Unfall auf K-122 (Projekt 659/659T) im August 1980 vor Okinawa

Begonnen von Albatros, 27 Juni 2013, 14:12:27

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

hillus

Hallo Urs,

na Du wieder, eine schöne Anekdote.! :MG:

Gruß

Jochen

Ritchie

Hat jemand genaue technische Daten nach dem Umbau 1965 bis 1969 von Projekt 659 auf Projekt 659T?

Pavlov gibt für das Projekt 659 auf Seite 45 3731/ 4920 tonnen Wasserverdrängung und als Abmessungen 111,2 x 9,2 x 7,6 m. Bei ihm wird als Unfalldatum übrigens der 21.08.1983 genannt.

Walujew hat für 659 auf Seite 23 3650 tonnen und 112,2 x 9,2 x 6,2 m.

auf Seite 40 sind es dann aber 3700 tonnen und 111,2 x 9,2 x 6,9 m.

auf Seite 97 für 659T 5500 tonnen (vmtl Unterwasser) bei 112 x 9,8 x 8 m.

Im Anhang nennt er den 21.08.1980 als Unfalltag bei 9 Opfern.

Grüße

Ritchie

der erste

Zitat von: hillus am 29 Juni 2013, 11:11:11
Moin Olaf,

auf Dich kann man sich eben immer wieder verlassen. danke für die Fotos. Ich meine auch, der mittenmang ist ein NOVEMBER (Projekt 627-A).

Interessant ist bei der NOVEMBER-Klasse als der ersten Atom-U-Boot-Klasse in der damaligen Sowjetunion, dass sie eine relativ starke Reaktorstrahlung auch im Boot selbst hatte. Ich hatte mir mal die Mühe gemacht und das Sterbealter der Besatzungen, soweit zur Verfügung, ermittelt. Erschreckend! Über 50% starben zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr, nur ein kleiner Teil wurde über 70 jahre alt. Um so mehr staune ich, das der ehemalige Kommandant von K-21, der spätere Oberbefehlshaber der sowjetischen und russischen Seekriegsflotte, Flottenadmiral Wladimir Nikolajewitsch Tschernawin am 22. April 2013 bereits 85 Jahre alt wurde. Wohl eine Bärennatur. Er war von April 1959 bis August 1959  Kommandant der 181. Besatzung Projekt 627, die später die Stammbesatzung von K-21 wurde. Von August 1959 bis August 1962 war er schließlich Kommandant von K-21. Das Boot war das 1. Atom-U-Boot der damaligen Sowjetunion, das vom 24.03. bis 14.05.1962 eine autonome Fahrt in die Arktis durchführte. Danach ging er auf Grund seiner hohen Fähigkeiten in den Stabsdienst bis hin zum Oberbefehlshber zweier Flotten!

Entschuldigung, war nicht ganz zum Thema K-122, aber es bot sich mir auf Grund des Fotos von Olaf vordergründig an.

hillus

Nach wie vor wird auf Atom U-Booten der russischen Flotte pro Besatzungsmitglied und Tag  ein Glas Rotwein ausgegeben. Als Grund wird angegeben, das damit ein gewisser Schutz vor der Strahlung aufgebaut werden soll. Ich bin kein Arzt und kann das nicht einschätzen, bin aber mit diesem Brauch einverstanden. Und es scheint, zumindest bei Tschernawin, zu wirken.

Albatros

Zitat von: der erste am 29 Juni 2013, 14:53:52

Nach wie vor wird auf Atom U-Booten der russischen Flotte pro Besatzungsmitglied und Tag  ein Glas Rotwein ausgegeben. Als Grund wird angegeben, das damit ein gewisser Schutz vor der Strahlung aufgebaut werden soll.

