Inseldesign der IJN-Träger; Flugdeckbewegungen

Begonnen von Big A, 03 September 2007, 18:48:16

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t-geronimo

Der Start ist nicht das Problem (bezüglich der Abgase), sondern die Landung, da die Abgase recht fiese Turbulenzen erzeugen können, die wiederum die Flieger aus dem Takt bringen.

Wenn man direkt gegen den Wind steuert, gehen die Abgase natürlich auch direkt nach hinten weg. Also leicht seitlich versetzt zum Wind steuern, um eben ein leicht seitliches Abziehen zu ermöglichen.
Aber dann hat bei zu dicht zusammen fahrenden Verbänden wieder ein Träger die schlechteren Bedingungen. Schon allein deshalb war wohl der "Großflugplatz" dann nach den ersten praktischen Erfahrungen tabu.

Und bei Midway, wo oben genannte Verbandspositionen praktiziert wurden, waren die japanischen Träger ja auch (aus dem Kopf heraus) 1000-2000 m auseinander, wenn ich mich recht erinnere.
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

harold

Ich hab jetzt mal TG's Distanzangaben maßstäblich genommen sowie einen leicht zum Wind (blauer Pfeil) versetzten Kurs (weißer Pfeil) graphisch umgesetzt, und die jeweiligen Anflugskorridore hellrot hinterlegt:



Landanflug auf linken Träger: frei von Abgasen, bei Verzug nach Bbd in den Wind auch keine Crash-Gefahr gegen die Insel.
Landeanflug auf den rechten: während der letzten Phase mitten im Abgas-Strom, und bei Verzug gegen den Wind steht da die Insel im Weg... liefert Verwirbelungen etc.

Vertausch ich die Träger, lass aber Kurs, Wind und Anflugschneisen gleich: linker Träger, Insel-Wirbel im Weg; rechter Träger, rauchiger und heißluftiger Anflug wie gehabt, Insel nicht im Weg.

So ganz komm ich der zugrunde liegenden Idee nicht auf die Schliche - aber irgendwas müssen die sich doch dabei gedacht haben, sonst mach ich den Scherz doch grade einmal (Kaga/Akagi) und wiederhol ihn doch nicht mit Soryu/Hiryu -?

Ciao,
Harold

@ Ralf, ...mein langjähriges Visualisierungsbüro hieß "Formgabe / Idee will Gestalt"  ...sonst noch Fragen?  :-D
4 Ursachen für Irrtum:
- der Mangel an Beweisen;
- die geringe Geschicklichkeit, Beweise zu verwenden;
- ein Willensmangel, von Beweisen Gebrauch zu machen;
- die Anwendung falscher Wahrscheinlichkeitsrechnung.

t-geronimo

Das Problem könnte die Zeit gewesen sein.

Akagis Umbau war laut Wiki (andere Quellen habe ich hier auf der Arbeit nicht) 1938 abgeschlossen. Dann begannen die Tests, die schlechte Ergebnisse brachten. Wie lange die Tests dauerten, weiß ich von hier nicht.

Hiryu lief am 05.11.1937 vom Stapel und wurde am 05.07.1939 in Dienst gestellt. Wahrscheinlich wäre da der Umbau der Insel auf die "richtige" Seite zu umfangreich geworden.
Warum sie aber nicht mit der Abgasführung auf die linke Seite geplant und gebaut wurde, weiß ich von hier aus nicht.


Laut dieser Seite hier:
http://www.lostbattalion.com/t-bg_Hiryu.aspx (gleich ganz oben)
gings mehr um die Performance beim Start der Flieger als bei der Landung.
Die Landungsprobleme könnten dann das Weiterführen der Idee verhindert haben.

Aber wie gesagt, ohne Quellen von hier aus viel Spekulation.

Wo ist denn Japan-Experte Dominik??
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

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Ralf

Jo, harold, schon, aber dennoch... Sehr schön... Bilder sagen mehr als viele Worte... Dann noch die fysikalische Fachkompetenz... Passt schon, den Orden kannst Du Dir an Deinen Rock hängen...

Ich frage mich oft, ob dieser Rock eher der verwegene eines Huszaren oder eher der eines Arristikraten ist!? *frechrübergrinst*
Gruß
Ralf
___________________________________________
,,Du kannst Dein Leben nicht verlängern und Du kannst es auch nicht verbreitern. Aber Du kannst es vertiefen!"
Gorch Fock

harold

Nää, Ralf, kein Rock, sondern eher n ausgeschlabbertes Sweatshirt eines midlife-bebauchten Weintrinkers - also insoferne kaum n seriöser Platz um n Orden ans-tän-dich hinzuplatzieren...  :-D also lass mal.

Die Idee hinter den links-rechts-versetzten Inseln ... ohne dass wir bis jetzt wirkliche Informationen dazu haben ...

...wäre das Anflugschema parallel, und nicht symmetrisch, siehe:



- dann macht nur die von Spee angemerkte Signalfunktion von Brücke zu Brücke Sinn, sonst aber auch nix, jedenfalls nicht von der fliegerischen Seite her.

Also ohne die Info's, welcher Träger an welcher Seite, und wie angeflogen wurde, verliern wir uns hier nur in Spekulationen - zwar nett zum Schärfen des Geistes, aber sonst -?

Ciao,
Harold
4 Ursachen für Irrtum:
- der Mangel an Beweisen;
- die geringe Geschicklichkeit, Beweise zu verwenden;
- ein Willensmangel, von Beweisen Gebrauch zu machen;
- die Anwendung falscher Wahrscheinlichkeitsrechnung.

