Frage zu Schiffsversicherungen...

Begonnen von Rheinmetall, 23 Mai 2014, 12:50:06

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Rheinmetall

Hallo Hans !

Nach dem stöbern im Internet ist mir wieder eine Frage in den Kopf gestiegen die ich mir selbst nicht beantworten kann.
Aber bei einem Fachmann wie Dir, oder den anderen Leuten hier im Forum kann da bestimmt Abhilfe geleistet werden.  :-D

Und zwar habe ich gelesen, dass die Schiffe der Triple-E-Klasse (Typschiff: Mærsk Mc-Kinney Møller) rund 190 Millionen Dollar pro Stück kosten.
Das ist zwar noch deutlich weniger als die Baukosten für ein Passagierschiff, aber dafür haben diese nicht bis zu 18.000 Container mit der unterschiedlichsten Ware an Bord.

Nun hätte ich gerne gewusst, ob Du oder jemand anderes hier weiß, wie in etwa die Höhe des Versicherungsschutzes für Schiff und die jeweiligen Container berechnet werden.
Wird die Deckungshöhe von nur einer (speziellen) Versicherung getragen, oder sind es bei so gewaltigen Summen mehrere Gesellschaften, die hier zusammen arbeiten ?
Wirken hierbei auch zusätzliche Faktoren wie z.B. Alter des Schiffes, Dienstjahre des Kapitäns, das Einsatzgebiet (wie in etwa Piratengebiete), Wettervorhersagen, Jahreszeiten usw. auf die Höhe des Versicherungsschutzes / der zu bezahlenden Summe ?
Auch hätte ich gerne gewusst, ob die Ladung durch jeden jeweiligen Eigentümer / Versender extra versichert werden muss, oder dies von der Reederei pauschal abgedeckt wird ?

@ Hans:
Weißt Du vielleicht noch wie hoch die höchste Summe war, mit der eines Deiner Schiffe / die zu transportierende Ladung versichert war ?

Vielen herzlichen Dank für Deine Antwort.

Rheinmetall
Ab Kapstadt ohne Kreiselkompass - Jürgen Oesten, U 861

Captain Hans

#1
Hallo Rheinmetall

Leider kann ich hier das nicht im Detail beantworten.
Selbst als Kapitaen bekam man die Versicherungspolicen nicht zu sehen d.h dies
wussten nur die Versicherungsexperten in den Reedereien.

Aber allgemein kann ich schon antworten.
Schiffe haben diverse Versicherungen ziemlich genau wie ein LKW.
Grundsaetzlich werden Schiff, Besatzung und Ladung separat versichert.
Viel haengt auch von den Charterverhaeltnisse z.b.: bei einer Bare Boat Charter
uebernimmt der Charterer die Schiffsversicherungen auch fuer die Besatzung.

Es gibt Kasko, Teilkasko und Vollkasko. (Totalschaden, Schaeden durch Seeschlag, Wandalismus,Fremdschaeden,
aber auch Schaeden durch nautische Fehler, hoehere Gewalt oder Fehlverhalten an Bord und sehr viel mehr............)

Die Ladung (Ladungen) werden separat durch den Charterer oder Freight Forwarder (Verfrachter) versichert.
Bei einem Mehrzweckschiff oder einem Containerschiff koenen das diverse Versicherungen sein. Ein einzelner Container mit
z.B: Gefahrengut kann eine einzelne Versicherung haben. Meistens sind es aber Kontigente eines Verfrachters, die gemeinsam
versichert werden.
Es gibt auch gesonderte Risikozuschlaege z.B:wenn das Schiff Kriegs- oder Piratengebiete wegen der Ladung fahren muss.
Schlechtwetterzonen haben ebenfalls einen Einfluss auf die Praemie

Es gibt riesige Seeversicherungen wobei Lloyds in London die groesste ist.
Es gibt aber sogenannte Assekuranz Versicherungen d.h. Mehere, meist kleinere , Reederei schliessen sich zu einer Gruppe zusammen und
zahlen in einen gemeinsamen Topf ein - also eine Versicherung auf Gegenseitigkeit. (Viele Kuemo Reedereien haben solche Vers.)

Du siehst es ist ein Thema, das ganze Buecher fuellen wuerde und ich bin absolut kein Experte auf diesem
Gebiet. Man kann sich vorstellen was alles losgetreten wird wenn es zu Schadensfaellen, oder sogar einem Totalverlust kommt.

Kommt es zum Beispiel zu einer Kollision so werden alle Seiten versuchen das gegnerische Schiff an die Kette zu bekommen, um
sicher zustellen wer, was bezahlen muss.

Ich hab mal ein Schleusentor gerammt da die Maschine nicht auf Rueckwaerts ansprang. Der Schaden war zwar nicht gross trotzdem
durften wir erst die Schleuse verlassen als die Versicherung treuhaenderisch 1 Million Dollar hinterlegt hatte. (vor mehr als 40 Jahren also
als der Dollar noch einen Wert hatte.)
Saemtliche Schiffe die darauf warteten durch die Schleuse zu fahren machten natuerlich ebenfalls einen Claim.

Ich hoffe dir genuegt meine Antwort

viele Gruesse

Hans
,Nur wer sich ändert,bleibt sich treu"!!!
,,Nicht was du bist,ist das was dich ehrt,wie du bist,bestimmt den Wert"!!!

FAUN

Vielleicht eine Anmerkung. Lloyd's ist in dem Sinne kein Versicherer, es ist nur der Vermittler. Traditionell war es das berühmte Kaffeehaus, hier trafen sich Nachfrager, die ein Schiff oder dessen Fracht oder beides versichert haben wollten, mit den Anbietern von Versicherungen. Diese stiegen dann mit Teilen an der Gesamtsumme ein. So konnte das Risiko für den einzelnen Versicherer gemindert werden.

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