Minensuchboot M 575

Begonnen von Seekrieg, 24 November 2011, 11:38:06

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Seekrieg

Hallo Marinefreunde (ich verwende bewußt das deutsche Wort!)
wer hat ein Negativ oder ein Foto von M 575 (am Bug nur 75) für mich?  Auf dem Schreibtisch meines Vaterses stand immer eins. Meine Mutter hat beim Anschauen immer ihre Gedanken und guten Wünsche auf den Vater projiziert. Da man uns 1945 auch von unserem Besitz "befreien" wollte, mußten viele  aussagekräftige Fotos (MNO Bernau usw.) verschwinden. Für das Tagebuch brauche ich aber ein "richtiges" Bild, möglichst aus "erster Hand".
Wer kann mir helfen? 
Vielen Dank im voraus! :MG:

Jürgen

Bubblewatcher

#1
Moin moin, das Wrack Von M 575 habe ich schon des öfteren Betaucht. Hier mal ein kleiner Bericht zum Wrack und zu einem Tauchgang:

Dieses Wrack wird nun bereits seit fast 30 Jahren betaucht. Es ist sehr schön, besonders
wenn man etwas Glück mit der Sicht hat. Die Sichtweiten schwanken stark, da das Wrack im strömungsreichen Fahrwasser liegt. Viele schöne Details lassen sich finden. Vor einigen Jahren fand man die 35 Kg schwere Schiffsglocke. Auch wenn man oft hier taucht ist es immer wieder ein Erlebnis. Es gibt beispielsweise eine Kanone zu sehen und Möglichkeiten unter Deck zu gelangen.

Das Wrack liegt auf seiner BB-Seite und die Brücke ist bis zur Hälfte im Schlamm versunken.
Der Teil, der noch frei liegt, ist gut erhalten und man kann darin eintauchen und durch die Brückenscheiben hinaus sehen. Hinten am Wrack steht noch immer das Geschütz. Es befindet sich auf Bodenniveau und lässt sich schwer erkennen. Hier befindet sich auch die Vorrichtung zum aufspüren der Minen, die "Rasselkisten". Sie lösten beim überfahren der Mine die Explosion aus. Das Wrack ragt 7 Meter vom Boden auf.

Das Wrackecho ist sehr deutlich und kann leicht gefunden werden!
Da wir hier bei optimalem Wetter tauchten ist es schwer Rückschlüsse auf Strömung und Sicht
unter durchschnittlichen Bedingungen zu treffen. Für uns war beides tadellos! Nur leichte
Strömung an der Oberfläche (unten noch weniger) und akzeptable Sichtweiten machten das
Tauchen an diesem echten Highlight zum Erlebnis!

Die zwei Propeller und das Ruder sind noch vorhanden und mit üppigen Weichkorallen
(Toter Mannshand) und Seenelken bewachsen. Auch Röhrenwürmer, Anemonen, Kammmuscheln, Nacktschnecken, Wellhornschnecken, Seefedern und viele andere Tiere halten sich hier auf. Fische sahen wir aber nur vereinzelt. Schwimmt man nun entlang am Oberdeck des auf der BB-Seite liegenden Kriegsschiffs, trifft man zuerst auf das Minensuchgeschirr und einige Objekte die für mich wie Bomben aussahen (möglicherweise aber auch Teile des Minengeschirrs).
Ein Geschütz ist im Boden eingesunken und leider nicht mehr zu erkennen, ein langes Kabel läuft hinter dem Heck auf dem Meeresgrund vom Wrack weg. Über ein wildes Durcheinander aus Kabeln, Trommeln, Masten und Antennen gelangt man zur Brücke, die ebenfalls halb im Sandboden versunken ist. Hier kann man eintauchen, auch wenn die Innenräume mit Schlamm ein gutes Stück weit gefüllt sind. An Kleinteilen fanden wir Stiefel, Akkumulatoren, Munition, usw.  Vor der Brücke, und auch direkt dahinter, liegen erneut Gebilde die wie zu kurze Torpedos oder schlanke Bomben aussehen.  Das Rohr einer recht beeindruckenden Kanone ist auch gut zusehen und auch sehr schön bewachsen. Ganz vorn ist auch noch eine großes senkrechtes Rohr zu erkennen, den man auf den alten Fotos gut sehen kann.
Ich nehme an, daß das das Ottergerät also das Bugschutzgerät zum Minenräumen war.  Auf der obenliegenden STB-Seite sind die meisten Bullaugen zerstört, oder demontiert.....,weiter zum Heck finden sich noch einige intakte. Schleppnetze hängen überall am Wrack fest, aber nur erstaunlich wenige Angelköder.

