WER gab Stichwort "Regenbogen" aus?

Begonnen von Kleinschiffer, 16 März 2025, 22:03:13

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Urs Heßling

moin,

Zitat von: Big A am 22 März 2025, 22:43:05Aber kein konkretes Beispiel für das opfern eigener Soldaten um das Geheimnis zu hüten
Leider scheint das bei den Briten etwas anders gewesen zu sein.
Alberto Santoni belegt auf nachvollziehbare Weise in seinem Buch ULTRA siegt im Mittelmeer, daß das britische Oberkommando einen oder mehrere Tage vor der Versenkung der Schiffe Ariosto, Loreto und Scillin im Jahre 1942 über den Transport von Hunderten von Kriegsgefangenen auf diesen Schiffen informiert war. Die Ariosto wurde sogar, bevor sie - wie die beiden anderen Schiffe - in der Dunkelheit von U-Booten versenkt wurde, tagsüber aus der Luft angegriffen, wobei ULTRA-Informationen über Zusammensetzung und Fahrzeiten des Geleitzugs vorlagen und man also erkennen konnte, wen man angriff.

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Kleinschiffer

Hallo Urs, ja. Furchtbar.

Man stelle sich das seelische Dilemma jener Stabsoffiziere vor, die solche ULTRA-Informationen in Händen hielten und NICHTS unternehmen durften...

Danke nochmals für Deine Aufmerksamkeit und Deine umfangreiche Auseinandersetzung mit dem Thema - ich arbeite alle Beiträge für mich sowieso dann immer nochmals in Ruhe nach.

Schönen Sonntag Dir, Kleinschiffer

Kleinschiffer

Hallo FMA Community,

zum Thema "Wer löste Regenbogen aus" habe ich Euch die Übersetzung eines abgefangenen, in Bletchley dechiffrierten, dann ins Englische übersetzen und an die Admiralität weitergeleiteten (?) FT´s aus dem Britischen Nationalarchiv (Sendezeit wohl 5. Mai 1945 um 03:32) verlinkt.

https://discovery.nationalarchives.gov.uk/details/r/C1910641

Wer kann zu den Kennungen: (ADM(4)), (TO:ID8G), (ZIP/ZTPGU/39121) (FROM:NS), (3800 KC/S) (TO 0058) im Kopf der Nachricht und (1520/17/5/45++)  (TZ/WAB++++) helfen?

Ich vermute, die 1520/17/5/45++ beschreibt die Zeit der Entschlüsselung, der Weiterleitung oder des EIngangs beim Empfänger - also 17.Mai 1945 um 15:20...

Wer kann den deutschen und den britischen Weg dieses FT interpretieren?

Herzlichen Dank und viele Grüße ins Rund, für den Sonntag bestes Wetter und "Ruhige Wache" für die ganze FMA Mannschaft,

Kleinschiffer 

Kleinschiffer

Hallo ins Rund,

hier noch ein interessanter FT vom 4.5.45, 17:45 zum Thema.

https://discovery.nationalarchives.gov.uk/details/r/C1910641

Wenn ich das FT richtig interpretiere, warnt FdU West (?) vor gefälschten Nachrichten, die der Feind in Deutschen Funkkreisen verbreitet.

Übersetzung:

+++ Durch das Senden von Nachrichten auf operativen Frequenzen versucht der Feind, falsche Berichte an U Boote zu senden. In der Fortführung des U-Boot Krieges sind weiterhin nur ordnungsgemäße verschlüsselte Nachrichten gültig. Eine Ausnahme hiervon war die Proklamation des Oberbefehlshabers, die in P/L gesendet wurde.+++

Sollte das FT echt sein - und wie käme es sonst ins Nationalarchiv - wäre das so ein Hinweis, daß die Alliierten (wer auch immer) tatsächlich in der Lage waren, sich aktiv in die operative Funkführung der U-Boote einzuschalten - und davon offenbar auch Gebrauch machten. Der FdU formuliert das als Feststellung.

Der Text lässt schließen, daß der FdU davon ausgeht, solche Versuche würden im Klartext erfolgen, denn er erklärt die  Verschlüsselung zu eine Art "Echtheitszertifikat".

Ich glaube man kann noch den vorliegenden Informationen zweifelsfrei davon ausgehen, daß zumindest Bletchley und die Royal Navy im April / Mai 1945 alles Nötige zur Hand hatten um ein U-Boot FT zu empfangen, Herkunft und Empfänger zu identifizieren und den Inhalt zu entschlüsseln. Wenn dem so ist, darf man wohl auch annehmen, daß die Spezialisten den Prozess auch rückwärts anwenden konnten - einen Befehl richtig zu verschlüsseln, richtig zu adressieren und auf den korrekten Wellen zu senden. Die Frage ist: wer konnte das noch? DIe US Navy? Zweifellos, denn sie teilten mit der Royal Navy Arbeit und Ertrag sehr erfolgreich. Frankreich ? Russland?

gewagtes Zwischenfazit: nach all den Informationen, die ich mir mit Eurer Hilfe hier erarbeiten konnte, unterstelle ich, daß die Briten im Mai 1945 ohne Schwierigkeiten in der Lage gewesen wären, den in der Nacht vom 4.auf den 5.5.1945 gesendeten Funkspruch (Funksprüche) mit dem Stichwort "REGENBOGEN" herauszugeben.

Für mich ist klar: sie konnten. Frage ist: haben sie?

Die Protokolle der Potsdamer Konferenz zeigen für mich klar die bestehende Motivation Churchills, die Zahl der nach der Kapitulation zu verteilenden U-Boote möglichst gering zu gestalten, die US Führung sah das genauso.

Ganz herzlichen Dank bis hierher, vor allem Dir Walter - aber auch vielen Dank Euch Urs, Axel, Ufo und die anderen im FMA Team. Auch die Hinweise auf neu erscheinende Literatur...besten Dank!!!

Marinekompetenz pur = FMA

Euch einen Schönen Sonntag und "Ruhige Wache" ins Rund,
 :MG:

Kleinschiffer   




Ortwin

Zitat von: ufo am 22 März 2025, 13:40:10Soweit ich weiss kommt diesen Mai ein Buch heraus:
Derek Waller, 'The Surrender of the U-Boat Fleet 1945'.
Ich denke da bringt er seine Jahrelangen Forschungen zu dem Thema zusammen.

Kann sogar schon vorbestellt werden...
https://www.navybooks.com/the-surrender-of-the-u-boat-fleet-1945-pre-order.html?mc_cid=1280881ac4&mc_eid=f044a9c053
Grüße
Ortwin

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