Forum Marinearchiv

Flotten der Welt => Bundesmarine / Volksmarine / Deutsche Marine => Erlebnisberichte aus der Armee => Thema gestartet von: hobbyhistoriker am 16 Januar 2009, 20:32:45

Titel: Landesfürsorgeheim Glückstadt/Elbe
Beitrag von: hobbyhistoriker am 16 Januar 2009, 20:32:45
liebe leute,
mein anliegen ist aus meinem nick hobbyhistoriker ersichtlich.
wer von euch war im april/mai 1969 in glückstadt/elbe stationiert und kann mir etwas aus dieser zeit erzählen?

falls ich an falscher stelle gepostet habe bitte ich den admin diesen beitrag entsprechend zu verschieben.
Titel: Re: glückstadt/elbe
Beitrag von: Tri am 16 Januar 2009, 21:15:37
Hallo hobbyhistoriker,

ich habe das von dir neu eröffnete Thema in "Bundesmarine / Volksmarine / Deutsche Marine > Erlebnisberichte aus der Armee" verschoben. Da ist es besser aufgehoben als im Gästebuch.
Ein kleiner Tipp. Schreib doch mal ein wenig über deine Zeit in Glückstadt, erwähne die Stadt das Jahr und was du gemacht hast. Das Forum wird laufend von Google & Co durchsucht und indexiert.
Falls nicht umgehend jemand Antwortet, kannst du dir sicher sein das in einiger Zeit Suchanfragen bei Google & Co z.B. nach "Glückstadt  Marine 1969 Leutnant Hase (Beispiel)" auf deinen Beitrag im FMA verweisen. Zudem kannst du sicher sein das ein solcher Bericht auf allgemeines Interesse bei den Besuchern/Mitgliedern des FMA stoßen würde.  :-)


Grüße
Tri
Titel: Re: glückstadt/elbe
Beitrag von: Wilfried am 16 Januar 2009, 22:18:25
Moin Hobbyhistoriker,

Glückstadt an der Elbe war im Jahre 1969 Standort eines der 4 Marineausbildungsbataillone der Bundesmarine. Die, die von dort später in meine Kommandos kamen, sprachen davon, daß die Grundausbildung dort eine der harten gewesen sei ...  :-D
Vielleicht kannst Du Deine Frage noch etwas präzisieren?

Mit einem lieben Gruß
der Wilfried
Titel: Re: glückstadt/elbe
Beitrag von: hobbyhistoriker am 16 Januar 2009, 23:32:40
na dann lasse ich mal die katze aus dem sack.....
ich war 1965/66 hier eingesperrt:
http://www.landesfuersorgeheim-glueckstadt.de/    ( bitte weit herunterscrollen.)
es handelte sich um ein arbeitserziehungslager der nazis und war von 1933 bis ende 34 ein kz.
das personal wurde später unter dem namen landesfürsorgeheim glückstadt übernommen.
ich kann also von mir sagen: ICH WURDE VON KZ-WÄRTERN ERZOGEN. ich war nicht kriminell.

jetzt der bezug zur marine:
im mai 1969 gab es dort einen aufstand der angeblich von marinesoldaten niedergeschlagen wurde.
ein zeuge ist mittlerweile verstorben. der nächste zeuge, und auf den wollte ich mich nun wirklich nicht allein verlassen, ist der spätere terrorist peter jürgen boock.
ist hier nachzulesen:
http://www.google.de/search?hl=de&q=diplomarbeit+karsten+hanstein&btnG=Google-Suche&meta=
bitte den zweiten artikel herrn rolf b.... anklicken. ist auf pdf und sehr lang. die aussage kommt erst am ende im interview.
jetzt hat sich ein weiterer zeuge gemeldet. seine aussage: "ich konnte schon damals einen bundeswehr-jeep von einer grünen minna unterscheiden."

ich möchte dies aufklären und suche zeitzeugen die zu dieser zeit bei der marine waren.

meine eigene geschichte kann man hier nachlesen:
http://www.heimkinder-ueberlebende.org/Bericht-von-ehemaliges-Heimkind-Rolf-Breitfeld-Jg.1948-ueber-die-Freiwillige-Erziehungshilfe-und-Fuersorgeerziehung-bzw.-die-damalige-Kinderquaelerei-in-Glueckstadt-Schleswig-Holstein.html

ich hoffe nicht zu sehr genervt zu haben.

