Untergang des österr. ung. Dampfers TIHANY

Begonnen von Ferenc, 21 Dezember 2006, 22:08:48

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Ferenc

Hallo,
Ein kleines Histörchen von der österr. ung. Seefahrtsgeschichte.

Der Dampfer TIHANY wurde 1908 in Triest gebaut, hatte eine Verdrängung von 204 BRT und 123 NRT. Die dreifach-Expansionsdampfmaschine leistete 400 PS. Das Schiff war 45,4 Meter lang, 5,8 Meter breit.
Er gehörte der ungarischen Reederei Ungaro-Croata.
Im 1. Weltkrieg wurde der kleine Dampfer vom österr. ung. Militär  angemietet und zu Nachschubfahrten eingesetzt.
Am 12. Februar 1917 abends lief er beim Einfahren in die Bucht von Cattaro bei der Festungsinsel Mamula, auf. Bei dem Versuch den Dampfer in die Bucht zu schleppen, sank er. Die Ladung (129 t. Kohle und ein Waggon Öl) gingen verloren. Die Besatzung konnte gerettet werden.

Nach dem 1. Weltkrieg kam das Gebiet zum SHS-Staat, später zu Jugoslawien bzw der Teilrepublik Montenegro, die nunmehr ein selbständiger Staat ist.
Das Wrack wurde von der Jugoslawischen Marine betaucht, wobei die Schiffsschraube geborgen wurde.
Seit ein paar Jahren kann das in 40 Meter Tiefe liegende Wrack von Sporttauchern betaucht werden. Es gelten die gleichen gesetzl. Bestimmungen wie in Kroatien.

Über Jahre hinweg wurde in Kroatien ein anderes Wrack, das bei der Insel Unije vor der gleichnamigen Hafenstadt  liegt, als TIHANY bezeichnet. Warum kroatische Hobbyhistoriker zu dem Irrtum gelangten ist rätselhaft, da die einschlägige Literatur seit jeher als Untergangsort der TIHANY die Einfahrt zur Bucht von Kotor angab. Erst in letzter Zeit wurde der wirkliche Sachverhalt in Kroatien zur Kenntnis genommen bzw musste zur Kenntnis genommen werden.
Im Anhang sind ein paar Bilder von dem Wrack.

Ferenc


Ferenc


Hades

Danke Ferenc!
Eine schöne Geschichte und eindrucksvolle Fotos.
Servus
Lothar

Taucher

@Ferenec

tolle Bilder, hast Du die selbst geschossen ?

, haben wir da etwa einen Kollegen neu mit an Bord ?
Viele Grüße vom Alpenrand
Leo

Ferenc


Ja, die Bilder habe ich gemacht.
Hatte das Glück, dass dort einmal ausgezeichnete Sichtverhältnisse waren.
Wracks zu betauchen, sie zu dokumetieren bzw zu fotografieren und ihrem Schicksal nachzugehen ist mein Steckenpferd, finde ich faszinierend. Für mich ist ein Wrack etwas Lebendes mit einer persönlichen Geschichte.
Wracktauchen ist ein zum Teil sehr sensibles Thema für endlose Diskussionsrunden, je nach Standpunkt und Aktivitäten mit vielem Für und vielem wider.

Ferenc

t-geronimo

Hallo Ferenc!

Gibts da überhaupt große Diskussionen, solange die Ruhestätten von Toten nicht gestört werden und Artefakte/Relikte unangetastet vor Ort belassen werden?

Ansonsten kann ich nur sagen: "geiles Wasser"!!!! (sorry für die etwas unqualifizierte, aber neidische Bemerkung :-D)
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

Ferenc


Hallo Thorsten,
Wäre richtig so.
1. Aber der Großteil der Taucher weiß über die Hintergründe der Schiffsuntergänge nicht Bescheid und weiß daher auch nicht, ob dabei Personen ums Leben gekommen sind oder nicht.

2. Vereinzelte Taucher sehen bei einem Wrack etwas Interessantes und nehmen es mit. Andere Taucher der Gruppe beobachten es vielleicht im Wasser oder sehen das "Mitbringsel am Tauchboot oder an Land. Der Neid ist geweckt. Im Prinzip will jeder etwas "finden" und mitnehmen worauf er stolz sein kann (Art Schatzfieber), hat aber vielleicht nicht die notwendige taucherische Routine oder nicht das Auge dafür unter Wasser die Sachen identifizieren bzw erkennen zu können. Es stört dann sehr, wenn ein Anderer etwas gefunden hat. Dann wird damit argumentiert, es ist Störung der Totenruhe, Schändung eines Mahnmales, Seemanns- oder Kriegsgrabes oder es sei ganz einfach Wrackplünderung. Die später kommenden Taucher würden diese Teile gerne auch sehen oder fotografieren.
Diese Argumente sind vollkommen richtig und ich schliesse mich ihnen grundsätzlich an aber es ist meist heuchlerisch von den Personen die diese Argumente vorbringen. Ich habe oft genug erlebt, dass zuerst lautstark der Erhalt und Schutz der Wracks, vor allem als Kriegsgrab oder nationales Kulturgut gefordert  wird und noch am gleichen Tage habe ich diesselben Leute (meist Einheimische) im Wasser gesehen mit Hammer und Sack am Wrack tauchen und alles herunterklopfen und einstecken was nicht niet und nagelfest ist (Das letzte mal an einem Kriegschiff bei dessen Untergang (Mine) über 100 Matrosen ums Leben gekommen sind)

3. Je nach Nation, Tauchgebiet etc sind die Verhältnisse verschieden. Im amerikanischen, britischen, französischen und italienischen Raum ist es normal, wenn Teile von Wracks mitgenommen werden. In einem amerikanischen Tauchshop waren sogar aus Schädel- und Oberschenkelknochen, stammend aus einem deutschen U-Boot eine Collage einer Piratenflagge zusamengestellt worden (wurde aber nach Protesten entfernt). Im deutschsprachigen Beeich ist man sensibler, an der Ostküste der Adria (Slowenien, Kroatien und Montenegro) ist es generell verboten als Sporttaucher Sachen dem Meer zu entnehmen. Die Tauchgäste anderer Länder halten sich meist daran, bzw bekommen bei Nichtbefolgung Probleme, die Einheimischen sind aber die größten "Plünderer". An bestimmten Orten an gewissen Wracks ist das sogar so weit gegangen, dass das Abbergen und der Verkauf an Sammler im Ausland eine Einnahmequelle geworden ist. Ich glaube, dass ist jetzt Gott sei Dank so ziemlich vorbei.

Unten habe ich das Bild des Maschinetelegrafen der Tihany reingegeben. Mich wundert es , dass er noch da ist (Spuren des "Bearbeitens" habe ich schon gesehen)

Ferenc     

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