Fragen zum Unglück der K-8 des Projektes 627A "November-Klasse"

Begonnen von Albatros, 01 Oktober 2012, 15:07:26

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Albatros

Der erste bekannt gewordene Totalverlust der Atom-Uboote der Sowjetunion war ein Boot des Projektes 627A.
Auf der K-8 brach am 8. April 1970 auf dem getaucht fahrenden Boot etwa 750 km westlich der spanischen Küste im Golf von Biscaya ein starker Brand aus. Das Boot tauchte manövrierunfähig auf und blieb wegen des Abstellens der Reaktoren ohne Energieversorgung liegen. Von den 125 Mann Besatzung waren zu diesem Zeitpunkt schon 30 ums Leben gekommen.Am 12 April verlor das Boot seine Längsstabilität und sank, von den noch 22 Seeleuten an Bord konnte niemand gerettet werden.

Quelle, Sowjetische-russische Atom-Uboote von Antonow/Marinin/Walujew

In diesem Wiki-Artikel http://de.wikipedia.org/wiki/K-8_%28U-Boot%29 sind nun weitere Einzelheiten zum Unfall 1970 zu lesen.

Nun bezieht sich der Wiki-Autor auf zahlreiche Einzelbelege aus Literatur und anderen Web-Seiten
aber sie hinterlassen bei mir doch noch Fragen.

War es tatsächlich so das nach abstellen der Reaktoren und dem versagen der Diesel keine weitere Energiequelle ( z.B. Batterien oder Akkus ), nicht einmal zum Funken zur Verfügung stand?

Ist der geschilderte Hergang mit dem kanadischen Frachter glaubhaft ?

Konnte oder wollte die Besatzung des Bootes eventuell nicht eindeutig darlegen in welcher Notsituation das Boot sich befand und der Kanadier deswegen abdrehte?

Projekt 627 - November-Klasse http://de.wikipedia.org/wiki/Projekt_627

:MG:

Manfred

Albatros

Da ja in dem Thread Wrack von K-27 bedroht die Barentssee die Gefahr einer Verseuchung durch die Reaktoren angesprochen wurde, wie steht es mit der K-8, obwohl die K-8 in 4500 m Tiefe liegt, schaut da ab und zu  mal einer wie es um dessen Reaktor steht?
Zumal wie hier http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_U-Boot-Ungl%C3%BCcken_seit_1945 zu lesen ist, sich angeblich auch noch 20 Nukleartorpedos im Wrack befinden sollen.

Zur Energieversorgung der K-8 ist hier http://www.projekt-k8.de/geschichte-der-entwicklung-der-atom-u-boote-in-der-sowjetunion/die-problematiken-der-k-8 folgendes zu lesen,
Ein leistungsfähigeres Ersatz-Energie-Versorgungssystem war nicht vorhanden. Die mit Diesel betriebenen Ersatzgeneratoren waren auf diesem Atom-U-Boot nicht einmal in der Lage über einen Zeitraum, der auch nur länger als 40 Minuten währte, das Schiff energetisch zu versorgen.

Somit scheint es tatsächlich keine weitere Energieversorgung gegeben zu haben, damit konnte die K-8 dann wohl auch keinen Funkspruch absetzen.

Zum Kanadier noch einmal, ist eigentlich jemals bekannt geworden um welches Schiff es sich gehandelt hat?

:MG:

Manfred

Kaschube_29

Moin Manfred,

gemäß der russischen Quelle "deepstorm.ru" ist der Name des kanadischen Frachters "Clyde Ore".

Hier die russische Quelle: http://www.deepstorm.ru/DeepStorm.files/45-92/nts/627a/k8/k8.htm

und hier das Bild einer "Clyde Ore": http://www.photoship.co.uk/jalbum%20ships/Old%20Ships%20C/slides/Clyde%20Ore-02.html

Bis dann,

Kaschube_29
Immer eine Handbreit Wasser unter den Kiel (Bcегда семь футов под кильем)!

Albatros

Hallo Kaschube,

danke Dir für Deinen Beitrag, "Clyde Ore" also.

Ich kann mir nach wie vor nicht vorstellen das Seeleute in Not geratene Seeleute welcher Nation auch immer die Hilfe verwehren. So aus dem Stand wäre mir kein anderer Fall bekannt auch wenn es die Zeit des ,,Kalten Krieges" war, oder wird auf der Seite von deepstorm etwas näher darauf eingegangen?

Ich habe jetzt eine Skizze des Projektes 627 gefunden auf der zu sehen ist das sich in der Abteilung II (Wohnraum/Batterie), die gut 10m lang sein dürfte, unter den Wohnräumen Batteriezellen befanden. Es ist aber vielleicht durch die Kabelbrände in den Abteilungen III ( Zentrale) & VII (E-Raum) nicht mehr möglich gewesen einen Funkspruch abzusetzen.