Titel: Re: glückstadt/elbe
Beitrag von: TD am 17 Januar 2009, 02:57:46
Hallo Hobbyhistoriker,

falls wirklich die Bundesmarine dort eingesetzt war, rein rechtlich natürlich absolut unmöglich, ist der Einsatz auf jeden Fall an diesen Tag in der Wachkladde der infrage kommenden Einheiten als
"aussergewöhnliche Vorkommnisse" eingetragen und es gab  Meldungen zur vorgesetzten Dienststelle.

Weiter ja von der Polizei Hilfeersuchen , Standortverwaltung usw.

Falls Akten zu diesen Zeitpunkt nicht mehr Vorort, ich weiß nicht ob Wachbücher der  archivierungspflicht unterliegen.sind die Sachen in Freiburg beim Bundesarchiv - Militärarchiv.

Möglich ist alles, aber doch sehr unwahrscheinlich.

An  welchen Wochentagen war der Aufstand ??

Gruß

Theo

Titel: Re: glückstadt/elbe
Beitrag von: hobbyhistoriker am 17 Januar 2009, 11:44:19
der aufstand fand am späten abend des 5.mai 1969 statt, ein montag.
ich habe akten im landesarchiv schleswig eingesehen, ua. das wachbuch des heimes.
dort ist der vorfall völlig unzulänglich in 2 sätzen dokumentiert.
aus den akten geht aber auch hervor dass es zwischen landesfürsorgeheim und der dortigen marine enge kontakte gab.
(eure abgelaufenen rationen waren eine delikatesse wenn man sie mal bekam).
die marine nutzte grundstücke die dem heim gehörten.

an einen offiziellen einsatz der marine glaube auch ich nicht. das wäre verfassungsbruch gewesen.
ich denke da an folgende situation: das landesfürsorgeheim ruft an, "hilfe hilfe, die randalieren hier, könnt ihr mal mit ein paar leuten vorbeikommen?"
daraufhin kommen ein paar mann vorbei, zb. feldjäger?, schiessen tränengas durch die fenster (ist passiert,aber wer war das?) und hauen wieder ab.
ist diese möglichkeit denkbar?
sollte jemand an sowas beteiligt gewesen sein bitte ich um mitteilung, wird vertraulich behandelt.
bestraft wird das mit sicherheit nicht mehr, ist einfach zu lange her.

um noch etwas klarzustellen, ich will niemandem von der marine etwas ans zeug flicken, es geht mir um das menschenunwürdige landesfürsorgeheim. meine fragen ergeben sich aus meinen recherchen.
Titel: Re: glückstadt/elbe
Beitrag von: TD am 17 Januar 2009, 13:47:11
Nein, es muß schon die Wachkladde der Marine sein.

Feldjäger können sich er nicht leisten Tränengas zu verschießen usw.



Aber, irgendwie sträubt sich bei mir etwas da, vielleicht war es ja nur ein Jeep vom Bund der vorgefahren ist
weil Randale war und im Gedächtnis der Jungen ist daraus ein Kampf gegen Heim, Polizei ? und Militär geworden?

Aber es kann alles etwas unter Vetternwirtschaft gelaufen sein wenn es so gute Verbindungen gab..


Wir haben damals den Begriff " falsch verstandene Kameradschaft" für Schwarzfahrten usw. etwas mißbraucht und kamen immer straffrei davon.

Aber wir waren W 18 im weiten Land   ( Jever, Ostfriesland ) und damals kam kein Privatauto, von welchen es auch sehr wenige gab, eines
Wehrpflichtigen  ab 22:00 Uhr raus.

