Minenlegen ?

Begonnen von jo.B, 27 August 2015, 13:21:37

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jo.B

Hallo,

ich hätte da mal eine Frage an die werten Experten.
Wie muss man sich das Mienenlegen vom UBoot aus in englischen Hafeneinfahrten vorstellen ?
Musste der Kommandant dazu erst die Tiefe feststellen und dabei aktives Sonar benutzen ?
Wenn ja, musste er dabei aufpassen nicht seine Position zu verraten ?
Wie sehen diese Minen eigentlich aus ? Gibt es dazu Literatur ?

für sachdienliche Hinweise bin ich sehr dankbar.

Schorsch

#1
Hallo jo.B!

Als Literaturhinweis möchte ich Dir von E. Rössler: "Die Torpedos der deutschen U-Boote", Mittler, 2005 empfehlen. Das dort zu findende Kapitel 21 beschäftigt sich mit den Torpedominen (TMA, TMB, TMC und MTA) der deutschen U-Boote. Zur Groborientierung könntest Du auch diesem --/>/> Link folgen.

Für die SMA-Minen, die von den Typ XB- bzw. Typ VIID-Booten eingesetzt wurden, hatte ich vor einiger Zeit mir eine Übersicht zusammengestellt. Dort wären auch noch einige weitere Literaturquellen zu finden. Leider ist das pdf-Dokument als Anhang etwas zu groß. Aber da können wir sicher eine Lösung finden...*

Mit freundlichen Grüßen
Schorsch

edit: *Lösung gefunden!
'Judea, London. Do or Die.'

"Ubi dubium, ibi libertas." (Wo Zweifel ist, da ist Freiheit.)

jo.B

besten Dank Schorsch, habe dir eine PM geschickt

Schorsch

Hallo jo.B!

Mein ursprünglicher Beitrag hat noch ein paar Ergänzungen bekommen, so dass Du die erwähnten Datei(en) jetzt schon dort finden kannst.

Mit freundlichen Grüßen
Schorsch

'Judea, London. Do or Die.'

"Ubi dubium, ibi libertas." (Wo Zweifel ist, da ist Freiheit.)

jo.B


Ich versteh es so: Die Mine wird ausgesetzt sinkt bis auf 130 Meter versenkt dann ihren Anker und steigt in die eingestellte Tiefe auf. Und ganz ohne das man weiß wie tief es denn da grad so ist schwebt das Gerät dann ein paar Meter unter der Wasseroberfläche. Man mußte also nur sicherstellen dass Maximaltiefe von 250m nicht überschritten wird. Dies ließ sich wohl anhand der Seekarten ablesen. Folglich kam man also ohne eigene Tiefenmessung aus.
Und das war auch auf IIB Booten so komfortabel ?

Schorsch

Hallo jo!

Die SMA-Minen wurden nur von den U-Boottypen VII D und X B eingesetzt. Dazu besaßen diese Typen spezielle senkrechte Minenschächte.

Die Boote vom Typ II mussten für Sperraufträge auf die durch die Tropedorohre auszubringenden Minentypen TMA, TMB und TMC zurückgreifen. TMB und TMC waren ferngezündete Grundminen, die als maximale Einsatztiefe etwa 30 m hatten. Insoweit musste hier lediglich darauf geachtet werden, dass diese maximale Wassertiefe im Wurfgebiet nicht überschritten wurde.

Die TMA war ebenfalls eine ferngezündete Mine, allerdings mit Ankerstuhl, die bis auf 270 m Wassertiefe eingesetzt werden konnte. Die Informationen zu deren Tiefenstellung sind allerdings etwas rar, zudem wurde sie kaum von U-Booten eingesetzt und recht früh im Kriegsverlauf (um 1941) wieder ausgemustert.

Mit freundlichen Grüßen
Schorsch
'Judea, London. Do or Die.'

"Ubi dubium, ibi libertas." (Wo Zweifel ist, da ist Freiheit.)

Peter K.

... schöne Zusammenstellung zur SMA, SCHORSCH!  top
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

t-geronimo

Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

Schorsch

Hallo Peter, hallo Thorsten,

dann will ich die Gelegenheit nutzen, dieses Kompliment an das Forum zurückzugeben. Ohne das Material, das mir durch einige Forenmember zugänglich gemacht worden ist, wäre eine solche Zusammenstellung nicht möglich gewesen. top

Dafür nocheinmal vielen Dank!

Mit freundlichen Grüßen
Schosch
'Judea, London. Do or Die.'

"Ubi dubium, ibi libertas." (Wo Zweifel ist, da ist Freiheit.)

jo.B


da doch anfangs recht große Erfolge mit den Minen TMB und TMC durch IIB Boote erzielt wurden, möchte ich gern noch wissen wie man sich deren Einsatz vorstellen kann. Also der Kommandant taucht in dieses sehr seichte 20 bis 30 Meter tiefe Gewässer hinein. Dann hofft er, er kenne die richtige Tiefe und Position und lässt die Minen dann entsprechend auf Grund fallen.  Wie misst er dann die Tiefe und verrät er sich womöglich dadurch?
Und warum wurde diese Praxis später eingestellt? War es einfach zu riskant?
Was ich auch nicht verstehe ist die Fernzündung. Wie ist das gemeint ?

