Vor 80 Jahren : "Weserübung"

Begonnen von Urs Heßling, 09 April 2020, 11:07:00

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Urs Heßling

moin,

heute vor 80 Jahren begannen deutsche Truppen mit der Besetzung Dänemarks und Norwegens.

Die Kriegsmarine spielte bei der Besetzung Norwegens eine entscheidende Rolle und erlitt auch schwere Verluste (Blücher, Königsberg, Karlsruhe, 10 Zerstörer in Narvik)

Es war eine aus (see)strategischer Sicht nachvollziehbare Maßnahme.
Rechtlich war sie natürlich weder zu vertreten noch zu begründen.

Von 1940 bis 1945 mußten beide Staaten die deutsche Fremdherrschaft mit allen ihren Schrecken (Folterungen, Erschießungen, Deportationen, Lager) ertragen.

Neben der Kollaboration gab es in beiden Staaten auch einen erfolgreichen Widerstand, der zahlreiche Sabotageakte an Schiffen, besonders in Oslo und Svendborg, verübte.

Besonders sei erinnert an die Verhinderung des Transports "Schweren Wassers" aus Rjukan im Februar 1943 und 1944 und die Rettung der dänischen Juden im Oktober 1943.

Gruß, Urs



"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

halina

Neben den von Urs genannten Schiffsverlusten gingen auch noch 4 U-Boote und ein T-Boot
verloren . Bedauernswert auch die Verluste an Menschenleben , davon entfallen wohl der
grösste Anteil auf Schiffsbesatzungen .

                                                                                                     halina

Hier eine Auflistung der Verluste auf beiden Seiten
" Man muss nicht unbedingt das Licht des Anderen ausblasen , um das eigene Licht leuchten
zu lassen"
                      Phil Borman

Sprotte

So wie ich Erinnerung habe, wollten die Briten und Franzosen ebenfalls Norwegen besetzen und die Kriegsmarine ist ihnen lediglich um ein paar Stunden zuvorgekommen. Die Alliierten wollten die Deutschen durch die Besetzung von der Eisenerzzufuhr abschneiden.
Als Vorwand wurde eine Unterstützung der Finnen im Krieg gegen die Sowjetunion publiziert.
Auch im Orchester des Lebens dringt das Blech am meisten durch.

hoch-am-wind

... übrig geblieben von der Operation Weserübung sind auch viele faszinierende Tauchziele. Hier ein paar Impressionen aus Narvik.
Viele Grüße,
Ralf

Urs Heßling

#4
moin,

Zitat von: Sprotte am 09 April 2020, 11:44:57
So wie ich Erinnerung habe, wollten die Briten und Franzosen ebenfalls Norwegen besetzen und die Kriegsmarine ist ihnen lediglich um ein paar Stunden zuvorgekommen. Die Alliierten wollten die Deutschen durch die Besetzung von der Eisenerzzufuhr abschneiden.
Als Vorwand wurde eine Unterstützung der Finnen im Krieg gegen die Sowjetunion publiziert.
Es gab tatsächlich eine alliierte Planung ("R 4"), Plätze in Nordnorwegen zu besetzen. Die wurde nach dem Friedensschluß zwischen Finnland und der Sowjetunion erst einmal aufgegeben.

EDIT: Absatz gestrichen

Belegbar ist die Planung der Verminung norwegischer Hoheitsgewässer, die ebenso gegen das Völkerrecht verstoßen hätte.  ("Operation Wilfred")

Für den, der sich intensiver damit beschäftigen will, sei auf die sehr interessante Differenz zwischen der Darstellung im deutschen und im englischen Wicki hingewiesen.

Zitat von: hoch-am-wind am 09 April 2020, 13:22:12
... übrig geblieben von der Operation Weserübung sind ...
viele, sagen wir einmal vorsichtig, sehr gemischte Erinnerungen noch lebender Zeitzeugen

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

hoch-am-wind

Hallo Urs,

ich möchte die Tragik der Ereignisse und das Leid, das sie für viele gebracht haben, in keiner Weise in Frage stellen.

Viele Grüße,

Ralf

Urs Heßling

moin, Ralf,
Zitat von: hoch-am-wind am 09 April 2020, 15:48:26
ich möchte die Tragik der Ereignisse und das Leid, das sie für viele gebracht haben, in keiner Weise in Frage stellen.
ja :TU:)

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Rheinmetall

Hallo in die Runde !

Nicht zu vergessen sollte hier auch nicht der ungleiche und tapfere Kampf des Zerstörers HMS Glowworm gegen die Admiral Hipper sowie zwei weiteren deutschen Zerstörer werden.
Die Glowworm sank am 08.04.1940, nachdem sie in einem letzten Akt der Verzweiflung / Aufopferung die Admiral Hipper gerammt hatte.
Der Kommandant des britischen Zerstörers, Lieutenant Commander Gerard Roope, welcher nicht unter den lediglich 40 Geretteten des Schiffes war, erhielt als erster britischer Soldat des Zweiten Weltkrieges das Victoria Kreuz (posthum) verliehen.
Dies geschah unter anderem wegen der sehr lobenden Darstellung des Vorfalles von Kapitän z.S. Hellmuth Heye (Kommandant der Admiral Hipper), welcher sich über das Rote Kreuz an die britische Admiralität gewandt hatte.

