Historische Hintergründe von Klabautermännern (& theoretisch auch Kobolden)

Begonnen von dslyon, 06 Dezember 2023, 12:02:04

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dslyon

Hallo zusammen!

Erstmal zur Absicherung - ich bin absolut kein Foren-Experte, sollte ich also irgendwas nicht richtig machen: Korrigiert mich gerne.

Ich bin Redakteur bei einem Münchner Studenten-Radio, und wir arbeiten gerade anlässlich der neuen Pumuckl-Serie an einer dementsprechenden Sondersendung. Dabei sollte auch ein Beitrag zu kulturellen/historischen Hintergründen von Klabautermännern (da der Pumuckl von ebendiesen abstammt) laufen.

Falls sich hier also zufällig jemand mit diesem Thema auskennt bzw. jemanden kennt, der das tut und bereit wäre, ein (telefonisches) Interview mit mir darüber zu führen/mir Antworten auf Fragen als Audiodatei zu schicken, wäre das absolut grandios.

Vielen herzlichen Dank für die Unterstützung!

VG,
David

Urs Heßling

moin, David,

Ich fahre selbst als Steuermann auf alten Segelschiffen, habe aber noch nie Bekanntschaft mit einem Klabautermann gemacht.

Das Thema ist mir auch nicht vertraut und ich kenne niemanden, auf den das zuträfe, aber Sie sollen nicht ohne Antwort bleiben.

Leider ist das Einzige, was ich tun kann, Sie auf den wikipedia-Eintrag hinzuweisen, der mehrere Bücher als Quellen angibt.

Viel Erfolg trotzdem mit Ihrer Sendung !

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

olpe

Hallo David,
ich bin selbst kein ,,Klabautermann" ... :O/Y ... - aber gern hier ein Hinweis auf ein nicht mehr ganz junges Werk, in dem auf mehreren Seiten versucht wurde, sich dem Kobold historisch zu nähern: ,,Himmelsbesen über weißen Hunden" von Konrad Reich und Martin Pagel, Berlin 1981, transpress (OldGDR).
--/>/> klick Bild.

Die lesenswerten Darlegungen basieren auf dem Sammler niederdeutscher Folklore, dem mecklenburger Volkskundler Richard Wossidlo (1859-1939).
Hier ein kurzes Zitat aus dem Buch, Seite 324:

Zitat Beginn:
Niemand weiß zu sagen, wo der Name ,,Klabautermann" seinen Ursprung hat. So soll eine Verbindung des mittelhochdeutschen Wortes ,,Kobold" mit ,,Mann" Pate gestanden haben, eine Nachbildung des übermütigen flämischen Hausgeistes ,,Kabotermanneken". In anderer Version soll der ,,Klabautermann" oder ,,Klabotermann" aus dem ,,Klatermann", das ist der Klettermann, aber nicht aus dem ,,Poltermann" entstanden sein. Wieder andere behaupten, das Wort stamme von ,,Kalfatermann" ab, der mit dem ,,Kalfaterhammer" hämmert, um das Schiffsvolk zu ermahnen, undichte Stellen auszubessern.

Wie auch immer, ,,solang de Klabautermann an Buurd wäst is, hebben wi ümmer god' Fohrt hatt." Aber selbst wenn er an Bord war, sah ihn niemand, doch ziemlich genaue, freilich voneinander abweichende Beschreibungen liegen vor: nicht einmal zwei Fuß groß, beinahe durchsichtig und von einer ungeheuren Gelenkigkeit, eine ganz schwarze Männergestalt. Zuweilen trägt er einen roten Anzug und eine rote Mütze, manchmal erscheint er in Matrosenkleidung mit feuerrotem, von weißem Kopfhaar und Bart umrahmtem Gesicht.

Dieser kleine Kerl war in der seemännischen Überlieferung der gute und der böse, der zu manch unsinnigem Schabernack aufgelegte Geist des Schiffes. Es konnte nur gut sein, ihn an Bord zu haben. Verließ er das Schiff, dann kam das Unglück. Mithin mußten alle bemüht sein, ihn günstig und freundlich zu stimmen; nur er konnte Ereignisse vorankündigen, die für das Schiff und seine Besatzung von lebenswichtiger Bedeutung waren.
 
Auch seine überwachende Funktion konnten die Jan Maaten nicht entbehren, nur er sorgte dafür, daß alles seine Ordnung hatte; er hielt Tauwerk und Segel zusammen, flickte, was immer notwendig war, zimmerte losgerissene Planken nachts zusammen, verstopfte Fugen, Nähte und Stöße. Und überhaupt gehörten Wind, Wetter und Klabautermann zusammen: Wenn de Klaubautersmann sik sehn lett, gifft't Unwäder — Wenn der Klabautermann sich sehn läßt, gibt es Unwetter, oder: Wenn slicht Wäder wier un wi bi de Wind legen, dann säden weck: hier is jo woll de Klabautermann an Buurd — Wenn schlechtes Wetter war und wir beim Wind lagen, dann sagten einige: hier ist wohl der Klabautermann an Bord.
usw., usw. ...

Zitat Ende.

Soweit erst mal aus der Koboldecke ... :wink: ...
Grüsse
OLPE

Sprotte

Nach "Deutsches Seemännisches Wörterbuch von 1904" heisst es:Klabautermann, sagenhaftes Seegespenst, dessen Erscheinen beim Schiff den Untergang anzeigt.( Der Klopfgeist der Seeleute, derim unteren Schiffsraum haust uns seine Gegenwart durch Klopfen dartut. Das niederdeutsche klabatern,klapatern,klapautern, auch klapastern, eine weitebildung zu klappen auf tonmalendem Grunde, bedeutet wiederholt und lange klopfen) :wink:
Auch im Orchester des Lebens dringt das Blech am meisten durch.

joern

Hallo David,
Olpe erwähnte schon den Volkskundler Richard Wossidlo. In dem Buch "Reise Quartier in Gottesnaam" Niederdeutsches Seemansleben in der Zeit der Segelschiffahrt, sind einige Sagen um den Klabauterman aufgeschrieben worden, allerdings auf Plattdeutsch.
Er schreibt u.a : Ik denk mi dat so. Die Säfte von den Minschen, dee sik uphängt hett an enen Boom, gahn in dat Holt rin. So entsteht de Klabautermann, wenn dat Holt in`t Schipp verbuugt ward. Solang he arbei`t, passiert nicks.

In dem Buch befinden sich dann noch 12 weitere kurze Sagen um den Klabautermann .
Grüße Joern




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