Französische Schlachtkreuzer im 1. Weltkrieg ?

Begonnen von Harry64, 01 September 2007, 18:43:33

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Harry64

War von französischer Seite eine Antwort zu den deutschen bzw. britischen Schlachtkreuzern geplant bzw. in Bau, oder hielten die Franzosen am Bau von herkömmlichen langsameren Schlachtschiffen fest?
Gründeten Dunkerque und Strasbourg auf älteren vorgesehenen bzw. geplanten Schlachtkreuzerentwürfen oder sind sie quasi aus dem Nichts entworfen worden?

Danke vorab für die Hilfe

Grüße
Harry

Spee

Servus Harry,

dann können wir schonmal mit dem "croiseur de combat" aus dem Vor-Dunkerque-Zeitalter was anbieten.

http://forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,2217.0.html
Servus

Thomas

Suicide Is Not a War-Winning Strategy

harold

Zum ersten Teil deiner Frage: Ja; und zum zweiten etwas ausführlicher...

Vorerst mal zu einigen Entwürfen aus den 20-er-Jahren, da hat Bruno Gire sehr schönes Material dazu gefunden:
http://www.phpbbplanet.com/warshipprojects/viewtopic.php?t=1044&start=0&mforum=warshipprojects

Dann gabs eine interessante Idee ~1926, bei mangelnder Schiffsbreite dennoch genug T-Schutz herauszuarbeiten,



...17.500 ts, 195(205)m x 24.5m; 8 x 30.5cm, 7 -8 Flugzeuge in 2 Hangars, 2 Katapulte; gemischter Antrieb Tu & DM für 35(!)kn.
Aufgabenbereich: -Niederkämpfung von Washington-Kreuzern, -schneller Aufklärer im Flottenverband, -Operationen gegen von BB's gedeckte schnelle Geleitzüge (insoferne... ein wenig die eierlegende Wollmilchsau).

Nachdem dann die Bewaffnung der "Deutschland" bekannt wurde, waren die neuen Anforderungen:
23.300 ts, 209(213)m x 27.5m; 8 x 30.5cm, 12 x 13cm (beides Vierlinge), Seitenpanzer 215-230mm, Deck 100-130mm; 30 kn; ---
das Hauptkaliber wurde dann (siehe Peter's ausgezeichneten Artikel "Die Deutschland und die Folgen" http://forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,2217.0.html ) auf 33cm heraufgesetzt, das vermehrte die Verdrängung auf 25.000ts bei 209(215)m x 31.8m; und dies ist dann die direkte Vorstudie zur "Dunkerque".

Soweit mal auf die Schnelle eine Ahnenreihe der französischen Schlachtkreuzer.

Für schnelle Artillerieträger hat Frankreich bis weit in die 20er, ja noch 30er-Jahre hinein eher auf Kreuzer gesetzt - Normandie- und Lyon-Klasse (die letzten Großkampfschiffe vor Washington) hatten je so 22, 23 kn bei um die 45.000 PS, blieben also recht modest.

Soweit mal auf die Schnelle - wenns in Einzelheiten geht, bin ich sicher, dass Bruno noch einiges beisteuern wird!

Ciao,
Harold

...sehe grad, auch Spee hat den CdC ausm Hute gezaubert... jaja, ist schon ein merkwürdiges Schiffchen!  :wink:
4 Ursachen für Irrtum:
- der Mangel an Beweisen;
- die geringe Geschicklichkeit, Beweise zu verwenden;
- ein Willensmangel, von Beweisen Gebrauch zu machen;
- die Anwendung falscher Wahrscheinlichkeitsrechnung.

Spee

Servus

Thomas

Suicide Is Not a War-Winning Strategy

Harry64

Prima Infos.

Vielen Dank dafür.

Eine Frage noch zu den Entwürfen der französischen Großkampfschiffe im Allgemeinen. Wurden denn die Entwürfe auch in staatlichen Konstruktionsbüros wie bei der deutschen Kriegsmarine - also Amt Kriegsschiffbau - entworfen, oder waren es bei den Franzosen mehr private Entwicklungsbüros.
Ich meine nur, weil in Frankreich immer, auch jetzt noch, sehr anmutige, bzw. schöne, aber trotzdem kampfstarke Kriegsschiffe entwickelt wurden/werden.

Harry

harold

Servus Harry,

generell wurden vom CEMG (Chef d' Etat Mayor de la Marine Géneral = Oberbefehlshaber) Planungsvorgaben erstellt, die dann an den CSM (Conseil Superieure de la Marine = stategische Planstelle) gingen, die erstellte dann ein Pflichtenheft (devis) für das STCN (Service Technique des Constructions Navales = Konstruktionsbüro).
Der Ball wurde so lange zwischen CSM und STCN hin- und hergespielt, bis beide Seiten damit zufrieden waren, und ein durch den CEMG abgesegneter Plan vom STCN erstellt worden war.
Der ging dann an die Bauwerften, und wurde nicht selten von diesen in Absprache mit dem ST modifiziert (meist fertigungstechnische Belange).

Nach der Einsichtnahme in so einige Pläne im CAA (Centre des Archives de l' Armee) kann ich sagen, dass das Veto-Recht des CSM offenbar recht häufig gebraucht worden ist, seltener das des CEMG; obwohl der schlußendlich das Sagen hatte.

Von der Zeit vor 1928 kann ich wenig berichten, aber die Pläne und Vorentwürfe, die ich mit Bruno, Robert und Jean durchgegangen bin, zeigen in den späteren Planungsphasen alle die Gegenzeichnung sämtlicher genannter Stellen.

Interessant sind in dem Zusammenhang auch die Blaupausen der Werften, nicht alles, was als "Schwesterschiff" galt, war demnach baugleich (zB gesehen an den Maschinenanlagen für Richelieu, Jean Bart und Clémenceau). Da war die jeweilige "private" Bauphilosophie vorrangig - allerdings mussten auch diese Abänderungen vom ST abgesegnet werden.

Kurz zusammengefasst:
zentrale Planung, konkurrierende Bauausführung, Steuerung durch das ST.

Kein Fall bekannt, wo eine Werft für eine andere die definitiven Konstruktionsunterlagen geliefert hätte (und das erklärt ja vielleicht auch die verschiedenen Spantrisse im Vorschiff und Heckbereich von Richelieu und Clémenceau ... Robert M, geht an dich!). Wer's besser konnte, baute besser - diese Konkurrenz wurde offensichtlich offiziell geschürt.

...mehr weiß ich auch nicht...  :MG: Harold

(doch, eins noch; wenig bekannter Fakt: nach dem Ausfluten des Torsos von Clémenceau 1940 wurden mit diesem Rumpfsegment von Zitadell-Länge noch Krängungsversuche unternommen, um die Möglichkeit eines Weiterbaus nach generell gändertem Plan [keine Bordflugzeug-Anlage, Vierlingstürme eventuell umrüstbar auf 38cm SK deutscher Produktion] zu erproben - auf Befehl des CSM. Die entsprechenden Tabellen hab ich von Bruno bekommen, den historischen Hintergrund aus Fußnoten aus "Un Pavillion sans Tache" von Alex Wassilieff - Buchbesprechung folgt)


4 Ursachen für Irrtum:
- der Mangel an Beweisen;
- die geringe Geschicklichkeit, Beweise zu verwenden;
- ein Willensmangel, von Beweisen Gebrauch zu machen;
- die Anwendung falscher Wahrscheinlichkeitsrechnung.

Harry64

Harold, prima Information, hab Dank dafür.

Harry

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