Bugwulst (Beispielfälle)

Begonnen von Blane, 13 Januar 2006, 00:38:03

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

harold

Na ja ... tun wir mal a bissl rechnen, bevor wir's ihnen wirklich glauben, den amischen Leut':

"ein moderner FT. mit voller Fahrt unterwegs war und es wurde dort gesagt, dass diese Träger eine Fluchtgeschwindigkeit von " 100 "!! km die Stunde erreichen können"-

...wie andernorts schon öfter mal dargelegt, steigt die Maschinenleistung mit der Geschwindigkeit nicht linear, sondern in der dritten Potenz.

Dh. wir haben mal so um die 280.000 wPs für (sind wir großzügigst!) 40 kn. Um nun 54 kn (das wären grob gerechnet 100 km/h) hinzulegen als 1.35 - fache Geschwindigkeit hinzulegen, brauchen wir nicht das 1.35-fache, sondern das (1.35)³ -fache = 2.46 -fache der Leistung, also, in unserm Fall, 688 800 wPs ...
... unterstellen wir mal, gegen jedes besseres Wissen, einen derartigen Leistungsoutput. Was heißt dies für die Schrauben (4 davon haben wir, und -auch bei aller Raffinesse- jenseits von ca 75 000 - 85 000 wPs herrscht da sprudeldampfigste Kavitation)?
Ecco : 340 000 wPs (also etwa die Hälfte des oben angenommenen) bringen wir mit Vierwellen-Antrieb grad noch ins Wasser als Vortrieb, alles darüber ist eher hinderlich und setzt den Wirkungsgrad dramatisch herab.

Was aber wäre glaubwürdig? Bei den genannten 340 k wPs wären's nun gemäß genannter Logik 42.67 kn (immerhin knapp über 79 km/h) - und dies ist schon so recht nett jenseits der Geschwindigkeiten für große Einheiten ...

Soweit mal, nur mit'm Rechenstift in der Hand,
Harold
4 Ursachen für Irrtum:
- der Mangel an Beweisen;
- die geringe Geschicklichkeit, Beweise zu verwenden;
- ein Willensmangel, von Beweisen Gebrauch zu machen;
- die Anwendung falscher Wahrscheinlichkeitsrechnung.

Ralf

Da sag ich nur: "Johann, 4x wahnsinnige!"  :MLL: :MLL: :MLL:
Gruß
Ralf
___________________________________________
,,Du kannst Dein Leben nicht verlängern und Du kannst es auch nicht verbreitern. Aber Du kannst es vertiefen!"
Gorch Fock

Woelfchen

Naja, gut 40kn sind schon sehr viel.
Und da veröffentlichen technischen Daten nicht unbedingt genau stimmen müßen, kann man doch mal auf 100 Sachen Aufrunden.

Rechnung:
Gut 40kn sind etwa 50kn und 1kn sind rund 2km/h und schon sind wir bei 100km/h  :roll:


Und wie war das mit den Geschützen der Yamato wieder? 40 cm/45 Type 94 = 46cm :wink:



harold

"da veröffentlichen technischen Daten nicht unbedingt genau stimmen müßen"...
...woll-woll, Woelfchen:
aber nach den Dockbildern haben die Biester eben vier Schrauben, und nix mehr, d.h. die Rechnung für die einzelne Schraubenlast geht sich nicht wesentlich anders aus.

Aber natürlich gebe ich in folgenden Bereichen sofort klein bei:

a) Obelix könnte mit an Bord sein und rudern was das Zeug hält. Bringt 5 kn, wenn er achtern sitzt, sitzt er vorn am Steven, bringt sein Bauch als Wulstbug nochmal 2 weitere kn - et voilá, simma auf 100 km/h.

b) Die Amis, die Briten und auch alles sonstige Gekrops ham uns betrogen bis dorthinaus : die Erde is am Großkreis Pol-zu-Pol viel-viel länger! Nachdem nu der französische-Revolutions - kMeter 1/40000 des Erdumfangs am Äquator meint, ist bei dermaßen zitronenförmigem Globus klar, dass eine sm (=1 Bogenminute am Längenkreis) bestenfalls auf 2.315 km kommt, mithin sind 100 km/h nach genannter Rechnung drin. Jawoll!

