Hitler's Admirals

Begonnen von ufo, 30 März 2005, 12:43:22

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ufo

Sehr lesenswert! Dabei bin ich noch nichtmal ganz durch. Normalerweise gönne ich mir auf dem Weg zur Arbeit die Tageszeitung im Zug – sehr Britisch! Auf dem Rückweg ist dann ein gutes Marinebuch dran. Im Moment habe ich am Wickel:

Hitler's Admirals
Von Vater und Sohn Bennett
Naval Institute Press, Annapolis, USA
http://www.usni.org/press/press.html
2oo4

Gibt es in USA für zwischen 20$ und 30 $ (+ Versand!), hier hin und wieder für etwa den selben Preis.


Nach dem Kriege haben die Westallierten hin und her überlegt, wie man Informationen zu Taktik, zu langfristigen Strategien, zu Denkweisen von den Befehlshabern in Wehrmacht, Luftwaffe und Kriegsmarine bekommen könne. Schliesslich stand der nächste Weltkrieg mehr oder minder vor der Haustür und die Deutschen Streitkräfte hatten sich teuer genug verkauft, als dass man da sicher noch was von lernen könnte. Nur – wie da rankommen?

Verhöre erwiesen sich als ausgesprochen ungeeignet, eher kontraproduktiv, weil es leicht ein feindseeliges Klima gab, weil der Verhörende ja gar nicht so genau wusste, was er eigentlich wissen wollte, weil Übersetzer Mangelwahre waren und aus einem halben Dutzend anderer Gründe.

Bis dann jemand auf die Idee kam die Deutschen Offiziere zu fragen, ob sie nicht Assays über den Krieg und die Zeit davor schreiben würden.
Aus dem Heer und der Luftwaffe ging das wohl eher zögerlich, aus der Kriegsmarine eher gut. Dönitz hatte wohl, als er den Laden zugemacht hatte, sehr deutlich gemacht, dass man nichts zu verbergen habe.
So haben seine Leute dann offenbar recht freigiebig geschrieben.

Man muss natürlich bedenken, dass es Einschränkungen gegeben haben muss. Dönitz zumindest wusste zu den Zeitpunkt als er sein Aufsatz schrieb bereits, dass die Allierten Juristen es auf ihn abgesehen hatten. Er würde Punkte, die aus 'Vorbereitung eines Vertragswidigen Angriffskrieges' hindeuten sicher ausgelassen haben.
Keine der Männer hat sein Archiv dabei gehabt; keine konnte seinen Adjudanten mal eben in die Registratur schicken. So sind manchmal Daten falsch, manchmal Zahlen unsicher.
Das nimmt dem ganzen aber eigentlich sehr wenig. Wer wissen will wieviel Tonnen in jenem Monat wirklich in die Tiefe gingen, ist mit moderner Literatur eh besser beraten – da ist mit 'Zeitzeugen' nix zu gewinnen. Wer aber wissen will 'Warum haben die das so und nicht anders gemacht' der ist mit den Aufsätzen genau richtig.

Irgendwer wird den Kram damals gelesen haben. Dann hat jemand 'irrsinnig geheim' draufgestempelt und dann ist das in irgendwelchen Archiven versackt und langsam vom Sediment der Zeit überdeckt worden.

Ein Aufsatz – ich glaube der von Eberhard Weichold  ist 1948 in einem Buch – 'Hitler and his Admirals' – verarbeitet worden. Der Rest schlummerte tief und fest und ungestört.
Die beiden Historiker Bennett haben sich dann ans Graben gemacht. Hauptsächlich wohl, weil in den Jahren zuvor einige Leute schon gute Bücher aus Aufsätzen von Wehrmachtsoffizieren gemacht haben.

Sie haben insgesammt Assays von neun Admirälen verarbeitet:

Karl Dönitz, Herman Boehm, Theodor Krancke, Hellmuth Heye, Hans Meyer, Eberhard Weichold, Otto Schulz, Otto Schniewind und Karl-Georg Schuster (die beiden letzten haben ihren Aufsatz  zusammen geschrieben) 

Ich hätte einen kurzen Abriss zur Karriere der Herren hilfreich gefunden. Ich musste den einen oder anderen googlen. Aber man kann auch viel aus den Texten erraten was wer wohl grad gemacht hat.


