Maritime Nachrichten 1919/1920

Begonnen von Parow, 22 September 2022, 11:59:04

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Parow

Danke Reinhard

11. Juli 1920 Friedrichshafen
,,Gestern vormittag machte das neueste und größte Zeppelinluftschiff L 72, das vor Ausbruch der Revolution von der Marineverwaltung in Auftrag gegeben und erst jetzt fertiggestellt worden ist, seine erste glänzend verlaufene Probefahrt. Das Luftschiff muß in Balde an Frankreich abgeliefert werden."

15. Juli 1920
,,Die Auflösung der 2. Marinebrigade ist seit dem 31. Mai, die der 3. Marinebrigade seit dem 20. Juni vollendet. Das personal der Brigade ist zum größten Teil entlassen worden. Lediglich das Berufspersonal ist auf den 15 000 Mann-Etat der Reichsmarine übernommen worden."

16. Juli 1920
,,Das deutsche Luftschiff L 72 ist nach siebenstündiger Fahrt Sonntag früh in Maubeuge angekommen und den französischen Behörden übergeben worden."

17. Juli 1920 Swinemünde
,,Swinemünde wird Marine-Garnison. Die seit längerer Zeit geplante Verstärkung des hiesigen Garnisonstandortes wird nunmehr erreicht. Ein Küstenwehr-Bataillon ist für Swinemünde bestimmt. Die Unterbringung erfolgt in der Infanteriekaserne und bis zur Räumung der von Beutemunition noch belegten Festungsräume in der nächsten Umgebung von Swinemünde. Die bisherigen Truppenteile verbleiben im hiesigen Standort."

Parow


Urs Heßling

moin,

nach Gröner, DDK, Bd. 2, handelte es sich dabei um die nicht fertiggestellten Boote S 153 und S 156 der Schichau-Werft in Elbing (Baubeginn 1917).
Es erscheint also möglich, daß im 1. Satz des Textes eine Verwechselung vorliegt und die unfertigen Boote von Elbing nach Danzig geschleppt werden sollten.

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Parow

Danke Urs


19. Juli 1920 Stralsund
,,Am Sonnabend nachmittag lief ,,T 146", von Swinemünde kommend, im Stralsunder Hafen ein. Kommandant des Bootes ist Oberleutnant z.S. Schulz; die Besatzung ist 70 Köpfe stark, sie folgte der Einladung des Marine-Vereins zur Teilnahme an dessen gestrigen Sommer-Vergnügen. Am Dienstag wird ,,T 146" den Hafen von Stralsund wieder verlassen und nach Swinemünde in See gehen."

20. Juli 1920 Saßnitz
,,Die Oberschreibersgast-Maate Groth und Striegau vom Minensuchboot ,,T 153" unternahmen am Sonnabend trotz des stürmischen Wetters eine Segelbootfahrt nach Binz. Unterwegs kenterte das Boot und sank, Striegau, der sich lange über Wasser hielt, konnte gerettet werden, während Groth, den die Kräfte verließen, ertrank."

21. Juli 1920 Wolgast
,,Das auch in Stralsund bekannte Motor-Segelschiff ,,Hoffnung", Kapitän Hopp, beladen mit 1300 Zentner Briketts, geriet in Höhe von Peenemünde in Brand. Um einen Nothafen anzulaufen, fuhr es mit Notflagge (Nationalflagge in Schau, d. h. in der Mitte geknotet), nach Wolgast. Hier schlugen bereits die Flammen hell aus dem Laderaum. Das Fahrzeug wurde von den Beamten des dort stationierten Reichswasserschutzes beobachtet. Sofort ging das Rettungsboot mit Perkeeapparaten und Löschgeräten längsseit, die Flammen wurden erstickt und das Fahrzeug an die Kaimauer gebracht. Ein teil der Ladung wurde, um an den Brandherd zu gelangen, an Land geworfen, das Schiff selbst von Beamten bewacht. Die Ladung ist versichert."
Was sind Perkeeapparate?

