Voit-Schneider Antrieb bei Minensuchbooten des Typs35

Begonnen von Dergl, 23 Dezember 2007, 08:31:50

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Dergl

Moin Forum,

im zuletzt gelesenen "Hochsee-Minensuchboote 1939-1945" wird natürlich auch auf den Typ35 eingegangen.

An zwei Stellen (habs noch mal kurz gesucht, jedoch nicht gefunden) wird erwähnt, das die beiden ersten Boote des Typs 35, also das berühmte M1 und dann auch M2, mit einem Voith-Schneider Antrieb ausgestattet waren. Im Text, ich meine es war ein sogar Zitat, wird nur Gutes von diesem Antrieb berichtet. Speziell bei Eisgang wurde dies erwähnt.

Dazu habe ich mal ein paar Fragen:
Gibt es Unterlagen zu den Entscheidungsgründen, gerade zwei der 35er mit VS-Antrieb auszustatten?
Gibt es detailliertere Einsatzberichte und Erfahrungen des VS-Antriebes der beiden 35er?
Warum nur M1 und M2?
Wurden andere M-Böcke der KM auch mit VS-Antrieb ausgestattet?
Welche Erfahrungen hat man in Bezug der Geräuschentwicklung, z.B. bei der U-Jagd gemacht?

Und nun generell:
Wie ist der Voith-Schneider Antrieb bei diversen Eisverhältnissen zu sehen. Welche Vor- und Nachteile gibt es bei unterschiedlichen Einverhältnissen?
Die manövriereigenschaften mal außen vor gelassen: Wie sind die finanziuellen Unterschiede eines VS-Antriebs im Vergleich zum klassischen Propellerantrieb?
Wie sind die Zuverlässigkeitserfahrungen eines VS-Antriebes?
Wie sind die manövriereigenschaften eines VS-Antriebes, wenn einer von zwei Antrieben ausfällt?

Bin mal gespannt...

Detlef

kgvm

Hochsee-Minensuchboote S. 77, sonst könnte ich mich an nichts erinnern.
Nochmals vielen Dank  :-)

Ulrich Rudofsky

Ulrich Rudofsky

Dergl

Hallo Ulrich,

danke für die Links. Speziell der Simulator ist klasse!

Natürlich haste Recht damit, das man auch mit nur einem VS noch fahren kann. Meine Bedenken dahingehend waren jedoch darauf konzentriert, das bei zwei VS-Antrieben nebeneinander bei nur einem laufenden Antrieb ein einseitiges Moment zustande kommt, ohne das man die durch ein Ruder (gibt´s ja nicht bei VS-Antrieb) kompensieren könnte. Nun, vielleicht wäre das ja durch Seitenausrichtung des verbleibenden VS-Antriebes möglich. Außerdem ist ja noch die sehr große Finne achtern, welche der Drehwirkung entgegensteht. Muss ich mal testen, sobald ich mein aktuelles Schiffsmodell auf´m Wasser habe.

Viele Grüße

Detlef

kalli

Ja die Links sind wirklich gut, besonders auch die Links in den Links :-)

Zum Beispiel dieser Plan:

http://www.dreadnoughtproject.org/plans/KM_Minensuchboot_35_1937//M1-2_zwischendeck_stauungsplan_100dpi.jpg

Ganz interessant dabei finde ich die russischen Randnotizen. Scheinbar gehörten diese Pläne zu den von der UdSSR an die DDR 1989 zurückgegebenen Unterlagen. Müßte mal in das Findbuch schauen. Wenn ich nur wüßte wo ich das zu liegen habe :MS:

kalli

Da habe ich mich doch nicht getäuscht. Auf der Seite 58 der Findungsliste sind die Pläne für M- Boot 35 aufgeführt.
Eins macht mich allerdings stutzig.
In der Liste sind folgende Pläne aufgeführt:

Magnet und E-Kompaßaufstellung (1937)
Schilderplan (1938)
Probebelastung der Barkunen (1938)
Hinterer Mast und Einzelheiten (1938)
Gasdruckmessungen (1938)
Entwurf für den hinteren Mast (1938)
Seilführung- Windenläufer mit Einzelteilen (1939)
Führung des Handheißreeps zum Fieren der Jolle Kl2 (1939)
Hinterer Mast und Einzelheiten (1938)
Änderung der Signalmunitionskammer Spant 10-12 (1940)
( alles für M 1-12 )
Danach kommen die Pläne für M 13-24.

In Rudolfs Links findet man die Pläne für
Zwischendeck Stauungsplan
Fluchtlinienplan
Aus den Jahren 1937 und 1939, die in der oberen Aufstellung nicht enthalten sind.
Das könnte heißen, dass diese Pläne nicht zu denen gehören, die von der UdSSR zurückgegeben wurden. Dass sie aber in sowjetischen Händen waren beweisen die Notizen auf den Blättern.

Ist für mich eine erstaunliche Sache, die nach Aufklärung ruft.