Der Tauchplatz stellt schon recht hohe Ansprüche an Taucher und Crew, er liegt nämlich
direkt zwischen den Fahrrinnen des Öresunds im Verkehrstrennungsgebiet! D.h. im Klartext das man hier nur bei klarer Sicht und unter Einhaltung der Sicherheitsvorkehrungen tauchen sollte. Unterwasser sind eigentlich permanent starke Schraubengeräusche der dicht passierenden Schiff zu hören und bei einem Ausweichmanöver kam uns einmal ein Containerschiff so nahe das es den Tauchern im Wasser schon recht ungemütlich wurde. Auch die Crew im Tauchschiff/-boot sollte nicht pennen, selbst wenn in diesem Gebiet natürlichdavon auszugehen ist das die Schiffsführer peinlich genau die Routen einhalten. Andererseits beweist das Wrack der Martina (etwa 8 Meilen nordwestlich) das auch in den Zeiten modernster Technik fatale Fehler passieren können!

Deutscher Minensucher mit der Exnr. M - 75. Das Schiff wurde gebaut von Joh. C. Tecklenburg in Bremerhaven 1918 unter der Bau-Nr. 294. M-575 war 59 Meter lang und verdrängte 488 depl.ton. Am 1. März 1945 fuhr M-575 von København mit Kurs Ålborg, es stürmte (was allerdings kein Problem für das Schiff darstellte). Als Kronborg umfahren worden war frischte der nordwestliche, stürmische Wind nochmals spürbar auf und es entstanden einige gewaltige Wellen. Als das Schiff etwa um 19.25 Uhr auf Höhe Hornbæk war drang Wasser an einigen Stellen unter Deck und kurz darauf beschloss der 1. Offizier auf der Brücke kehrt zu machen und im Hafen von Helsingør einzulaufen.

Was anschließend passierte ist etwas unklar, aber unmittelbar nachdem das Wendemanöver gefahren wurde krängte das Schiff so stark, das Wasser in den Maschinenraum und zu den Kesseln lief. Daraufhin verstärkte sich die Schlagseite immer mehr und Wasser spülte unaufhörlich unter Deck. Das totgeweihte Schiff begann zu sinken und nur wenige Seeleute erkannten schnell genug wie ernst die Situation war. Von den 69 Mann an Bord kamen nur 6 mitdem Leben davon, alle anderen starben in der schäumenden See oder fanden nicht schnell genug den Weg aus dem untergehenden Schiff. Dieses fand seine letzte Ruhe in 26 Metern
Wassertiefe.



,,Taucher sind Männer großer Muskelkraft, mit gesunden Organen.
Taucher sind Männer hoher geistiger Kraft,
von Verstand und einwandfreier Moral."
Hermann St

emil-1977

Hallo, einfach mal hier nachfragen viel. können die weiterhelfen.


Ansichtskarten

Gruß Mirko

Ritchie

Hallo Bubblewatcher,

hast du eventuell bei deiner Recherche etwas über den letzten Ausrüstungszustand finden können?

Weiterhin würde mich interessieren, wo du diese genauen Daten über die Besatzung gefunden hast. Das in etwa baugleiche M 557 ging Ende 41 mit der gesamten Mannschaft von 44 Köpfen verloren.

Hast du eventuell noch andere Boote so genau erforscht?

Grüße

Ritchie

Seekrieg

Hallo Ritchie,
hat Dein Interesse an den Besatzungslisten der Minensucher einen konkreten, bzw. persönlichen Hintergrund?

Gruß
Jürgen

Ritchie

Hallo Jürgen,

nein, habe mich da wohl nicht sehr klar ausgedrückt. Ich wollte auf die Erhöhung der Besatzungsstärke von 44 auf 69 Mann (vermutlich durch zusätzliche Fla Waffen) eingehen. Und die Quelle interessiert mich natürlich auch, weil ich über dieses Boot noch gar nichts hatte.

