Schifffahrtsmuseum Bremerhaven

Begonnen von Manfred Heinken, 08 Dezember 2016, 18:06:40

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beck.Schulte

Ist auch so ein Thema: Das DSM hat den Nachteil, dass es just beim Klimahaus und dem Ein & Auswanderinnenhaus sich befindet. Letztere sind täglich Ziel von Schulklassen aus der gesamten Republik, das DSM aber natürlich nicht. Schulklassen müssen für ihren Ausflug was an Kultur vorzeigen, da geht  Klima oder Zuwanderinnen supi.  Alle meine 3 Enkel aus Zeven waren mit ihrer Klasse dort. Interessiert hat es keinen, es hieß nur ab in die Fußgängerzone zum Shoppen. Bereinigt man die Besuchszahlen von den Zwangsbesucher, so stand das DSM  auch nicht schlecht da.  Sehr traurig hingegen das sehenswerte das Histr. Museum an der Geeste. Da kommen keine Schulklassen hin, es sind so 10 – 20 Besucher pro Tag. Klugerweise verzichtet man dort auf Eintrittsgeld.   

kalli

Gruppenbesucher hat so ziemlich jedes Museum und das ist ja aus verschiedenerlei Gründen nicht schlecht. In den jeweiligen Jahres-Geschäftsberichten müssten doch die Besucherzahlen aufgelistet sein. So kenne ich das jedenfalls von anderen Museen. Die Träger und die Förderer wollen das ziemlich genau wissen. Zum anderen wäre es ein Hinweis darauf, wie die Akzeptanz des Konzeptes auch jenseits unseres Interessengebietes ist.

beck.Schulte

na ja, Klima und Auswanderer haben so einige Busladungen täglich. Das DSM nie bis extrem selten. Ich guck mal nach den Zahlen. Die werden jährlich für alle vier Einrichtungen veröffentlicht.

Wilfried

Moin Kalli,
bei diesem Link - Statistik sehen - auf Zustimmung klicken.

https://www.butenunbinnen.de/nachrichten/museen-bremen-bremerhaven-besucherzahlen-100.html

Mit einem lieben Gruß
Wilfried

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kalli

Danke Wilfried,
die Statistik ist sehr aufschlussreich. Der Besucherhöhepunkt des DSM war 2015 (ca. 100000), danach ging es rapide abwärts - 2023 nur noch weniger als die Hälfte. Das U-Boot-Museum dagegen hatte 2023 seine größte Besucherzahl (Anstieg von ca.70000 in 2013 auf 94000 in 2023) der letzten 10 Jahre! Alle anderen Museen (Corona-Knick vernachlässigt) haben ihren Durchschnitt ungefähr gehalten. Tja, da muss sich die DSM-Museumsleitung konzeptionell was einfallen lassen.

maxim

Der Rückgang hat aber sicher auch etwas mit dem langen Umbau zu tun - während dem es nur wenig zu sehen gab.

Ist der Umbau jetzt abgeschlossen?

beck.Schulte

#21
Zu allem lässt sich viel sagen:
a) Das Haus – außer Kogge ist seit Jahren geschlossen- Die Bücherei befindet sich aktiv im Fischereihafen.
b) Das U-Boot Museum ist ein übersichtlich zu besuchendes Einzelstück und nicht mit einer großen Museums Anlage zu vergleichen
c) Es ist überhaupt die Frage, ob es Sinn gemacht hat, in einer Stadt wie BHV, einsam am Rande der Republik gleich drei flächenmäßig überregionale Museen hinzustellen.  Dazu noch nebeneinander.  Ähnlich wie in HH wo man vor der Wahl Modell-Eisenbahn oder Schiffsmuseum steht, entscheidet man sich in BHV auch nur für eines der drei Angebote.
d) Stark besucht war es nie. Die Frage der letzten Jahre war die einer weiteren Finanzierung. Die bisherige von Bund/Land/Gemeinde reichte nicht aus. Berlin war völlig desinteressiert. Bremen generell nicht besonders von BHV eingenommen, gab auch nicht mehr dazu. Die Stadt schon pleite. So war die Frage: Woher mit dem Geld. ?   Die Lösung Mitglied in der Leibnitz Gesellschaft zu werden. Dazu müsste aus einem die deutsche Seefahrt darstellenden Schau-Museum ein wissenschaftliches Forschungsinstitut werden. Also weg von Seefahrt und Deutschland hin zu weltweiter maritimer Forschung. Die Mitgliedschaft wird alle Jahre wieder auf ernsthafte Forschung untersucht und kam mit dem Entzug der Mitgliedschaft enden. Selbiges läuft zurzeit. Somit die starke Anbindung an das AWI und die Hochschule BHV. Auch Themen wie BLM, Nationalsozialismus, Rassismus, usw usw. machen da Sinn. Opas Fahrzeit beim NDL sind damit nur eine sehr kleine, beständige Randgruppe.
 Es gäbe dazu noch reichlich weiteres. 