Bei den großen Hintergrund Peditionsausschuß, Untersuchungsausschuß, Dokumentation Runder Tisch usw. dürfte es euch aber leicht möglich
sein vorrangig im Bundesarchiv  aber auch bei der Bundesmarine Auskunft zu bekommen.

Und sei so nett, falls etwas kommt, laß uns nicht dumm sterben !

Viel Erfolg

Theo
Titel: Re: glückstadt/elbe
Beitrag von: kalli am 17 Januar 2009, 14:19:18
nun ich habe mir Deine Beiträge und die Links mit großem Interesse durchgelesen. Das ist schon sehr heftig.
Das erinnert mich an die Praktiken in den Jugendwerkhöfen der DDR.
Ich glaube aber kaum, dass Dein Aufruf hier im Forum Erfolg haben wird. Wenn ja um so besser.
M.E. kannst Du, so wie es TD angedeutet hat, nur über die Gewinnung von sozialgeschichtlich engagierten Politikern eine Aufklärung erhalten- falls nicht alle Spuren getilgt sind.
Titel: Re: glückstadt/elbe
Beitrag von: Big A am 17 Januar 2009, 16:17:23
Ich jedenfalls kann mir absolut nicht vorstellen, dass seitens der Marine - oder der Bubdeswehr überhaupt - hier irgendwie eingegriffen wurde, schon gar nicht mit Tränengas. Verfassungsbruch, unerlaubter Einsatz von Bw-Gerät usw usw usw,,  nein, da scheint in der Erinnerung in der Tat etwas falsch zu sein

Axel
Titel: Re: glückstadt/elbe
Beitrag von: Langensiepen am 17 Januar 2009, 16:59:47
Wie sensibel die BW Führung  auf so was reagierte zeigt der Fall `` Rockers gegen Mariners`` im Sommer 1967 oder 1968 in Bremerhaven. Auf dem Freimarkt ( den von Bremerhaven ) wurden einige Matrosen der Ortungsschule von Rockern arg verprügelt. Tags drauf liefen wilde Gerüchte durch die Stadt. Die je nach Gesinnung von Schlachtvorbereitungen der Marineschulen sprachen ( Kampftraining , Zuzug von Verstärkung aus Brake ) oder aber davon, daß Rocker in Hamburg, Berlin sich auf den Weg nach BH machen würden.
Als dann noch der STERN die Geschichte anheizte und im SCOTCH  jeder mit einer neuen , wahren Geschichte aus ganz sicherer Quelle aufwartete, dachte ich schon daran übers Wochenende nach Stotel aus zu weichen.   Der Erfolg war jedenfalls der, dass beide Marineschulen `` Freimarktsverbot `` bekamen, die Feldjäger verstärkt und die Niedersachsen Polizei Straßenkontrollen durchführten. Da mein Vater zu dieser Zeit Sicherheitsoffizier an der Ortungsschule war, sind mir die abendlichen Telephonanrufe aus Bonn oder  Bremen noch in Erinnerung. Es war jedenfalls `Zustand`. Leider kamen dann die HH Rocker nicht.
Auch in diesem Fall wurde ne Menge in Richtung Bundesmarine erzählt, so z.B. das die Offizier der beiden Schulen ihre Leute zur Schlacht gegen die Rocker aufgefordert hätten usw.  Die `Rockerschlacht `jedenfalls ist Teil der Bremerhavener Lokalgeschichte geworden und täglich gibt's ne neue Variante.
Gruß  8-)
Titel: Re: glückstadt/elbe
Beitrag von: Big A am 18 Januar 2009, 21:08:07
@Langensiepen
So in etwa wird es sich auch mit der Geschichte aus Glückstadt verhalten, jeder hat was gehört, am Ende war's das Hornberger Schießen...