Grüße

Ritchie


Darius


TW

#8
Tagebuch von Woldemar Steinmüller im FMA;:

Weihnachtszeit auf V 1304:
https://forum-marinearchiv.de/smf/index.php?topic=16181.msg178733#msg178733 (11.12.1940)
https://forum-marinearchiv.de/smf/index.php?topic=16181.msg179144#msg179144 (27.12.1940)
https://forum-marinearchiv.de/smf/index.php?topic=16181.msg179146#msg179146 (01.01.1941)


FMA-Beiträge zu M 575:
https://forum-marinearchiv.de/smf/index.php?topic=16406.msg181153#msg181153 (03.06.1941)
https://forum-marinearchiv.de/smf/index.php?topic=16406.msg181695#msg181695 (16.06.1941)
https://forum-marinearchiv.de/smf/index.php?topic=16406.msg181777#msg181777 (19.06.1941)
https://forum-marinearchiv.de/smf/index.php?topic=16448.msg181789#msg181789 (09.07.1941)
https://forum-marinearchiv.de/smf/index.php?topic=16448.msg181858#msg181858 (03.08.1941)
https://forum-marinearchiv.de/smf/index.php?topic=16448.msg181940#msg181940 (12.09.1941)
https://forum-marinearchiv.de/smf/index.php?topic=16448.msg181943#msg181943 (27.09.1941)
https://forum-marinearchiv.de/smf/index.php?topic=16448.msg181947#msg181947 (15.10.1941)
https://forum-marinearchiv.de/smf/index.php?topic=16448.msg181952#msg181952 (23.10.1941)
https://forum-marinearchiv.de/smf/index.php?topic=16448.msg181982#msg181982 (27.10.1941)
https://forum-marinearchiv.de/smf/index.php?topic=16448.msg182117#msg182117 (04.11.1941)
 
https://forum-marinearchiv.de/smf/index.php?topic=16102.msg178022#msg178022 (16.12.1941)
https://forum-marinearchiv.de/smf/index.php?topic=16102.msg178023#msg178023 (25.12.1941)
https://forum-marinearchiv.de/smf/index.php?topic=16102.msg178584#msg178584 (28.12.1941)
https://forum-marinearchiv.de/smf/index.php?topic=16172.msg178617#msg178617 (29.12.1941)
 
https://forum-marinearchiv.de/smf/index.php?topic=16320.msg180431#msg180431 (20.01.1942)
https://forum-marinearchiv.de/smf/index.php?topic=16320.msg180497#msg180497 (08.02.1942)
https://forum-marinearchiv.de/smf/index.php?topic=16320.msg180836#msg180836 (01.03.1942)
https://forum-marinearchiv.de/smf/index.php?topic=16320.msg180842#msg180842 (19.03.1942)
https://forum-marinearchiv.de/smf/index.php?topic=16320.msg180979#msg180979 (05.04.1942)
https://forum-marinearchiv.de/smf/index.php?topic=16320.msg180983#msg180983 (23.04.1942)
https://forum-marinearchiv.de/smf/index.php?topic=16320.msg180989#msg180989 (01.05.1942)
https://forum-marinearchiv.de/smf/index.php?topic=16320.msg180990#msg180990 (22.05.1942)

FTB-ROA-Lehrgang Flensburg-Mürwik 1945:
https://forum-marinearchiv.de/smf/index.php?topic=16280.msg179818#msg179818 (06.01.1945)
https://forum-marinearchiv.de/smf/index.php?topic=16280.msg179846#msg179846 (23.01.1945)
https://forum-marinearchiv.de/smf/index.php?topic=16280.msg179865#msg179865 (14.02.1945)
https://forum-marinearchiv.de/smf/index.php?topic=16280.msg179925#msg179925 (10.03.1945)

TW

Woldemar Steinmüller (Autor):
Minensuchboot M 575 im Einsatz auf der Ostsee - Kriegstagebücher 1941-42
Herausgegeben von Jürgen Steinmüller
Verlag Ludwig, Kiel, 422 Seiten, 13 S/W-Abbildungen,
Broschur, 14,8x21cm,
ISBN: 978-3-86935-207-7 : vergriffen.

Besitzende Bibliotheken:
- https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&cqlMode=true&query=idn%3D1037039416
- Berlin, Zentrum für Militärgeschichte
- Bremerhaven, Deutsches Schifffahrtsmuseum
- Kiel, Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek
- Kiel, Universitätsbibliothek Kiel
- München, Bayerische Staatsbibliothek
- Stuttgart, Württembergische Landesbibliothek

Darius

Hallo TW,

vielen Dank für die umfangreiche Ergänzung.


:MG:

Darius

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