kalli

Danke für die Erklärung. Mein Besuch im Museum liegt nun schon viele Jahre zurück...

beck.Schulte

#23
Mal so am Rande eine kleine Anmerkung zur Wertung von Besucherzahlen:  Ich glaube mehr noch als Besucherzahlen ist die ,,gesellschaftliche Akzeptanz" von vom Steuerzahler  finanzierten  Einrichtungen und Organisationen entscheidet:
Beispiel:  Historisches Museum BHV.  Dort war ich den 60/70zigern wöchentlich freiwilliger Helfer von Herrn Schlechtriem. Das am Querkanal liegende Museum war nur deshalb allgemein bekannt, weil sich Moors Tanzschule (da gingen Arbeiter & Bauern hin, die vom Gymnasium & Marineschule zur weltbekannten Fam. Beer)sich im gleichen Haus befand. Dazumal gab es Tage ohne jegliche Besucher, in der kaum bis gar nicht benutzten kleinen Bibliotake führte ein pensionierter Oberlehrer die Aufsicht, der war die meiste Zeit am Bücher lesen. Trotzdem wurde das Museum mit viel Geld der Gemeinde subventioniert. Man hatte eben als eine Stadt mit 120.000 Menschen eine solche Einrichtung.  Heute ist das anders. Das Museum ist ,,gesellschaftlich" nicht mehr von Belang, anderes zählt mehr.  Zivilgesellschaftliche Organisationen und Körperschaften verlangen ihren Teil an Haushaltsmitteln.  So muss man halt sehen, woher das Geld kommt. Die Lösung im Fall des DSM heißt Leibnitz. 
So is es!  Gruß aus dem sonnigen BHV  8-)


maxim

Ich denke, dass es heute ein ganz anderen Unterschied zu der damaligen Zeit gibt, der sehr vielen öffentlichen Einrichtungen (nicht nur Museen, sondern auch z.B. Universitäten, die gesamten Verkehrsinfrastruktur oder die Bundeswehr) massiv zusetzt: für jedes wirtschaftliche Problem werden Steuersenkungen als Lösung gesehen. Gleichzeitig ist die Aufnahme von Schulden stark begrenzt (so dass Deutschland inzwischen im Vergleich zu anderen großen Staaten) ein sehr niedrige Schuldenrate hat.

Entsprechend gibt es viel zu wenige staatliche Investitionen und viele öffentliche Einrichtungen leiden unter Geldmangel. Und das in einer der reichsten Staaten, die es weltweit gibt... Und falls sich jemand wundert, warum Deutschland im Vergleich zu Nachbarländern teilweise technologisch etwas mittelalterlich wirkt (z.B. Stichwort Digitalisierung): ohne entsprechende staatliche Investitionen funktioniert das halt nicht.

Wir hätten wahrscheinlich auch ein viel höheres Wirtschaftswachstum, wenn es mehr staatliche Investitionen gäbe, auch in Museen. Das sind schließlich Aufträge für die verschiedenen Unternehmen, Handwerker, Modellbauer etc.

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