Axel
Titel: Re: glückstadt/elbe
Beitrag von: hobbyhistoriker am 19 Januar 2009, 12:56:47
ja, geschossen wurde auch.

http://www.abendblatt.de/extra/service/944949.html?url=/ha/1966/xml/19660718xml/habxml660709_1914.xml

das opfer hiess ferdinand ellerwald, ich habe ihn gekannt.
für die bevölkerung in der umgebung wurden kopfprämien gezahlt, die haben sich gern an der jagd beteiligt.
Titel: Re: glückstadt/elbe
Beitrag von: Langensiepen am 19 Januar 2009, 13:21:18
..ich sehe in diesem Fall überhaupt keinerlei Verbindung zu evtl. Rechtsbruch der Bundeswehr. Oder?
Gruß  8-)
Titel: Re: glückstadt/elbe
Beitrag von: Big A am 19 Januar 2009, 15:51:34
Ich finde das schon ziemlich bedenklich dass im Zusammenhang mit einer Frage nach dem eventuellen Eingreifen der Marinesoldaten aus Glückstadt hier eine - hoffentlich nur unbeabsichtigte - Verbindung zu Todesschüssen hergestellt wird.!

In Sorge

Axel
Titel: Re: glückstadt/elbe
Beitrag von: hobbyhistoriker am 19 Januar 2009, 16:35:03
ich habe mich dabei nur auf das horneberger schiessen bezogen.
Titel: Re: glückstadt/elbe
Beitrag von: kalli am 19 Januar 2009, 16:53:29
@hobbyhistoriker,

ich hatte bereits zum Ausdruck gebracht, dass die erlebten Geschehnisse in Glückstadt und an vielen anderen Orten für die Betroffenen mehr als bitter waren. Deine Links geben ein eindrucksvolles Zeugnis davon ab.
Nun ist es aber so, dass unser Forum nicht in der Lage ist, eine mutmaßliche Verstrickung der Bundesmarine in diese Vorgänge aufzuklären. Wir können diese Arbeit nicht leisten und sind auch rechtlich dafür nicht autorisiert. Ich habe auch keine Lust von der BW eine Verleumdungsklage an den Hals zu bekommen.
Wenn Du diese Aufklärung erfolgreich betreiben möchtest, so mußt Du mit politischen und rechtlichen Mitteln arbeiten. Hier im Forum können nur Mutmaßungen geäußert werden, die in allen Richtungen in Deinem "speziellen Fall" falsch oder richtig sein können.

Ich hoffe, dass ich mich klar ausgedrückt habe. An die beteiligten Diskutanten ergeht meine Bitte nur belegte Fakten zu schreiben.



Titel: Re: glückstadt/elbe
Beitrag von: hobbyhistoriker am 19 Januar 2009, 18:58:20
ok, der thread bleibt ja bestehen.
vielleicht liest den ja später mal einer der dabei war und kann genaueres sagen.
bis dahin verabschiede ich mich.
sollte sich irgendetwas ergeben lasse ich es euch wissen.
Titel: Re: glückstadt/elbe
Beitrag von: kalli am 19 Januar 2009, 19:03:22
Zitatok, der thread bleibt ja bestehen.

auf jeden Fall

Zitatsollte sich irgendetwas ergeben lasse ich es euch wissen.

Das wäre meine Bitte an Dich
Titel: Re: Landesfürsorgeheim Glückstadt/Elbe
Beitrag von: t-geronimo am 20 Januar 2009, 09:06:55
Ich habe deshalb den Titel des Themas mal etwas genauer gefaßt, um evtl. Menschen mit Kenntnissen darüber gezielter in dieses Thema zu locken.  :wink:
Titel: Re: Landesfürsorgeheim Glückstadt/Elbe
Beitrag von: hobbyhistoriker am 21 April 2009, 09:58:31
ich hatte versprochen zu berichten.....
herausgefunden habe ich bis jetzt nichts.
jetzt will der journalist dieter hanisch die sache aufgreifen.
er hat schon mehrmals über glückstadt berichtet http://www.heimkinder-ueberlebende.org/TAGESSPIEGEL-15.12.2008_-_Die-Leiden-der-Kinder-von-Glueckstadt_-_In-Schleswig-Holstein-hat-die-Aufarbeitung-der-Schicksale-von-Heimzoeglingen-bereits-begonnen.php
ein interview ist schon verabredet.
wir haben den zeugen darauf hingewiesen dass seine aussage auch rechtliche konsequenzen haben kann.
seine antwort: "ich weiss doch was ich gesehen habe".
Titel: Re: Landesfürsorgeheim Glückstadt/Elbe
Beitrag von: Spee am 21 April 2009, 10:31:04
Servus,