Gute Idee  top ,eine gewisse Strahlung ist doch überall vorhanden, werde das mal beantragen....... :O/Y

:MG:

Manfred

olpe

Zitat von: Ritchie am 29 Juni 2013, 13:50:56
Hat jemand genaue technische Daten nach dem Umbau 1965 bis 1969 von Projekt 659 auf Projekt 659T?
Hallo,
zum 300. Jahrestag der Russischen Marine wurden von verschieden Institutionen quasi offizielle Projektdaten von Schiffen und U-Booten veröffentlicht. Im Band IV, Teil I einer Enzyklopädie (basierend auf Angaben des Konstruktionsbüros RUBIN) über Atom-U-Boote ist bezogen auf das Projekt 659/659T folgendes vermerkt (Projektdaten):

  • L/B/T: 111,2m/9,2m/7,1m; Breite über Stabilisatoren: 12,8m
  • Überwasserverdrängung: 3730m³
Für die Nachfolgeprojekte 675, 675K, 675MK, 675MU und 675MKV:

  • L/B/T: 115,4m/9,3m/6,7m; Breite über Stabilisatoren: 12,8m
  • Überwasserverdrängung: 4450m³
Die Reserveschwimmfähigkeit der sowjetischen U-Bootkonstruktionen liegt bei ca. 30-35% (Grenzen sicher fließend), so dass sich die entsprechende Unterwasserverdrängung bei ca. 5000m³ (Pr. 659) bzw. ca. 6000m³ (Pr. 675) einpegelt.
Grüsse
OLPE

olpe

Zitat von: hillus am 29 Juni 2013, 11:11:11
auf Dich kann man sich eben immer wieder verlassen. danke für die Fotos.
:MG:

Zitat von: hillus am 29 Juni 2013, 11:11:11

Interessant ist bei der NOVEMBER-Klasse als der ersten Atom-U-Boot-Klasse in der damaligen Sowjetunion, dass sie eine relativ starke Reaktorstrahlung auch im Boot selbst hatte.
Hallo,
ein Grund mag darin gelegen haben, dass die Öffnungen an der Oberseite der Reaktorgefäße (die NOVEMBER-Klasse besaß ja 2 Reaktoren) für die Durchführung der Bremsstäbe in der Form ähnlich von Stopfbuchsen ausgeführt waren. Die Bremsstäbe wurden durch diese Buchsen via Seilzug nach oben oder unten bewegt. Der Austritt von Radioaktivität konnte nie richtig unterbunden werden ...

Die U.S.-Marine besaß zu jener Zeit eine andere Lösung: die Bremsstäbe bewegten sich vertikal in einer Art Röhre, die fest mit dem Reaktorgefäß verschweißt und oben geschlossen waren ... An der Röhre liefen starke Elektromagnete, die die Bremsstäbe mit nach oben oder unten nahmen ... Austritt von Radioaktivität an dieser Stelle ging wohl gegen Null ...
Grüsse
OLPE

Ritchie

Hallo Olpe,

danke für deine Auskünfte. Also scheint Pavlov die Kubikmeter einfach so als tonnen übernommen zu haben. Mit welchem spezifischen Gewicht wird denn in Rußland gerechnet?

In der von dir genannten Enzyklopädie fehlen die zugehörigen Unterwasserverdrängungen?

Grüße

Ritchie

olpe

Zitat von: Ritchie am 30 Juni 2013, 09:42:15
danke für deine Auskünfte.
:MG:

Zitat von: Ritchie am 30 Juni 2013, 09:42:15
Mit welchem spezifischen Gewicht wird denn in Rußland gerechnet?
Hallo,
nun, ein mittlerer Wert des spezifischen Gewichts (bzw. der Dichte) von Seewasser, wie er in Russland möglicherweise Verwendung findet,  ist mir leider nicht bekannt. Diese hängt letztlich als Funktion von Salinität, Druck und Temperatur vom Seegebiet ab. Für eher theoretische Überlegungen ist der Wert 1000 kg/m³ sicher sinnreich, destilliertes Wasser besitzt m.E. 997,04 kg/m³ (bei 25°C) und salzreicheres Seewasser liegt mit 3,5% Salinität bei durchschnittlich 1023 kg/m³.