Zur Vereinfachung der Suche stelle ich die betreffenden Zeichnungs-Links noch einmal rein.

http://www.dreadnoughtproject.org/plans/KM_Minensuchboot_35_1937//M1-2_zwischendeck_stauungsplan_100dpi.jpg
http://www.dreadnoughtproject.org/plans/KM_Minensuchboot_35_1937//M3-12_zwischendeck_stauungsplan_100dpi.jpg
http://www.dreadnoughtproject.org/plans/KM_Minensuchboot_35_1937//fluchtlinienplan_mimeograph_mods_100dpi.jpg
http://www.dreadnoughtproject.org/plans/KM_Minensuchboot_35_1937//fluchtlinienplan_original_100dpi.jpg
http://www.dreadnoughtproject.org/plans/KM_Minensuchboot_35_1937//zwischendeck_stauungsplan_lichtpause3_100dpi.jpg


Ulrich Rudofsky

http://www.dreadnoughtproject.org/plans/ 

Vom Dreadnaught Project:

"At this point, I have around 170 sheets scanned and available here. They are all German plans, and I believe that they were taken by the Soviets around 1945 and were for some reason never returned to Germany as part of a large repatriation of such materials in 1990 or so."
Zur Zeit habe ich ca. 170 Blätter gescannt und verfügbar. Alle Pläne sind Deutscher Herkunft und ich glaube, dass die Soviets die ca. 1945 beschlagnamhten und dass aus irgendwelchen Grund die nicht an Deutschland als Teil der grossen Zurückgabe von solchen Unterlagen in ca. 1990 dabei waren

Aber wie Tony Lovell diese Pläne gefunden und kopiert hat ist mir unbekannt.
Ulrich Rudofsky

kalli

#7
Nun Rudolf,
es ist ja nicht das erste Mal, dass mir so etwas aufgefallen ist. Es gibt bisher keinerlei Hinweise, dass die UdSSR der DDR nur ausgesuchtes Material übergeben und zurückbehaltenes Material vermarktet hat. So etwas ließ die damalige Bürokratie einfach nicht zu. Da kenne ich mich ein wenig aus.
Zwischen 1989 und der Überführung der Pläne nach Freiburg ( etwa 3 - 4 Jahre ) wurden massiv Teile der Plankammer der Marine ( Bestand seit 1850 ) illegal verkauft oder schlicht geklaut, selbiges gilt für die dazugehörige Foto-Kammer.
Von der Anfertigung von illegalen Fotokopien mal ganz zu schweigen. Diese tauchten dann auf in Sammlungen oder Archiv "xxx" . Viele davon erschienen dann in Büchern.
Ich will hier keinem etwas unterstellen. Aber die gezeigten Pläne sind rechtlich gesehen Eigentum des Bundesarchivs in Freiburg.
Mir persönlich ist das im Grunde egal. Was mich bedauert, ist, dass damit Geschäfte gemacht worden sind. Und dass diese Dokumente oftmals der Forschung entzogen wurden, nur weil potente Sammler, auch in Deutschland, was haben wollten. Und- der Vermarktungskreis ist immer noch nicht durchbrochen. Es wäre wirklich an der Zeit, diesem Unsinn ein Ende zu bereiten in dem Sinne, dass auf dieses Material kein Urheberrechtsanspruch mehr besteht. Ich plädiere für eine völlige Freigabe aller kriegsrelevanten Dokumente / Fotos.

Da das bis jetzt immer noch nicht geschehen ist verbleibt bei mir ein bitterer Nachgeschmack..................



Ulrich Rudofsky

Ich schliesse mich ganz deiner Meinung an. 
ZitatEs wäre wirklich an der Zeit, diesem Unsinn ein Ende zu bereiten in dem Sinne, dass auf dieses Material kein Urheberrechtsanspruch mehr besteht. Ich plädiere für eine völlige Freigabe aller kriegsrelevanten Dokumente / Fotos.

Ulrich Rudofsky

kalli

Schön Rudolf, dass wir da einer Meinung sind.

Jetzt wäre es aber angebracht, dass sich dieser Meinung sehr viele Interessierte anschließen. Damit diesem Wahnsinn der Verfolgung bei der Veröffentlichung von Dokumenten und Fotos von vor über 60-70 Jahren mal Schluss gemacht wird.
Das alles läuft ja bisher unter dem Deckmantel des Urheberrechts. Auch Gauner und Diebe werden damit geschützt.
Es liegt mir fern, redliche Autoren zu diskreditieren. Das sei ausdrücklich so hier vermerkt.
Es kann aber nicht sein, dass Amateurhistorikern, die oftmals viel in Kleinarbeit investieren, Quellen verschlossen bleiben.
Oder staatlicherseits finanzielle Hürden aufgebaut werden (Gebührenordnungen), die eine private Forschung unmöglich machen.
In den Archiven ruht das Material, wir haben keinen Zugang weil zu teuer. Das ist für mich Zensur an der Geschichte.

Es grüßt ein ärgerlicher Kalli :MG:



t-geronimo

Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

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Ulrich Rudofsky


Um einen zeitlichen  Einblick von 1934-über den VS Propeller zu bekommen, siehe: Handbücher des Marineoffiziers "Seemannschaft", Handbuch für Unterricht und Praxis, Adm. Walter Gladisch u. KzS Alfred Schulze-Hinrichs, Verlag E.S. Mittler & Sohn, Berlin 1943.  S. 196-199 und Fussnote 1 "Eingehende Beschreibung:  Marine-Rundschau, Jahrgang 1934, S.208. 

@t-geronimo
Den Namen und die Nase habe ich schon lange und auch L in Rudofsky.  :-D 
Ulrich Rudofsky

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