trauriges Thema. Aber bitte weiterhin informieren, wenn es neues zu berichten gibt.
Titel: Re: Landesfürsorgeheim Glückstadt/Elbe
Beitrag von: hobbyhistoriker am 08 Mai 2009, 14:08:28
hier geht es weiter.....
den entscheidenden wortlaut findet ihr auf seite 2.
ich bin selbst nicht dabei gewesen da ich bereits anfang 1966 entlassen wurde.
den zeugen habe ich bei meinen recherchen im landesarchiv schleswig zufällig kennengelernt.
http://www.freitag.de/politik/0919-heimkinder-aufstand-glueckstadt?searchterm=gl%C3%BCckstadt
Titel: Re: Landesfürsorgeheim Glückstadt/Elbe
Beitrag von: hobbyhistoriker am 21 Juli 2009, 15:13:16
die auswertung der akten hat keinen hinweis auf marine ergeben.
von "ehemaligen" gibt es aber immer wieder hinweise dazu.
ich füge mal eine mail bei die in kopie auch an mich geschickt wurde. dort wird auch von marine berichtet.



Text auf Wunsch von Herrn L. gelöscht!
t-geronimo
Titel: Re: Landesfürsorgeheim Glückstadt/Elbe
Beitrag von: t-geronimo am 21 Juli 2009, 17:20:14
Hallo!

Die Email-Adresse von Herrn L. habe ich mal gelöscht, bei Interesse kann man Dich ja kontakten.


Und vielen Dank für das auf dem laufenden halten!! :TU:)
Titel: Re: Landesfürsorgeheim Glückstadt/Elbe
Beitrag von: hobbyhistoriker am 26 Oktober 2010, 09:32:01
ich will euch weiter auf dem laufenden halten....

es hat sich ein weiterer zeuge gemeldet, und der hat
wirklich in der ersten reihe gesessen.

seine aussage: es kam eine gruppe uniformierter durchs haupttor,
eindeutig keine polizei oder feuerwehr, hat sich aufgestellt, tränengas
in die zerschlagenen fenster geschossen und ist dann gegangen.
sie waren an der weiteren niederschlagung des aufstandes nicht beteiligt.
er erzählt etwas von weissen bändern an den mützen. gab es sowas?
das müssten dann ja ausgangs-uniformen gewesen sein, einen kampfanzug
kann ich mir so nicht vorstellen.
aufgrund der engen beziehungen des landesfürsorgeheims zur marine
deutet das für mich immer mehr auf eine inoffizielle und natürlich illegale
private aktion hin.
in den nächsten tagen gibt es ein treffen und dieser zeuge ist zu einer
eidesstattlichen versicherung bereit.
sobald ich mehr weiss melde ich mich.

die wanderausstellung ist zur zeit in glückstadt.
http://www.fuer-sorge-erziehung.de/de/aktuelles

Titel: Re: Landesfürsorgeheim Glückstadt/Elbe
Beitrag von: Big A am 26 Oktober 2010, 12:22:41
Ich glaube das trotzdem nicht!  Weiße Mützenbänder gab und gibt es nicht, Tränengas gehört nicht zur Ausrüstung der Bundeswehr, zumindest nicht zum Verschießen. Es wurde früher in den Räumen zur Dichtigkeitsprüfung (aka Reizgas im Cafè Tränenglück) eingesetzt, aber immer nur in Dosen, welche vor Ort (an)gezündet werden mußten

Axel
Titel: Re: Landesfürsorgeheim Glückstadt/Elbe
Beitrag von: Urs Heßling am 26 Oktober 2010, 18:07:09
moin,

Zitat von: Big A am 26 Oktober 2010, 12:22:41
Ich glaube das trotzdem nicht! 

relativierend: Ich glaube Dir, daß es so ablief.

