Blüchers Versenkung

Begonnen von wer, 23 Dezember 2005, 20:30:07

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Zerstörerfahrer

Also, wir sind mit unserem Zerstörer auch mal in Oslo gewesen. Und ich kann sagen, der Fjord ist an der Stelle wirklich nicht sehr breit, man kann gar nicht daneben schiessen.

Hier noch ein paar Skizzen.
http://www.atlantikwall-research-norway.de/Oscarsborg_0015_TB1.jpg
http://www.atlantikwall-research-norway.de/Oscarsborg_0016_TB2.jpg

Die Torpedobatterie ist auch heute noch nur nach Voranmeldung zu besichtigen. Die Besonderheit hier : Nur der Feuerleitstand der Batterie ist von außen zu sehen. Die Abschussanlage der Torpedos liegt unter der Wasserlinie. Verwendet wurden 45cm Torpedorohre.

IMG-Funktion wg. Copyright entfernt
Bitte erst die Genehmigung der Webseite einholen.
t-geronimo
Moderator

Mario

Ich hab' mir mal eben schnell das weiter oben von mir angesprochene Buch gegriffen und festgestellt, daß die Blücher zum Zeitpunkt des Torpedoabschusses keine 500 meter von der Batterie entfernt war. Betrachtet man die Länge des Schiffes, so ergibt sich ein gewaltiger Winkel. Vorbeizuschießen war schon bei einer Schätzung des Vorhaltswinkel nahezu unmöglich. Ich nehme aber stark an, daß die Norweger noch einige Zielhilfsmittel zur Verfügung hatten, zumal die einzige unbekannte Komponete die Geschwindigkeit des gegners gewesen sein wird.

Spee

@ufo,

scheinbar hatten die jeweiligen Verbandsführer freie Hand.
Kummetz hat ausdrücklich nur die Feuererlaubnis durch Flaggschiff ausgegeben. Warnschüsse sollten ignoriert werden. Nur ernstliche Angriffe (!!) sollten mit Beschuß beantwortet werden. Dazu hat er direkt unter den Rohren von Oscarsborg die Heerestruppen ausschiffen lassen, bei satten 8kn.
Heye dagegen hat den Durchdruch mit 25kn gewagt, Gegnerbeschuß sollte sofort aus allen Rohren beantwortet werden. Zudem hat er die Truppen erst nach dem Durchbruch durch die Sperren absetzen lassen.
Unterschiedlicher können Vorgehensweisen wohl kaum aussehen.

Die Torpedobatterie wird, wie du richtig geschrieben hast, nirgends erwähnt. Dafür Minensperren. Das macht für mich das Handeln von Kummetz noch unverständlicher. Wenn Minen in solchen engen Gewässern erwartet werden, warum dann die Truppen nicht weit genug entfernt von den norwegischen Geschützen aussetzen, R-Boote mit Truppen vorschicken und mit der Schiffsartillerie fleißig die Verteidigungsanlagen beschießen?
Servus

Thomas

Suicide Is Not a War-Winning Strategy

t-geronimo

Hier der komplette Link zu Zerstörerfahrers Skizzen.
Da sind noch ein paar andere interessante und auch Bilder.

http://www.atlantikwall-research-norway.de/Festungsinsel_Oscarsborg.html

In der Blücher-Reportage, die letztens auf N3 lief, waren die Torpedoanlagen auch zu sehen.
Die Taucher sind da auch runtergetaucht, um sie in Augenschein zu nehmen.

Und hier waren wohl die Visiereinrichtungen der Torpedobatterie drin:;
http://cube.blinx.de/~klarschiff/images/visiereinheit2.jpg
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

Antonio Bonomi

Ciao all,

maybe those infos are interesting for you as well on Blucher into Oslo Fjord at Droback Sundet.

http://www.kbismarck.org/forum/viewtopic.php?t=429


... since I was there ...  I took some photos of the whole stuffs  :D


              Ciao  Antonio  :D
'' ... Ich habe keine besondere begabung, sondern bin leidenschaftlich neugierig ''.    A. Einstein

