Tartus ( Syrien ) einziger Auslandsstützpunkt der russischen Marine

Begonnen von Albatros, 16 Oktober 2011, 08:52:23

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RePe

@Kaschube_29:

zum Thema "arabischer Frühling" glaube ich einen Beitrag beisteuern zu können.
Die orientalische/arabische/islamische Mentalität kenne ich aus eigenem Erleben noch ganz gut. Ich war tätig in Algerien
und Kuwait. Das ist zwar schon eine Weile her (1965  - 1974), aber grundlegende Einstellungen ändern sich nicht so schnell.
Ich habe mitten unter den Einheimischen gewohnt (nicht in einem abgeschlossenen Ausländerviertel) und hatte so immer
sowohl beruflich als auch privat unmittelbares Erleben (auch meine spätere Ehefrau, die kam als "Entwicklungshelferin"
nach Algerien).
Man könnte Bücher schreiben - aber ich will ja Scholl-Latour keine Konkurrenz machen :wink: .
Wie kam es zu den Aufständen und warum hatten islamistische Parteien so große Wahlerfolge?
Insbesondere die jungen Leute haben in diesen Ländern schon seit Jahrzehnten das - durchaus begründete - Gefühl, von den
Herrschenden "beschissen" zu werden. Die Familien an der Spitze - die Mubaraks, Assads, Gaddafis, Ben Alis usw. - haben die
politische Macht seit Jahrzehnten, haben ihre eigenen Parteien und Klientel und lassen das Volk wissen, dass bei ihrem
Abtreten z.B. aus Altersgründen die nächste Generation aus der Familie schon bereit steht zur Machtübernahme.
Natürlich finden Wahlen statt, sogar mit Verschiebungen bei den Prozentzahlen der zugelassenen Parteien (es soll ja demokratisch
aussehen), die ändern aber nichts.
Auch in unseren westlichen Demokratien gibt es doch Unzufriedenheit über Zustände im allgemeinen und die jeweilige Regierung
im besonderen. Was ist also der Unterschied?
In unserem westlichen System habe ich als Bürger die Möglichkeit meine Unzufriedenheit erstens auszudrücken (freie Presse,
Demonstration) und zweitens in einer freien Wahl einer Alternative zur Macht zu verhelfen. Natürlich hat auch dies seine Grenzen
in der Verfassung (man kann in Deutschland weder einen "Führerstaat" noch die "Diktatur des Proletariats" herbeiwählen), aber
innerhalb dieses Spektrums gibt es doch eine ganze Menge Möglichkeiten.
Diese Möglichkeiten haben die Völker in den genannten nahöstlichen Ländern aber nicht. Da die Leute aber auch nicht dümmer
sind als anderswo wissen sie natürlich, dass ihnen eine solche Alternative vorenthalten wird.
Und nachdem auf friedlichem Wege eine Änderung dieser Zustände nicht herbeizuführen ist, bleibt den Unzufriedenen eben nur
der Aufstand.
Woher der Erfolg der islamistischen Parteien (sogar im verhältnismäßig freiheitlichen Marokko)? In den genannten Ländern wurde
den Gläubigen doch bei der Religionsausübung keine Beschränkung auferlegt (jede Frau z.B. konnte sich doch so verschleiern,
wie sie es für richtig hält, niemand wurde daran gehindert, so oft in die Moschee zu gehen wie er will, jeder Mann konnte im
Rahmen des vom Koran Erlaubten so viele Frauen heiraten wie er wollte usw. usf.)?
Der Erfolg dieser Parteien kommt daher, dass sie insbesondere "Gerechtigkeit" versprechen - das heißt konkret eben z.B. nicht
Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen nur gegen "Bakschisch", eine Arbeitsstelle eben nicht nur durch "Beziehungen" zu
irgendeinem Staatsparteimitglied oder sonst Mächtigem usw.. Zudem nehmen z.B. die Moslembrüder auch diejenigen Stellen
im Koran ernst, die für eine soziale Gerechtigkeit in der Gemeinschaft der Gläubigen sorgen sollen (z.B. Füsorge für Bedürftige,
gerechte Besteuerung). Außerdem - wie Kaschube_29 schon richtig bemerkte - waren diese Parteien bereits zum Teil schon
seit Jahrzehnten existent, wenn auch meistens verboten und daher im Untergrund und verfügen daher über Organisations-
strukturen - und vor allen Dingen über Glaubwürdigkeit in weiten Teilen der jeweiligen Bevölkerung.
Ob diese Parteien -einmal an der Macht - die Erwartungen werden erfüllen können, wird man sehen. Ich persönlich glaube es
nicht, denn es ist eine Sache, den Mangel gerecht zu verteilen, es ist aber eine andere Sache, für Wirtschaftswachstum zu
sorgen - und angesichts des Bevölkerungswachstums in diesen Ländern ist genau dieses unerlässlich. Würden diese Parteien
ihre Macht ggf. auf demokratische Weise wieder hergeben, wo sie sich doch auf göttliche Eingebung glauben berufen zu
können (Koran)? Hier habe ich tatsächlich starke Zweifel. Der Iran ist ein warnendes Beispiel.
Wie schon erwähnt, könnte ich zur Thematik noch viel mehr schreiben, aber ich weiß nicht, ob dies in unserem Forum-
Marinearchiv der richtige Ort ist. Für heute jedenfalls solls genug sein für mich.