Zitat von: Ritchie am 30 Juni 2013, 09:42:15
In der von dir genannten Enzyklopädie fehlen die zugehörigen Unterwasserverdrängungen?
... ja, leider ist dort nur die Überwasserverdrängung als Projektwert angegeben. Ich habe in einem weiter Buch geblättert, ein Werk eher aus dem Marinebereich (also die 'Nutzerdaten'): "Die Seekriegsflotte der UdSSR 1945-1991" von Kuzin und Nikol'skiy, St. Petersburg 1996. Hier sind folgende Daten vermerkt:

Projekt 659:

  • L/B/T: 111,2m/9,2m/6,8m
  • Überwasserverdrängung: 3731m³
  • Unterwasserverdrängung: 4920m³
Projekt 675:

  • L/B/T: 115,4m/9,3m/7,8m
  • Überwasserverdrängung: 4500m³
  • Unterwasserverdrängung: 5760m³
Grüsse
OLPE

Ritchie

Danke Olpe,

das hilft weiter. Vermutlich hat Pavlov dann in seinem gesamten Werk Kubikmeterangaben verwendet, muss ich mir nochmal anschauen. Ob das auch für Überwasserschiffe gültig ist?

Bei dem Umbau auf 659T wurden ja die Raketen entfernt, eventuell hat sich das Schiffsgewicht dadurch reduziert (in Überwasserlage).

In Deutschland wurde immer mit 1015 kg/m³ (Ostsee) gerechnet, im Mittelmeer gibt es einzelne Gebiete mit bis 1033 kg/m³ (südlich Kreta).

Vielen Dank und liebe Grüße

Ritchie

olpe

#24
Hallo,
Zitat von: Ritchie am 01 Juli 2013, 12:41:07
Ob das auch für Überwasserschiffe gültig ist?
Die Betrachtung des Bootsvolumens in m³ ist im Zusammenspiel folgender Einzelvolumina zu sehen:

  • druckfeste Verdrängung unter der Schwimmwasserlinie [m³]
  • druckfeste Verdrängung über der Schwimmwasserlinie [m³]
  • Tauchzelleninhalt unter der Schwimmwasserlinie [m³]
  • Tauchzelleninhalt über der Schwimmwasserlinie [m³]
Das jeweils resultierende Gesamtvolumen in ÜW-Lage und UW-Lage sowie der Dynamik des Überganges beim Tauchen und Auftauchen ist dann mit der jeweiligen Seewasserdichte zu betrachten, so dass das Bootsgewicht ersichtlich ist. Diese Herangehensweise braucht man bei einem Überwasserschiff in dieser Form nicht ...
Siehe auch Gabler: "Unterseebootsbau", S. 22 Bild Verdrängungsverhältnisse beim Unterseeboot

Zitat von: Ritchie am 01 Juli 2013, 12:41:07
Bei dem Umbau auf 659T wurden ja die Raketen entfernt, eventuell hat sich das Schiffsgewicht dadurch reduziert (in Überwasserlage).
In gewissem Umfange ist das durchaus denkbar ... zumal ein mit FK bestückter Doppelcontainer ca. 100t wiegt (bei ECHO-I-Klasse - Projekt 659 - sind 3 Paare an Bord, also ca. 300t). Ich kann mir aber gut vorstellen, ohne hierfür allerdings Belege zu haben, dass die pragmatischen russischen Schiffbauingenieure das nun fehlende Gewicht durch Ausgleichgewichte ersetzt haben, um die vorherige Stabilität nicht zu gefährden.

Grundlage meiner Gedanken ist die Verfahrensweise auf dem konventionell angetriebenen (Vorgänger)Projekt 651 (NATO: SSG der JULIETT-Klasse). Hier existieren achtern zwei Tanks und zwei Zellen vorne, die nach dem Abschuss der FK mit Wasser gefüllt wurden, um somit das Gewicht der nun fehlenden FK zu ersetzen. So etwas ähnliches kann ich mir in noch größerem Umfange bezogen auf ein Ersatzgewicht für die gesamten Container für 659 -> 659T auch vorstellen ... Die Container waren auf beiden Projekten weitgehend identisch ...
Unten zwei Bilder zur Vertiefung (Q: Slg OLPE und OLPE) von U-461 in Peenemünde

  • die achteren FK-Container, aufgerichtet. Pfeil: Lage des Stb.-Augleichstanks
  • Blick unter den achteren Stb.-Container. Pfeil: der Stb.-Augleichstank
Grüsse
OLPE



olpe

Hallo,
Zitat von: Wiking am 21 Dezember 2023, 11:28:12Hier noch zwei Fotos zum Boot.
http://files.balancer.ru/cache/forums/attaches/2022/09/800x600/14-11046921-lwf0102.jpg
http://files.balancer.ru/cache/forums/attaches/2023/08/800x600/06-11678533-pr.659.png
... vielen Dank für die interessanten Bilder ... :MG: ...