Leutnant Werner

Um Antonios Angaben zu ergänzen und etwas über die eingesetzten Waffen zu sagen, zitiere ich hier mal aus Nottelmann - "Die Brandenburg-Klasse", S. 131 f. (ein Buch, dass ich denen, welche es nicht haben, doch sehr ans Herz legen möchte):
"Als kleine Randbemerkung sei an dieser Stelle erwähnt, dass sogar noch vor der deutschen Marine, im Februar 1892, ein weiterer Kunde drei der neuen L/40-Geschützrohre geliefert bekam - und mit ihnen Jahre später die deutsche Marinegeschichte nicht unwesentlich beeinflußte: Norwegen. Die drei Rohre fanden Aufstellung in der Festung Oscarsborg im Oslofjord und zwei von ihnen hatten am 09. Mai 1940 mit jeweils einem Treffer ihren Anteil an der Beschädigung und Versenkung des schweren Kreuzers BLÜCHER."
Was, so alt waren die Dinger? Ja: So alt waren die. Sie waren auf einer Drehkranzlafette aufgestellt in einer offenen Stahlbetonbarbette mit nur einem kleinen Schutzschild und hätten eigentlich das sichere Opfer deutscher Sturzkampfbomber sein müssen. Offenbar wurde da was versäumt.
Das Geschoßgewicht betrug hochexplosiv und panzerbrechend jeweils 240 kg. Die maximale Feuergeschwindigkeit war ein Schuss etwa alle zwei Minuten. Die Waffen müssen sich 1940 in einem ausgezeichneten Zustand befunden haben, genauso wie die Torpdobatterie, deren Waffen  ebenfalls von vor dem ersten Weltkrieg stammten und zuvor Dutzende Male in Übungsschüssen aus der Batterie abgefeuert worden waren.

Was ich in diesem Zusammenhang bemerkenswert finde, ist, dass sich die Norweger nur mit ihrem alten Schampel gegen die Deutschen zur Wehr gesetzt haben. Nur noch in Narvik haben die als schwimmende Küstenbatterien verankerten 40 Jahre alten Küstenverteidigungsschlachtschiffe NORGE und EIDSVOLD zwei oder drei Salven vor ihrer Versenkung auf Kommodore Bontes Zerstörer abgefeuert. Die brandneuen Minizerstörer der Norweger und ihr genialer Minenleger OLAV TRYGGVASON fielen dagegen unzerstört in Wehrmachtshand. Irgendwie komisch. Sind die keine Neutralitätspatrouillen gefahren? Haben die nicht gewußt, dass sie potenzielle Beute in eine sich immer weiter ausufernden Krieg werden könnten? Ich verstehe das nicht.
Als Fazit bleibt: BLÜCHER wurde mit den Waffen von vorgestern besiegt, fast 50 Jahre alten Geschützen und 40 Jahre alten Torpedos. Das wird damals die Türken gefreut haben, die an den Dardanellen zwei 28cm-Türme von TORGUD in ein Fort einbetoniert hatten.

Gruß
vom Lt.

Spee

@Lt. Werner,

du tut's denn Norweger etwas unrecht.
Von den 6 neuen "Mini"-Zerstörern der "Sleipner"- bzw. "Odin"-Klasse wurde "Aeger" am 9.4. von deutschen Flugzeugen versenkt, "Sleipner" entkam nach Großbritannien, "Tor" versenkte sich im Erprobungszustand am 9.4. in Frederikstad selbst.
"Balder" wurde in Horten noch in der Ausrüstung befindlich von den Deutschen erbeutet. Lediglich "Odin" und "Gyller" wurden einsatzbereit in Kristiansand ohne Gegenwehr genommen.
"Olaf Tryggvason" schoß im Hafen von Horten das Räumboot "R17" in Brand und wehrte den Eindringversuch eines deutschen Zerstörers ab. Wenig später wurde vom kommandierenden norwegischen Admiral "Feuer einstellen" befohlen und Waffenstillstandsverhandlungen mit den Deutschen begonnen. Ein Auslaufen war nicht mehr möglich (an mehreren deutschen Zerstörern, sowie "Lützow" und "Emden" vorbei?).
So schlecht war die Gegenwehr der Norweger nicht, oder?

Anbei ein netter Zeitplan der Abläufe in und um den Oslofjord.

http://hem.fyristorg.com/robertm/norge/timetable-oslofjord.html
Servus

Thomas

Suicide Is Not a War-Winning Strategy

Leutnant Werner

Lass ich mal gelten, Spee, obwohl: So ein Räumboot bringt man man schon zum Sinken, wenn man einen Kieselstein drauf wirft.
Gruß
Lt.

Impressum & Datenschutzerklärung