Ich suche nach einem Handelsschiff, das geschleppt wurde

Begonnen von Wahlfische, 02 März 2024, 16:59:20

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Wahlfische

Ich benötige bitte Hilfe, um einen Vorfall zu identifizieren, bei dem ein deutsches Handelsschiff ein anderes schleppte, oder vielleicht war es ein Hilfskreuzer. Es wurde mit einer Kette über eine große Entfernung geschleppt. Ich glaube, dies fand in den ersten Kriegsjahren statt, irgendwann zwischen 1939 und 1941, wahrscheinlich im Pazifischen Ozean oder weniger wahrscheinlich im Indischen Ozean. Wissen Sie, um welchen Vorfall es sich handelte? Ich glaube, der Zielhafen war ein japanischer Hafen wie Yokohama oder möglicherweise ein neutraler Hafen.

Thor

Grüß Dich,

also mir würde auf die Schnelle einfallen, dass die Bogota die Osorno am 3. Juli 1941 nach Yokohama eingeschleppt hat.

Gruß
David
"Wooden ships with iron men beat iron ships with wooden men" - Zusammenfassung der Seeschlacht von Lissa (1866)

Urs Heßling

moin,

Zitat von: Wahlfische am 02 März 2024, 16:59:20Ich benötige bitte Hilfe, um einen Vorfall zu identifizieren, bei dem ein deutsches Handelsschiff ein anderes schleppte, oder vielleicht war es ein Hilfskreuzer. Es wurde mit einer Kette über eine große Entfernung geschleppt. Ich glaube, dies fand in den ersten Kriegsjahren statt, irgendwann zwischen 1939 und 1941, wahrscheinlich im Pazifischen Ozean oder weniger wahrscheinlich im Indischen Ozean. Wissen Sie, um welchen Vorfall es sich handelte? Ich glaube, der Zielhafen war ein japanischer Hafen wie Yokohama oder möglicherweise ein neutraler Hafen.
Osorno, geschleppt von Bogota

David, Du warst schneller (als ich noch die Links heraussuchte) :TU:)

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"


SchlPr11

#4
Hallo,
die Geschichte muß nochmals hinterfragt werden!
Nach WIKI am 18.06.1941 Maschinenschaden im Pazifik. Nach Arnold Kludas zur Geschichte der HAPAG Band 4 allerdings erst am 29.06.1941 nach Yokohama ausgelaufen ???
Auch nach Hans-Jürgen Witthöft erreichte das moderne Diesel-Elektroschiff OSORNO wohlbehalten Japan von Südamerika aus. Zu HAVELLAND sagt er auch einiges...
Wahrscheinlich liegt hier eine Verwechslung mit der Reise der HAVELLAND der HAPAG vor, die von BOGOTA und Quito nach Maschinenausfall quer über den Pazifik nach Japan gezottelt wurde -27.06.1940 - 12.08.1940 - siehe Gröner DDK Bd. 4 bzw. Arnold Kludas "Die Geschichte der HAPAG-Schiffe" Band 3 1914-1932.
REINHARD

condor_64

Hallo,

hier einiges zu diesem Thema aus dem Bundesarchiv.

Die Havelland lief am 27.06.40 aus Manzanillo nach Japan aus und erreichte aus eigener Kraft trotz Motor- und Ritzelschadens (Untersetzungsgetriebe) mit ca. 6 kn Marschfahrt am 12. August Japan. Die Ersatzteile von Blohm & Voss (Kurbelwelle, Laufbuchsen, Ritzelrohlinge usw.) kamen zwar um die Jahreswende 41/42 per Schiff in Japan an, erwiesen sich aber teilweise als falsch. Die endgültige Reparatur bei Yokohama-Dock dauerte daher bis Spätsommer 43. Nach einer Testreise Yokohama / Kobe / Shanghai riet der Kapitän von der geplanten Reise nach Frankreich ab (nur 10 kn Marschgeschwindigkeit erreichbar), daher wurde das Schiff in das ,,Transporthilfe"-Programm für Japan gestellt (Quelle diverse Akten im BA unter RM_12_II).   

Osorno lief am 2. April 41 (16:00 Uhr) aus Talcahuano bestimmt für Japan aus, muße aber auf Befehl des Marinesonderdienstes eine Warteposition in 23°S, 94°W einnehmen. Osorno hatte als einziges der in Chile liegenden Schiffe fast volle Bunker (825 t Diesel) und sollte im Notfalle die anderen 3 Chile-Schiffe auf See auffüllen. Die anderen 3 Schiffe liefen dann fast zeitgleich am 17. Mai 41 aus, Rhakotis um 17:00 aus Antofagasta, Quito und Bogota ca. 19:00 Uhr gemeinsam aus Coquimbo. Rhakotis hatte nur ca. 35 t Diesel in den Bunkern und wurde dann tatsächlich durch Osorno am Wartepunkt beölt.