Matze

Ab Kapstadt ohne Kreiselkompass - Jürgen Oesten, U 861

maxim

Ich empfehle diese beiden Bücher zum Thema:

The German invasion of Norway

The Battle for Norway

Der Autor hat in deutschen, britischen und norwegischen Archiven recherchiert.

Zur Glowworm meint er, dass die zum Zeitpunkt des Aufpralls nicht mehr gesteuert wurde - es also eine Kollision war, die von der Hipper verursacht wurde, da sie sich mit dem Bug zur Glowworm so schnell wie möglich nähern wollte, um einen Torpedoangriff zu vermeiden.

Zur einer möglichen alliierten Invasion schreibt er - ich habe das Buch aber vor 10 Jahren gelesen und erinnere mich vielleicht nicht mehr genau - dass er Pläne für eine alliierte Invasion gab und die Truppen am 8. April auch schon eingeschifft waren - aber wieder ausgeschifft wurden, da man meinte, dass die Kriegsmarine in den Atlantik vorstoßen wollte und die Schiffe gebraucht wurden, um diesen vermeintlichen Vorstoß abzufangen. Die Frage, ob auch die Alliierten in Norwegen einmarschieren wollten, ändert meiner Meinung nach nichts daran, dass die Nazis zwei neutrale Länder überfielen und besetzten. Die machten das ja auch nicht, um die alliierte Besetzung zu verhindern - von deren Plänen hatten die wohl keine Ahnung.

Teddy Suhren

Hai

Zitat von: hoch-am-wind am 09 April 2020, 13:22:12
(...)Hier ein paar Impressionen aus Narvik.(...)

Welcher Zerstörer ist das?
Und wo genau?
Gruß
Jörg

WoWs Nick: Teddy191

hoch-am-wind

das ist die Hermann Künne im Herjangsfjord.
Viele Grüße,
Ralf

t-geronimo

Zitat von: maxim am 09 April 2020, 16:31:55
Ich empfehle diese beiden Bücher zum Thema:

The German invasion of Norway

The Battle for Norway

Für die, die der englischen Sprache nich mächtig sind, ist aus deutscher Sicht sehr gut:

--/>/> Lochner: Als das Eis brach. Der Krieg zur See um Norwegen 1940.
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

Peter K.

ZitatDer Autor hat in deutschen, britischen und norwegischen Archiven recherchiert.

Geirr HAARR ist ja nicht irgendein Autor, sondern gerade für seine akribischen Recherchen bekannt.
Ich durfte ihn vor knapp zwei Jahren in Oslo persönlich kennenlernen.
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

Axel Niestle

Weres genau wissen will, dem sei auch folgendes Werk empfohlen:

Naval Operations of the Campaign in Norway = Naval Staff History Second World War, Battle Summary No. 17, C.B. 3305(2) aus 1951.

Meine Copy No. 201 ist wunderbar, aber es gibt das Werk auch als editierten Nachdruck aus 2000.

Auf britischer Seite war die endgültige Entscheidung zum Minenlegen in norwegischen Gewässern am 3.4.40 gefallen. 2 Tage später liefen die Minenschiffe mit ihren Sicherungsverbänden aus. Das Auslaufen von Truppenverbänden an Bord von Kreuzern und anderen Schiffen zur Landung in Stavanger, Bergen, Trondheim und Narvik lief parallel . Insgesamt waren 18.000 Mann vorgesehen. Die ersten Truppen gingen am 7.4.40 an Bord, Auslaufen war für den 8.4.40 vorgesehen. Zum Zeitpunkt dieser Planung wußte die Admiralität noch nichts von den deutschen Absichten. Die erste Information darüber traf erst um 1120Z am 7.4.40 dort ein.

Es sollte daher kein Zweifel darüber bestehen, dass man sich auch auf alliierter Seite nicht um die norwegische Neutralität kümmerte, deren Verteidigung notfalls mit Waffengewalt zu begegnen war. Wie sich Norwegen tatsächlich gegenüber der gewaltsamen Besetzung von Teilen seines Staatsgebietes durch alliierte Truppen verhalten hätte, ist spekulativ. Es sei denn, es gibt hierzu von norwegischer Seite belastbare Unterlagen oder Aussagen.   

Es bleibt jedoch festzustellen, das die Aussagen von Urs zu Beginn des Threats leider falsch sind und es sich mitnichten um einen Mythos handelt, sondern die Tatsachen bereits minutiös 1951 dargelegt wurden, wenn auch nur als geheime Drucksache innerhalb der britischen Admiralität.

Zur Erforschung der Wahrheit bedarf es notwendig der Methode (Rene Descartes)

Best

Axel Niestlé


Darius

Zitat von: Axel Niestle am 09 April 2020, 21:40:34
Naval Operations of the Campaign in Norway = Naval Staff History Second World War, Battle Summary No. 17, C.B. 3305(2) aus 1951.

Meine Copy No. 201 ist wunderbar, aber es gibt das Werk auch als editierten Nachdruck aus 2000.

Hier gibt es etwas zum Anfüttern:
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Darius

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