Ich stimme allerdings Axel zu, daß ich nicht glauben kann, daß die "Täter" Bundeswehrsoldaten waren, aus den von Axel genannten Gründen.

Gruß, Urs
Titel: Re: Landesfürsorgeheim Glückstadt/Elbe
Beitrag von: Big A am 26 Oktober 2010, 18:19:13
Danke für die Klarstellung, Urs! :MG:

Axel
Titel: Re: Landesfürsorgeheim Glückstadt/Elbe
Beitrag von: hobbyhistoriker am 29 Oktober 2010, 22:30:37
ich habe heute mit dem zeugen telefoniert.....
der ist im moment total durcheinander. ich habe ihn gebeten in ruhe nachzudenken
und sich dann wieder zu melden.
das ist mir alles zu vage, damit kann ich nicht an die öffentlichkeit gehen.
hier ein auszug aus einer mail die er mir schrieb:

Hallo Rolf, es gibt viel zu erzählen, aber ich bin zur Zeit ziemlich durch den Wind. Unser Gartennachbar Dieter hat mir von der Ausstellung in Glückstadt erzählt, da bin ich hin und viele Erinnerungen leben seit dort in einem bunten Kauderwelsch in mir.  Eines habe ich begriffen: Ich habe keine Schuld daran, dort hin gekommen zu sein.
Es ist mir ein Anliegen, die Rehabilitationsgeschichte mit dem, was ich dazu beitragen kann, zu unterstützen. So war ich sicher, bei der Revolte Marine gesehen zu haben. Mit welchen Flatterbändchen am Hut auch immer. Ob die Gaspatronen geworfen oder geschossen wurden. Ich war sicher, inzwischen weiß ich aber nicht mal mehr, ob ich meiner eigenen Erinnerung trauen kann.
Titel: Re: Landesfürsorgeheim Glückstadt/Elbe
Beitrag von: hobbyhistoriker am 08 November 2010, 18:17:02
ich komme einfach nicht weiter...da ist was, aber nicht greifbar.
lest mal die folgende mail.
polizei und feuerwehr hatten keine kübelwagen.


Grüss Euch
Während des Aufstands war ich ja in Glückstadt habe aber "leider" das
ganze nur von weiten und kurz mitbekommen.Er fand nach Einschluss
statt und ich war in Gruppe
4gegenüber.Auf Gruppe 4 gabs ein 2Bett Zimmer und wegen der fehlenden
Toilette blieb das Zimmer nachts offen und wir konnten uns bis ans
Treppenhaus frei
bewegen.Wegen dem Krach sind wir wohl aus dem Zimmer und haben vom
Treppenhaus aus gesehen was auf dem Hof und dem Gebäude gegenüber
vorsichging.Es
waren mehrere Wagen aufgefahren,so Kübelwagen und es rannten etliche
Leute,zum teil uniformiert hektisch im Hof herum,einige waren wohl
schon im Gebäude.Im
Gebäude brannte und qualmte es sehr.Ob es jetzt Polizisten oder
Soldaten waren,Tränengas oder nur Qualm weiss ich nicht.Wir haben das
ganze nur kurz verfolgen
können und wurden dann weggeschlossen;Deswegen war die Geschichte wohl
auch aus meinem Gedächnis verschwunden und erst jetzt seitdem ich mich
wieder damit
beschäftige aufgetaucht.
Ich finde es merkwürdig das man keine Leute welche direkt dabei waren
mehr findet.Wenn man bedenkt das so um die 80Leute in diesen beiden
Gruppen waren müssten
doch normalerweise noch einige zu finden sein.Habe es selbst schon mal
versucht,mich ein paar Tage durchs Telefonbuch gewühlt und die Leute
angeklingelt.leider kam ich
nie an die richtigen und die Sache wurde schnell nervlich.Für die
Behörde aber,wenn Sie wollte dürfte es doch ein leichtes sein.
LG.Uwe
Titel: Re: Landesfürsorgeheim Glückstadt/Elbe
Beitrag von: t-geronimo am 08 November 2010, 18:37:07
Da es den VW-181 als Modell auch in einer Ausführung "Feuerwehr" gibt, denke ich, daß manche Feuerwehren durchaus Kübelwagen hatten!
Titel: Re: Landesfürsorgeheim Glückstadt/Elbe
Beitrag von: Urs Heßling am 08 November 2010, 18:37:52
moin,

die "weißen Mützenbänder" brachten mich auf folgende Idee (bitte haltet mich nicht für einen "Chauvinisten",  ich bin es nicht)