Big A

ZitatDer Start ist nicht das Problem (bezüglich der Abgase), sondern die Landung, da die Abgase recht fiese Turbulenzen erzeugen können, die wiederum die Flieger aus dem Takt bringen.
Nicht nur die Turbulenzen sind ein Problem, sondern auch, dass heiße Abgase die Motorenleistung in kritischen Punkt der Landung nachteilig beeinflussen, d.h. Leistung fehlt plötzlich. Daher wird auch heute noch bei Helo-Landungen an Deck so gefahren, dass die Abgase frei seitlich abziehen können.

ZitatUnd bei Midway, wo oben genannte Verbandspositionen praktiziert wurden, waren die japanischen Träger ja auch (aus dem Kopf heraus) 1000-2000 m auseinander, wenn ich mich recht erinnere.
Lt. Parshall/Tully, Shattered Sword standen die Träger 5000 - 8000 m auseinander in einer losen Box-Formation

ZitatWenn man direkt gegen den Wind steuert, gehen die Abgase natürlich auch direkt nach hinten weg. Also leicht seitlich versetzt zum Wind steuern, um eben ein leicht seitliches Abziehen zu ermöglichen.
Wichtig ist der SCHEINBARE Wind über Deck als Resultat aus Eigenfahrt und wahrem Wind, daher wird der Wind die Abgase sicher nicht über Deck wegblasen.

ZitatVielmehr ging es wohl darum, daß in größeren Verbänden die Träger so platziert werden sollten, daß alle gleichzeitig von ihren Fliegern angeflogen werden konnten, ohne daß Einflugschneisen sich kreuzten oder zu dicht beieinander lagen und somit Koordinations-Probleme entstanden.
Das Problem hatten aber z.B. die US-Träger bei der Schlacht in der Phillipinen-See mit ihrer Vielzahl von Trägern nicht. Sie ließen sie in Taskgroups operieren, wobei durchaus 2 große CV und ein bis zwei CVE zusammen in einem "Schutzring" aus CA, BB, DD etc. operierten.
Vielleicht waren ja die Anflugverfahren und Fliegerleitung einfach besser (man denke nur an die chronisch schlechten Funkgeräte in jap. Maschinen)
Weapons are no good unless there are guts on both sides of the bayonet.
(Gen. Walter Kruger, 6th Army)

Real men don't need experts to tell them whose asses to kick.

Spee

Servus,

laut Warship international 1/1977 (Fighting-flattops, the Shokaku's) gab es keine unterschiedlichen Lande-Anflugverfahren auf japanischen Trägern. Nach Freigabe zur Landung durch den Seibiin (Lichtsignal) flog der Pilot einen Punkt ca. 800m hinter dem Träger an und begann den Landeanflug aus ca. 200m Höhe. Dabei mußte sich der Pilot an Lichtsignalen auf dem Flugdeck und der Brücke sowie der Dampffahne am Bug des Trägers orientieren. Einen Landing-Officer (Bat-Man) o-ä. gab es auf japanischen Trägern nicht. Japanische Piloten waren beim Landeanflug somit völlig auf sich allein gestellt.
Überhaupt erscheint mir die Komponente "Leitung" bei den japanischen Trägern sehr dürftig. Ein Air Operations Officer (Hikoochoo) mit 2 Gehilfen und einen Flight Deck Traffic Officer (Seibiin) war die übliche Kombination. Der Hikoochoo gab Starts und Landungen per Signal (Flaggensignal) frei, der Seibiin gab Landungen frei, war aber hauptsächlich für die Bewegungen der Flugzeuge auf dem Deck (Taxiing) zuständig. Die Startprozedur war extrem simpel. Der Hikoochoo gibt per weißer Flagge die Starts frei und alle Flugzeuge starten nach der Reihenfolge, wie sie auf dem Deck stehen.
"Hiryu's" Brückendesign war fortschrittlich im Sinne einer erstmals auf japansichen Trägern möglichen flight deck control von der Brücke aus. Nachteilig war nicht nur die linke Position, vielmehr die Aufstellung der Brücke mittschiffs. Das führte zu schweren Verwirbelungen in der Landezone. Deshalb auch später die deutlich vorliche Stellung der Brücken auf den "Shokaku's".

Als Detail noch die Brücken-Level der "Shokaku's":

First Deck: Captain's quarters, Operations room, Ready room, Map storage, Passageway
Second deck:  Wheelhouse, Navigator's office, Radio room, Navigator's store, Passageway
Third Deck: Pilot house, Captain's bridge and Navigator's plotting table, Communication office
Fourth Deck: open bridge for duty officers, lookouts and air defence officers
Servus

Thomas

Suicide Is Not a War-Winning Strategy

Big A

ZitatFirst Deck: Captain's quarters, Operations room, Ready room, Map storage, Passageway
Second deck:  Wheelhouse, Navigator's office, Radio room, Navigator's store, Passageway
Third Deck: Pilot house, Captain's bridge and Navigator's plotting table, Communication office
Fourth Deck: open bridge for duty officers, lookouts and air defence officers

Somit gab es also wirklich kein explizites Flagplot bzw. Flag-Ops-Room, in dem der Befehlshaber seine Schlacht führte im Gegensatz zum Ships Plot oder Ops Room (CIC), von welchem aus das Schiff sein Gefecht führte!?!
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Spee

Servus

Thomas

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