Parow


Urs Heßling

moin,

Quelle uboat.net zu dänischen Verlusten (256) https://www.uboat.net/wwi/ships_hit/search.php
viele kleine Schiffe wurden versenkt, mit Abstand das größte war die Columbia

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Parow

23. Juli 1920 Hamburg
,,Zurzeit liegen im Altonaer Hafen 18 Fischdampfer beschäftigungslos, weil weder Kohle noch Eis vorhanden ist."

28. Juli 1920 Stettin
,,Der Dampfer ,,Bagdad" mit Kriegsgefangenen aus Rußland lief in den hiesigen Hafen ein. An Bord des Schiffes befanden sich außerdem noch 17 Engländer, die Besatzung des unter englischer Flagge fahrenden Motorschoners ,,Margaret Hany", der mit Holz beladen war und im Finnischen Golf in Brand geriet. Die Besatzung war gezwungen, bei stürmischer See in die Boote zu gehen und trieb acht Stunden beinahe hoffnungslos in immer schlechter werdendem Wetter. Trotz mangelhafter Sichtigkeit gelang es, eines der Boote von Bord des ,,Bagdad" zu erspähen und die Besatzung beider Boote aufzunehmen, nachdem das eine beinahe im letzten Augenblick noch einmal gewaltsam abgetrieben worden wäre. Führer und Besatzung des deutschen Schiffes haben sich der englischen Schiffsbrüchigen opferfreudig und tatkräftig angenommen. Ihrem entscheiden Eingreifen ist es zu danken, daß 17 Menschenleben aus höchster Seenot gerettet wurden."

28. Juli 1920 Warnemünde
,,Das Fährschiff ,,Mecklenburg" traf den Dampfer ,,Sundia", der Notsignale zeigte, in hilflosen Zustande an. Die ,,Sundia" kam von Helsingör mit Ladung für Lübeck. Das Schiff hatte keine Kohlen mehr an Bord und es befand sich infolge des herrschenden Sturmes bereits Wasser im Schiff. Das Fährschiff ,,Mecklenburg" nahm die ,,Sundia" ins Schlepptau und brachte sie in den Hafen von Warnemünde."

Parow


Parow

3. August 1920
,,Wieder einmal hat die Funktelegraphie ihre große Bedeutung für die Seeschiffahrt als Retterin von Schiffen in Not bewiesen. Kürzlich lief der amerikanische Dampfer ,,Kerowlee" bei Rotesand auf eine Sandbank und wurde dabei schwer beschädigt. Bei dem herrschenden dichten Nebel war Gefahr, daß das Schiff mit der ganzen Besatzung und der wertvollen Ladung verloren ging. Es gelang aber, mittels der an Bord vorhandenen Funktelegrapheneinrichtung auf dem Wege über die der Reichs-Telegraphenverwaltung unterstehenden Küstenfunkstellen Norddeich und Cuxhaven und über die Marine-Funkstelle in Wilhelmshaven mehrere Torpedoboote und Schlepper herbeizurufen. Diese nahmen die Besatzung des Dampfers an Bord und schleppten dann den Dampfer nach Hamburg, wo er sofort in´s Dock gehen mußte."

7. August 1920 Stralsund
,,Von Saßnitz kommend, lief das Torpedoboot ,,D 5" heute vormittag den hiesigen Hafen an. Das Boot gehört zur 1. Minensuch-Halbflottille und wird als Tender (Herbeischaffen von Proviant, Post usw.) benutzt. Die Besatzung des schon über 34 Jahre alten Bootes besteht aus 40 Mann unter dem Befehl des Obersteuermanns Fellberg. Gegen Mittag verließ ,, D 5" den Hafen wieder."

9. August 1920 Saßnitz
,,Reichswehrminister Geßler traf an Bord des Torpedobootes ,,T 141" von Königsberg her hier ein. Die anwesenden zehn Torpedoboote wurden besichtigt, abends fuhr der Minister nach Swinemünde weiter."