Könnten es evt. (!!) auch britische Soldaten gewesen sein ?

Das humane, freundliche und rücksichtsvolle Vorgehen der US-/britischen Militärpolizei ist den Älteren unter uns aus dem Elbe/Weser-Bereich sicher nicht ganz unbekannt  :-D

Gruß, Urs
Titel: Re: Landesfürsorgeheim Glückstadt/Elbe
Beitrag von: hobbyhistoriker am 18 November 2010, 23:03:58
hallo urs,
ich bin deinem hinweis nachgegangen und mir wurde gesagt dass
die briten 1969 überhaupt nicht mehr in schleswig-holstein stationiert
waren sondern nur noch in niedersachsen.
ob das richtig ist konnte ich noch nicht überprüfen.
Titel: Re: Landesfürsorgeheim Glückstadt/Elbe
Beitrag von: hobbyhistoriker am 19 November 2010, 11:05:49
dies habe ich gerade bekommen:

Grundlegend habe ich versucht, meine AUSSAGE bezüglich der Revolte zusammen zu fassen und auf eine Seite mit dem Auszug aus meiner Glückstädter Personalakte zu stellen:
         1. Nachweis, dass ich dort war da (siehe oben Mitte) mein Name.
         2. zur Zeit der Revolte (Datum u. Bericht Wichmann)
         3. was ich gesehen habe (Kernaussage Marine)

Ich hoffe, meine Aussage (als Anhang) kann als weiterer Beweis dafür dienen, dass tatsächlich in "Friedenszeiten Militärkräfte gegen Zivilbevölkerung eingesetzt wurden".

dieser anhang ist eine datei, copy/paste geht da nicht.
kann man das hier hochladen? (1mb)
ich wäre auch bereit dies per e-mail zu versenden.
Titel: Re: Landesfürsorgeheim Glückstadt/Elbe
Beitrag von: t-geronimo am 19 November 2010, 16:08:55
Hallo!

Ja, kann man hier hochladen.
Wie das geht, steht hier beschrieben:
--/>/> http://forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,1828.0.html
Titel: Re: Landesfürsorgeheim Glückstadt/Elbe
Beitrag von: hobbyhistoriker am 20 November 2010, 11:12:40
habe es leider nicht gebacken gekriegt.
meldung: maximale pixelgrösse überschritten....
kann ich es jemandem per e-mail schicken der das dan hier hereinsetzt?
Titel: Re: Landesfürsorgeheim Glückstadt/Elbe
Beitrag von: t-geronimo am 20 November 2010, 12:32:24
Jepp!

*** gelöscht ***
(nehme ich wieder raus, wenn ich die Mail bekommen habe ;) )
Titel: Re: Landesfürsorgeheim Glückstadt/Elbe
Beitrag von: t-geronimo am 20 November 2010, 20:08:31
Ich habe einfach das Bild ein wenig verkleinert, dann gehts auch als Anhang. ;)


Vielen Dank für das Dokument! :)
Titel: Re: Landesfürsorgeheim Glückstadt/Elbe
Beitrag von: hobbyhistoriker am 24 November 2010, 08:38:48
und hier noch mal in einfacher form damit es auch nicht-mitglieder lesen können....


Von:      Dora Sehm [ingeborg-jehle.at.gmx.de]     Gesendet:      Di 23.11.2010 23:40
An:      Rolf Breitfeld
Cc:     
Betreff:      Aussage
Anlagen:     
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AUSSAGE
zur Revolte im Landesfürsorgeheim Glückstadt am 07.05.1969.