     Gruß

           RePe

RonnyM

...ganz im Gegenteil lieber RePe, solche Schilderungen sind das i-Tüpfelchen. top

Wer von uns hat denn schon mal arbeitsmäßig einen längeren Aufenthalt in diesen Ländern vollzogen :? Diese Sichtweise aus berufenden Munde ist meinerseits sehr willkommen. Denn nicht jeder hat einen Scholl-Latour im Schrank :-D

Also, hau wech und hol die fuchtig meint
Ronny
...keen Tähn im Muul,
over La Paloma fleuten...

Albatros

Zitat von: Albatros am 14 Januar 2012, 22:04:48
Zitat von: hillus am 14 Januar 2012, 12:30:21

Schiff mit "gefährlicher Ladung" aus Russland brachte Munition nach Syrien
   

Der Kapitän hatte vor der Weiterfahrt in Zypern versichern müssen, Syrien nicht anzulaufen. Russland ignoriert ein Waffenembargo des Westens und liefert weiter Militärmaterial an das Regime von Staatschef Baschar al Assad, der seit Monaten einen Aufstand brutal unterdrückt.

http://nachrichten.rp-online.de/politik/russen-liefern-assad-munition-1.2671194

:MG:

Manfred

Es gab wohl auch einen politischen Grund, um den Frachter mit der Munition aus Russland ziehen zu lassen: Die russische Regierung hat dem finanziell angeschlagenen Zypern im Dezember einen Kredit über 2,5 Millionen Euro gegeben.

http://derstandard.at/1326503345796/Ein-Schiff-wird-kommen

:MG:

Manfred

smutje505

Hallo RePe ich schließe mich der Antwort von Ronny an  top top top dein Bericht-auch ich war 3 Jahre in Syrien habe mich aber zu dieser Zeit nicht so mit der Politik des Landes befaßt.(1973-76).

RePe

Hallo RonnyM und smutje505,

vielen Dank für den Zuspruch, gerne bringe ich mich im Forum ein wenn ich glaube bei einem Thema mitreden zu können.
Bei solchen politischen Themen wie der "arabische Frühling" und anderes habe ich aber die Absicht, weder objektiv noch
ausgewogen oder gar "politisch korrekt" zu sein. Aber das ist ja glaube ich sowieso im Sinne des Forums, solange man sich
hier nicht beleidigt oder gar gegen Gesetze verstößt.

     In diesem Sinne

           RePe

The Voice

Noch ein "Nachbrenner" über den Frachter CHARIOT
Ich habe die Fahrt nach den AIS - Daten des Schiffes verfolgt.
Hier einige Bilder des "Nav-Track":
In God we trust - all others we track

RonnyM

...The Voice ist ein echter "Mac Killroy is watching you" :-D top :MG:

Grüße Ronny
...keen Tähn im Muul,
over La Paloma fleuten...

The Voice

Zitat von: RonnyM am 22 Januar 2012, 10:37:45
...The Voice ist ein echter "Mac Killroy is watching you" :-D top :MG:

Grüße Ronny
Danke, ja, das Internet bietet nun mal diese Möglichkeiten!
In God we trust - all others we track

Albatros

Die russische Militärbasis in Tartus ist für Russland extrem wichtig, wenn Russland im Mittelmeer und am Horn von Afrika weiterhin längerfristig präsent sein will.

http://derstandard.at/1326503917182/Interview-Russland-waere-durch-einen-Fall-des-Regimes-stark-geschwaecht

:MG:

Manfred



Kaschube_29

#40
Moin Moin,

das Stationsschiff der russischen Seekriegsflotte in Tartus, bis vor kurzem das Werkstattschiff "PM-56" ("ПМ-56" [in der NATO als "Amur"-Klasse bezeichnet]), hat den syrischen Hafen verlassen und ist in den Hauptstützpunkt der russischen Schwarzmeerflotte Sewastopol zurückgekehrt. Die "PM-56" wurde dieses Mal nicht von einer anderen Einheit der Schwarzmeerflotte abgelöst.