Parow

11. August 1920 Stettin
,,Wie die ,,Ostseeztg." meldet, ist nach vollzogener Abrüstung unserer Ostseestreitkräfte beschlossen worden, Kiel als Hauptstation des ehemaligen Ostseegeschwaders aufzulösen. Die noch verbleibenden Marineformationen sollen nach dem neuen Verteilungsplan dezentralisiert werden. Die Marinegarnison in Kiel wird nur 500 Mann umfassen. Das Kieler Küstenwehr-Regiment kommt nach dem Locksteder Lager, das dritte Minen-Bataillon nach Pillau, Saßnitz, Swinemünde, die 1. Flottille der Ostseestreitkräfte nach der pommerschen Küste, der kleine Kreuzer ,,Medusa" nach Pillau. In Saßnitz sind auch bereits 600 neue Rekruten untergebracht. Die in den bisherigen Ostsee-Marinestationen freiwerdenden Kasernements sollen nunmehr für die Wohnungslosen beschlagnahmt werden."

14. August 1920
,,Nach Kopenhagener Blättermeldungen hat die deutsche Minenflottille ihre Arbeit im Kattegat beendet. Man dürfte annehmen, daß diese Gewässer nun von Minen gereinigt sind."

15. August 1920 Wiek a. Rügen
,,Heute vormittag, nach Beendigung des Kirchengottesdienstes, wurde der im hiesigen Hafen ertrunkene Matrose der Marine vom Standort Bug auf hiesigem neuen Friedhofe mit den üblichen militärischen Ehren zur ewigen Ruhe gebracht, nachdem eine behördliche Kommission den Toten besichtigt hatte. Der Verunglückte war 6 Jahre, also die ganze Kriegszeit hindurch, in Japan interniert gewesen und mußte hier nun das Opfer seines Berufes werden."

19. August 1920 Swinemünde
,,Swinemünde ist nunmehr auch zum Standort eines höheren Marinebefehlshabers ausersehen, der die Stelle eines Admirals oder mindestens eines im Admiralsrang stehenden Kapitän zur See (Commodore) einnimmt. Ob die Geschäfte der Festungskommandantur künftig dieser Stelle übertragen werden oder ob der Kommandant neben dem Admiral in Swinemünde verbleibt, scheint noch nicht entschieden."

Parow

27. August 1920 Swinemünde
,,Heute nachmittag traf der erste Transport übergetretener Bolschewisten hier ein. Der Dampfer ,,Asmoth" brachte 885 Mann, die nach Minden i.W. gebracht werden."

29. August 1920
,,Ein Riesenfloß wie es noch kaum über See gefahren ist, ist von Schweden nach Holland unterwegs. Es ist 148 Meter lang und 16 Meter breit und tausende von Stämmen sind über die ganze Länge und Breite etwa 6 Meter hoch aufgeschichtet. Schiffe in weiter Entfernung dürften diesen Koloß für einen mächtigen schwimmenden Eisberg halten. Das Riesenfloß hat erhöhte Kajüten und besitzt Segeleinrichtungen; es wird aber den ganzen Weg von der Ostsee in die Nordsee von Hamburger Schleppern gezogen. Es kommt von Oxelösund bei Norrköping und nimmt seinen Weg durch die Kieler Bucht in den Kaiser-Wilhelm-Kanal, an den westfriesischen Inseln entlang nach Amsterdam. Der Wert des Holzes, das aus entfernten schwedischen Waldungen nach Oxelösund gebracht worden ist, ist auf 18 Millionen Mark geschätzt."

29. August 1920 Danzig
,,Ein Geschwader von drei kleinen Panzerkreuzer in Begleitung von einigen Hilfskreuzern ist in der Danziger Bucht eingelaufen und ankert gegenwärtig auf der Reede unmittelbar vor Neufahrwasser. Einer der Panzerkreuzer führt die britische Admiralsflagge im Topp. Im Hafen liegen zwei weitere englische Kriegsschiffe, sowie zwei französische Panzerkreuzer."

Parow

3. September 1920 Danzig
,,Nachdem vorgestern der amerikanische Panzerkreuzer ,,Pittsburg" hier eingetroffen war, liefen heute  ein amerikanischer Zerstörer und der amerikanische Hilfskreuzer ,,Mars" in den hiesigen Hafen ein."