Hilfe war aber vor Ort, das Bild der havarierten K-8 auf der Seite von deepstorm ist glaube ich vom 09.04. und ein Bild von der Royal Navy im Buch ,,Handbuch der Warschauer-Pakt-Flotten" vom 11.04. belegen dies.

:MG:

Manfred

Albatros

Hätte da noch ein paar Fragen......  :O/Y

In diesem http://de.wikipedia.org/wiki/K-8_%28U-Boot%29 Wiki-Artikel ist folgendes zu lesen,

Der umstrittenen Geheimdienstexperte Mario Scaramella behauptete, K-8 hätte am 10. Januar 1970 eine Reihe nuklear bestückter Torpedos als Seeminen verlegt, um diese im Ernstfall gegen die 6. US-Flotte im Mittelmeer einzusetzen. Nach Scaramella habe Russland dies 2004 bestätigt. Beweise für die Behauptungen konnte Scaramella aber nicht vorlegen.

Mal davon abgesehen wie hoch der Wahrheitsgehalt dieser Behauptung ist, ist dies überhaupt möglich?

Wie verlegt man einen Torpedo als Seemine? Würden Sie als Grundminen verlegt werden und wenn ja mit welchem Zündmechanismus?

Man sagte den russischen Ubooten in der Zeit ja nach das sie fast alle mit einer Reihe Atom-Torpedos unterwegs gewesen sein sollen. Sogar das 1981 vor dem schwedischen Marinehafen Karlskrona in einem militärischen Sperrgebiet auf eine Schäre gelaufenem "Whiskey on the Rocks" sollte welche an Bord gehabt haben. http://de.wikipedia.org/wiki/Projekt_613 Wobei diese Behauptung auch nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden konnte.

:MG:

Manfred

Big A

Also Minen aus Torpedorohren auszustoßen ist überhaupt kein Problem, die Mine muss nur etsprechende Maße haben.
Zündmechanismus ist auch nichts Besonderes, als da wären (ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
- Berührungszünder
- Zeitzünder
- Geräuschzünder Breitband (also auf alle Geräusche)
- spezifischer Geräuschzünder (geht nur auf bestimmte, vorher vermessene Schiffe/ - sklassen)
- Zählzünder (geht nach einer bestimmten Anzahl von Überläufen)
- Magnetzünder (fest und variabel wie bei Geräusch)
und beliebige Kombinationen aus allem

Axel
Weapons are no good unless there are guts on both sides of the bayonet.
(Gen. Walter Kruger, 6th Army)

Real men don't need experts to tell them whose asses to kick.

Schorsch


Hallo Manfred,

mir fehlen zwar detaillierte Kenntnisse zu den sowjetischen Waffen, wenn ich mir aber anschaue, welchen Aufwand z.B. die US-Navy betrieben hat, um ihre Nuklearwaffen bestmöglich unter Kontrolle zu halten (Bsp.: --/>/> Mk 45 ASTOR) oder bei einem Verlust, sie wiederzufinden (Bsp.: --/>/> Palomares-Zwischenfall von 1966), kann ich nicht glauben, dass die sowjetische Marine, die wahrscheinlich ähnlich scharf auf ihre Atomwaffen geachtet haben wird, 20 (!) Minen mit Nuklearsprengladung in einem relativ flachen Meeresgebiet positionieren würde. Wie sollen diese langfristig unbemerkt überwacht oder gegen ,,unbefugten" Zugriff oder ihre Räumung geschützt werden?

In Ergänzung zu Axels Ausführungen lohnt es sich, z.B. diese --/>/> Erläuterungen zur Mk. 60 CAPTOR durchzulesen.

Mit freundlichen Grüßen
Schorsch
'Judea, London. Do or Die.'

"Ubi dubium, ibi libertas." (Wo Zweifel ist, da ist Freiheit.)

Albatros

Bedanke mich bei Euch beiden.

Das man Minen aus Torpedorohren von U-Booten ausstoßen kann war mir bekannt, in Vergessenheit geraten war bei mir das es entsprechende Minen wie die Mk. 60 CAPTOR gibt und diese Minenart sich sicher auch im Waffenarsenal der damaligen UDSSR befunden haben wird.
Daher auch meine Frage, wie verlegt man einen Torpedo als Seemine? ....... :MV:

Lassen wir mal den Atom-Sprengkopf außen vor und gehen von Sprengköpfen mit ,,Normaler Ladung" aus, wie groß ist die Wahrscheinlichkeit das solche Minen vor den Küsten möglicher Gegner verlegt worden waren oder sind?

:MG:

Manfred

Big A

Bei technisch hochgerüsteten Gegnern eher unwahrscheinlich, vor "Bananenküsten" durchaus denkbar

Axel
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(Gen. Walter Kruger, 6th Army)

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