Hier kommt der Wortlaut auf der Internet-Seite des russischen Verteidigungsministeriums:

Quelle: mil.ru vom 01.02.2012 (11:30):

Nach einer Fahrt in das Mittelmeer kehrte ein Werkstattschiff der Schwarzmeerflotte nach Sewastopol zurück

Nach einem sechsmonatigen Dienst im Mittelmeer kehrte das Werkstattschiff der Schwarzmeerflotte ,,PM-56" (,,ПМ-56") nach Sewastopol zurück.
Die Besatzung des Schiffs stellte die Tätigkeiten von Kriegsschiffen der russischen Seekriegsflotte sicher, die Aufgaben im Bereich des Mittelmeers ausführen. An Bord der ,,PM-56" (,,ПМ-56") befand sich eine Anti-Terror- und Boardinggruppe aus dem Bestand der Marineinfanteriebrigade der Schwarzmeerflotte.
In Sewastopol fand anläßlich der Rückkehr des Werkstattschiffs von der Fahrt eine feierliche Begrüßung statt, auf der der Besatzung traditionsgemäß Brot und Salz, sowie ein Spanferkel übergeben wurde.
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt führt der große Hochseetanker der Schwarzmeerflotte ,,Ivan Bubnov" (,,Иван Бубнов") seine Aufgabe zur Unterstützung der Tätigkeit der Kriegsschiffe der Flugzeugträger-Kriegsschiffsgruppe weiter aus.
Das Werkstattschiff ,,PM-56" (,,ПМ-56") wurde auf einer Schiffbauwerft in Szeczin (Polen) im Jahre 1973 gebaut.
Taktisch-technische Daten der ,,PM-56" (,,ПМ-56"):
Wasserverdrängung:    5.540 t,
Abmessungen:
Länge:         121,7 m
Breite:            17 m
Tiefgang:          4,63 m
Maximale Fahrt:       14 kn
Fahrbereich:      7.800 sm / 10 kn
Antriebsanlage:      Dieselmotoren, 3.000 PS, 1 Schraube
Tragfähigkeit:      280 t Ersatzteile
Besatzung:       193 Mann, von den 150 Arbeiter sind


Aber: diese Position in Tartus ist seitens der Russen nur zeitweilig verwaist...

Bis dann,

Kaschube_29
Immer eine Handbreit Wasser unter den Kiel (Bcегда семь футов под кильем)!

mhorgran

Zitat von: Albatros am 01 Februar 2012, 19:28:02
Warum Russland weiterhin zur Gewaltherrschaft Assads steht, Tartus: Russlands einziger Mittelmeerhafen

http://www.tt.com/csp/cms/sites/tt/%C3%9Cberblick/Politik/4256642-6/warum-russland-weiterhin-zur-gewaltherrschaft-assads-steht.csp

:MG:

Manfred
Gibts in westlichen Zeitungen auch ähnliche Meldungen "Warum ... (die USA, die Nato ...) weiterhin zur Gewaltherrschaft in Ägypten, Saudi Arabien ... steht"?
"Wer an der Ukraine-Erzählung zweifelt, der gilt als Feind des Westens als Freund Russlands, als Gefahr für die Demokratie, wird diskreditiert, zensiert, eliminiert."
https://sciencefiles.org/2022/03/28/kriegsverbrechen-in-der-ukraine-von-den-angeblich-guten/

Albatros

Zitat von: Kaschube_29 am 01 Februar 2012, 23:41:56
Moin Moin,
An Bord der ,,PM-56" (,,ПМ-56") befand sich eine Anti-Terror- und Boardinggruppe aus dem Bestand der Marineinfanteriebrigade der Schwarzmeerflotte.

Bis dann,

Kaschube_29

Moin auch,

schön das Du uns immer auf dem Laufenden hältst, ist Dir vielleicht auch bekannt wie viel Mann zu so einer russischen Anti-Terror- und Boardinggruppe gehören und aus was ihre Ausrüstung besteht?

:MG:

Manfred

Albatros

Was wäre ohne den Vorposten Tartus der Part Russlands etwa im Nahost-Quartett (ansonsten zählen dazu die USA, die UN und die EU) noch wert? Wenn das System Assad fällt, wird Tartus kaum zu halten sein.

http://www.freitag.de/politik/1205-mit-dem-mut-der-verzweiflung

:MG:

Manfred

smutje505


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