Schorsch

#10
Hallo jo!

Da Deine Fragen hauptsächlich auf den Typ II (B) abzielen, werde ich versuchen, meine Antwort auf die kleinen Boote abzustellen. Zunächst verrät die Ziffer 284 aus der M.Dv. 906 ,,Handbuch für U-Bootskommandanten" (Siehe unten!), dass Minen in Über- und Unterwasserlage geworfen werden konnten, wobei der Normalfall das Operieren unter Wasser gewesen sein dürfte. Da die erwähnten seichten Gewässer im Regelfalle nahe unter Land sind, bietet sich dort zur Orientierung das Nehmen von Landpeilungen an. Insbesondere waren die englischen Küstengewässer der deutschen Kriegsmarine recht gut vertraut, so dass davon ausgegangen werden kann, dass die Tiefenverhältnisse vor Ort bekannt und in den entsprechenden Seekarten eingetragen waren. Insoweit musste man im Kanal zur Feststellung der aktuellen Wassertiefe nicht auf Lotungen zurückgreifen, zumal nach meinen bisherigen Erkenntnissen die kleinen Boote ohnehin keine Echolotanlage an Bord hatten. Von den Typ II-Booten wurden übrigens nur TMB-Minen eingesetzt, da anstelle von drei TMB-Minen nur zwei TMC hätten mitgeführt werden können.

Bei den größeren Booten, die später im Krieg ihre Minen weniger gut dokumentierten Gewässern legten, gehörte neben den Landpeilungen während des Werfens in der Tat jeweils eine Tiefenlotung vor den Werfen der ersten und nach dem Werfen der letzten Mine eines Feldes zum Standardprozedere. Die Werte dieser Lotungen wurden in die Sperrliste, die als Bestandteil der Unterlagen einer Minenunternehmung zu erstellen war, übernommen. Die Frequenz der dafür verwendeten Echolote, die im Tiefenbereich von 0 - 125 m arbeiteten, lag im Ultraschallbereich bei etwa 30 kHz. Ergo hätten Bewacher, die sich nur auf die Sinnesleistungen ihres Horchpersonals verlassen konnten, diese Lotimpulse nicht ohne Weiteres entdecken können.

Torpedominen wurden zu Beginn des Krieges (bis etwa März 1940) in großem Umfange eingesetzt. Da aber Ende November 1939 von der Royal Navy eine von der Luftwaffe abgeworfene Magnetmine geborgen und deren Zündmechanismus untersucht werden konnte, sank wegen der eingeführten Gegenmaßnahmen der Briten die Effizienz der deutschen Magnetminen, so dass für etwa ein Jahr das Legen von Torpedominen ausgesetzt wurde. Später wurden die Ostküste der USA, die Karibik, das Mittelmeer, das Nordmeer, die Ostsee und das Schwarze Meer zu neuen Einsatzgebieten von Torpedominen.

Unter Fernzündungsminen versteht man Minen, die zur Zündung nicht in unmittelbaren Kontakt mit ihrem Opfer treten müssen. Solche Minen reagieren auf Felder, die von Schiffen bei ihrer Fahrt durchs Wasser geändert werden (Magnetfeld der Erde, akustische Effekte, Druckverteilung im Wasser oder Kombinationen davon). Derartige Zündmechanismen eignen sich insbesondere für Grundminen, bedingen aber stärkere Ladungen, da im Regelfall der Zerknall der Mine in größerer Entfernung zum Schiffsrumpf sattfindet als bei Kontaktminen. Bei diesen Minen, die durch ihren Zündprinzip als Ankertaumine sehr nahe unter der Wasseroberfläche stehen müssen, reichen wiederum relativ kleine Ladungen aus, um nennenswerte Schäden zu verursachen, allerdings können diese Minen auch leichter durch falsch gewählte Tiefeneinstellungen ihr Opfer verfehlen oder durch Schneiden der Ankertaue geräumt werden. Als dritte Gruppe könnte man noch die ferngesteuerten Minen ansehen, also Sprengladungen, deren jeweilige Positionen von Land aus unter ständiger Beobachtung stehen und die auch von dort ihren Zündimpuls erhalten, wenn der Gegner die Minenposition überläuft. Solche Minen werden z.B. eingesetzt, um Hafeneinfahrten zu sichern.

Da augenscheinlich noch ein gewisser Informationsbedarf zu den Funktions- und Einsatzprinzipien von Seeminen besteht, könnte es sich lohnen, --/>/> hier noch einiges zum Thema nachzulesen.

Mit freundlichen Grüßen
Schorsch
'Judea, London. Do or Die.'

"Ubi dubium, ibi libertas." (Wo Zweifel ist, da ist Freiheit.)

jo.B

Hallo Schorsch!

Vielen Dank für die ausführlichen Ausführungen!
Das muss ich erst einmal alles sichten.

Viele Grüße

Jo

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