Flagge dippen: Die Begrüßung von Schiffen untereinander=aussterbende Tradition

Begonnen von Captain Hans, 04 März 2010, 21:33:41

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Henrio

Moin, Moin,

....ich versuche mal, zu ergänzen. Wie Kapt. Hans schon ausführte, grüßte das auslaufende Schiff das einlaufende zuerst.
Das fahrende Schiff den Ankerlieger oder das festgemachte. Kriegsschiffen gegenüber war Pflichtgruß. Dabei wurde die Flagge
erst wieder vorgehißt, wenn das Kriegsschiff seinen Dippvorgang beendet hatte. Eine Besonderheit gab es bei Schiffen, die
aus irgendeinem Grund Halbstock geflaggt hatten. Dabei wurde die Flagge erst ganz vorgehißt, dann der Gruß durchgeführt, und
dann die Flagge wieder auf Halbstock gesetzt. Jetzt gibt es da eine Ungereimtheit, wie weit die Flagge zum Gruß niedergeholt
wurde. Eine Quelle schreibt von 1/3 Flaggleinlänge bei der Gaffel, eine andere von 2/3. Die eine ist das Matrosen ABC, Kapt. Hans
müßte das kennen. Was für Katholiken der Katechismus, war für angehende Seekonfirmanten das Matrosen ABC. Die Bücher aus
der ehem DDR, die im Übrigen ganz vorzüglich sind, schreiben  das andere, oder es ist gemeint auf 2/3. Beim Dippen Flagge am
Stock wurde diese bis auf Relingshöhe niedergeholt. Es war eigentlich immer eine schöne Einrichtung aber leider bei der
Durchrationalisierung des Bordbetriebes wegrationalisiert worden. Wer noch die Schiffsbegrüßungsanlage in Schulau kennt, wenn
man auf der Elbe fuhr oder diejenige bei der Rendsburger Eisenbahnhochbrücke wird wissen, warum ich von leider spreche.

Gruß
Heinz

Captain Hans

Hallo Heinz

schöne Ergänzung  top top

An das Matrosen ABC kann ich mich noch erinnern aber ich hab es nicht mehr.
Durch deinen Beitrag haben wir nun diese alte Tradition vollständig - danke


viele Grüße

Hans
,Nur wer sich ändert,bleibt sich treu"!!!
,,Nicht was du bist,ist das was dich ehrt,wie du bist,bestimmt den Wert"!!!

Tom Riddle

Moibn!

"Matrosen-Abc", das kenne ich nicht. Oder meint ihr die Bücherreihe "Seemannschaft Bd i - IV"? Wenn man den ideolgischen Krempel im Vorwort und in eineigen Kapiteln wegstrich, ein absolutes Top-Hilfsmittel! Nicht nur als an Deck auch als Nautiker (Bd IV Schiffssicherheit)

Thema "Dippen": bis zu den 80ern war ich nur mitfahrendes Familienmitglied. Als ich aktiv wurde, war es schon ziemlich wenig geworden. Allerdings hatten wir einen Chiefmate der alten Schule.

Schiffe, egal ob Krieger oder bunte, da bestand er nicht darauf. Aber Schulau, Rendsburg, Blumenthal (Weser) Laboe (um jetzt nur mal nur die Stellen in Deutschland zu nennen), da bestand er darauf und löste dafür sogar den Gefechtsrudergänger ab!

Einige andere Stellen die im Ostseeraum gegrüßt werden mußten (seinem Verständis nach): Festung Kronstadt vor St. Petersburg (ex Leningrad), Oslofjord Untergangsstelle der Blücher und die Westerplaate vor danzig.

Über seine Motivation kann (da ich ihn nie danach gefargt hatte) und möchte ich hier nicht diskutieren. Aber es war zumindest am Ende des letzten Jahrtausends  :wink: nichtganz ausgestorben. Und ich habe es auch als Moses noch gelernt.

TR

Rafael

Hallo Hans
Ich kann Dir nur beipflichten, dass diese Tradition vorlorengegangen ist. Mir ist es 2012 am Kap Hoorn passiert. Ausschnitt von meinem Törnbericht:

Ich stand an der Reling und freute mich darüber, dass jetzt mein großer Traum, mit einem Großsegler um das Kap Hoorn zu segeln, in Erfüllung ging. Der Wettergott hatte auch ein Einsehen mit mir, denn das Wetter war für diese sonst so stürmische Gegend recht ruhig. In diesem Augenblick kam wie aus dem Nichts das 2010 gebaute chilenische Kreuzfahrtschiff "Stella Australis" aus Richtung der Navarino-Insel auf uns zu und umrundete die "Sedov" einmal. Was für ein Augenblick für uns und für die Passagiere auf der "Stella Australis"! – Hier begegneten sich nun zwei Schiffe, die vom Alter her fast 100 Jahre trennten!!! So eine Begegnung am Kap gibt es sicherlich sehr selten - wenn überhaupt. Das weckte bei mir große emotionale Gefühle. Ich war maßlos enttäuscht und konnte überhaupt nicht verstehen, dass sich –- wie früher während meiner Seefahrtzeit üblich –- die beiden Schiffe nicht mit dem Schiffstyphon "dreimal lang und/oder dippen der Flaggen" begrüßten. In diesem Moment war ich sehr traurig und verstand einfach nicht, warum es diese gute alte Tradition heute scheinbar nicht mehr gibt.


Der komplette Bericht ist nachzulesen unter: http://www.xochipilli.eu/seefahrt-sedov.html

Rafael
Encuenta la felicidad en el trabajo
o no feliz!

Cristobal Colon

Captain Hans

Hallo Rafael

Schoen, dass du deinen Reisebericht ums Horn hier eingestellt hast.
Ich kannte ihn ja schon von deiner HP.

Viele Erinnerungen wurden bei mir wieder wach, denn es war ja mal meine alte Heimat.
2006 haben meine Frau und ich die gleiche Gegend gemeinsam erkundet.
Nach 40 Jahren hatte sich aber viel veraendert - damals war es noch ein sehr uriges
Abenteuer

Na ja wir bleiben ja in Kontakt und ich freue mich auf ein Treffen in Costa Rica.

liebe Gruesse

Hans
,Nur wer sich ändert,bleibt sich treu"!!!
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Franz375

Das mit dem Flagge-Dippen scheint hin und wieder doch noch zu klappen: Ist kaum einen Monat her, da segelte ich mit der JOHANN SMIDT den Großen Belt nordwärts. Auf einmal wurden wir gewahr, wie von achtern ein deutsches Schnellboot der Gepard-Klasse mit hoher Fahrt aufkommt und zum Überholen ansetzt. Als es auf gleicher Höhe (in gebührendem Abstand) mit uns ist, hole ich unsere deutsche Flagge am Flaggenstock (Gaffel haben wir nicht) bis auf Relingshöhe nieder: Sichtliche "Wuhling" auf der Gepard-Brücke, ein Mann ist zu sehen, der nach achtern rennt und dort das Dippen immerhin korrekt ausführt. Ich brachte das meinige ebenfalls zu Ende, und alle waren zufrieden.

Übrigens, ein Matrosen ABC besitze ich auch. Da steht drin, daß die Nationalflagge von der Gaffel nur um 1/3 der Höhe niedergeholt wird, und am Stock bis auf Relingshöhe. Der Fall einer auf Halbmast wehenden Flagge wurde hier bereits richtig beschrieben.
:O/Y 

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