Osorno, Rhakotis und Bogota liefen dann getrennt voneinander zum vorgesehenen Bunkerplatz bei der Insel Ailinglapalag/Marshalls und wurden dort durch die am 7. Mai aus Kobe ausgelaufene Elsa Essberger aufgefüllt. Quito lief direkt nach Japan durch.
Osorno verließ Ailinglapalag am 15. Juni, Bogota folgte 24 h später. Osorno blieb dann auf ca. 14°28N, 158°49 O mit gebrochenem Kugellager der Schwanzwelle liegen. Auf Notruf kam die Bogota zur Hilfe und nahm Osorno am 20. Juni morgens in Schlepp. Unterwegs mußte noch Treibstoff aus der Osorno zugebunkert werden. Am 2. Juli um 01:30 wurde Ashika-Jima erreicht (15 Seemeilen vor Yokohama), wo Osorno ankerte und dann die Reststrecke durch Schlepper mit Lotsen vollendete.   

Die zurückgelegte Distanz der Bogota war 10069 Seemeilen, davon Schleppfahrt 1640. Schleppgeschwindigkeit ca. 5 bis 5,5 kn.
Alles nachzulesen im Kapitänsbericht der Bogota im Bundesarchiv unter RM_12_II_316.

Weitere Quellen zur Überführung der Blockadebrecher aus Südamerika nach Japan zu finden im Ktb des Marinesonderdienstes (OKW / Ausland-IV) im BA unter RW_5.

Grüße
Ralf

Urs Heßling

moin,

danke :MG:  top

um eine ungefähre Vorstellung zu verschaffen :
Zitat von: condor_64 am 04 März 2024, 00:24:39Osorno ... mußte aber auf Befehl des Marinesonderdienstes eine Warteposition in 23°S, 94°W einnehmen.
23 S  94 W , also etwa auf halbem Weg zwischen dem südamerikanischen Festland un der Osterinsel

Zitat von: condor_64 am 04 März 2024, 00:24:39Osorno blieb dann auf ca. 14°28N, 158°49 O mit gebrochenem Kugellager der Schwanzwelle liegen.
14.28 N  158.49 O "in der Mitte des Nichts"

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Wahlfische


Teddy Suhren

Hai

Hat jemand die Möglichkeit und die Erfahrung das in Wikipedia geradezurücken?
Gruß
Jörg

WoWs Nick: Teddy191

SchlPr11

Hallo,
augenscheinlich stehen hier zwei Theorien im Raum. Leider kann uns Theo mit seinen Unterlagen nicht mehr ins Licht setzen. Meine Rundfrage an verbliebene Rechercheure haben kein Ergebnis gebracht. Alle bisherigen Quellen tendieren bislang zur HAVELLAND, jedoch ist keine primäre dabei. Vielleicht hat noch jemand hier ein Dokument.
Ich würde gelegentlich eine Anfrage an das Archiv von HAPAG-LLOYD stellen, um deren Kenntnisstand abzugleichen. Dort könnte es Unterlagen zu allen 4 beteiligten Schiffen geben. Denke allerdings, wir werden und etwas in Geduld fassen müssen. Meine nächste Hamburg-Reise plane ich nicht vor April/Mai und Beruhigung der Bahnszene...
Nur mal technisch so nebenbei - gebrochenes Kugellager der Schwanzwelle - wir hatten an Bord Gleitlager zur Lagerung der Welle. Regelmäßiges Befühlen während der Wachrundgänge ließen diese eine gute Belastung aushalten. Aber Kugellager an dieser Stelle?
REINHARD

Urs Heßling

moin, Reinhard,

Zitat von: SchlPr11 am 03 März 2024, 16:52:49Wahrscheinlich liegt hier eine Verwechslung mit der Reise der HAVELLAND der HAPAG vor, die von BOGOTA und Quito nach Maschinenausfall quer über den Pazifik nach Japan gezottelt wurde -27.06.1941 - 12.08.1941 -
Das kann nur 1940 gewesen sein, da in Häfen mittel- und südamerikanischer Staaten am 1.4.1941 deutsche Handelsschiffe auf Druck der USA hin beschlagnahmt oder von ihren Besatzungen selbstversenkt wurden, um das zu verhindern, vgl. Chronik des Seekriegs 1939-1945, April 1941

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

SchlPr11

#11
Hallo Urs,
danke für Aufsicht und Aufmerksamkeit!
Natürlich alles 1940 natürlich bereits, wie alle ausgewerteten renommierten Quellen auch so schreiben!!!!
Mit Bitte um Korrektur - feiertäglich - REINHARD
erledigt, Urs

condor_64

Hallo,
hier noch einige Dokumente zum Thema.

Sie dürfen diesen Dateianhang nicht ansehen.Sie dürfen diesen Dateianhang nicht ansehen.Sie dürfen diesen Dateianhang nicht ansehen.

Grüße
Ralf
   

condor_64

Hallo,
das vorher war der Kapitänsbericht der Bogota, hier noch was aus den Anlagen Ktb des Marinesonderdienstes (aus RW_5_851).
Sie dürfen diesen Dateianhang nicht ansehen.Sie dürfen diesen Dateianhang nicht ansehen.

Grüße
Ralf
 

condor_64

... und hier noch was.
Sie dürfen diesen Dateianhang nicht ansehen.


Wen es interessiert, man findet in dieser Akte des Bundesarchivs übrigens auch viel zum mißglückten Auslaufen der Schiffe aus Peru am 1. April 41.

Grüße
Ralf 

Impressum & Datenschutzerklärung