c) Das Einstein-Bose-Postulat ist schlichtweg falsch.
Als absolute Geschwindigkeit haben wir uns die einer Brieftaube mit schwerer Flatulenz zu denken, mithin kommt es bei messbaren Bruchteilen dieser Geschwindigkeit bereits zu zeitdilatativen Phänomenen (siehe auch : "Opel Manta und die Schallmauer", Friseusen-Press 1987).
Da nun Geschwindigkeit als Weg-Zeit-Relation definiert ist, wird hier nun auch dem verstocktesten Beobachter aus dem Auslande offenbar, dass deutsche Konstruktionen in diesem Punkte allen anderen überlegen waren.
Als offenkundiger Beweis hiefür sei das traditionelle Antreten mit Front zur Back genannt, vor dem meist wohlschmeckende Kohlsuppe ausgegeben wurde.
Hiemit wurde zusätzlich zum dilatativen Momente noch das furzative hinzugetan - (weitere Einzelheiten, insbes. des Rezepts der Kohlsuppe, unterliegen der Geheimhaltung. Allerdings kann wohl fundiert gemutmaßt werden, dass Kümmel einen nicht unerheblichen Bestandteil [ZENSUR] ... usw

:MLL:
Harold
4 Ursachen für Irrtum:
- der Mangel an Beweisen;
- die geringe Geschicklichkeit, Beweise zu verwenden;
- ein Willensmangel, von Beweisen Gebrauch zu machen;
- die Anwendung falscher Wahrscheinlichkeitsrechnung.

Langensiepen

#34
Na, na Indianapolis, die ``Juneitet Stäts``40kn?? Kann ich als alter NDLer und Leher Britt nur bedächtig den Kopf schütteln. Inne Theorie vielleicht, inne richtigen Seefahrt wohl ne. Was aber wahr war ( ist)Als die Esso Frankfurt 1964 / 65 einen Wulsbug verpaßt bekannt, hieß es das der Dampfer pro Jahr eine Reise  Rotterdam-Pers.Golf mehr machen könne. Und das wird wohl so gewesen sein, sonst würde die vonne ESSO sowas ja nicht tun, von wegen kostet Geld und so.
BERND
Ach ja, der Umbau fand natürlich beim TB-NDL statt, so den sonst?

toppertino

@ langensiepen

ZitatNa, na Indianapolis, die ``Juneitet Stäts``40kn??
Von 40 Knoten habe ich aber auch schon gehört,in Zusammenhang als Truppentransporter für zukünftige Kriege.
Quelle müßte ich erstmal raussuchen,was dauern kann,da ich nicht mehr weiß ob ich das ausm Buch oder ausm WWW habe.

mfg
Lebensende mit 3 Buchstaben: EHE!

kalli


Langensiepen

Also...das Ding ist bei einer der Probefahrten mal auf 42nm gekommen, was heißt das aber für die Praxis? Nix, da die Rekordbedinungen hingebogen wurden. Außerdem ist die Frage wie lange und in welchen Zustand dieses Geschwindigkeiten zu halten sind. Mal von den Kosten abgesehen. Selbst als Truppentransporter wäre er nie diesen Geschwindigkeit gelaufen, was auch keinen Sinn macht. Das mit den Geschwindigkeiten bei modernen Kriegsschiffen ist angesichts der Waffentechnik auch nur noch ein Traum von Gestern, unnötig. Ähnlich der Bilder, die ich so um 1985 erleben mußte, wo BW Flugzeuge Angriffe auf die F122 geflogen sind, so achtkantig drauflos.
Nun , die US war wohl das unbeliebteste Schiff bei den nicht-US Reisenden. Alles etwas hausbackend und schlicht. Schön fand ich immer wenn abends mit viel Theater die Hafenflagge eingeholt wurde. Immer mit drei Mann hoch. Es wurde gesagt ( ich habe keinen Beweiß dafür) das die Flagge, wenn sie auf Deck fallen würde zu verbrennen sei. Nach dem Motto ne US Flagge berüht den Boden nie.

