. Ich würde sagen etwa 1,5 Seemeilen in der Verlängerung des linken Rands. (Ca. der Südöstliche Ecke von CK8675).
Zitat von: Deep Blue Sea am 23 Januar 2024, 15:50:01Sind die Koordinaten des Planquadrats nach damaligen Kartensystemen oder nach heutigen abgesteckt? So können die Positionen gerne 1-2 Seemeilen "wandern".
Zitat von: Deep Blue Sea am 23 Januar 2024, 21:09:55ich frage mich noch immer, ob es da einen Positionsversatz gibt. Die Koordinaten aus dem 2. WK sind häufig etwas verschoben, wenn man die 1:1 in WGS84 eintickert.
So oder so liegt die Position CK 8675 rechts unten aus Sicht des Navigators nordwestlich von Chalkida

Gruß, Urs


"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Deep Blue Sea

Zitat von: Urs Heßling am 23 Januar 2024, 21:24:42So oder so liegt die Position CK 8675 rechts unten aus Sicht des Navigators nordwestlich von Chalkida


Ups! Mein Fehler! Nord-Westlich der Chalkida! (Ich sollte mal mehr schlafen).
Ungefähre Koordinaten (gerundet) 38°31N 023°33E. Diese liegen etwas näher unter Land, als das Wrack tatsächlich liegt
Ignoranti quem portum petat nullus suus ventus est.

Deep Blue Sea

Es gab mal in Grichenland zwei "MunitionAK" (wofür steht das eigentlich?), die mit 37,8 Länge 210 BRT hatten und zwischen dem 14. Mai 1944 und 12. Oktober 1944 untergingen. Sie hießen entsprechend "Gisela" und "Störtebecker". Zwar sind die wo ganz anders in Griechenland untergegangen, aber ich frage mich, ob man wenigstens von den Paar Fotos zum Abgleich findet, wenn es von "Havel" keine mehr gibt. Die sind beide exakt gleich lang wie unser Wrack und wer weiß, ob es das gleiche Typ war?
Ignoranti quem portum petat nullus suus ventus est.

Urs Heßling

"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Deep Blue Sea

Ignoranti quem portum petat nullus suus ventus est.

Zerstörerfahrer

Moin,

Zitat von: Deep Blue Sea am 23 Januar 2024, 22:57:08Es gab mal in Grichenland zwei "MunitionAK" (wofür steht das eigentlich?), die mit 37,8 Länge 210 BRT hatten und zwischen dem 14. Mai 1944 und 12. Oktober 1944 untergingen. Sie hießen entsprechend "Gisela" und "Störtebecker". Zwar sind die wo ganz anders in Griechenland untergegangen, aber ich frage mich, ob man wenigstens von den Paar Fotos zum Abgleich findet, wenn es von "Havel" keine mehr gibt. Die sind beide exakt gleich lang wie unser Wrack und wer weiß, ob es das gleiche Typ war?

GISELA und STÖRTEBEKER waren Kümos, hatten also eine andere Bauform als das 3D-Modell aufweist. Zudem waren Sie mit 6,8m auch breiter als die von dir angegebene Breite von 5,1m.
Vielleicht nennst du uns mal die "parallele Leitung", um Doppel-Recherchen zu vermeiden.

Grüße
René

Deep Blue Sea

Zitat von: Zerstörerfahrer am 24 Januar 2024, 20:08:20Vielleicht nennst du uns mal die "parallele Leitung", um Doppel-Recherchen zu vermeiden.

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