Das Buch ist chronologisch aufgebaut in Kapiteln:

1. The Prewar Period
2. The First Year of War
3. Operation Sea Lion
4. Ocean Warfare against Merchant Shipping, 1940-1941
5. War in the Mediterranean, 1940-1941
6. Germany Marches Eastward, 1941
7. Ocean Warfare against Merchant Shipping, 1942-1943
8. Decision in the Mediterranean, 1942-1943
9. Seeking Victory on the Russian Steppes, 1942-1943
10. Ocean Warfare against Merchant Shipping, 1943-1944
11. Invasion and the Long Retreat
12. Fortress Germany and Unconditional Surrender
13. Some Conclusions and Verdicts

In jedem Kapitel sind einige eher kurze chronologische Hinweise, was wann auf welchen Schauplatz geschau und dann folgen jeweils Auszüge aus den Aufsätzen, die diesen bestimmten Punkt oder Zeitraum kommentieren.

Klar mag die Auswahl der Ausschnitte eine Tendenz in die eine oder andere Richtung bringen. Soweit ich bisher gelesen habe, haben die Bennetts aber keinerlei Intentionen in irgend eine Richtung verfolgt. 
Das Buch ist ein sehr feines Stück Information aus wirklich erster Hand und gute Medizin gegen Märchengeschichten zur Kriegsmarine.

Wen Ihr da mal zu einem akzeptablen Preis drankonnt - sehr (!) zu empfehlen.

Ufo

Scheer

Hallo UFO

von welchem brauchst du denn noch Info´s zum Lebenslauf ?
Gib mir Namen und etwas Zeit  :)

ufo

Perfekter Service!

Zu Hans Karl Meyer hab ich nur recht fragmentarische Informationen. Der hat den Krieg wenn ich mich recht entsinne als Flottenchef beended und war irgendwann mal Admiral der Schlachtschiffe aber ansonsten hab ich nicht viel zu seinem Werdegang.
Was Herman Boehm spaeter in Krieg gemacht hat habe ich auch so recht nicht finden koennen.

Das waer nett, wenn Du da was ausbuddeln kannst - das wirft dann ein etwas klareres Licht aus deren Statements.

Danke!
Ufo

Scheer

Meyer, Hans
(Crew I/17)
geb. 01.12.1998 in Stolzenhagen
Konteradmiral (01.06.44)
08.39 - 06.41 Stab M.Gruppenkdo. West; 1. Asto
06.41 - 11.42 Stab M.Gruppenkdo. West; Chef des Stabes
12.42 - 02.43 leichter Kreuzer KÖLN, Kmdt.
02.43 - 05.44 Schlachtschiff TIRPITZ, Kmdt.
06.44 - Ende OKM/Skl, Chef der Operationsabteilung
Entlassen 25.06.46

Letzter Flottenchef der Kriegsmarine war im übrigen Meendsen-Bohlken, ehemaliger Kmdt. des Kreuzers ADMIRAL SCHEER.

Boehm, Hermann
siehe unter
http://www.deutschekriegsmarine.de/Willkommen/Personen/hauptteil_generala/hauptteil_generala.htm

Hoffe es hilft etwas weiter.

kalli

@Scheer,
ZitatMeyer, Hans
(Crew I/17)
geb. 01.12.1998 in Stolzenhagen

sag mal ist damit Stolzenhagen bei mir um die Ecke gemeint ?
( mal jetzt abgesehen vom Schreibfehler zum Geburtsdatum- dann könnte ich ja unseren Grundschullehrer befragen  :D  )
Aber im Ernst : da könnte ich was nachschauen, wenn der Ort stimmt.
Verwandte, Kirche, Friedhof....
Und was mir noch einfällt : Ich könnte den Vorsitzenden unseres örtlichen "Felix Graf Luckner Vereins" scharf machen.

Scheer

ähhhm, 1898 natürlich  :oops:

Ich habe hier nur Stolzenhagen stehen. Habe auch kein Todesdatum o.ä. sorry.

kalli

Ich nehme mal die Spur auf. Wenn meine Vermutung stimmt, haben wir doch 2 Fliegen mit einer Klappe geschlagen.
1.wir wissen mehr.
2.heimatgeschichtliches

kalli

Falls noch nicht bekannt, hier eine Übersicht :

http://www.feldgrau.com/kmsorg.html

ufo

Danke erstmal für die Auskünfte. Das weckt ja Appetit auf mehr!