5. September 1920 Hamburg
,,Der japanische Dampfer ,,Hudson Maru" mit deutschen Kriegsgefangenen an Bord trifft voraussichtlich Montag vormittag in Brunsbüttel ein."

6. September 1920 Berlin
,,Die Reichszentralstelle für Kriegs- und Zivilgefangene teilte mit: daß bis einschließlich 31. August 1920 auf dem Wege über die Ostsee heimbefördert wurden: Aus Deutschland 44 505 Russen, aus Rußland 38 499 Heimkehrende aller Nationalitäten, darunter 11 248 Deutsche."

7. September 1920
,,Vizeadmiral Behnke ist zum Chef der Marineleitung ernannt worden. – Dem Vizeadmiral von Reuter, zur Verfügung des Chefs der Admiralität, ist der Abschied bewilligt worden. Unter seinem Befehl stand bekanntlich die deutsche Flotte in Scapa Flow, als sie versenkt wurde."

8. September 1920 Swinemünde
,,Die Küstenfunkstelle Swinemünde hat die funktelegraphische Verbreitung der von der Nautischen Abteilung des Reichsverkehrsministeriums im Bedarfsfalle ausgehenden ,,Nachrichten für Seefahrer", wie z. B. das Vertreiben von Außenfeuerschiffen u. dgl. Für die Schiffe in der Ostsee übernommen. – Für die Nordsee wird der gleichartige Dienst seit dem 1. Februar d. Js. durch die Hauptfunkstelle Norddeich wahrgenommen."

Urs Heßling

moin,

Zitat von: Parow am 08 Januar 2023, 12:03:03
... der amerikanische Hilfskreuzer ,,Mars"
wohl eher ein "Hilfsschiff" als "Hilfskreuzer" (im deutschen Sinn) : Mars

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Parow

9. September 1920 Stettin
,,Der Stettiner Dampfer ,,Odin", mit 200 bolschewistischen Gefangenen von Ostpreußen nach dem westlichen Deutschland unterwegs, mußte am Montag wegen Sturmes die Danziger Bucht aufsuchen und warf vor Zoppot Anker. Die Schiffsleitung begab sich an Land, um Proviant zu beschaffen. Während ihrer Abwesenheit hatten sich bolschewistische Elemente von Zoppot auf das Schiff begeben und die Gefangenen mit Spirituosen so reichlich traktiert, daß bei Rückkehr des Transportführers und des Kapitäns eine Meuterei ausbrach. Der Dampfer lief Neufahrwasser an und wurde zunächst unter Bewachung der Sicherheitswehr gestellt, hat aber dann wieder seine Weiterreise angetreten."

13. September 1920 Stralsund
,,Das Torpedoboot 155 hatte den Sonntag über im hiesigen Hafen geankert. Es kam von Saßnitz und fährt von Stralsund nach Swinemünde. – Augenblicklich befinden sich eine größere Anzahl deutscher Torpedoboote auf der Vulkanwerft in Stettin. Auch der große Ueberseedampfer ,,Tirpitz" liegt zurzeit auf der Stettiner Werft."

15. September 1920 Stettin
,,Dienstag nachmittag traf der Dampfer ,,Martha Wörmann" im hiesigen Freihafen ein. An Bord befanden sich 164 Deutsche, 64 Zivilgefangene, 16 Frauen und 4 Kinder,57 Deutsch-Oesterreicher, 518 Ungarn, 80 Polen, 137 Jugoslawen, 46 Italiener und 3 Bulgaren."

16. September 1920 Stralsund
,,Eine Minensuchflottille, bestehend aus fünf Minensuchbooten, lief gestern auf dem Wege nach Warnemünde vorübergehend den hiesigen Hafen an. Heute morgen ging die Flottille wieder in See."

smutje505

Hallo Peter .....,,Der Stettiner Dampfer ,,Odin"
hier 2 PK von der ODIN

Impressum & Datenschutzerklärung