Peter K.

Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

Woelfchen

@ Harold:
Obelix bei den Amis? Unmöglich! Aber die französischen Schiffe fahren bestimmt 100kn!
Erdumfang stimmt nicht? Nö, viel einfacher, die länge der Schiffe ist falsch!
Auserdem:
20% Toleranz sind doch normal! (E-Technik Kondensatoren/Transistoren)

Ach ja, bei den Technischen Daten dachte ich vorallem an die Geschwindigkeit....

Bei der US:
Gab es da nicht einschränkungen beim Alkohol? Deshalb unbeliebter?
(Vorsicht, hier gefährliches nur mal was gehört haben)

toppertino

@ langensiepen

ZitatVon 40 Knoten habe ich aber auch schon gehört,in Zusammenhang als Truppentransporter für zukünftige Kriege.
Meine Aussage bezog sich auf damalige "zukünftige Kriege",quasi Korea u Vietnam.Da hab ich mich wohl etwas falsch ausgedrückt.

mfg
Lebensende mit 3 Buchstaben: EHE!

Langensiepen

#41
Wir wollen da man nix von machen, den das mit der Supergeschwindigkeit ist so eine Sache.  :-D :-D Da gibt es an der Elbe eine Werft die baute vor einigen Jahren ein ganz tolles Boot. Diese Boot sollte ganz, ganz schnell übers Wasser flitzen, aber wie das Leben so spielt  die letzten Knoten waren einfach nicht herauszubringen. Also alles von Bord was nicht nötig ist, Wind von hinten usw. Endlich hatte man die Traumzahl erreicht, nur sie war für den `Normalbetrieb `unrealistisch. Das Boot ging dann gen Osten und verließ für immer das nasse Element. Ich will damit sagen, daß die Rekordversuche fast immer groben Unfug sind und mit den wirklichen Leben nix zu tun haben. Das war beim Kaiser und beim Führer der Fall, wie auch bei den Franzosen, Amis und uns heute. Also  Rekordandrohungen immer mit Gelassenheit betrachten.
BERND

indianapolis

So liebe Leute, nun noch einmal zum mitschreiben: Die Un. St. hat bei den Probefahrten, die unter stengster Geheimhaltung verliefen, eine gemessene Geschwindigkeit von 42,8 Knoten gefahren. Die Maschinenleistung war bei 28 kn 124000 PS, bei einem Verbrauch von 800 gr. Treibstoff/PS die Stunde. Sie verbrauchte bei einer Atlantiküberquerung die Hälfte was die Queen Mary bei gleicher Geschwindigkeit verbrauchte. Ausserdem leif sie wesentlich ruhiger. Die 45 kn waren bezogen auf die Form des Schiffes, also das Unterwasserschiff war ausgelegt für 45 kn. Ich weiss es daher, weil ich den originalen Spantenriß und die dazugehörigen Unterlagen habe. Ausserdem befasse ich mich schon seit über 20 Jahre mit diesem Schiff und habe mit der Zeit ein beträchtliches Wissen mir angelesen.
Und das mit den Flugzeugträgern, was hilft hier Theorie, die Praxis sieht immer etwas anders aus. Kleines Beispiel: Als ich bei Flender gelernt habe, bauten wir die Tor Hollandia. Es war ein schwedisches Fährschiff. Es hatte vier Hauptmotoren auf zwei Propeller und keinen Wulstbug. Bei der Übergabefahrt lief das Schiff seine Dienstgeschwindigkeit von 23,5 kn, was mit " Höchstgeschwindigkeit " bezeichnet wurde. Dann kam das Kommando von der Brücke " Alle AK voraus! ". Der Ing holte alles heraus was da war. Die Motoren wurden mit 120% Leistung gefahren und das Schiff hatte am Ende eine Geschwindigkeit von 27 kn. Und soviel ich weiss sind bei allen Schiffen gewisse Reserven in den Maschinen. Ich schrieb vor einiger Zeit " FLUCHTGESCHWINDIGKEIT "! und das soll es auch sein. Die Bilder die hier gezeigt wurden von den FLTr., sind alles Aufnahmen von normalen Fahrten. Ich kenne Bilder, wo so ein Träger bei ruhiger See eine Bugwelle bis kurz unter dem Flugdeck hatte. Leider sind diese Aufnahmen nicht im Internet zu finden, aber ein Freund von mir hat ein Buch über die Träger und dort ist es wunderbar zu sehen.
Es gibt also mehr, als sich so mancher hier vorstellen kann!