Und wenn es noch ein wenig Heimatkunde mit abwirft ist das ja auch ganz fein!

Ein Essay, das nicht in dem Buch gelanded ist, ist das von Kapitän zur See Max Kupfer. Keine Ahnung warum nicht.
Alles, was ich von dem Guten weiss, ist dass er gegen Ende des Krieges Chef das Nachrichtenübermittlungsdienstes der Marine war.

Was waren seine Aufgaben in dem Bereich? Was hat er vorher gemacht?
Hat er das bis zum Ende gemacht?
In einer Veröffentlichung der Deutschen Marine zu Korvettenkapitän Kranzfelder heisst es Kupfer habe den Attentätern vom 2o. Juli seine Bereitschaft signalisiert das Nachrichtennetz in Berlin nach einem geglückten Attentat zur Verfügung zu stellen.
Kupfer hat den Krieg offenbar bei guter Gesundheit überstanden. Ist er bis Mai '45 Chef des Nachrichtenübermittlungsdienstes gewesen?

Ich frage so neugierig, weil ich überlege, ob ich das Essay wohl haben will. Kew liegt aber von Glasgow aus nicht gerade um die Ecke und sich Sachen vom National Archive zuschicken zu lassen ist nicht grad so preisswert. Da wüsste ich vorher gern, wer das war, der da geschrieben hat.

Vielen Dank!

Ufo

Scheer

@Ufo

sobald ich in Reichweite meiner Unterlagen bin, werde ich gerne mal nach dem Herrn Kupfer suchen. Falls ich ihn finde kann ich dir zumindest eine ähnliche Auskunft wie bei dem Herrn Meyer geben.
Hilft dir das ?

ufo

Oh ja! Oh ja!

Doch - so ein kurzer Karriereabriss wuerde ja schon erlauben einzuschaetzen, inwieweit der gute Mann Einblick gehabt hat in Dinge, die mich interessieren.
Wie alt war der? Seit wann bei der Marine? Daraus wuerde ich ja zumindest raten koennen, ob der Aussagen zur Aufruestung der Reichs-/Kriegsmarine machen kann.

War der eventuell selbst an Raids beteiligt? Da wuerde er sicher drueber geschrieben haben?

Doch, doch! So ein Abriss waer' toll!

Ufo

Scheer

Kupfer, Max
Crew 13/18)
geb. 22.09.1897 in Dommitzsch/Elbe
Kapitän zur See (01.06.42)
07.38 - 09.39 Stationskdo. Ostsee, zugl. M.Gruppenkdo. Ost, 4. Asto
09.39 - 01.43 M.Gruppenkdo. Ost bzw. Nord, 4. Asto
02.43 - 05.43 OKM, in der Amtsgruppe Marinenachrichtendienst
05.43 - 01.44 OKM/Skl-Chef MND II, Abt.Chef
01.44 - Ende OKM/Skl-Chef MND III, Abt.Chef
Entlassen 10.45

ufo

Danke!

Tjaaaa - der klingt doch so, als habe er was zu sagen gehabt nach dem Kriege.
Muss ich ja ma' gucken ob ich mir das besorge. Die Wegelagerer in den National Archives berechnen allein eine Kopie schon zu vierzig Pence. Argh!
Aber spannend waer's schon und ausserdem hab ich eh' noch ein, zwei Sachen, die ich immer schon mal gern lesen wollte das wird dann eine suendhaft teure Sammelbestellung!
Ich werd' nochmal in mich gehen aber ich glaube ich will das Essay haben. Ich lass Euch wissen, was drin steht wenn ichs hab. Dauert aber bestimmt etwas.

Ciao,
Ufo

ufo

Deutsche Uebersetzung erscheint Fruehjahr 2oo7 fuer gut investierte 25 Euronen bei Mittler

Ciao,
Ufo

Hades

oder zu kaufen im September 2007 für 24,90 z.B. bei (oder auch woanders)

http://www.amazon.de/Hitlers-Admirale-George-H-Bennett/dp/3813208729/sr=1-1/qid=1170139243/ref=sr_1_1/028-9416599-9842909?ie=UTF8&s=books

@ufo

danke für die Rezension, das Buch kommt auf meine Wunschliste (warum ist die nur so verdammt laaaaaang :-D ?)
Servus
Lothar

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