Nachdem alles zerstört und zum Teil aus den Fenstern hinausgeworfen war, trat relative Ruhe ein. Im Kern war die Revolte beendet.
Einige Dienst habende Erzieher versammelten sich im Freistundenhof, sprachen miteinander und verschwanden wieder.

Kurze Zeit später (vielleicht 5, 10 oder auch 15 Minuten) sah ich, dass sich im mittleren Innenhof ca 30 - 40 zu mindest zum Teil bewaffnete Marinesoldaten aufgestellt hatten. Dass es Marine war erkannte ich an den "Flatterbändern" der Kopfbedeckungen.

Man hörte kurze Kommandos, darauf hin flogen Tränengaspatronen ca in der Größe von Cola-Dosen durch unser Fenster.
Die ersten sammelten wir auf und warfen sie zurück. Bald aber war unser Raum so voller Tränengasnebel, dass man nichts mehr erkennen konnte.

Gleich darauf wurden wir von Erziehern aus dem Schlafsaal gezerrt und geprügelt (in Drehgriff genommen, mit Tritt in die Kniekehle) und über den Flur und die Treppen runter in den Keller geschleift. Die Augen brannten und schmerzten und versagten ihren Dienst, von den Erziehern konnte ich nur Walter und Soest erkennen. Ohne Kleidung und Schuhe (barfuss) wurden wir, etwa 15 Jugendliche, alle zusammen in die "Box" (Isolationszelle) gesperrt.

So konnte ich auch nicht mehr sehen, wann die Marinesoldaten abgezogen sind.

Hamburg, 14.11.2010 Wolfgang Glißmann
Titel: Re: Landesfürsorgeheim Glückstadt/Elbe
Beitrag von: hobbyhistoriker am 18 Dezember 2010, 18:46:07
Zitat von: hobbyhistoriker am 21 Juli 2009, 15:13:16
die auswertung der akten hat keinen hinweis auf marine ergeben.
von "ehemaligen" gibt es aber immer wieder hinweise dazu.
ich füge mal eine mail bei die in kopie auch an mich geschickt wurde. dort wird auch von marine berichtet.



Text auf Wunsch von Herrn L. gelöscht!
t-geronimo

sorry admin, da hat wohl jemand seine meinung geändert.....
der mann wohnt in einem sehr kleinen ort und wir sind immer noch stigmatisiert.
dies dürfte wohl der hintergrund sein. in der vergangenheit ist er mit seinem
schicksal wesentlich freizügiger umgegangen.
mich hat er dazu nicht kontaktiert.
Titel: Re: Landesfürsorgeheim Glückstadt/Elbe
Beitrag von: t-geronimo am 19 Dezember 2010, 01:20:30
 :/DK: Dazu kann ich leider nichts sagen.
Ich kann nur reagieren wenn mich jemand dementsprechend kontaktiert.  :|

(Auch wenn ich nur Co-Admin bin ;))
Titel: Re: Landesfürsorgeheim Glückstadt/Elbe
Beitrag von: longwood am 19 Dezember 2010, 10:22:51
Hallo,

lediglich ein kleiner Hinweis von mir, dass es seit Mai 2010 eine Dokumentation aus dem renommierten Wachholtz-Verlag unter dem Titel / Untertitel

Landesfürsorgeheim Glückstadt 1969 - 1974

Bewohner - Geschichte - Konzeption
mit einer beigefügten CD mit Interviews Betroffener gibt.

Zu der Dokumentation - ISBN 978 - 3 - 529 - 02748 - 2 - kann ich jedoch keine näheren Angaben machen, da mir diese (noch) nicht vorliegt. Preis: 24,80 Euro.

Allen ein frohes Fest wünscht

longwood
Titel: Re: Landesfürsorgeheim Glückstadt/Elbe
Beitrag von: hobbyhistoriker am 19 Dezember 2010, 12:55:52
^^
ich weiss, ich habe daran mitgewirkt.
http://www.fuer-sorge-erziehung.de/de/aktuelles