Indianapolis

Blane

Zitat von: indianapolis am 24 Oktober 2006, 15:59:14aber ein Freund von mir hat ein Buch über die Träger und dort ist es wunderbar zu sehen.
Gibt es eine Möglichkeit diese Bilder zu sehen -> sprich in welchen Buch sind sie zu finden?
Schöne Grüsse
Christian

harold

Servus Indianapolis,

ich habe keineswegs vor, deine sehr interessanten Daten der U.S. anzuzweifeln - aber ein wenig Physik & Grundrechnungsarten seien doch erlaubt:

Fall 1 : Thor Hollandia, 23.5kn bei 100% Leistung, bei 120% 27kn?
Tut mir leid, geht nich. Für 27 kn bräuchte sie 51.7% mehr an Leistung; mit 20% mehr sind knappe 25kn drin, das war's.
Nachrechnen? 27:23.5 = 1.149; 1.149³ = 1.5169 (soweit zum Leistungsbedarf);
1,2 -³ = 1.06; 1.06 x 23.5 = 24.91.

Fall 2 : U.S. braucht 124 000 wPs für 28kn.
Für 42.8kn bräuchte sie demnach 442 900 wPs - d.h. dass sie als Vierschrauber pro Schraube eine Leistung von mehr als 110 000 Ps ins Wasser setzt. Interessant wären jetzt hier die Umdrehungszahlen, und v.a. bei welchem Seegang (es muss spiegelglatt gewesen sein!) und welchem Beladungszustand sie diese Geschwindigkeit gefahren hat... denn viel mehr als 90 000 wPs sind nicht glaubhaft pro Schraube, ohne dass Kavitation auftritt.

Fall 3 : die "Fluchtgeschwindigkeiten" amerikanischer Träger.



Hier ein einfaches Diagramm, das von eh schon seeeehr geschönten Daten ausgeht (280K wPs für 40 kn!!!), bei der Annahme, dass nicht mehr als 90 000 wPs pro Schraube umgesetzt werden können, hier die möglichen Geschwindigkeitsdaten für 4- 6-Schrauber (deren es jedoch nur theoretisch bei dieser Leistung gibt).
Lässt sich unschwer erkennen, dass Geschwindigkeiten im 54+ -kn-Bereich (und damit um die 100 km/h) einfach nicht drin sind, jedenfalls nicht in unserem Universum.

Da ich bemüht bin, gerade im Bereich Technik und Technologie Mythen und Fakten streng zu trennen, bitte ich dich, aus den von dir genannten Bildern mal die Wellenlänge der eigengenerierten Welle rauszumessen und nach bekannten Formeln daraus die Geschwindigkeit abzuleiten.
Die Wellenhöhe am Bug ist weder ein Maß für die wirkliche Amplitude (sondern eher ein Anzeichen für ein hydrodynamisch verpfuschtes Vorschiff) noch für die Geschwindigkeit...

Ciao,
Harold
4 Ursachen für Irrtum:
- der Mangel an Beweisen;
- die geringe Geschicklichkeit, Beweise zu verwenden;
- ein Willensmangel, von Beweisen Gebrauch zu machen;
- die Anwendung falscher Wahrscheinlichkeitsrechnung.

Impressum & Datenschutzerklärung