Zitat von: Wiking am 21 Dezember 2023, 11:28:12Verletzte das Boot am 23. August 1980 die japanischen Hoheitsgewässer?
Inwieweit der (englische) Text des ersten Bildes – und damit die Frage - den damaligen Gegebenheiten entsprach, bleibt wohl offen. K-122 ist im Juli 1980 aus dem Marinestützpunkt Pavlovsk --/>/> klick Google Maps und --/>/> klick Bild (um 2000) der sowjetischen Pazifikflotte mit Südkurs ausgelaufen. Es hat in Unterwasserfahrt das Japanische Meer durchfahren und ebenso die Durchfahrt der Tsushimastrasse (Koreastrasse). Bei ca. 140m Wassertiefe war ein Auftauchen anscheinend nicht notwendig. Der befohlene Kurs ging in Richtung der Philippinensee bei Okinawa, um U.S.-Flottenaktivitäten zu beobachten und Marinekräfte zu begleiten.

Nach dem Unfall an Bord (Brand, 14 Tote) und den Ereignissen danach ist es in Überwasserlage im Schlepp von MB-21 und in Begleitung weiterer Einheiten wieder in Richtung sowjetische Hoheitsgewässer verschleppt worden. Es ist daher sehr fraglich, ob der Kommandeur des Schleppzuges es zugelassen hätte, japanische Hoheitsgewässer zu tangieren, einen diplomatischen Protest und damit Ärger nach seiner Rückkehr in die Heimatbasis zu riskieren, zumal die Grenze der Territorialgewässer damals noch 3 sm betrug. Es war m.E. Platz genug, um den Schleppzug samt Begleitschiffen durch die Meerengen zu manövrieren.
Der Kommentar im Bild: ,,A Soviet Echo-I nuclear sub violated Japan's territorial sea on 23rd of August, 1980" zielte wohl mehr darauf, der anderen Feldpostnummer medial eins auszuwischen ...
Unten noch einige Impressionen vom Boot nach dem Brandunfall.
(Q Bilder: yaplakal.com; forums.airbase.ru; Slg. OLPE)

Soweit.
Grüsse
OLPE

Wiking

Hallo Olpe,

bedanke mich für Deine Antwort und den Fotos.... :TU:)

Ich denke auch das die Hoheitsgewässer Japans nicht verletzt wurden.

http://files.balancer.ru/cache/forums/attaches/2022/09/800x600/14-11046921-lwf0102.jpg

Auf dem Foto ist wohl ein Japanisches Küstenwachschiff zu sehen und dahinter die Japanische Küste.

Zumindest auf dem Foto dürfte das russische Boot außerhalb der Drei-Meilen-Zone  zu sehen sein.

Wiking :MG:

olpe

Hallo,
Zitat von: Wiking am 02 Januar 2024, 09:08:45bedanke mich für Deine Antwort und den Fotos.... :TU:)
... :MG: ...

Zitat von: Wiking am 02 Januar 2024, 09:08:45Auf dem Foto ist wohl ein Japanisches Küstenwachschiff zu sehen und dahinter die Japanische Küste.
... ja, das denke ich auch ... ein Schiff der japanischen Coast Guard. Zu dieser Zeit gab es eine ganze Reihe von Schiffen ähnlicher Größe, ähnlichem Aussehen und ähnlicher Anordnung der Aufbaute/Masten - wie ein Blick in den Janes's 1979-80 zeigt. Die Einheit auf dem Foto würde ich als Glattdecker mit vorn und achtern ausgebildetem Schanzkleid ansprechen, Schornstein eher mittig, größerer Aufbau unter dem hinteren Mast, Ankertasche mit Anker deutlich erkennbar, die Pennant-Number ist recht weit oben, Mast auf Peildeck ist vermutlich als Gittermast ausgeführt: ich tippe mal auf die NOJIMA-Klasse (2 Einheiten: "NOJIMA" [PL 11] und "OJIKA" [PL 12]).
Unten ein Ausriss des Bildes mit dem japanischen Patroler, kontrastiert und bild"verbessert" (so man beim Originalbild das überhaupt machen kann ... :|

Soweit.
Grüsse
OLPE   

Impressum & Datenschutzerklärung